Jan Vermeer

Johannes Vermeer van Delft oder Jan Vermeer (* 1632 in Delft; † 1675 in Delft) ist einer der seit dem 19. Jahrhundert am meisten bewunderten holländischen Maler aus der Barockzeit. Daneben wirkte Vermeer als Geograf.
Faszinierend ist, wie Vermeer seine Bildräume aufbaut und wie er in denen die oft nur wenigen Einzelpersonen agieren lässt. Möglicherweise bediente er sich dabei der Camera obscura, deren Bild er jedoch seinen Darstellungsabsichten gemäß bearbeitete.
Aus dem Leben von Jan Vermeer van Delft ist nur wenig bekannt. Er war verheiratet und hatte 11 Kinder. Durch die Vollkommenheit, die er sich in der Malerei zum Ziel gesetzt hatte, blieb er stets auf eine unendlich sorgfältige Ausführung bedacht. Deshalb hat er nie mehr als 3, höchstens 4 Bilder jährlich malen können. Trotz der zweifellos hohen Preise, die er für seine Werke erzielt haben muss, war es für den Meister nicht leicht, den Unterhalt für seine große Familie zu bestreiten. Vermeer erfuhr in seinen späteren Jahren vielfältige Not. Da die Einkünfte aus seinem künstlerischen Schaffen nicht ausreichten, betrieb er nebenher einen Kunsthandel. Als jedoch 1672 der Holländische Krieg ausbrach, musste er mit großen Verlusten verkaufen. Bald danach wurde er krank und war unfähig zu arbeiten. Als er im Alter von 43 Jahren starb, hinterließ er Schulden, die erst viele Jahre später von seiner Witwe abgetragen werden konnten.
Aus dem Licht erhalten die Portraits und die Gemälde, die Innenräume mit Figren darstellen, ihre einzigartige Wirkung. Meist sind die Figuren von einem sanft einfallenden Licht wunderbar modelliert, wie bei der Gitarrenspielerin. Die Komposition beruht auf dem "Goldenen Schnitt", der linke Teil des Bildes, der lichtdurchflutete, nimmt etwa zwei Drittel des Bildes ein, der dunkle, schattige Bereich ein Drittel. Man glaubt die Musik zu hören, es ist dem Klang Raum gegeben, eine besondere Stimmung erfüllt das Bild, ein besonderer Moment scheint eingefangen worden zu sein. Das Antlitz des Mädchens scheint von innen, wirkt beseelt, die Hände sind von großer Schönheit und Beweglichkeit und die Haltung des Kopfes ist die einer hingebungsvoll lauschenden Person. Die Locken scheinen im Takt zu wippen und verhindern dadurch, dass die Situation zu ernst erscheint. Das rechte Knie stützt das Instrument und wird von schmeichelnder Seide betont. Viele Sinne werden angesprochen: Die Seide und der weiche Pelz ist zum Ertasten da, die Musik zum Hören, das Bild an der Wand zum Anschauen. Das Motiv geht im farbig schimmernden Schmelz des Lichts auf, dem eine ganz besondere Bedeutung zukommt. Charakteristisch sind die farbigen Akzente auf den kostbar wirkenden Stoffen, sie haben die Beschaffenheit der Oberfläche einer frisch erblühten Blume. Die Lichtwerte ergeben reichgestufte Farbwerte, sogar in den Partien, die im Schatten liegen. Jan Vermeer van Delft vermied die Verwendung von Schwarz des Schattens weitgehend. Vermeer kam hier schon zu optischen Entdeckungen, die im allgemeinen noch zwei Jahrhunderte lang ungenutzt blieben. Erst die Impressionisten gelangten durch Beobachtung des Lichts zu ähnlichen Feststellungen wie Vermeer - erst zu dieser Zeit fand seine Kunst die volle Würdigung. Seine Bilder sind lange Zeit anderen Meistern zugeschrieben worden. Heute gilt er nicht nur als einer der größten Maler des 17. Jahrhunderts, sondern als einer der größten Meister aller Zeiten.
In seinen Hauptthemen wählte er Einzelfiguren oder Gruppen, die sich in stillem Beieinander im Innenraum befinden. Die Farbigkeit ist ausgewogen, die Komposition geordnet, die Raumwirkung fügt sich harmonisch ins Ganze. Seine Malerei war durch äußerste formberechnende Bedachtsamkeit gekennzeichnet.
Aus dem Gesamtwerk sind nur knapp 40 Gemälde bekannt, die sehr schwierig zu datieren sind, darunter 2 Allegorien und 2 Stadtansichten. Die Werke von Jan Vermeer van Delft sind in den wichtigsten Museen der Welt ausgestellt.
Werkverzeichnis (Auswahl)
- Die Malkunst (Wien, Kunsthistorisches Museum), 1665/1666, 120 x 100 cm
- Der Astromon (Paris, Louvre), 1668, 51,5 x 45,5 cm
- Der Geograph (Frankfurt am Main, Städelsches Kunstinstitut), 1669, 51,6 x 45,4 cm
- Das Mädchen mit dem Perlohrring
Ausstellungen
- 14. Februar 2003 - 11. Mai 2003 Kassel, Schloss Wilhelmshöhe: Johannes Vermeer: Der Geograph. - Die Wissenschaft der Malerei.
http://www.museum-kassel.de/exhibition/vermeer/index3.html
Film
- Das Mädchen mit der Perlring (2003) - Regie: Peter Webber - mit Colin Firth als Vermeer und Scarlett Johansson als Mädchen mit dem Perlring.
Literatur
- Hermann Ulrich Asemissen: Jan Vermeer. Die Malkunst. Aspekte eines Berufsbildes, Frankfurt am Main 1988.
- Thorsten Smidt: Johannes Vermeer. Der Geograph. Die Wissenschaft der Malerei, Kassel 2003