Alzheimer-Krankheit

neurodegenerative Erkrankung mit zunehmender Demenz
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Morbus Alzheimer (d. h. die Alzheimersche Krankheit) ist eine fortschreitende Demenz-Erkrankung (von lat. demens, "verwirrt") des Gehirns, die vorwiegend im Alter auftritt und mit einer Abnahme der Gehirn- und Gedächtnisleistung einhergeht. Die Krankheit beginnt mit scheinbar zufälliger Vergeßlichkeit und endet im Verlust des Verstandes.

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde sie durch den Arzt Alois Alzheimer an der Patientin Auguste D. erstmals als Erkrankung physiologischen Ursprungs, nicht psychologischen, diagnostiziert. Unhabhängig wurde die Krankheit etwa zur gleichen Zeit von Oskar Fischer, der an der psychiatrischen Klinik in Prag tätig war, beschrieben. Die Benennung nach Alois Alzheimer erfolgte durch Emil Kraepelin in seinem Lehrbuch der Psychiatrie 1911.

Es kommt zur Degeneration von bestimmten Neuronen und dadurch zu Störungen der normalen cerebralen Funktionen, was bei Patienten zu Störungen bei Sprache, des Denkvermögens und des Gedächtnisses führt. Die Hirnmasse nimmt im Verlauf der Krankheit ab, man spricht von einer Hirnatrophie. Als Auslöser des Zellverlustes werden zur Zeit vor allem intrazelluläre Ablagerungen des Proteins APP diskutiert, des weiteren werden wichtige Neurotransmitter, unter anderem Acetylcholin, nicht mehr in ausreichenden Mengen produziert, was zu einer allgemeinen Leistungsschwächung des Gehirns führt.

Symptome

Erste Symptome sind Erinnerungslücken, Desorientierung und Antriebslosigkeit. In späteren Stadien der Krankheit verstärken sich die Symptome, so dass der Patient immer orientierungsloser wird. Im Endstadium erkennt der Erkrankte nahe Verwandte nicht mehr und es kommt zum Kontrollverlust und schweren Koordinationsstörungen.

Diagnose

Mit speziellen Tests auf die Gedächtnisleistung kann festgestellt werden, ob ein Patient an Alzheimer erkrankt ist. Um andere Krankheiten auszuschließen sind zusätzliche Untersuchungen wie die Computertomographie oder Magnetresonanztomographie nötig. Hierbei können manchmal aber nicht immer bestimmte für die Alzheimer-Krankheit typische Befunde erhoben werden. Mit einer Positronen-Emissions-Tomografie kann man mit Fluor-18-markierten Zuckermolekülen eventuell eine Aktivitätsminderung im Glucoseumsatz des Gehirns nachweisen. Im Pariental- und Frontallappenbereich finden sich hier signifikante Unterschiede zu vergleichbaren Normalpopulationen. Die Diagnose Alzheimer-Erkrankung ergibt sich aus dem typischen psychopathogischem Befund, dem Verlauf der Krankheit, dem Ausschluss anderer Krankheiten und eventuell typischen Befunden in den bildgebenden Verfahren. Es ist also eine Ausschlussdiagnose. Eine definitive Diagnose der Alzheimer-Erkrankung ist aber genau genommen erst nach dem Tod des Patienten mittels einer feingeweblichen Untersuchung des Gehirns durch einen Neuropathologen möglich.

Häufigkeit

Da der Anteil der Älteren in der Bevökerung der westlichen Industrienationen immer mehr zunimmt, steigt auch die Häufigkeit der Personen mit Alzheimer. Man schätzt, dass bei den 65jährigen etwa 2% betroffen sind. Bei den 70jährigen sind es bereits 3%, bei den 75jährige 6% und bei den 85jährigen zeigen etwa 25% Symptome der Krankheit. Bei den über 85jährigen nimmt der Anteil der Betroffenen wieder ab, da die zuvor erkrankten dieses Lebensalter selten erreichen.

Therapie

Zurzeit versucht man durch Cholinesterase-Hemmer den Abbau von Acetylcholin zu vermindern. Dadurch wird der Acetylcholinspiegel im synaptischen Spalt erhöht und das Fortschreiten der Krankheit verlangsamt. Weiterhin werden andere Symptome die im Verlauf der Krankheit auftreten können, wie Unruhe, depressive Verstimmung oder Erregung und Aggressivität mit Hilfe von bestimmten Psychopharmaka behandelt. Eine Heilung ist bisher nicht möglich.

Immer mehr klinische Studien zeigen, dass Statine ("Cholesterinsenker") den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen können. Die Befunde deuten darauf hin, dass bei älteren Menschen das Risiko an Alzheimer zu erkranken durch die Einnahme dieser Medikamente vermindert werden kann (Neuroepidemiology 2004; 23:94-8; Neuron 2004; 41:7-10; Arch Neurol 2000; 57:1439-1443; Lancet 2000; 356:1627-1631; Arch Neurol 2002; 59:223-227; J Gerontol Biol Sci Med Sci 2002;57:M414-M418; and J Am Geriatr Soc 2002;50:1852-1856).

Molekularbiologie und Genetik

Als Ablagerungen im Gehirn eines Alzheimer-Patienten zeigen sich so genannte senile Plaques und fibrilläre Ablagerungen. Die Eiweiß-Ablagerungen der senilen Plaques bestehen im wesentlichen aus Amyloidprotein. Die intrazellulär gelegenen Alzheimerfibrillen bestehen aus dem so genannten Tau-Protein. Das Tau-Protein aggregiert zu Fibrillen wenn es stärker als normal phosphoryliert ist, d. h. mit Phosphorsäureresten besetzt ist. Man spricht von Hyperphosphorylierung. Das Amyloid-Protein, auch als Abeta oder Aβ bezeichnet, entsteht aus einem Vorläufer, dem Amyloid-Precursor-Protein (APP), ein Protein der Zellmembran. Es kommt nach Spaltung des APP durch so genannte Sekretasen, dies sind eiweißspaltende Enzyme (Proteasen), zur Bildung der Plaques, indem sie Fragmente freisetzen, welche dann zu den Ablagerungen aggregieren. Die genauen Mechanismen hierfür sind unbekannt. Es gibt eine genetische Komponente in der Verursachung der Alzheimer-Krankheit, etwa fünf bis zehn Prozent der Betroffenen zeigen eine familiäre Häufung (FAD, familar alzheimer disease). Allerdings ist nur ein sehr kleiner Teil der Erkrankungen durch eine heute bekannte Mutation verursacht: Mutation des Präsenilin-1-Gen auf Chromosom 14, des Präsenilin-2-Gen auf Chromosom 1 oder Mutation des APP-Gen auf Chromosom 21. Das Down-Syndrom mit seiner dreifachen Anlage des Chromosom 21 erhöht ebenfalls das Risiko an der Alzheimer-Krankheit zu erkranken. Außerdem treten Mutationen in den am Cholesterin-Transport beteiligten Proteine (ApoE) gehäuft bei der Alzheimer-Erkrankung auf. Der Hauptrisikofaktor bleibt das Alter.

neue Entwicklungen

US-Forschern haben in Tierversuchen erreicht, die frühen Hirnläsionen der Alzheimerschen Krankheit zurückzudrängen und den Krankheitsverlauf zu stoppen. Ihr Bericht wurde in der angesehenen Fachzeitschrift Neuron (43/2004, S. 321-332) im August 2004 veröffentlicht.

Zusammenstellung von neuen Erkenntnissen und Theorien :