Als Ego-Shooter (lat. ego = Ich; engl. shooter = Schütze) oder First-Person-Shooter bezeichnet man eine Kategorie der Computerspiele, bei der
- die Darstellung der virtuellen Spielewelt aus den Augen der menschlichen (oder humanoiden) Spielfigur, d. h. in First-Person-Ansicht erfolgt,
- der Spielinhalt größtenteils das reaktionsschnelle Abschießen von etlichen virtuellen Gegner beinhaltet (Shoot 'em up).
Die meisten Ego-Shooter verfügen über einen Multiplayer-Modus, der es ermöglicht mit anderen menschlichen Spielern entweder über das Internet oder über ein Netzwerk zu spielen.
Zunehmend erscheinen auch Spiele, die sich zwar der gleichen Technik bedienen, deren Spielinhalt allerdings wesentlich komplexer und realistischer angelegt sind. Um sich von den eher einfacher gestrickten klassischen Ego-Shootern abzugrenzen werden diese häufig der Unterkategorie der Taktik-Shooter zugeordnet. Obwohl man die First-Person-Perspektive auch bei Flugsimulatoren und Spielen mit anderen Fahrzeugen findet, zählen sie nicht zum Genre der Ego-Shooter, da ihnen das für einen Ego-Shooter wesentliche Merkmal die menschliche oder menschenähnliche Gestalt der Spielfigur fehlt.
Siehe auch: Third-Person-Shooter
Geschichte der Ego-Shooter
Welches Spiel der erste Ego-Shooter war, ist nicht sicher. Wahrscheinlich war das 1991 erschienene Hovertank 3D von id Software der erste Titel dieses Genres. Bekannt wurden Egoshooter aber erst durch Wolfenstein 3D (1992) und Doom (1994), die beide ebenfalls von id Software entwickelt wurden. Gerade Doom erregte großes Aufsehen und verkaufte sich ausgezeichnet. Das Spiel wurde zum Durchbruch des Genres und brachte id Software (und im speziellen John Carmack und John Romero) einen legenderen Ruf ein. Seit dieser Zeit ist die Geschichte der Firma id Software stark mit der Geschichte der Ego-Shooter verbunden.
Ab diesem Zeitpunkt kam eine Vielzahl von Ego-Shootern auf den Markt. 1996 erschien Duke Nukem 3D von 3D Realms, welches sich durch die überdrehte Handlung und die große Interaktion mit der eher realistischen Umgebung auszeichnete.
Im gleichen Jahr erschien außerdem Quake von id Software und führte das Genre auf die nächste Ebene: Erstmalig wurde nicht nur die Level-Architektur, sondern auch alle Spielfiguren und Waffen dreidimensional dargestellt. Dies war nicht nur optisch ansprechender, sondern eröffnete auch spielerisch eine neue Dimension.
Technisch galten Ego-Shooter immer als Vorreiter und Messlatten der aktuellen grafischen Möglichkeiten. Bis 1998 war der Spielverlauf dafür jedoch bei fast allen Ego-Shootern sehr simpel. Es gab kaum eine Story und es wurde meistens nur geschossen. Anspruchslose Rätsel forderten vom Spieler meist nur Schalter zu drücken oder Schlüsselkarten aufzuheben. Die Kehrtwende kam mit Unreal, in dem die Atmosphäre eine übergeordnete Rolle spielte. In Half Life wurden echte Storyelemente in den Spielverlauf eingebaut. Diese Entwicklung hat sich fortgesetzt, und so findet man in aktuellen Spielen wie Doom 3 oder Far Cry eine Atmosphäre, die der eines Kinofilms gleicht.
In der zweiten Hälfte der 1990-er begannen sich langsam weitere Unterklassen von Ego-Shooter herauszukristallisieren. So unterscheidet man nun speziell zwischen Taktikshootern, Mehrspieler-Shootern, Action-Adventures und noch vielen weiteren Untergruppen. Außerdem gibt es inzwischen eine Vielzahl an Szenarien, in denen die Spiele stattfinden. Von Fantasy, über Science Fiction bis hin zum Weltkrieg ist alles dabei.
Kritik
Gerade bei Ego-Shootern ist eine explizite Gewaltdarstellung häufig. Daher gibt es Meinungen, solche Spiele könnten Aggressionen verstärken. Andere hingegen sind der Ansicht, sie könnten im Gegenteil solche ventilieren und abbauen (Katharsiseffekt).
In Deutschland ist das Zugänglichmachen von Spielen durch das Jugendschutzgesetz geregelt.
Ego-Shooter-Meilensteine
nach zeitlichem Erscheinen sortiert
- Wolfenstein 3D (1992)
- Doom (1993)
- Duke Nukem 3D (1996)
- Quake (1996)
- Unreal (1998)
- Half-Life (1998)
Weitere bekannte Ego-Shooter
- America's Army (2002)
- Battlefield 1942 (2002)
- Battlefield Vietnam (2004)
- Counter-Strike (1999)
- Dark Forces (1995)
- Delta Force (1998)
- Descent (1995)
- Doom II (1994)
- Doom III (2004)
- Duke Nukem 3D (1996)
- Far Cry (2004)
- Halo (2002)
- Heretic (1994)
- Heretic II (1998)
- Hexen (1995)
- Hexen II (1997)
- Jedi Knight (1997)
- Jedi Knight II (2002)
- Jedi Knight III (2003)
- Joint Operations - Typhoon Rising (2004)
- Medal of Honor (2002)
- Mortyr (2000)
- No One Lives Forever (2000)
- No One Lives Forever 2 (2002)
- Quake (1996)
- Quake II (1997)
- Quake III - Arena (1999)
- Redneck Rampage (1997)
- Redneck Rampage rides again (1998)
- Return to Castle Wolfenstein (2001)
- Soldier of Fortune (2000)
- Soldier of Fortune II (2002)
- Star Trek: Voyager Elite Force (2000)
- Star Trek: Voyager Elite Force 2 (2003)
- Tactical Ops (2002)
- Unreal (1998)
- Unreal Tournament (1999)
- Unreal Tournament 2003 (2002)
- Unreal Tournament 2004 (2004)
- Wolfenstein Enemy Territory (2003)
Weblinks
- FH Köln - Die Problematik der Gewaltdarstellungen im Computerspiel
- uni-jena.de - Untersuchung zum Thema Aggression durch Ego-Shooter
- WDR.de - Was sind Ego Shooter? Ein Spielgenre im Zentrum der Kritik