Wiener Ringstraße
Die Ringstraße rund um die Innere Stadt in Wien ist eine ihrer Hauptsehenswürdigkeiten und ist für die 60-er bis 90-er Jahre des 19. Jahrhunderts stilprägend geworden: man spricht von dieser Ausprägung des Historismus als Ringstraßenstil.

An Stelle dieser Straße stand die Stadtmauer, die im 13. Jahrhundert gebaut und infolge der 1. Türkenbelagerung 1529 verstärkt neu aufgebaut wurde, sowie davor ein ca. 500m breiter Glacisstreifen, der nicht verbaut und auch nicht bewachsen sein durfte. Militärisch war diese Anlage schon vom späten 18. Jahrhundert an veraltet, doch es bedurfte (abgesehen von der Anlage des Burgtores um 1820) der Revolution von 1848 um grundsätzliche Änderungen in die Wege zu leiten. 1850 wurden die Vorstädte (die heutigen Bezirke II-IX) eingemeindet, so dass die Stadtmauer nur noch Bedeutung als Verkehrshindernis hatte. 1857 endlich wurde die Schleifung der Stadtmauer und die Anlage eines Boulevards an dieser Stelle angeordnet.
Da dieser Boulevard von Anfang an als Repräsentationsmeile geplant war, wurde parallel eine "Lastenstraße" für den Gewerbeverkehr geplant. Diese Lastenstraße ist heute noch eine beliebte Durchzugsstraße und im Volksmund als 2-er Linie bekannt, weil hier die Straßenbahnen den Index "2" zu ihrem Linienbuchstaben hatten.
Nach einigen Kompetenzstreitigkeiten zwischen Regierung und Stadtgemeinde wurde der Stadterweiterungsfonds geschaffen, der von der Regierung verwaltet wurde. Nur das Rathaus wurde von der Stadt geplant.
In Folge entstanden eine Menge öffentlicher aber auch privater Prachtbauten. Der Blut- und Geldadel beeilte sich, repräsentative Palais an dieser Straße zu bauen. Eines der ersten Gebäude war der Heinrichshof des Bierbrauers Heinrich Drasche, der bis 1945 gegenüber der Oper stand.
Die meisten der Gebäude entstanden vor 1870. Bemerkenswert sind vor allen die Neue Hofoper im Stil der Neoromanik von August Sicard von Sicardsburg und Eduard van der Nüll, das Parlamentsgebäude in einem neo-attischen Stil (ein Verweis auf die altathenische Demokratie) von Theophil Hansen, das Rathaus im Stil der Flämischen Gotik von Friedrich Schmidt, das Burgtheater von Karl Hasenauer sowie das neue Universitätsgebäude. Der einzige Sakralbau ist die Votivkirche im neogotischen Stil, die anlässlich der Errettung des Kaisers Franz Joseph vor einem Attentat im Jahr 1853 gestiftet wurde.
An der Hofburg entstand ein überdimensionaler Anbau, die Neue Hofburg, in der heute das Museum für Völkerkunde und die Österreichische Nationalbibliothek untergebracht sind. Gegenüber der Ringstraße liegt das Kunsthistorische Museum, das zusammen mit dem Naturhistorischen Museum für die Kaiserlichen Sammlungen erbaut wurde. Ursprünglich hätte gegenüber der Neuen Hofburg ein paralleler Flügel angebaut werden sollen, der an das Naturhistorische Museum anschließen hätte sollen. Der Heldenplatz und der Maria-Theresien-Platz wären somit zum Kaiserforum geworden. Dieser Plan wurde aus Geldmangel aufgegeben.
Der Abschluss der Bautätigkeit am Ring wurde erst 1913 mit der Fertigstellung des Kriegsministerium erreicht, als der Ringstraßenstil schon ein wenig unmodern geworden war, wie das etwa gleichzeitige Postsparkassengebäude von Otto Wagner zeigt.
Die größte Katastrophe war der Brand des Ringtheaters 1881, der mehrere hundert Todesopfer forderte.