Krieg

mit Waffen und Gewalt ausgetragener Konflikt
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Krieg ist ein Konflikt zwischen Staaten, Völkern sowie anderen Gruppen, der durch organisierten Einsatz von Waffen ausgetragen wird. Werden anstatt Feuerwaffen finanzielle Mittel oder Patente eingesetzt, spricht man auch von Wirtschaftskrieg.

Im übertragenen Sinn unterscheidet man auch den bewaffneten "heißen" Krieg vom Kalten Krieg, welcher sich auf politischer und / oder wirtschaftlicher Ebene abspielt.

Krieg bezeichnet somit eine Situation, in der zumindest eine der beteiligten Kriegsparteien ihre Machtansprüche gegenüber der anderen durch eine massive Anwendung von physischer oder wirtschaftlicher Gewalt, insbesondere Tötung von Menschen, feidlichen Übernahmen oder politische Infiltration geltend zu machen sucht.

Einleitung

Kriege haben die gesamte menschliche Kulturgeschichte begleitet. Dennoch wird ein Krieg als das Besondere, nicht Normale, empfunden, wohingegen der Frieden als der wünschenswerte Normalzustand angesehen wird.

Krieg wird - im Gegensatz zur "normalen" zwischenmenschlichen Gewaltsituationen - in jedem Fall durch "höhere" Ziele als legitimiert dargestellt: Die kriegsführenden Parteien geben jeweils einen oder mehrere bestimmte Gründe an, der die Gewaltanwendung und die Tötung von Menschen bzw. die Vernichtung eines wirtschaftlichen Konkurrenten in ihren Augen rechtfertigen würde.

Der Wirtschaftskrieg zwischen Nationen oder internationalen Konzernen ist hierbei eine neuzeitliche Facette des Krieges mit Feuerwaffen und steht im Bezug auf die Umverteilung von Ressourcen heute ebenso massiv zur Diskussion wie frühere bewaffnete Konflikte zwischen Nationen.

Krieg ist stets auch von großen Zerstörungen begleitet, wobei die Vernichtung von Arbeitsplätzen und Einkommen, auch in volkswirtschaftlich bedeutendem Unfang, selbstverständlich nicht so sehr geächtet ist, wie die Tötung von Menschen.

Historisch

Kriegsführung ist als evulotionär gefestigte Ausdrucksform unter Tieren und Menschen zu beobachten. Während die animalischen Revierkämpfe von einzeln oder in Rudeln lebenden Tieren im allgemeinen nicht als "Krieg" bezeichnet werden, kommt der bewusst und gezielt geplanten Bemächtigung und Unterwerfung eines anderen Stammes, einer anderen Rasse oder einer Nation in der menschlichen Gemeinschaft ein kurlurell bedeutendes Moment in der Betrachtung von Lebensraumentwicklung und Dominanzstreben des Menschen zu.

Sowohl internationale Kriege als auch innerstaatliche Konflikte (Bürgerkrieg) lassen sich kulturhistorisch bis in die frühe Steinzeit zurückverfolgen. Aus (i.d.R. lebenspraktisch motivierten) früheren Bestrebungen fruchtbaren Lebensraum, bessere oder neue genetische Prägungen bzw. intelligente Technologien zu erobern, sind im Laufe der Jahrtausende hochkomplexe gesellschaftlich-soziale Motivationslagen erwachsen, die im Falle der tatsächlichen Kriegsführung zwar immer noch regelmäßig mit niederen Handlungen verbunden werden (Vergewaltigung, Vertreibung, Folter etc.), die andererseits jedoch politisch motiviert dargestellt oft "höhere Motive" wie Ressourcensicherung, Terrorbekämpfung, Stabilisierung von Konfliktfeldern, Präventivhandlungen gegen sog. "Schurkenstaaten" beinhalten.

Claudia von Werlhof, Carola Meier-Seethaler, Marija Gimbutas und Andere setzen den Beginn der Geschichte des Krieges zum Zeitpunkt des Übergangs vom Matriarchat zum Patriarchat an und nennen eine Zeitpanne von nur maximal 7000 Jahren, seit der es kriegerische Auseinandersetzungen gibt. Dies wäre im Vergleich zur Dauer der Existenz der Menschen recht kurz. Als Beleg für ihre These ziehen sie u.A. die Abwesenheit von Kriegswaffen und Verteidigungsanlagen in den für die damalige Zeit recht grossen und reichen spätneolithischen Städten Kleinasiens und des Mittleren Ostens hinzu (siehe z.B. Catal Hüyük). Sie argumentieren dass wenn diese reichen und kulturell hochstehenden Städte das Phänomen des Krieges gekannt hätten, auch entsprechende Schutzmassnahmen hätten gefunden werden müssen.

Andere, wie Michael Tomasello sehen in der kulturellen Entwicklung, in der Entwicklung des Denken in sozialen Dimensionen, den grundlegenden Unterschied des Menschen zum Tier, wenn er auch keinen scharfen Schnitt machen will.

Konflikteskalation oder absichtliche Handlung

Kriege können auf zwei Arten entstehen:

  • Sie bauen sich aus einer zunehmenden Eskalation von nicht eingedämmten Konfliktsituationen heraus auf oder
  • sie sind bewusst herbeigeführte Situationen, die oftmals auch in aller Konsequenz geplant werden.

Im Falle der Eskalation sprechen die Menschen häufig (verhüllend) vom "Ausbruch" eines Krieges. Ein Beispiel hierfür ist der Erste Weltkrieg, bei dem Historiker davon sprachen, daß die Mächte in ihn "hineingeschlittert" sind. Durch diese Redeweise kommen soziale Konflikte nicht ins Blickfeld und werden verdeckt.

Bewusst herbeigeführte Kriege sind z. B. Eroberungskriege, die den Zweck der Ausweitung von Ressourcen aller Art oder der Ausbreitung von Ideologien und Religionen haben. Ein Beispiel hierfür sind die Revolutionskriege etwa Mao Tse-Tungs ("Alle Macht kommt aus den Gewehrläufen").

Die Eskalationsthese lässt darauf schließen, dass Kriege wahrscheinlich so alt wie die Menschheit selbst sind, vermutlich sogar bis in die evolutionäre Vorgeschichte zurückreichten. Das nötige aggressive Erbe dürfte der Mensch von seinen tierischen Vorfahren übernommen haben. Im Tierreich ist der Einsatz von individueller Aggression zur Durchsetzung instinktiver Interessen überlebenswichtig. Gewaltsame Konflikte zwischen Gruppen treten ebenfalls häufig auf, wenn Ressourcen knapp werden. Krieg zu führen erscheint aus dieser Perspektive als nichts "Unnatürliches", sondern als eine Weiterentwicklung der tierischen Aggression unter Zuhilfenahme der nur dem Menschen eigenen Werkzeuge (Waffen).

Nach anderer Ansicht zufolge erscheint der Krieg allerdings nicht als notwendige Komponente in der späteren Entwicklung des kultivierten Menschen. Krieg lässt sich danach weder als anthropologische noch als vor-anthropologische Seinskonstante verstehen. So sind manche Anthropologen, wie z.B. Michael Tomasello der Ansicht, dass die Entwicklung des Menschen vorrangig durch die Kultur bestimmt werde. Da hierbei auch das Begreifen des Anderen als intentionales Wesen mit im Spiel sei, komme der Aggression eine geringere Bedeutung zu als der Durchsetzung der Interessen mit Hilfe höherer Kulturtechniken, wie der Kommunikatoin, der Diplomatie und des herbeigeführten Interessensausgleiches. Somit sei gerade die Fähigkeit des Menschen, seine Aggressionen zu unterdrücken und durch Diplomatie Krieg zu vermeiden, etwas, das den Menschen vom Tierreich abhebe.

Als weitere Fähigkeit neben der Aggressionsbeherrschung hat der Mensch zudem das planende Verhalten den Tieren voraus (siehe zweite These in der Einleitung dieses Abschnittes). Das Vorhandensein gerade dieser Fähigkeit zeigt, wie sehr zumindest Kriege, die mit voller Intention "vom Zaun gebrochen" werden als "Erfindung" des Menschen gelten können, da nur er in der Lage ist, die dazu notwendigen Schritte, im Gegensatz zum Tier, intelligent zu planen. Allerdings werden auch im Tierreich Beutezüge beobachtet, die diese These relativieren.

Krieg und Politik

Der Kriegstheoretiker Carl von Clausewitz beschreibt den Krieg wie folgt: "Die politische Absicht ist der Zweck, der Krieg ist das Mittel, und niemals kann das Mittel ohne Zweck gedacht werden." und "... Jeder sucht den anderen durch physische Gewalt zur Erfüllung seines Willens zu zwingen; sein nächster Zweck ist, den Gegner niederzuwerfen und dadurch zu jedem ferneren Widerstand unfähig zu machen".

Seine Definition des Krieges als "ein wahres politisches Instrument" und als "eine Fortsetzung des politischen Verkehrs, ein Durchführen desselben mit anderen Mitteln" wird bei genauerem Hinsehen den Gegebenheiten der realen Kriegführung in Geschichte und Gegenwart nicht gerecht. Krieg ist nicht nur ein Mittel staatlich organisierter und gelenkter Politik. Neben den Staaten, die als kriegführende Seite ein Heer hatten, spielten offenbar zu allen Zeiten die ,nicht regulären' Gruppen im Krieg eine erhebliche Rolle: Kosaken, Jäger, Husaren, Samurai, Partisanen, in der neuerer Zeit die Guerilla, Freischärler, Milizen und Taliban. Was nicht regulär ist, wird politisch diskutiert. Bei noch genauerem Hinsehen allerdings merkt man, dass die Theorie des irregulären Kämpfers (Partisanen) eine Weiterentwicklung der Clausewitzschen Theorie ist, wie sie die Clausewitz-Kenner Lenin und Carl Schmitt vorgenommen haben.

Somit scheitert auch der Versuch, zwischen einem Konflikt und einem formal erklärten Krieg zu unterscheiden und die Bezeichnung "Krieg" auf jene Konflikte einzuschränken, die mit einer formalen Kriegserklärung einhergehen. (???)

Zu diesen kleinen Kriegen zählen Krawalle, Aufstände, der Staatsstreich, Bürgerkriege usw. In ihnen zeigt sich die eigentliche, ungehemmte Art eines Krieges. Sie bilden die überwältigende Mehrzahl aller Kriege; die "regulären" Kriege zwischen Staaten und regulären Truppen bilden demgegenüber die Ausnahme.

In der Fühzeit des Kriegsrechts galt dieses bemerkenswerterweise nur in Europa, nicht aber für die Kolonien oder nichteuropäische Völker.

Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland bestimmt im Artikel 26 (1):
"Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, sind verfassungswidrig. Sie sind unter Strafe zu stellen."

Beim Umgang mit dem Begriff Krieg zeigen heutige kriegführende Staaten eine gewisse verbale Verunsicherung. Zuweilen gibt ein Land vor, seine Truppen in das andere zu schicken, um die gestörte Ordnung wiederherzustellen, oder um Völkermord, Verbrechen gegen Menschlichkeit oder den Sturz einer, seiner Meinung nach, legitimen Regierung durch einen Aufstand zu verhindern. Dann bezeichnet das betreffende Land diesen Einsatz als Polizeiaktion, um Werte wie Menschenrechte durchzusetzten, oder als Friedensmission; andere nennen den Truppeneinsatz Angriff und Intervention.

Regierungspolitische Motive

Vor allem in ärmeren Ländern ist zu beobachten, dass durch innenpolitisches Kalkül begonnene Kriege, ein Klima von Härte erzeugen. Dabei rechnet die Regierung eines solchen Landes damit, dass das Volk durch eine Kriegshandlung hauptsächlich mit unmittelbaren Lebensfunktionen wie Nahrung, Kleidung, Wohnung so beschäftigt sein wird, dass es keine Zeit mehr hat sich mit Themen wie Regierung, Politik, Wirtschaft zu beschäftigen. Eine Regierung kann versuchen, auf diese Weise Kritik zu unterdrücken.

Wohlstandsnationen führen (Wirtschafts-)Kriege meist abseits der eigenen Heimat. Eine drastische Einengung der Lebensgrundlage ist in diesen, eher gebildeten Bevölkerungen meist nicht vermittelbar und würde nicht breit akzeptiert. Dennoch wird in der Heimat eine "psychologische Militarisierung" auf das gesamte Volk übertragen, welche auf Patreotismus und Duldung der Beschneidung von Grundrechten, z.B. im Wege der Terrorismusbekämpfung abzielen.

In beiden Fällen handelt es sich um eine Art der Flucht nach vorn, im Zusammenhang mit bereits unabhängig vom Krieg bestehenden Strukturproblemen im eigenen Land bzw. drohendem Machtverlust der Regierung. Die Tatsache, sich im Krieg zu befinden, kann als Rechtfertigungsgrund für unterschiedliche Einschränkungen (z.B. der Menschenrechte oder der Sozialversorgung), verwendet werden.

Da eine Bevölkerung bzw. Mitarbeiterschaft sich zumeist in relativer Akzeptanz mit ihrer Regierung bzw. Unternehmensführung befindet (gestützt durch Medienenfluss der Führung, durch echte Akzeptanz von agressiven Expansionabsichen oder duch stillschweigendes Erdulden der Staats- bzw. Unternehmensführung), stellt die Wechselwirkung zwischen Volksmeinung bzw. Meinung der Belegschaft eines multinationalen Konzernes einerseits und der Legitimation einer Regierung Krieg zu führen andererseits, ein besonders wichtiges Instrument der Militarisierung im Vorfeld der Kriegsführung dar.


Klassische Kriegsursachen

  • Natürlicher oder durch Ausbeutung entstandener Ressourcenmangel (Kritker des Wachstumsgedanken nennen "Habgier")
  • Überbevölkerung
  • Drohende wirtschaftliche Unterlegenheit gegenüber einer konkurrierenden Nation oder Unternehmung
  • Wirtschaftliches, kulturelles oder rassisches (genetisches) Hegemoniebestreben
  • Drohender Verlust von Einfluss in besetzten bzw. anektierten (Wirtschafts-) Gebieten
  • Die Absicht eine ideologische Vormachtstellung zu sichern oder zu festigen (sog. Hinterhof-Politik der USA)
  • Religiöser Fanatismus (die Kreuzzüge, der Dreißigjährige Krieg, der Jihad)
  • Selektive Überbevölkerung einzelner sozialer Schichten, i.A. der oberen Schichten.
  • Innerpolitische Bestrebungen die eigene Volk von Misständen im eigenen Land abzulenken.
  • Ethnische Konflikte in mulitinationalen Staaten
  • Präventivangriffe gegen terroritische Regieme
  • Psychologische Gründe, weil der den Krieg erklärende Machthaber glaubt, seine Ziele nur kriegerisch erreichen zu können, oder weil die kriegerische Auseinandersetzung seiner Persönlichkeit mehr entspricht als das diplomatische Geschick.

Hauptursachen der Kriegsführung waren bisher i.d.R. Hegemoniebestreben, das Ziel der Unterwerfung Andersdenkender und die Erbeutung von Ressourcen. So sollten sich z.B. dieKolonialkriege vor allem durch die Verwendung der erbeuteten Rohstoffe rechnen. Der Erfolg dieser Zielsetzung ist ab dem 19. Jahrhundert wegen ihrer zunehmend hohen Kosten umstritten und nur noch vereinzelt, wie im Falle des Afghanistankrieg, wurde ein Kriegsgrund erst mit Bau einer strategisch wichtigen Pipeline im Nachhinein deutlich.

Die vom Nationalsozialismus propagierten Ziele der Herrenrasse und das Anstreben einer Hegemonie (Vorherrschaft) sowie die Feldzüge des Römischen Reiches oder der mittelalterlichen Kreuzzüge sind hierfür ebenfalls Beleg.

Hierzu werden mitunter kriegsauslösende Einzeltaten inszeniert (1. Weltkrieg, 2. Weltkrieg) oder wirtschaftliche Konflikte provoziert (Zoll, Patentrecht, Einfuhrbeschränkungen). Da sowohl Attentate, als auch Terrorakte bzw. Feindliche Übernahmen in der Wirtschaft die moralische Rechtfertigung für einen Waffenbewehrten oder wirtschaftlich geführten Krieg legitimieren, kommt der Inszienierung eines Krieges oft höhere Bedeutung zu, als der späteren Durchführung. Dies ergibt sich aus der Tatsache, dass Kriegsführung neben logistischen und humanitären Gesischtspunkten vor allem ökonomische Zwänge birgt.

Selektive Überbevölkerung

Selektive Überbevölkerung bezeichnet nicht eine überhohe Bevölkerungsdichte pro Quadratkilometer, sondern die Überbesetzung durch eine soziale Schicht. In einem durch selektive Überbevölkerung ausbrechenden Krieg drängt meist ein Teil des Volkes oder das gesamte Volk auf den Krieg. Teile dieser sozialen Schicht sind in einer solchen Situation gezwungen die Schicht zu wechseln. Da ihre Ausgangslage bereits problematisch ist, weder sie eher ab- als aufsteigen. Demgegenüber kann die Erweiterung des Herrschaftsgebietes (und dadurch die Schaffung neuer Nischen) durch Krieg vorteilhafter erscheinen.

Beispiele

  • In jüngerer Zeit Angriffe relativ reicher afrikanischer Staaten auf ärmere Nachbarländer (z.B. einiger nordafrikanischer Nationen auf südliche Nachbarn).


Kriegsführung

Die Kriegsführung selbst hat in Geschichte und Gegenwart unterschiedliche Phasen durchlaufen. Hierbei sind die jeweilige Einstellung der Zeitgenossen zur "Normalität" des Krieges und zur jeweiligen Waffentechnologie bedeutend.

Die Frühzeit der Kriege dürfte dem entsprochen haben, was heute unter "bewaffneter Konflikt" subsummiert wird: Kleinere lokale Gruppen befehdeten sich in oft schlecht organisierter Form und in wechselseitigen Allianzen. Solche bewaffneten Auseinandersetzungen wurden später abgelöst von Kriegen, die mit Hilfe von Armeen ausgetragen wurden. Gewissermaßen kann diese Art von Krieg als "Duell" der Machthaber der jeweiligen Kriegsparteien verstanden werden, die sich der "Waffe" eines Heers bedienen.

Im Zuge immer größerer Armeen und der von ihnen ausgehenden Plünderungen entwickelte sich die Idee des "gehegten" Krieges. Wenn schon Krieg, so die Grundaussage, dann bitte im zivilisierten Rahmen: In Europa findet der Umdenkungsprozess am Ende des Dreißigjährigen Krieges statt: Der Westfälische Frieden 1648 bringt zum ersten Mal das Prinzip der Nichteinmischung in die Angelegenheiten fremder Staaten in die Diskussion.

Es entwickelt sich das kodifizierte Kriegsrecht und das Kriegsvölkerrecht. Am bedeutsamsten wurden diesbezüglich die Genfer Konvention von 1864, die Haager Landkriegsordnung von 1907 (mit ihrer strikten Trennung zwischen Zivilisten und Kombattanten) sowie das Genfer Abkommen über die Behandlung der Kriegsgefangenen von 1949.

Weiterhin wurde versucht, bestimmte als unnötig grausam verstandene Waffen zu verbieten. Dies gelang zum Beispiel bei den Dum-Dum-Geschossen. Über das Verbot anderer Waffen, zum Beispiel der Anti-Personen-Minen, wird zur Zeit diskutiert, doch trotz ihrer Ächtung werden weiterhin die "erlaubten" Antipanzerminen gebaut, welche als versteckte Ladung z.B. durchaus auch von ungepanzerten Zielen ausgelöst werden können.

Die Sinnlosigkeit des Versuches, Krieg in zivilierten Bahnen führen zu können, wurde vor allem im ersten und insbesondere im zweiten Weltkrieg deutlich, da diese sich als Kriege zwischen ganzen Völkern verstehen lassen. Aufgrund der Mobilisierung der gesamten Reserven der jeweiligen Nationen für Kriegszwecke, erwies sich zum Beispiel die Trennung zwischen Zivilisten und Kombattanten als Makulatur.

Stattdessen kam es in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts zur Strategie der "verbrannten Erde", die die Deutschen im Osten Europas anwandten, zum englischen Bombenkrieg gegen deutsche Städte, zu kollektiven Selbstmorden in Japan oder zu den amerikanischen Atombombenabwürfen.

In Folge dieser negativen Erfahrungen entwickelte sich nach 1945 - zum Teil auch unter kritischer Berücksichtigung des Wettrüstens im Rahmen der Abschreckungsstrategien des Kalten Krieges - die Einstellung, dass Kriege generell vermieden werden sollten.

Erst nach dem Ende des kalten Krieges werden "heiße Kriege" wieder zunehmend als erlaubtes Mittel zur Erreichung politischer Ziele angesehen. Dabei ist die Tendenz festzustellen, die Doktrin der Nichteinmischung in die Angelegenheiten fremder Staaten aufzugeben zugunsten einer militärischen Durchsetzung von Menschenrechten.

Offenbar entwickelt sich - zumindest in der westlichen Welt - die Einstellung weg von der Idee "Volk gegen Volk", und hin zu der Vorstellung, dass Kriege eine Art Polizeiaktion "Welt gegen ausscherendes Mitglied" seien. Auch durch die Weiterentwicklung der Waffentechnologie ("smart bombs") und die Führung von inzwischen weltweit greifenden Wirtschaftskriegen mit Hilfe von Zöllen, Patenten und feindlichen Übernahmen konkurrierender Konzerne werden neue Formen der Kriegsdefinition möglich.

Wegen der extremen Belastung, die diese Art der Auseinandersetzung den Ressourcen der kriegsführenden Partei auferlegt, ist eine positiv gestimmte eigene Öffentlichkeit für eine kriegführende Instutition oder Nation von kriegsentscheidender Bedeutung.

Wirtschaftlich oder ökonomisch spricht man in Konfliktfeldern auch vom Begriff der "Kriegskasse". Die Finnzierbarkeit eines Krieges, ob mit wirtchaftlichen Mitteln oder mit Waffengewalt oder politischer Infiltration, steht mitunter auch hinter dem Bestreben Ressourcen anzusammeln. Sekundär relevant sind Folgeeinfluss auf Nachbarländer oder Wirtschaftsgebiete, die von eigentlichen Kriegsherd getrennt zu betrachten sind.

Zerstörungen

Jeder Krieg ist, neben dem Verlust von Menschenleben oder Arbeitsplätzen, immer mit Zerstörungen verbunden. Diese entstehen einerseits als zwangsläufige "Nebenfolgen" des Waffeneinsatzes gegen Menschen, andererseits aus strategischen Gründen (zum Beispiel beim Sprengen von Brücken oder durch Patentklagen), zum Teil wird die Zerstörung von Gebäuden, ja der totalen Infrastruktur des Kriegsgegners aber auch bewusst herbeigeführt, um die Zerstörungskraft einer Armee zu demonstrieren und den Gegner einzuschüchtern (z.B. "Shock and awe"-Doktrin des dritten Golfkriegs. Von dieser Taktik können natürlich bisweilen bestimmte Objekte verschont bleiben (z.B. Prag oder Fürth (Bayern) im 2. Weltkrieg).

In wirtschaftlich geführten Kriegen ist die Zerstörung der Unternehmenskultur, die Eliminierung charakteristischer Produktmerkmale oder die Auflösung von Standorten zu beobachten. Nach Übernahmeschlachten zwischen Konzernen (Feidliche Übernahme) werden selbst traditionsreiche Marken vom Markt genommen, andere Ressourcen wie z.B. Patente und Auslandsniederlassungen mit der eigenen Verwaltung gleichgeschaltet und Pensionskassen der geschlagenen Gegner und ihrer ehemaligen Mitarbeiter aufgekündigt.

Kriegswahrscheinlichkeit

Ein Krieg wird dann wahrscheinlich, wenn er für ein ausreichende Anzahl mächtiger Interessengruppen vorteilhaft erscheint. Dies ist insbesondere dann erfüllt, wenn sich für sie ein finanzieller Vorteil bei geringem Risiko abzeichnet:

  • Breitere Teile einer Wirtschaft können sich, insbesondere im Falle einer deflationären Rezession, Vorteile von einem Krieg erhoffen, da er zum einen die staatlichen Ausgaben direkt erhöht und in der Folge der verursachten Zerstörungen Investitionen zu erhoffen sind.
  • In der Deflation leiden große Teile der Bevölkerung unter Arbeitslosigkeit oder fühlen sich von dieser, verbunden mit dem erwarteten wirtschaftlichem Niedergang, bedroht. Dies war in der Geschichte des Menschen schon oft ein Kriegsrund.

Alternativen

Durch den technologischen Fortschritt sind Kriege wirtschaftlich desto uninteressanter, je besser die bestehenden Ressourcen im Wege bilateraler Vereinbarungen genutzt werden, denn dadurch würden dei Konflikfaktoren Mangel und wirtschaftliches Gefälle in ihrer Tragweite verringert.

Die Vermeidung von Wirtschaftskrisen wie Deflation und starke Inflation könnte helfen, um Kriegsursachen zu beseitigen.

Kriege werden auch im Falle eines geringen technologischen Abstandes unwahrscheinlicher, sofern das geringer entwickelte Land aufgrund seiner Ressourcen zur Kooperaton bewegt werden kann. Kommt diese Kooperation teurer als ein Überfall, erscheint der Krieg volkswirtschaftlich günstiger.

Ein geringes weltweites Wirtschaftsgefälle zwischen den Staaten und weltweit operierenden Unternehmen senkt ebenfalls das Kriegsrisiko, da dann eine kriegerische Expansion teurer erscheint als die eigene Weiterentwicklung. Nationale Interessen stehen allerdings der Gewährung tatsächlicher Autonomie in rohstoffreichen Ländern entgegen. Da eine Volkswirtschaft (ebenso wie Regionen, Städte und Familien) in erster Linie ihre eigenen Interessen vertreten, erscheint dieses "Idealbild" der Welt utopisch.

Siehe auch