Tollwut

Virusinfektion
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Tollwut ist eine seit Jahrtausenden bekannte Virusinfektion, die bei Tieren und Menschen eine akute lebensbedrohliche Encephalitis (Gehirnentzündung) verursacht. Synonyme sind die Begriffe Lyssa, Rabies und Rage. Früher benutzte man auch das Synonym Hydrophobie (Wasserfurcht).

Das Virus kann die meisten Arten warmblütiger Tiere betreffen, ist aber unter Nicht-Fleischfressern selten. Das stereotypische Bild eines angesteckten („tollwütigen“) Tieres ist der „verrückte Hund“ mit Schaum vor dem Mund, aber auch Katzen, Frettchen, Füchse, Dachse, Waschbären, Backenhörnchen, Stinktiere und die Fledertiere - Vampirfledermäuse (Desmodus rotundus bzw. Desmodus spec.); bei insektenfressenden Fledertieren meist Fledermäuse (Microchiroptera) und fruchtfressenden Fledertieren meist Flughunde (Megachiroptera sehr selten) - können tollwütig werden beziehungsweise die klassische Tollwut oder eine andere Form übertragen. Hauptüberträger ist der Fuchs. Eichhörnchen, andere Nagetiere und Kaninchen werden sehr selten angesteckt. Vögel bekommen sehr selten Tollwut, da ihre Körpertemperatur höher liegt als es für eine optimale Vermehrung des Virus notwendig ist. Tollwut kann sich auch in einer so genannten „paralytischen“ Form zeigen, bei welcher sich das angesteckte Tier unnatürlich ruhig und zurückgezogen verhält.

Zwischen 40 000 und 70 000 Menschen sterben jährlich an Tollwut, die meisten in Osteuropa, Asien (um 80 %[1]) und Afrika, wo Tollwut endemisch ist. Die Hälfte der Todesfälle weltweit betrifft Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren[1]. Ungefähr 10 Millionen Menschen werden jährlich behandelt nach einem Verdacht, sich der Tollwut ausgesetzt zu haben. [2]

Erreger

Schematischer Längstschnitt des Rabiesvirus
Schematischer Längstschnitt des Rabiesvirus

Die verschieden ausgeprägte Tollwut wird durch zylindrisch geformte, behüllte Einzel(-)-Strang-RNA-Viren, (ss(-)RNA), der Gattung Lyssaviren aus der Familie der Rhabdoviridae verursacht. Bei all diesen Erregern werden derzeit insgesamt sieben Genotypen unterschieden:

Diese Viren haben üblicherweise entweder eine spiralenförmige oder kubische Symmetrie. Dabei haben Lyssaviren eine spiralenförmige Symmetrie, d. h. ihre ansteckenden Partikel haben ungefähr zylindrische Gestalt.

Dies ist für Viren typisch, die Bäume und Pflanzen einmal befallen hatten, oder befallen. Der (RNA-) Tollwut - Virus hat also den Sprung von der Pflanzenwelt auf die Tierwelt und von dort auf die Welt von uns Menschen geschafft. Dieses Virus ist sehr alt - und sehr "erprobt" im Umgang mit allen Lebensformen, vor allem mit Bäumen / Pflanzen, Tieren und Menschen. Das sind RNA - Viren, zu denen neben Tollwut auch die (Entstehungsgeschichtlich jüngere) Virus - Grippe und das (Entstehungsgeschichtlich momentan neueste) HIV / AIDS gehören.

Allen RNA - Virusinfektionen sind somit auch bestimmte allgemeine Symtome gemein: z. B. starker, unkontrollierbarer Sekret.- und / oder Speichelfluss, Magenbechwerden, unsicheres gleichgewichtsgefühl / unsicherer Gang, verwirrtheit. Die drei verschiedenen RNA - Viren Tollwut, Virusgrippe und HIV missbrauchen die Zellen des Wirts und unterscheiden sich in ihrer Vorgehensweise lediglich die Zellenart, in der diese sich bevorzugt Einnisten und die geschwindigkeit ihrer Reproduktion.

Die übrigen Menschen befallende Viren haben im Allgemeinen eher Kubiksymmetrie und nehmen Gestalten an, die regelmäßigen Polyedern nahe kommen.

Ausgenommen Genotyp 2 sind bei allen anderen oben aufgezählten Genotypen Tollwutfälle beim Menschen beschrieben.

Alle RNA - Viren können durch Trockenheit, Sonnenlicht und bestimmte Desinfektionsmittel und hohe Temperaturen, wie z. B. durch Feuer inaktiviert werden.

Übertragung

Das Virus ist im Speichel eines tollwütigen Tieres vorhanden und der Infektionsweg kann über Kontakt der gesunden Haut mit dem Sekret (Tröpfcheninfektion, oft), kleinste Verletzungen der Haut und Schleimhaut|Schleimhäute und Kontakt mit Tollwutviren (sehr oft) und Biss 8nahezu immer) stattfinden.

In vitro ist eine Übertragung durch Schleimhäute vorgekommen. Möglicherweise geschah eine Übertragung in dieser Form bei Menschen, die von Fledermäusen bevölkerte Höhlen erforschten. Außer bei der Organtransplantation (drei Fälle in den Vereinigte Staaten|USA zu Beginn des Jahres 2004 und drei Fälle in Deutschland Anfang 2005), ist die Übertragung von einer Person zur anderen in der Westlichen Welt in den letzten Jahren nicht beobachtet worden.

Allerdings in vielen anderen Ländern! Indien beispielsweise, ist ein Land, in dem ein Übertragungsrisiko für Tollwut besteht. Jedes Jahr werden etwa 30.000 Todesfälle von Menschen durch Tollwut von dort gemeldet. Tollwut ist aber auch in vielen anderen asiatischen Ländern eine häufige Todesursache.

Auch in Afrika, in Marocco Beispielsweise sollte gegenüber Speichelansammlungen (u. A. sehr zäher Schleim (wenn gesichtet: Achtung! Äusserste Lebensgefahr!) von Tieren auf Äste gestreift) und Tiere mit Vorsicht geachtet werden!

Übertragen wird das Tollwutvirus in erster Linie durch den Speichel infizierter Säugetiere. In Europa spielen infizierte Fledermäuse als Tollwutüberträger eine ZUNEHMEND wichtige Rolle.

Krankheitsverlauf und Symptome

Nach der Infektion eines Menschen durch den Biss eines Tieres verbreitet sich das Virus über das Innere der Nervenfasern in die peripheren Nerven bis in das Rückenmark und gelangt schließlich zum Zentralnervensystem. Sollte das Virus durch den Biss direkt in die Blutbahn gelangen, kann es das Zentralnervensystem auch sehr schnell erreichen. Nur während der mehr oder minder langen Frühphase, also in den ersten Stunden, ist noch eine Impfung möglich. Sobald das Virus das Gehirn erreicht hat, ist eine Impfung nicht mehr wirksam.

Die Periode zwischen der Infektion und den ersten grippeartigen Symptomen (Inkubationszeit), kann bis zu zwei Jahre dauern, normalerweise sind es jedoch 3 bis 12 Wochen. Es wurden jedoch auch Inkubationszeiten von bis zu 10 Jahren glaubhaft dargelegt.

 
Tollwutpatient

Das Virus verursacht eine Encephalitis (Gehirnentzündung), worauf dann die typischen Symptome erscheinen. Es kann auch das Rückenmark befallen, was sich in Myelitis (Rückenmarksentzündung) äußert. Bei der Übertragung durch einen Biss in Arm oder Bein äußern sich häufig zuerst Schmerzen an der gebissenen Extremität. Sensibilitätsverlust entsprechend der Hautdermatome ist regelmäßig beobachtet worden. Daher werden viele, vor allem atypische Krankheitsverläufe, zunächst als Guillain-Barré-Syndrom falsch eingeschätzt. Bald danach steigern sich die zentralnervösen Symptome, wie Lähmungen, Angst, Verwirrtheit, Aufregung, weiter fortschreitend zum Delirium, zu anormalem Verhalten, Halluzinationen, und Schlaflosigkeit. Die Lähmung der hinteren Hirnnerven (Nervus glossopharyngeus, Nervus vagus) führt zu einer Rachenlähmung, verbunden mit einer Unfähigkeit zu sprechen (bei Hunden "heiseres Bellen") oder zu schlucken – dies ist während späterer Phasen der Krankheit typisch. Die Schluckstörung wird fälschlicherweise auch als "Hydrophobie" bezeichnet. Auch der produzierte Speichel kann nicht mehr abgeschluckt werden und bildet den Schaum vor Mund oder Maul.

Die Erkrankung kann auch in der "stummen" Form verlaufen, bei der ein Teil der genannten Symptome fehlt. Jedoch findet sich unabhängig von der Verlaufsform bei der Bildgebung mit dem Kernspintomographen eine Aufhellung in der Region des Hippocampus und am Nucleus Caudatus. Fast immer tritt 2 bis 10 Tage nach den ersten Symptomen der Tod ein. Die wenigen Leute, von denen bekannt ist, dass sie die Krankheit überlebten, hatten schwerste Gehirnschäden davongetragen.

Krankheitsverlauf beim Tier

An Tollwut können alle Säugetiere und bedingt auch Vögel erkranken. Die Inkubationszeit beträgt im Regelfall 2 bis 8 Wochen. Die Krankheit dauert zwischen einem Tag und einer Woche und endet praktisch immer tödlich. Die Krankheit beginnt häufig mit Wesensveränderungen.

 
Tollwütiger Hund mit Lähmungen und Speichelfluss

Erkrankte Haushunde können dabei besonders aggressiv und bissig werden, sind übererregt, zeigen einen gesteigerten Geschlechtstrieb und bellen unmotiviert („rasende Wut“). Später stellen sich Lähmungen ein, die zu heiserem Bellen, Schluckstörungen (starkes Speicheln, Schaum vor dem Maul), Heraushängen der Zunge führen und infolge Lähmung der Hinterbeine kommt es zum Festliegen. Die Phase der „rasenden Wut“ kann auch fehlen und die Tollwut gleich mit dem Lähmungserscheinungen beginnen („stille Wut“). Es kommen auch atypische Verläufe vor, die zunächst einer Magen-Darm-Kanal-Entzündung (Gastroenteritis) gleichen.

Bei der Hauskatze gleicht das klinische Bild dem des Hundes. Häufig zieht sich eine erkrankte Katze zurück, miaut ständig und reagiert aggressiv auf Reizungen. Im Endstadium kommt es zu Lähmungen.

Beim Hausrind zeigt sich eine Tollwut zumeist zunächst in Verdauungsstörungen, es kommt zu einer Atonie und Aufgasung des Pansens und Durchfall. Insbesondere bei Weidehaltung muss die Tollwut immer als mögliche Ursache für Verdauungsstörungen in Betracht gezogen werden. Später stellen sich Muskelzuckungen, Speicheln, ständiges Brüllen und Lähmungen der Hinterbeine ein. Bei kleinen Wiederkäuern wie Schafen und Ziegen dominiert die „stille Wut“, es können aber auch Unruhe, ständiges Blöken und ein gesteigerter Geschlechtstrieb auftreten.

Beim Hauspferd kann die Tollwut als „rasende Wut“ mit Rennen gegen Stallwände und Koliken oder als „stille Wut“ mit Apathie auftreten. Die „stille Wut“ kann mit einer Bornaschen Krankheit verwechselt werden.

Beim Hausschwein dominieren Aufregung, andauerndes heiseres Grunzen, Zwangsbewegungen und Beißwut.

Bei Vögeln ist die Krankheit sehr selten und äußert sich in ängstlichem Piepen, Bewegungsstörungen und Lähmungen.

Bei Wildtieren führt eine Tollwut häufig zum Verlust der natürlichen Scheu vor dem Menschen - was auch ganz im Sinne der RNA - Viren liegt. Bei "zahmen" Wildtieren: Lebensgefahr! Verlassen des Ortes, ohne den Jagdinstinkt oder Agression der Tiere zu wecken, mit möglichst wehnig Hautkontakt mit der Umgebung! Nasen.- und Mundschutz (auch durch feuchte Tücher, Hemd, ect. kann helfen)! Mit ein paar geschwächten Viren kann ein Organismus oft noch - unbemerkt - klarkommen (und sogar Abwehrstoffe bilden), je mehr Viren in den Körper gelangen und je gesünder diese Viren sind, umso höher ist das Risiko einer tatsächlichen Infektion / Ansteckung!

Es gibt auch Theorien darüber, dass Viren ihre Wirte nicht nur indirekt durch die Art des Befalls der Körper und damit der Zersetzung und der darauf folgenden Fehlfunktionen von Körperstellen / Nerven / Hormondrüsen in ihrem Verhalten passiv beeinflussen, sondern auch aktiv. Deswegen wurde die Tollwut früher auch einmal "Teufelskrankheit" genannt, weil bei infizierten Tieren und Menschen das Verhalten kaum kalkuliert werden kann.

Im Endstadium kommt es dann zu Lähmungen der Hinterbeine.

Therapie

Es gibt kein bekanntes Heilmittel gegen Tollwut. Nach einer Infektion und Überschreitung der Frist für eine Postexpositionelle Prophylaxe wurde in letzter Zeit eine Behandlung mit antiviralen Medikamenten, Virustatika, und zeitgleichem künstlichem Koma zur Stoffwechselreduzierung versucht. Diese Therapieversuche waren jedoch bisher nicht erfolgreich, da nur einige wenige Patienten eine solche Behandlung mit schwersten Gehirnschäden überlebten. Als erster Mensch, der eine solche experimentelle Therapie nach einer Infektion weitestgehend ohne schwerwiegende Folgeschäden überstanden hat, gilt die US-Amerikanerin Jeanna Giese. Am 12. Mai 2006 starb ein Jugendlicher in Houston, Texas, an Tollwut als Folge eines Fledermausbisses, obwohl diese experimentelle Therapie angewendet wurde.

Vorbeugung

Die Erkrankung kann jedoch durch rechtzeitige Impfung verhindert werden. Die Tollwut verdammte ursprünglich jeden, der daran erkrankte, zum Tode, bis Louis Pasteur 1885 die erste Tollwut-Impfung entwickelte und gebrauchte, um das Leben von Joseph Meister zu retten, der von einem tollwütigen Hund gebissen worden war. Heutige Impfstoffe sind relativ schmerzlos und werden in den Arm, ähnlich wie eine Grippe- oder Wundstarrkrampf-Impfung verabreicht. Sie bestehen aus inaktivierten Viren, welche in menschlichen (humanen) diploiden Zelllinien oder Hühnerfibroblasten angezüchtet werden.

Eine Impfung kann auch Stunden nach einem Biss noch erfolgreich sein. Für eine nachträgliche Impfung bleibt mehr Zeit, wenn die Wunde relativ weit vom Kopf entfernt ist und durch den Biss keine venösen Blutgefäße verletzt worden sind. Das Robert-Koch-Institut gibt folgende Richtlinie für die postexpositionelle Impfung vor:

Grad der Exposition Art der Exposition Immunprophylaxe
durch ein tollwutverdächtiges oder tollwütiges Wild- oder Haustier durch einen Tollwut-Impfstoffköder
I Berühren / Füttern von Tieren, Belecken der intakten Haut Berühren von Impfstoffködern bei intakter Haut keine Impfung
II Knabbern an der unbedeckten Haut, oberflächliche, nicht blutende Kratzer durch ein Tier, Belecken der nicht intakten Haut Kontakt mit der Impfflüssigkeit eines beschädigten Impfstoffköders mit nicht intakter Haut Impfung
III Jegliche Bissverletzung oder Kratzwunden, Kontamination von Schleimhäuten mit Speichel (z. B. durch Lecken, Spritzer) Kontamination von Schleimhäuten und frischen Hautverletzungen mit der Impfflüssigkeit eines beschädigten Impfstoffköders Impfung und einmalig simultan mit der ersten Impfung passive Immunisierung mit Tollwut-Immunglobulin (20 IE/kg Körpergewicht)

!!!NIEMALS VERSUCHEN, DAS TOLLWUTVERDÄCHTIGE TIER ZU FANGEN!!!

Von Fachleuten allerdings kann das tollwutverdächtige Tier eingefangen und zu isoliert werden, in Quarantäne gebracht und unter veterinärmedizinischer Kontrolle beobachtet werden - falls das jehmand bezahlt! Tritt dann nach 10 bis 14 Tagen keine Tollwut auf, war das Tier nicht ansteckend (kontagiös). Falls das Tier erkrankt, kann eine Virusdiagnostik durchgeführt werden. Bei der infizierten Person kann erst nach Ausbruch der Krankheit eine Diagnose gestellt werden.

Bei der vorbeugenden Impfung gegen Tollwut handelt es sich um einen Totimpfstoff, der meist aus inaktivierten Tollwut-Viren, welche die Krankheit nicht mehr auslösen können, besteht. Diese aktive Impfung wird in mehreren Dosen im Abstand von einigen Tagen bis Wochen in den Oberarm injiziert. Der genaue Impfplan ist präparatabhängig. Der Körper bildet nach der Injektion Antikörper gegen die Viren. Die Impfung muss ein Jahr nach dem ersten Impfzyklus einmal wiederholt und danach alle 5 Jahre aufgefrischt werden.

Bei einer Verletzung durch ein tollwutverdächtiges Tier wird zunächst eine passive Immunisierung mit fertigen Antikörpern gespritzt. Gleichzeitig wird mit der aktiven Impfung begonnen. Außerdem muss der Tetanus-Schutz kontrolliert werden. Hilfreich ist auch ein gründliches Waschen der Wunde mit Wasser und Seife, um so viel infektiöses Material wie möglich zu entfernen.

Mythos und Geschichte

In früheren Zeiten war die Tollwut von Mythen, Aberglauben und Irrtümern umgeben und schürte, da die Krankheit fast unweigerlich zum Tod führte, die Ängste und die Phantasien der Menschen. Auch dass die Tollwut vermeintlich durch Wölfe übertragen wurde, trug zur Legendenbildung bei, der Ursprung des Werwolfsglaubens z. B. wurzelt in der Tollwuterkrankung der Menschen. Bereits in der Antike befassten sich Aristoteles und Euripides mit der Krankheit, in der griechischen Götterwelt waren Artemis, Hekate, Aktaion und Lykaon Verkünder, Verbreiter oder Opfer der Tollwut. Sirius, Hauptstern im Sternbild des Großen Hundes, verdankt seinen Namen der Legende, Wegbereiter der Seuche zu sein, im Hochsommer – an den Hundstagen (an denen Sirius in Sonnennähe steht; man nahm früher an, Sonne und Sirius würden in dieser Zeit zusammenwirken) – wurden Hunde, die man mit der Verbreitung der Tollwut in Verbindung brachte, malträtiert und geopfert. Im Mittelalter wurde, ausgehend von Augustinus, der Ursprung der Tollwut beim Teufel gesucht, der heilige Hubertus gilt seit dieser Zeit als Schutzpatron gegen die Tollwut.

Dennoch verursachen sogar auch noch im anfang des neuen Jahrtausends die drei Haupt RNA - Viren (Tollwut, Virusgrippe und HIV/AIDS) jedes Jahr über 0,6 bis 0,8 Millionen Todesfälle weltweit und noch viel mehr, ungezählte Schwerverletzte.

Dabei Teilen sich diese drei RNA - Viren sich die Gesamtzahl der Toten zu beinahe gleichen Teilen unter sich auf.

Mit anderen Worten: lassen Sie sich bitte gegen die Virusgrippe impfen, haben Sie vorsichtig Sex nicht mit jeder unbekannten Menschenmasse mit jeder Praktik und meiden Sie mutmasslich tollwutverseuchte Gebiete und Lebewesen!

Verbreitung und Bekämpfung

Das Tollwut-Virus überlebt in weiträumigen, abwechslungsreichen, ländlichen Tierwelt-Reservoiren. Die obligatorische Impfung von Tieren ist in ländlichen Gebieten weniger wirksam. Besonders in Entwicklungsländern ist es möglich, dass Tiere nicht in Privatbesitz sind; ihre Tötung kann unakzeptabel sein. Schluck-Impfstoffe können in Ködern sicher verteilt werden, und genau dies hat Tollwut in ländlichen Gebieten Frankreichs, Ontarios, Texas, Floridas und anderswo erfolgreich zusammenschrumpfen lassen. Impfkampagnen können jedoch teuer sein, und eine Kosten-Nutzen-Analyse kann die Verantwortlichen dazu bringen, sich für Bestimmungen zur bloßen Eindämmung, statt zur völligen Beseitigung der Krankheit zu entscheiden.

Um die Verbreitung der Krankheit zu bekämpfen, besteht für den grenzüberschreitenden Reiseverkehr mit kleinen Haus- und Heimtieren (Hunde, Katzen, Frettchen) schon seit Langem eine allgemeine Impfpflicht gegen Tollwut. Die von Land zu Land sehr unterschiedlichen zusätzlichen Bestimmungen werden für die Verbringung von Tieren innerhalb der Europäischen Union mit der Einführung des EU-Heimtierausweises ab dem 4. Oktober 2004 vereinheitlicht.

Tollwut ist in vielen Teilen der Welt endemisch, und einer der Gründe für Quarantänezeiten im internationalen Tiertransport war der Versuch, die Krankheit aus unverseuchten Gebieten fernzuhalten. Inzwischen erlauben jedoch viele Industriestaaten, allen voran Schweden, Haustieren unbeschwertes Reisen zwischen den Territorien, sofern die Tiere durch eine entsprechende Abwehrreaktion vorweisen können, gegen Tollwut geimpft worden zu sein.

Deutschland

 
Warnung vor Wildtollwut in Deutschland

In Deutschland zeigt die Bekämpfung der Tollwut große Erfolge. Während noch im Jahr 1980 insgesamt 6800 Fälle gemeldet wurden, waren es im Jahr 1991 noch 3500, im Jahr 1995 nur 855, im Jahr 2001 noch 50 und 2004 noch 12 gemeldete Fälle. Mit 5 Fällen 2004 am stärksten von der Tollwut befallen ist der Fuchs.

Zur Bekämpfung der Tollwut werden in den letzten Jahren so genannte Impfköder entweder von Jagdausübungsberechtigten ausgebracht oder, wie in einzelnen Bundesländern, großflächig aus Flugzeugen abgeworfen.

2004 wurden in Deutschland Tollwutfälle bei Tieren aus den Bundesländern Baden-Württemberg, Berlin, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein gemeldet.

Am 4. Dezember 2005 wurde in Berlin bei einer von Kindern gefundenen, kranken und später verstorbenen Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) von Tierärzten des Instituts für Lebensmittel, Arzneimittel und Tierseuchen (ILAT) in Berlin die Tollwut festgestellt. Bei den bei Fledermäusen vorkommenden Tollwuterregern handelt es sich um eigenständige Virustypen. Sie werden als European Bat Lyssavirus (EBL) mit den Varianten 1 und 2 oder Europäisches Fledermaus-Tollwutvirus bezeichnet. Die Fledermaustollwut ist eine eigenständige Erkrankung, die von der Fuchstollwut abzugrenzen ist. Über die Medien erfolgte eine dringende Aufforderung an alle möglichen Kontaktpersonen, sich vorsorglich Impfen zu lassen.

Österreich

Das Österreichische Bundesland Tirol gilt als tollwutfrei (Juni 2005).

Schweiz

Die Schweiz gilt seit 1999 als tollwutfrei. Die Krankheitsfreiheit wurde durch eine gezielte Fuchsimpfkampagne erreicht.

Großbritannien

Von Großbritannien, das strenge Regulierungen bei der Einfuhr von Tieren hat, wurde angenommen, dass es von der Tollwut völlig frei sei, bis 1996 eine einzelne Wasserfledermaus entdeckt wurde, die mit einem tollwutartigen Virus infiziert war, das gewöhnlich nur bei Fledermäusen vorkommt – dem europäischen Fledermaus-Lyssavirus 2 (EBL2). Es gab keine weiteren bekannten Fälle bis September 2002, als in Lancashire eine weitere Wasserfledermaus positiv auf EBL2 getestet wurde. Ein Fledermaus-Schützer, der von der angesteckten Fledermaus gebissen worden war, erhielt eine Postexpositionsbehandlung, woraufhin er nicht an Tollwut erkrankte.

In Großbritannien trugen Hundelizenzen, Tötung von Straßenhunden, Maulkorbpflicht und andere Maßnahmen zur Ausrottung der Tollwut am Anfang des 20. Jahrhunderts bei. In letzter Zeit ist auch die großangelegte Impfung von Katzen, Hunden und Frettchen in einigen Industrieländern bei der Bekämpfung von Tollwut erfolgreich gewesen.

USA

Seit der Entwicklung von wirksamen Impfstoffen für Menschen und Immunglobulin-Behandlungen ist die Zahl der Todesopfer der Tollwut in den USA von 100 oder mehr pro Jahr am Anfang des 20. Jahrhunderts, auf 1 – 2 pro Jahr gefallen, die größtenteils von Fledermaus-Bissen herrühren.

Am 2. Juli 2004 meldete dpa, dass in den USA die Tollwut von einem Organspender auf die Empfänger übertragen worden war. Drei Patienten, die verseuchte Organe transplantiert bekommen hatten, waren an der Krankheit gestorben. Der Organspender hatte sich durch eine Fledermaus mit dem tödlichen Virus angesteckt, wie die US-Seuchenüberwachungsbehörde CDC in Atlanta berichtet hatte.

Australien

Australien ist einer von wenigen Teilen der Welt, wo Tollwut nie eingeschleppt worden ist. Jedoch kommt das australische Fledermaus-Lyssavirus natürlicherweise sowohl bei insektenfressenden als auch bei fruchtfressenden Fledermäusen (Flugfüchsen) der meisten Festland-Staaten vor. Wissenschaftler glauben, dass das Virus in Fledermaus-Bevölkerungen überall in der Reihe von Flugfüchsen Australiens gegenwärtig ist.

Indien

Indien ist eines der Länder, in denen viele Tollwutfälle (Indien: ca. 30.000/Jahr) bei Menschen bekannt sind. Die Dunkelziffer dürfte weit darüber liegen. Die Übertragung erfolgt dort überwiegend durch Bisse freilaufender Hunde (auch auf dem Land!). Da eine Immunglobulin-Behandlung nicht verfügbar ist, wird fast ausschließlich mit der Postexpositionsmethode behandelt, die möglicherweise nicht so gute Heilungschancen wie die kombinierte Methode verspricht. Bei einem längeren Aufenthalt sollte also an eine vorherige Aktivimpfung gedacht werden (Reisemedizin).

Tollwut nach Organtransplantation

In Deutschland haben sich Anfang 2005 drei Empfänger von Organspenden mit Tollwut infiziert[3][4]. Die zum Zeitpunkt ihres Todes am Abend des 31. Dezember 2004 26-jährige Spenderin hatte sich möglicherweise bei einem Indien-Urlaub infiziert und das Virus über die Organe weitergegeben. Die Patientin erlitt nach Kokain- und Ecstasyeinnahme einen Herzstillstand und starb nach erfolgloser Reanimation in der Universitätsklinik Mainz. Nach einer Untersuchung gemäß den Richtlinien zur Organtransplantation[5] der Bundesärztekammer kam man zu dem Schluss, die Organe mit Ausnahme des Herzens trotz der unklaren Todesursache zur Transplantation freizugeben. Fraglich ist, ob die Spenderin schon Anzeichen einer Tollwutinfektion gezeigt hatte, die als Folge Ihres Kokainkonsums fehlinterpretiert worden war. Sie hatte im Vorfeld mehrere Krankenhäuser mit heftigen Kopfschmerzen und Angstzuständen aufgesucht, die bei Tollwut auftreten können.

Die Lunge, zwei Nieren, zwei Hornhäute, das Pankreas und die Leber wurden ab dem 1. Januar 2005 in verschiedenen Kliniken implantiert. Insgesamt erhielten sechs Menschen Organe der Spenderin, drei erkrankten schwer und starben. Die Empfängerin der Lunge, welche in Hannover transplantiert wurde, erlag der Infektion am Morgen des 20. Februar 2005. Ein 70-jähriger Nierenempfänger am 21. Februar 2005 in Hannoversch Münden. Ein 45-jähriger Nieren-Pankreas-Empfänger erlag der Krankheit trotz einer neuartigen Therapie am 7. April 2005 in Marburg.

Die anderen drei Empfänger zeigten keine Symptome. Sie wurden trotzdem nach Bekanntwerden des Vorfalls aktiv und passiv geimpft. Zwei der Organempfänger erhielten je ein Hornhauttransplantat in der Uniklinik Mainz. In neuerlichen Operationen wurde die Hornhaut der erkrankten Spenderin entfernt und je ein neues Transplantat eingesetzt. Virologische Untersuchungen ergaben keinen Erregernachweis in den inkrimierten Spenderhornhäuten.

Der Patient, welcher in der Uniklinik Heidelberg die Leber der Spenderin erhielt, war ungefähr 15 Jahre zuvor gegen Tollwut geimpft worden. Die Erkrankung brach bei ihm nicht aus.

Bei den tollwuterkrankten Patienten präsentierte sich diese in einer untypischen Form. Deswegen war bis Mitte Februar 2005 nicht klar, woran die Organempfänger erkrankt waren. Aufgrund des gesetzlich vorgeschriebenen Datenschutzes bei der Koordination der Organvergabe wussten die Kliniken in Hannover, Hannoversch Münden und Marburg nicht, dass sich in den jeweils anderen Kliniken nach Transplantation auf ähnliche Weise erkrankte Patienten befanden. Der Zusammenhang zwischen der Transplantation und der Erkrankung der Organempfänger wurde erst durch eine Routinenachfrage der Deutschen Stiftung Organtransplantation aufgedeckt. Diese ergab, dass drei der Empfänger schwer erkrankt waren. In den folgenden Untersuchungen verfestigte sich erst der Verdacht auf das Vorliegen von Tollwut. Möglicherweise konnte sich die Erkrankung durch die gegen eine Transplantatabstoßung eingesetzte Immunsuppression sehr schnell ausbreiten. Grundsätzlich ist aber von einer massiven untypischen Virusexposition auszugehen, was auch bei anderen Erkrankungen (bspw. der Geflügelpest) zu untypischen und seltenen Verlaufsformen führt.

(Stand: 08. August 2006, siehe auch: Wikinews Artikel über den Fall)

Quellen

  1. a b Ärzte-Zeitung vom 30. April 2003
  2. WHO: Fact Sheet No 99: Rabies, revidiert 2005
  3. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 17. Februar 2005, 20. Februar 2005, 21. Februar 2005, 7. April 2005 und 13. April 2005
  4. Sueddeutsche Zeitung vom 20. Februar 2005
  5. http://www.bundesaerztekammer.de/30/Richtlinien/Richtidx/Organ/ Richtlinien zur Organtransplantation gemäß § 16 Abs. 1 Nrn. 2 u. 5 TPG in der Fassung vom 28. Februar 2003, zuletzt geändert durch Beschluss des Vorstands der Bundesärztekammer vom 28. April 2006. Bundesärztekammer. Berlin, 2006.
Wiktionary: Tollwut – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen