In den verschiedenen Religionen bezeichnet Schöpfung die Erschaffung der Welt, der Dinge und die Entstehung des Menschen, meist durch eine eigenständige Macht (Gott).
Ein Schöpfungsmythos ist eine zumeist theologische oder religiöse Erklärung zur Entstehung der Welt und des Universums. Manchmal wird in Schöpfungsmythen auch der Ursprung des Menschen und sein Stand in der Welt begründet (s. auch Mythos).
Alle Schöpfungsberichte gehen von einer Macht (oder mehreren Mächten, gewöhnlich als Götter personifiziert) aus, die bereits vor der Existenz des Universums existiert und dieses zumeist aus sich selbst kreiert hat oder über die keine weitere Erklärung gegeben wird. Der letztendliche Ursprung der Welt wird somit auf eine Ur-Ursache zurückgeführt, die nicht weiter zu hinterfragen ist, bzw. nicht weiter hinterfragt werden kann.
Auch das Schaffen einer konkreten - materiellen oder immateriellen - Sache wird als Schöpfung bezeichnet.
Siehe dazu: Schöpferischer Akt, Geistige Leistung, geistiges Eigentum, Kreativität, Erfindung, Schöpfungshöhe
Bekannte Schöpfungsmythen
Viele Schöpfungsberichte gehen von einer Macht (gewöhnlich als Gott oder Götter personifiziert) aus, die bereits vor der Existenz des Universums/der Schöpfung existiert hat. Als älteste bekannte Schöpfungsmythen der westlichen Welt gelten diejenigen der Sumerer mit dem auch später in der Bibel auftauchenden Motiv der Sintflut. Diese Mythen wurden in angepasster Form von den eindringenden Semiten übernommen und im neubabylonischen Reich dessen Hauptgott Marduk als Schöpfer zugeschrieben.
Neuere Schöpfungsmythen suchen teilweise den ausdrücklichen Einklang mit den Naturwissenschaften. So gibt es Hypothesen, welche die Herkunft des irdischen Lebens aus dem All beschreiben. Genannt sei hier auch die Gaia-Hypothese.
Zarathustra-Mythos
Die oberste Gottheit Ahura Mazda schuf den Himmel durch einen sehr langen, hauchenden Atemzug. Der Himmel war eiförmig, sodass aus ihm das Leben und zuletzt die Menschheit entstehen konnte. Vor dem Leben jedoch bildeten sich das Wasser und die Erde (siehe auch Babylons Weltbild).
Zarathustras Lehren haben vermutlich in der Babylonischen Gefangenschaft das Judentum beeinflusst. Ähnliche Vorstellungen von Himmel, Hölle und engelhaften Wesen finden sich teilweise im Christentum.
Siehe auch: Parsen
Griechische Mythologie
Nach Hesiods Theogonie stand am Anfang das Chaos. Aus ihm entstanden Gaia und Eros.
Siehe auch Stammbaum der griechischen Götter, Griechische Mythologie
Judentum und Christentum
Der biblische Schöpfungsbericht
Die Bibel nennt Gott den Schöpfer. Beispiele:
- „Denn so spricht der HERR, der den Himmel geschaffen hat – er ist Gott; der die Erde bereitet und gemacht hat – er hat sie gegründet; er hat sie nicht geschaffen, dass sie leer sein soll, sondern sie bereitet, daß man auf ihr wohnen solle: Ich bin der HERR, und sonst keiner mehr.“ Jesaja 45,18
- „siehe, er ist's, der die Berge macht und den Wind schafft; er zeigt dem Menschen, was er im Sinne hat. Er macht die Morgenröte und die Finsternis“ Amos 4,13
Diese Glaubensaussage ist in zwei Erzählungen zu Beginn der Genesis (griech. „Entstehung“) ausformuliert, die von verschiedenen Autoren aus verschiedenen Zeiten stammen. Den älteren Schöpfungstext schreibt die Pentateuch-Forschung oft dem Jahwisten vermutlich aus der Salomozeit, den jüngeren der exilisch-nachexilischen Priesterschrift zu.
Das hebräische Wort bará´ und das griechische Wort ktízo, die beide „schaffen“, „erschaffen“ bedeuten, werden in der Bibel ausschließlich mit Bezug auf das schöpferische Handeln Gottes gebraucht.
Die zwei Schöpfungsberichte der Genesis
Im 1. Buch Mose (Genesis) der Bibel sind zwei komplementäre Versionen der Schöpfungsgeschichte überliefert. Nach der Dokumenten-Hypothese der historisch-kritischen Theologie wurde der Pentateuch nicht wie überliefert durch einen Autor (nämlich Moses) niedergeschrieben (siehe Biblische Verfasserschaft), sondern entstand durch das Verschmelzen verschiedener Traditionsströme während der mündlichen und schriftlichen Überlieferung. Konservative Theologen bezweifeln die Dokumenten-Hypothese, auch angesichts neuerer archäologischer Erkenntnisse.
Genesis 1,1 - 2,4a Hier wird in stark formalisierter Sprache das bekannte Sieben-Tage-Schöpfungswerk beschrieben. Am Anfang eines jeden Tages steht das Wort Gottes, gefolgt von der Bestätigung „und es geschah so“. Gott betrachtet sein „Tageswerk“ und „sah, dass es gut war“ (außer am 2. Tag „und es rief Gott dem Gewölbe: Himmel und es wurde Abend und es wurde Morgen“). Am Ende des 2. Tages wird aus „Abend und Morgen“ der nächste Tag. Hier wird hauptsächlich die Erschaffung des gesamten Universums beschrieben, der Mensch wird nur am Rande erwähnt.Dennoch kommt ihm eine besondere Bedeutung zu, da er als letztes Lebewesen und als ein Ebenbild Gottes geschaffen wurde.
Direkt auf die erste Version folgt eine zweite:
Genesis 2,4b - 25 „Es war zu der Zeit, da Gott JHWH Erde und Himmel machte.“ Genesis 2 konzentriert sich auf die Erschaffung des Menschen und seiner Umwelt, des Gartens. Die einzelnen Schöpfungstaten folgen in anderer Anordnung als bei der Erschaffung der gesamten Welt. Jetzt ist die Erde zunächst trocken, eine unfruchtbare Steppe. Gott erschafft zuerst den Menschen als Einzelperson, dann die Pflanzen und Tiere des Gartens, damit der Mensch nicht allein ist. Als dies nicht zu dem gewünschten Erfolg führt, baute Gott „ein Weib aus der Rippe, die er vom Menschen genommen hatte, und führte sie dem Menschen zu “ (2,22). Sodann folgen in der zweiten Schöpfungsgeschichte die weiteren Begebenheiten mit Adam und Eva im Garten Eden.
Das unmittelbare Hintereinander von zwei Berichten, die sich vom Ablauf her völlig widersprechen, legt nahe, dass es dem Verfasser nicht um eine naturwissenschaftliche Darstellung ging. Beide Überlieferungen geben aber gemeinsame Grundgedanken wieder. Zu nennen sind insbesondere:
- die Schöpfung der gesamten Welt durch einen – und nur einen Gott.
- Einsetzung des Menschen über die Welt, nicht durch eigenen Verdienst, sondern durch Gott.
Dies sind letztlich Fragen des Glaubens im Sinne von Vertrauen, und nicht eines naturwissenschaftlichen Beweises.
Ein Bericht im Buch der Spruchweisheiten
Wenig beachtet findet sich in der hebräischen Bibel (AT, Tanach) eine weitere Darstellung der Schöpfung. Die personifizierte Weisheit (Sophia) berichtet dort:
Sprüche 8,22-31 „Der HERR hat mich schon gehabt im Anfang seiner Wege, ehe er etwas schuf, von Anbeginn her. Ich bin eingesetzt von Ewigkeit her, im Anfang, ehe die Erde war. Als die Meere noch nicht waren, ward ich geboren, als die Quellen noch nicht waren, die von Wasser fließen. Ehe denn die Berge eingesenkt waren, vor den Hügeln ward ich geboren, als er die Erde noch nicht gemacht hatte noch die Fluren darauf noch die Schollen des Erdbodens. Als er die Himmel bereitete, war ich da, als er den Kreis zog über den Fluten der Tiefe, als er die Wolken droben mächtig machte, als er stark machte die Quellen der Tiefe, als er dem Meer seine Grenze setzte und den Wassern, dass sie nicht überschreiten seinen Befehl; als er die Grundfesten der Erde legte, da war ich als sein Liebling bei ihm; ich war seine Lust täglich und spielte vor ihm allezeit; ich spielte auf seinem Erdkreis und hatte meine Lust an den Menschenkindern.“
Die personifizierte Sophia spielt auch im Gnostizismus eine wichtige Rolle. Als eine der Emanationen des ursprünglichen alleinigen und nicht-erkennbaren obersten Gottes hat sie dem materiellen menschlichen Geschöpf der weiteren göttlichen Emanation, des Demiurgen Ialdabaoth, Geist und damit das ihn vom Tier Unterscheinende eingeblasen. Die nur über eine begrenzte Einsicht verfügende Gottheit Ialdabaoth meinte dann, sie allein habe die Schöpfung geschaffen und nannte sich entsprechend in der Bibel alleiniger Schöpfer. Aufgrund der unvollkommenen Natur Ialdabaoths sei dann auch entsprechend die Schöpfung naturgemäss unvollkommen ausgefallen d.h. das Böse in die welt gekommen.
Aussagen im Neuen Testament
Der (überwiegend) griechische Teil der Bibel, genauer das Neue Testament (NT), nennt Jesus Christus den Sohn Gottes, der seinen Schöpfer als denjenigen würdigte, der die Menschen erschuf und sie männlich und weiblich machte. Der Apostel Paulus schreibt über Jesus, den Mitschöpfer, im Kolosserbrief (1,15-18) folgende Worte: „Er ist das Bild des unsichtbaren Gottes, der erstgeborene Sohn des Vaters; er ist der Anfang der Schöpfung. Durch ihn ist alles geschaffen worden, was im Himmel und auf der Erde lebt, alles, was man sehen kann, und auch die unsichtbaren Mächte und Gewalten. Alles hat Gott durch ihn geschaffen, und in ihm findet alles sein letztes Ziel. Er war vor allem anderen da, und alle Dinge bestehen durch ihn. Er ist auch das Haupt des Leibes, und dieser Leib ist die Gemeinde. Er ist der Anfang der neuen Schöpfung, denn er ist der erste von allen Toten, der zu neuem Leben geboren wurde; in allem muß er der Erste sein.“
Der monotheistische Schöpfungsbegriff
Anders als in anderen Religionen und Kulturen bezeugt der Schöpfungsbegriff in den monotheistischen Religionen eine Bezogenheit des einzelnen Menschen auf den oder das Andere, d.h. auf den Schöpfergott und über diesen auf jedes andere Mitgeschöpf, egal ob Mensch, Pflanze, Tier oder unbelebte Natur. Profaner ausgedrückt: er verweist auf die Tatsache, dass unsere Umwelt, da wir sie erstmals erkennen, bereits da ist, und auch dann noch da sein wird, wenn wir längst vergangen sein werden. Mit anderen Worten, der von den Theologien der monotheistischen Religionen mit einer zusätzlichen Bedeutung ausgestattete Begriff bezeugt eine der Natur und ihren Lebewesen innewohnende Dimension, die keine wirkliche Transzendenz bedeutet, die aber doch immerhin das Sein und Dasein des einzelnen Menschen transzendiert und diesen nicht nur mit einem Schöpfergott, sondern über diesen auch mit allen übrigen Geschöpfen (aller Zeiten) in Wechselbeziehung setzt.
Diese Wechselbeziehung ist grundlegend für die den monotheistischen Religionen innewohnende Sozialethik, aber auch für darin zu findende ökologische Gedanken, wie sie beispielsweise in dem jüdischen Schöpfungsfest Tu b'Schwat, dem „Neujahrsfest der Bäume“, bewusst werden.
Biblischer Schöpfungsbericht und moderne Wissenschaft
Kreationisten halten die beiden Schöpfungsberichte für verbalinspiriert und für unabhängig von den Annahmen der Wissenschaft ernst zu nehmende Tatsachenberichte.
Im Spannungsfeld der Auseinandersetzung mit der Evolutionshypothese gibt es die folgenden unterschiedlichen Anschauungen:
- „Die 24-Stunden-Tag-Theorie“ (Junge-Erde-Kreationismus) - Gott schuf in 6*24 Stunden.
- „Die rein religiöse Theorie“ - der 1. Bericht Mose ist nur eine religiöse Sicht der Schöpfung und es bleibt der Wissenschaft überlassen zu klären wie. Da die Genesis natürlich kein Zeitzeugenbericht ist, wird angenommen, die Genesis sei so geschrieben, dass sie für die damaligen Menschen verständlich und nachvollziehbar ist.
- „Zeitalter-Tag-Theorie“ (Alte-Erde-Kreationimus oder Konkordanzhypothese) - sie sagt, dass die genannten Tage eigentlich sehr lange Abschnitte waren, so lang, dass sie mit den von der Wissenschaft behaupteten geologischen Zeitaltern übereinstimmen können und die Aussage in der Bibel dennoch wörtlich richtig ist - insbesondere auch bezüglich der Reihenfolge der einzelnen Taten Gottes.
- „Theorie der bildlichen Tage“ - die Schöpfung wurde dem Schreiber der Genesis durch Gott in 6 Tagen offenbart. Die Schöpfung selbst dauerte Milliarden Jahre.
- „Lückentheorie“ - Es existiert eine zeitliche Lücke zwischen 1. Mose 1,1 und 1,2 die von fast unbeschränkter Dauer sein könnte.
Schöpfung im Islam
Der Koran, das Heilige Buch des Islam, sieht die Welt (Sonne, Mond, etc.) und den Menschen von Gott erschaffen. Im Koran heißt es, Gott habe Himmel und Erde in sechs Tagen erschaffen. (Sure 11,7 und 32,4). Allah emaniert sich in die Welt der Vielfalt. Das Universum ist sozusagen in der Imanigation Gottes
Germanischer Schöpfungsmythos
Anfangs gab es nichts. Dieses Nichts nannte man Ginnungagap. Man stellte es sich als eine tiefe Schlucht des Nichts und der Windstille vor. Da schuf Allvaters Geist das Sein und im Süden dieser Schlucht entstand Muspelheim, ein Reich, in dem Feuer und Hitze herrschte. Später kam Niflheim (nördl. von Ginnungagap) hervor, ein Reich voller Nebel, Kälte und Eis. Im Zentrum von Niflheim ist der Brunnen Hvergelmir. Aus dieser Quelle entsprangen 12 Flüsse, von denen jeder Elivagar genannt wurde. Sie überfluteten ganz Niflheim, und es bildete sich eine Eisschicht über die andere, bis sie sich zur Schlucht Ginnungagap vorschlugen. Erst seit diesem Ereignis gab es in Niflheim Eis und Schnee. Die Feuerfunken von Muspelheim brachten das Eis am Rand zum Schmelzen.
Weiter in: Germanische Schöpfungsgeschichte, Germanische Mythologie
Buddha verneinte die Schöpfung der Welt und auch die Schöpfung einer Seele durch eine äußere Wesenheit oder ein göttliches Prinzip zwar nicht. Er sprach aber in Abgrenzung zu hinduistisch-theistischen Vorstellungen ausdrücklich von, wörtlich übersetzt, Nicht-Seele, sanskrit: Anatman.
Die Vorstellung einer wie auch immer gearteten Schöpfung und die eines Schöpfers, sei es nun eine göttliche Wesenheit oder ein abstraktes Prinzip, wird im Buddhismus aber letztlich ignoriert oder als nebensächlich behandelt. Der Buddha selbst begründete dies damit, dass die Beschäftigung mit solchen unergründlichen Fragen im religiösen Leben letztlich keinen Erkenntnisgewinn bringt und er deshalb nichts darüber sagen werde. Neben einigen anderen seien die Fragen nach Schöpfung und Herkunft des Lebens prinzipiell nicht sinnvoll zu beantworten und erzeugten lediglich Verwirrung und Irritation (Acintita Sutta).
Es gibt auch das Gleichnis mit der Situation eines Mannes, der von einem vergifteten Pfeil getroffen wird: der herbeigerufene Arzt fragt zunächst wer den Pfeil abgeschossen hat (Gottesbeweis), aus welcher Richtung der Pfeil kam (Herkunft der Welt), warum der Schütze geschossen hat (aus welchem Grund wurde die Welt erschaffen) und so weiter. Die Gefahr liegt darin, dass darüber das Herausziehen des Pfeils versäumt wird und der Angeschossene stirbt bevor er sein Leben oder das Anderer retten kann (Culamulunkya Sutta).
Schöpfung in weiteren Kulturen/Religionen
- Babylonischer Schöpfungsmythos siehe Enuma Elish
- Ägyptische Mythen siehe Ägyptische Mythologie
- Ozeanische Mythen siehe Nauruische Mythologie: Areop-Enap
- Gnostischer Schöpfungsmythos
- Schöpfungsgeschichte der Manichäer
- Schöpfungsgeschichte der Jesiden
Versuche, die Schöpfung zu datieren
Innerhalb der verschiedenen Religionen und Kulturen wurde vielfältig versucht, ein genaues Datum für die Schöpfung durch Schriftanalysen und evtl. Hinzunahme jeweils aktueller Beobachtungen zu errechnen.
Exemplarisch werden im Folgenden einige bekanntere Ergebnisse aufgeführt (die Abweichungen bzgl. eines bestimmten Schöpfungsmythos bei anderen „Schulen“ betragen gewöhnlich nur wenige Jahre oder Jahrzehnte):
- Maya-Kultur – 11. August oder 13. August, 3114 v.Chr.
- Judentum – 1. Tischri 1 = 7. Oktober 3761 v. Chr. (JD 347998) oder 1. Nisan 1 = 3. April 3760 v.Chr. (JD 348176)
- Westliches Christentum (Junge-Erde-Kreationismus) – September oder Oktober 4004 v.Chr.
- Byzantinisches Reich – 1. September, 5509 v.Chr.
- Hinduismus – 155 Billionen Jahre v.u.Z. (zyklisch) – 3 893 102 v.u.Z. (Beginn des gegenwärtigen Mahayugas); 2 165 102 v.u.Z. (Ende des Krita Yugas); 867 102 v.u.Z (Ende des Treta Yugas); 428 899 z.u.Z. (Ende des Kali Yugas); 3102 v.u.Z (Ende des Dvapara Yugas)
Schöpfung aus anderen Blickwinkeln
Die Frage der Schöpfung stellt aber auch ein philosophisches Grundproblem dar.
- Wurde die Welt erschaffen oder war sie schon immer da?
- Ist der Schöpfer nur Ursprung (Deismus) oder begleitet er die Welt handelnd weiter (Theismus)?
- Existierte vor der Schöpfung bereits so etwas wie Materie, die durch den Schöpfer geformt wurde, oder hat der Schöpfer alles (Materie, Form und Raum) erschaffen?
- Ist die Schöpfung mit dem Schöpfer identisch (Pantheismus, Panentheismus)?
- Wenn es eine Schöpfung gibt – was ist ihr Ziel?
Hier zeigt sich die enge Wechselwirkung zwischen philosophischen und theologischen Problemen.
Platon sieht in seiner Ideenlehre die Welt und ihre Bestandteile als Abbild göttlicher Ideen an. Aristoteles sieht den unbewegten Beweger als Anfangspunkt jeder Bewegung an.
Diese Gedanken finden sich auch in den sogenannten Gottesbeweisen der Antike und des Mittelalters wieder (siehe insbesondere Thomas von Aquin sowie Natürliche Theologie und creatio ex nihilo).
Zwar kann man mit Methoden der Naturwissenschaft nicht in die „Zeit vor aller Zeit“ vordringen, doch geben einige Ergebnisse der Astronomie interessante Hinweise.
Schon Johannes Kepler dachte über die Frage nach, ob das Universum unendlich sei, und zu Ende des 18. Jahrhunderts konnte Wilhelm Olbers (Entdecker des 2. und 4. Asteroiden) diese Frage durch sein berühmtes Paradoxon für das damals als statisch angenommene Universum verneinen. Sein Argument ist allerdings wegen der allgemeinen Relativitätstheorie nicht mehr stichhaltig. Im heutigen Standardmodell der Kosmologie wird vielmehr von einem unendlichen Universum ausgegangen; allerdings kann ein endliches Universum bisher nicht ausgeschlossen werden.
Die Entdeckung der kosmischen Hintergrundstrahlung war einer der Hauptgründe, weswegen sich um 1970 die Urknall-Theorie als allgemein anerkannte Theorie gegenüber Steady-State-Theorien, nach denen das Weltall im Wesentlichen immer dieselbe Struktur hätte, durchsetzte. Für die Forscher hat es etwas Faszinierendes und gleichzeitig Seltsames, an diese aus gegenwärtiger Sicht absolute Grenze der Wissenschaft zu stoßen, und viele sehen sie als Moment der Schöpfung. Die gegenwärtige Physik macht aber keine Aussagen über den Zeitpunkt des Urknalls selbst, d.h. es ist nicht gesichert, dass der Urknall wirklich den zeitlichen Beginn des Universums darstellt. Die seither entwickelten Verfeinerungen des Urknall-Modells wurden – begleitet von populärwissenschaftlichen Schriften wie Eine kurze Geschichte der Zeit – schnell einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.
Kunst
- „Die Schöpfung“, Oratorium von Joseph Haydn
Siehe auch
- Zum biblischen Schöpfungsbericht:
- Schöpfungsgeschichte (Priesterschrift) [des Alten Testament],
- Garten Eden, Adam und Eva
- Ussher-Lightfoot-Kalender (Datierungsversuch der Schöpfung nach dem Alten Testament],
- Evolutionstheorie und Schöpfungsglaube
- Liste von Mythologien und Götterwelten
- Kosmogonie, Anfang
- Tohuwabohu
Literatur
- Granz, H. (2006): Kreationismus und Intelligent Design, QUERSCHNITTE 03/06, 1-28
- Walter Simonis, Über Gott und die Welt. Gottes- und Schöpfungslehre, Düsseldorf 2004, ISBN 3-491-70375-1
- Knauer, Peter: Unseren Glauben verstehen, Würzburg, 2001 (6. Auflage), 20-33.
- Prolingheuer, Wilhelm: Der Schöpfung Zweck und Ziel, Konkordanter Verlag, Pforzheim
- Löhde, Detlef: Die Schöpfungsgeschichte: Bericht oder gleichnishafte Erzählung?, Gr. Oesingen, 1989, ISBN 3-922534-50-3
- v. Stein, Alexander: Creatio, Biblische Schöpfungslehre, Daniel Verlag, Retzow, 2005. ISBN 3-935955-40-5
- Leïla Haddad et Guillaume Duprat, Mondes : mythes et images de l'univers, Seuil, Paris 2006
- Jean-Marc Rouvière, Brèves méditations sur la création du monde, L'Harmattan, Paris 2006
- Alexandre Hislop, Les deux Babylones, 1916
- Jean-Pierre Nicola, "Eléments de cosmogonie astrologique" sur le site astroariana.com
Weblinks
- Erklärung der biblischen Urgeschichte
- Aktuelle Literatur zur christlichen Schöpfungslehre
- Kreationistische Erklärungsansätze zur Vereinigung des biblischen Schöpfungsmythos und naturwissenschaftlichen Beobachtungen