Adolf Brütt (* 10. Mai 1855 in Husum; † 6. November 1939 in Bad Berka), Bildhauer und Gründer der Weimarer Bildhauerschule und Gießerei 1905, die mit den damals neu gegründeten Schwarzburger Werkstätten für Porzellankunst zusammenwirkte. Vor den dann vom Weimarer Bauhaus genutzten Lehrwerkstätten und Meisterateliers im sogenannten Kunstgewerbeschulbau stand bis etwa 1926 Brütts "Mädchenfigur" (1907).
Brütt war durch seinen "Fischer" (1887; füher vor der Nationalgalerie in Berlin), seine "Eva" (1889) und seine "Schwerttänzerin" (1891) international berühmt (Goldmedaille Weltausstellung Paris 1900), die in Deutschland Leitfigur der Münchner Sezession gewesen war, zu deren Gründungsmitgliedern Brütt zählte. Seine Schülerin Anita Nordenholz formte die Figur zum "Kämpfenden Weib" um (Internationaler Frauenkongreß Berlin 1904).
Das in Weimar entstandene marmorne Sitzbild Theodor Mommsen (1909) ist Hintergrund von Heiner Müllers "Mommsens Block" anläßlich Rückführung an seinen alten Standtort vor der Berliner Humboldt-Universität (Sinn und Form, 1993, S. 206-211). Brütts "Nacht" (1907), die seine frühe Begegnung mit dem Werk von Friedrich Nietzsche durch Leopold Rau (1847-1880) verarbeitet, steht heute in der Bauhaus-Universität in Weimar.
Brütts als städtebaulicher Angelpunkt konzipiertes Reiterbild des Großherzogs Carl Alexander (Sachsen-Weimar-Eisenach), enthüllt am 24. Juni 1907, gemahnte an dessen Eintreten für den Deutschen Verfassungsstaat von 1849 im Deutsch-Dänischen Krieg. Zeitgleich errichtet mit der denkmalrechtlichen Unterschutzstellung der von Carl Alexander geschirmten Weimarer Altstadt, stand es dem in Weimar verankerten politischen Zugriff auf Berlin im Wege, wurde 1938 entfernt und ist seit 1946 verschollen.
Der große Brockhaus 15. Aufl., Bd. 4, 1929 Tafel: Deutsche Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts würdigt Brütt durch das in seinem früheren Jagdhaus in Bad Berka entstandenes "Opus 1926" (Kieler Kunstverein), während ihn Bad Berka durch die Ehrenbürgerschaft ehrte.
Nachlass
Der Nachlass kam an das Ludwig-Nissen-Haus in Husum.
Literatur
- Cornelius Steckner: Der Bildhauer Adolf Brütt. Schleswig-Holstein . Berlin . Weimar. Autobiographie und Werkverzeichnis. (Schriften der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek. Hrsg. Dieter Lohmeier. Band 9), Heide 1989.
- Vor-Reiter Weimars, Die Großherzöge Carl August und Carl Alexander im Denkmal, Hrsg. Freundeskreis des Goethe National-Museums, Glaux: Jena 2003. - ISBN 3-931743-53-5
Weblink
http://www.uni-weimar.de/mfa/test/goetheplatz.html Sockel des Carl Alexander-Denkmals auf dem Goetheplatz in Weimar.