Kraweel

glatt beplankter Schiffstyp
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Kraweel (mittelniederdeutsch von portugiesisch: Caravela) ist die Bezeichnung für einen glatt beplankten Schiffstyp, der in Nordeuropa am Ende des Mittelalters aufkam. Davon ausgehend wird bis heute die Schiffbautechnik mit exakt aneinandergefügten Planken als Kraweel oder Kraweelbauweise bezeichnet.

Lisa von Lübeck, der Nachbau einer Kraweel
Datei:Lisa von lübeck koggentreffen 2006.jpg
Kraweel Lisa von Lübeck zu Gast in Wismar
Reparatur der Kraweel-beplankten Nellie & Leslie

Die Kraweelbauweise stammt aus dem Mittelmeerraum und wurde bereits von den alten Ägyptern angewendet. Im ausgehenden Mittelalter war die portugiesische Karavelle der bekannteste Schiffstyp in dieser Bauweise und gab im deutschen Sprachraum damit der Bauweise ihren Namen. Sie kam über die Handelsbeziehungen der Hanse in den nordeuropäischen Raum und wurde zunächst bei den Koggen im Bereich des Schiffsbodens angewendet. Bekannte Karavellen waren die Begleitschiffe des Christoph Columbus sowie die Peter von Danzig (um 1470).

Bei der Kraweelbauweise werden die Planken in einer Ebene (auf Stoß) auf der Unterkonstruktion aufgebracht. Bei großen Längen werden die Planken verzahnt aneinandergefügt. Um die Rundung des Rumpfes gleichmäßig bedecken zu können, werden die Planken vorn und hinten verjüngt. Insgesamt entsteht dadurch ein außen sehr glatter Schiffsrumpf.
Die Kraweelbauweise setzte sich gegenüber der überlappenden Klinkerbauweise durch, da die Belastbarkeit der Gesamtkonstruktion mit einer Kraweelbeplankung höher ist. Die Kräfte werden hier über die Stoßkanten weitergeleitet und nicht nur wie in der Klinkerbauweise über die Zapfen bzw. Nägel. Dadurch können viel höhere Drücke aufgenommen und gleichmäßig auf die Konstruktion verteilt werden. Außerdem war durch die glattere Oberfläche auch die Geschwindigkeit höher und Reinigung und Instandhaltung erleichtert.

Da sich zwischen den Planken leichter Zwischenräume auftun ist die Abdichtung allerdings schwieriger und die Planken müssen sehr exakt zugerichtet werden. Die Glattklinkerbauweise wäre in Bezug auf Stabilität und Dichtigkeit zwar überlegen, ist jedoch handwerklich wiederum erheblich aufwendiger.
Die Kraweelbauweise ist heute im Holzschiffbau Standard.

Schon im China der Song-Dynastie (960-1279 n. Chr.) wurden Schiffe auch mit mehreren, teilweise im Winkel zueinander, übereinander verlegten Kraweelschichten beplankt (Diagonalkraweel). Dadurch wurden Dichtigkeitsprobleme praktisch vollkommen behoben und bei geringer Materialstärke eine extreme Verwindungssteifigkeit erzielt. In jüngerer Zeit wurden beispielsweise die deutschen Schnellboote der Jaguar-Klasse in dieser Weise gebaut.

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