Jersey [lat. Insula Caesarea) ist die größte und mit etwa 90.000 Einwohnern zugleich bevölkerungsreichste der Kanalinseln. Sie liegt im Ärmelkanal 20 km vor der Westküste der nordfranzösischen Halbinsel Cotentin. Jersey gilt als die sonnenreichste aller britischen Inseln und ist berühmt für ihre ausgedehnten Strände. Die Hauptstadt ist Saint Helier.
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Amtssprache | Englisch | ||||
Hauptstadt | Saint Helier | ||||
Staatsform | crown dependency direkt der britischen Krone unterstellter Kronbesitz | ||||
Staatsoberhaupt, zugleich Regierungschef | Elisabeth II. | ||||
Fläche | 117 km² | ||||
Einwohnerzahl | 90.812 (Stand 2005) | ||||
Bevölkerungsdichte | 776 Einwohner pro km² | ||||
Währung | Jersey-Pfund | ||||
Zeitzone | UTC | ||||
Kfz-Kennzeichen | GBJ | ||||
Internet-TLD | .je | ||||
Telefonvorwahl | +44-1534 | ||||
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Landesnatur, Vegetation
Aufgrund des milden Klimas, bedingt durch den Golfstrom, findet sich eine interessante Mischung aus mediterraner Vegetation (z.B. Palmen, Drachenbäume, Kamelien) und solcher gemäßigter Breiten (z.B. Ginster, Nadelgewächse). Auf der Insel wachsen auch wilde terrestrische Orchideen (Naturschutzgebiet Pré Noir an der Westküste), darunter einige, die dort endemisch sind. Der größte Teil der Insel ist entweder landwirtschaftlich bewirtschaftet oder bebaut, wobei vor allem in den kleineren Orten die Häuser oft mit schönen Gärten oder Parkanlagen umgeben sind. Daneben gibt es noch Reste von Mischwäldern in den Tälern (z.B. im St. Peter's Valley), wo auch Wanderwege angelegt sind. An einem Teil der Küsten, vor allem im Norden der Insel, findet man steil abfallende Klippen, die mit Ginster, Farnen sowie niedrigen Sträuchern und Kräutern bewachsen sind. Diese Klippen können über die "Cliffpathes" erwandert werden (Ausgangspunkt z.B. Plémont Bay oder Bouley Bay). Im Südwesten sind auch noch Sanddünen zu finden.
Interessant ist ebenfalls der Gezeitenunterschied, der bis zu 12 m beträgt, wobei die bei Ebbe freigelegten Felsen oder Wattbereiche erheblich sein können, insbes. im Südosten der Insel.
Bei der Tierwelt sind vor allem die Seevögel zu erwähnen, z.B. diverse Mövenarten oder Austernfischer; mitunter verirrt sich auch ein Papageientaucher von den benachbarten Inseln an die Klippen der Nordküste. Auffallend ist auch die große Zahl von Fasanen, die auf der ganzen Insel anzutreffen ist.
Bevölkerung
Auf Jersey wird neben Englisch heute noch Französisch mit normannischem Dialekt gesprochen. Dieser Dialekt wird von den Einheimischen auch Jersey-French oder Jèrriais genannt. Der Dialekt weicht so stark vom Schulfranzösisch ab, dass er nur von den einheimischen Inselbewohnern verstanden wird. Jersey-French ist in den Schulen Jerseys kein Pflichtfach mehr, kann jedoch als Nebenfach belegt werden. In den meisten Familien wird Jersey-French nicht mehr gesprochen und ist somit vom Aussterben bedroht.
Geschichte
Die Kanalinseln gehören zu den Gebieten, die vor dem nacheiszeitlichen Meeresanstieg, der etwa 5000 v. Chr. abgeschlossen war, Teil des kontinentalen Festlandes waren und als solche bereits früh besiedelt wurden. Älteste Funde stammen aus der Höhle von La Cotte de St. Brelade. Von der Ankunft des Ackerbaus zeugen noch 15 von ursprünglich 60 Megalithanlagen (Dolmen) und einige Menhire. Ursprünglich waren alle Kanalinseln Teil der Ländereien des Herzogs der Normandie. Im Jahre 1066 eroberte Herzog Wilhelm der Eroberer England und wurde englischer König. Die Kanalinseln blieben in königlichem Besitz. Jersey wurde im Zweiten Weltkrieg ab 1940 von den Deutschen besetzt. Zuvor waren ca. 30.000 Bewohner nach Großbritannien evakuiert worden. In dieser Zeit wurden Festungsbauten (Bunker etc.) an der Küstenlinie installiert. So wurde die Insel Teil des Atlantikwalls. Außerdem ließen die Deutschen durch Zwangsarbeiter das German Underground Hospital (dt.: "Deutsches unterirdisches Krankenhaus") errichten. Es sollte der Versorgung von deutschen Soldaten dienen, die im Kampf verwundet wurden. Beim Bau dieses Hospitals kamen viele Zwangsarbeiter ums Leben. Bei der Invasion in der Normandie blieb Jersey außen vor. Offiziell wurde erklärt, man wolle sich nicht mit der Befreiung der "unwichtigen" Insel aufhalten; über mögliche, tiefer reichende staatsrechtliche und politische Gründe wird spekuliert (Jersey gehört nicht zu Großbritannien, sondern dem britischen Königshaus). So kam es, dass die Besatzer das Kriegsende abwarteten und erst am 9. Mai 1945 kapitulierten. Aus dieser Zeit sind noch viele Gebäude und Anlagen erhalten, die heute als Museen genutzt werden.
Politik
Jersey gehört nicht zum Vereinigten Königreich und ist nicht vom britischen Parlament abhängig, untersteht aber als Kronbesitz (engl. crown dependency) der britischen Krone und verfügt daher über eine eigene Gesetzgebung, Verwaltung und ein eigenes, völlig unabhängiges Steuersystem, das dank niedriger Steuersätze viele ausländische Investoren anlockt.
Jersey gehört zur Selbstverwaltung Bailiwick of Jersey, neben den Kanalinseln Minquiers und Ecréhous.
Jersey gehört auch nicht zur Europäischen Union, wird aber völkerrechtlich aufgrund eines Geschäftsbesorgungsvertrages gegen Honorar vom britischen Foreign Office mit Vertreten und gegebenenfalls auch von englischen Streitkräften verteidigt. Eine andere Auffassung vertritt nur der deutsche Bundesgerichtshof, der in einer Entscheidung vom 1. Juli 2002 (II ZR 380/00) zu § 110 der Zivilprozessordnung Jersey dem Vereinigten Königreich und der Europäischen Union zurechnete ("[...] Da J. als Bestandteil des Vereinigten Königreiches, wenn auch unter Beachtung seines verfassungsrechtlichen Sonderstatus zur Europäischen Union gehört, [...]").
siehe auch: Suzeränität
Wirtschaft
Von der Lage der Insel profitiert die blühende Tourismusbranche, die zusammen mit Finanzdienstleistungen in den letzten Jahren die Landwirtschaft als wichtigste Einkommensquelle ablöste. Eine weitere wichtige Einkommensquelle ist die Blumenzucht; zu den wichtigen Exportgütern der Insel gehören Rinder, eine eigene Rasse, die so gen. "Jersey Cow".
Verkehr
Jersey besitzt einen Flughafen.
Kultur
Hervorzuheben ist unter anderem der Zoo von Jersey. 1959 gründete ihn der zoologische Autodidakt Gerald Durrell, um bedrohte Tierarten vor dem Aussterben zu bewahren. Neben einer gut dokumentierten Orang-Utan-Horde gibt es eine große Anlage für Flughunde.
Siehe auch
Weblinks
- Commons: Jersey – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- Jersey Tourism
- Kanalinseln Infos
- About Jersey
- States of Jersey
- This is Jersey
- Jersey Insight