Senftenberg
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Senftenberg (niedersorbisch: Zły komorów), eine Stadt im Südosten Brandenburgs in der Niederlausitz. Sie ist Kreisstadt des Landkreises Oberspreewald-Lausitz. Die Festungsanlage mit dem Schloss ist der wichtigste Ausgangspunkt der Stadtentwicklung. Aus einer Urkunde des Jahres 1279 stammt die erste nachweisliche Erwähnung Senftenbergs. Anfangs zählte die Siedlung etwa 300 bis 400 Einwohner. Die Siedler lebten von Acker-, Obst- und Weinanbau sowie handwerklicher Produktion. Um 1860 fand man dann das "Schwarze Gold" - die Braunkohle. Eine rasante Industrialisierung und ein wirtschaftlicher Aufschwung waren besonders kennzeichnend für diese Zeit. Senftenberg entwickelte sich kontinuierlich zur Energiezentrale der ehemaligen DDR. Seit der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990 gilt es "Neue Ufer" zu erschließen. Mit den gesellschaftlichen Veränderungen verlor die Braunkohle ihre bisherige Bedeutung. Die Stadt musste sich in den vergangenen Jahren einem gewaltigen Strukturwandel stellen.
Geografie
Geografische Lage
Senftenberg befindet sich in der Niederlausitz, an der Schwarzen Elster und am Senftenberger See. Die Stadt liegt etwa 40 km südwestlich von Cottbus und etwa 60 km nördlich von Dresden.
Stadtgliederung
Zur Stadt Senftenberg gehören die eingemeindeten Ortsteile Brieske, Hosena, Sedlitz, Peickwitz, Niemtsch, Großkoschen und Kleinkoschen.
- Peickwitz, mit heute etwa 400 Einwohnern, wurde im Jahr 1455 erstmals urkundlich als Pykicz erwähnt. Ursprünglich soll das Dorf an anderer Stelle angelegt worden sein. Einer Sage nach lockte das 'Kikeriki eines Hahns die Bewohner zur heutigen Ortslage. 1529 wurde die Siedlung als Peikwitzsch erwähnt.[1]
Geschichte
Im Zuge der deutschen Ostkolonisation gegründet, entstand die Siedlung Senftenberg im Schutze einer Burg (heute das Schloss der Festungsanlage), die von deutschen Rittern errichtet wurde. Der Name der Stadt wurde dabei möglicherweise von "sanft am Berg" abgeleitet oder von "sumpftenburg", da die Burg, in deren Schutze sich die Stadt entwickelte, in einer sumpfigen Gegend lag. Die älteste nachweisliche Erwähnung Senftenbergs, in einer Urkunde für das Kloster Dobrilugk (heute Doberlug-Kirchhain), stammt aus dem Jahre 1279. 1290 werden Johann und Konrad von Senftenberg als erste Besitzer des Ortes genannt.
Im Mittelalter zählte die Siedlung etwa 300 bis 400 Einwohner und besaß den typischen Grundriss Niederlausitzer Kolonistenstädte. Nach kurzer brandenburgischer Herrschaft Anfang des 14. Jahrhunderts galt Senftenberg ab 1368 als böhmischer Besitz. Im Jahr 1413 übernahm der Landvogt und Pfandinhaber der Niederlausitz, Hans von Polenz, den Ort mit der gesamten Markgrafschaft. 1448 wurde die Stadt und Herrschaft Senftenberg von den Wettinern durch Herzog Friedrich gekauft und der Ort gehörte hiernach fast 400 Jahre zu Sachsen. Die sächsischen Kurfürsten ließen die alte Burg nach italienischem Vorbild zu einer für die damalige Zeit modernen Verteidigungsanlage ausbauen.
Im Ergebnis des Wiener Kongresses verloren die Wettiner 1815 das kursächsische Amt Senftenberg an Preußen.
Ende des 19. Jahrhunderts und während des gesamten 20. Jahrhunderts erlebte die Stadt ein enormes Wachstum durch den Braunkohlenbergbau zunächst unter, dann über Tage. Im Zuge dieser Industrialisierung wurde die zuvor vorherrschende wendische Sprache nahezu vollständig verdrängt. Einige Teile der Stadt wurden im Zuge des Braunkohlentagebaues abgebaggert, so z.B. Rauno oder Reppist.
Die Kreis- und Hochschulstadt Senftenberg an den Ufern des 1300 ha großen gleichnamigen Sees versucht gegenwärtig, sich zum touristischen Zentrum der Niederlausitz zu entwickeln.
Im Jahre 2004 feierte die Stadt ihr 725-jähriges Bestehen.
Eingemeindungen
- um 1925 Eingemeindung von Jüttendorf, Thamm und Neusorge
- 1950 Eingemeindung von Buchwalde
- 1974 Eingemeindung von Hörlitz, Rauno und Reppist (6. Mai 1990 Ausgliederung von Hörlitz/Senftenberg-West)
- 1. März 1997 Eingliederung von Sedlitz
- 31. Dezember 2001 Eingliederung von Brieske, Großkoschen, Kleinkoschen, Hosena, Niemtsch und Peickwitz
Einwohnerentwicklung
Um 1860 fand man erstmals Braunkohle. Diese Entdeckung hatte eine rasante Industrialisierung und einen wirtschaftlichen Aufschwung zur Folge. Doch seit der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990 verlor die Braunkohle ihre bisherige Bedeutung. Die Stadt musste sich in den vergangenen Jahren einem gewaltigen Strukturwandel stellen. Dieser konnte nicht geordnet vonstatten gehen. Viele Bewohner verließen und verlassen noch ihre Heimat. Besonders hoch ist der Anteil der Jugendlichen, die nach Abschluß ihrer Schulausbildung die Region verlassen.
Durch die Gemeindereform stieg die Einwohnerzahl im Jahre 2001 gegen den Trend an.
Stand | Einwohnerzahl |
---|---|
1300 | 400 |
1880 | 2.608 |
1900 | 6.151 |
1910 | 8.051 |
1920 | 14.590 |
1950 | 18.260 |
1970 | 24.301 |
1980 | 32.095 |
1990 | 29.451 |
2000 | 24.740 |
2001 | 30.539 |
2002 | 29.957 |
2003 | 29.474 |
2004 | 29.136 |
2005 | 28.774 |
Politik
Stadtverordnetenversammlung
Der Rat der Stadt Senftenberg besteht aus 32 Ratsfrauen und Ratsherren.
(Stand: Kommunalwahl am 26. Oktober 2004)
Klaus - Jürgen Graßhoff, langjähriger Bürgermeister der Stadt, scheidet 2007 mit Erreichen des Rentenalters aus dem Amt aus.
So wurde am 15. Oktober 2006 die Wahl eines neuen Bürgermeisters durchgeführt.
Da keiner der Bewerber die erforderliche Stimmenzahl erreichte, kam es am 12. November 2006 zur Stichwahl.
Andreas Fredrich ,SPD, und Elke Löwe, Die linke PDS, wurden als Bewerber zugelassen.
Neuer Bürgermeister ab Februar 2007 in Senftenberg: Andreas Fredrich , bisher erster Beigeordneter.
Städtepartnerschaften
- Püttlingen seit 1989
- Nowa Sól seit 1992
- Senftenberg seit 1993
- Saint-Michel-sur-Orge seit 1996
- Veszprém seit 1996
- Žamberk seit 1996
- Fresagrandinaria seit 2003
1996 gründeten Senftenberg und Püttlingen mit ihren Partnerstädten Nowa Sól (Polen), Saint-Michel-sur-Orge (Frankreich), Veszprém (Ungarn) und Žamberk (Tschechien) ein bis heute einmaliges europäisches Städtebündnis, welches 2003 durch den Beitritt Fresagrandinaria (Italien) erweitert wurde.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Theater
- Neue Bühne Senftenberg
- Amphitheater am Senftenberger See
Museen
- Kreismuseum im Schloss mit Galerie am Schloss
- Museumshof OT Großkoschen
- Bergbaumuseum OT Niemtsch
Musik
- Chor der Bergarbeiter e.V.
- Konzertchor Senftenberg e.V.
Landschafts- und Bauarchitektur
- Renaissancefestung
- Historische Innenstadt mit Markt
- Kursächsische Postmeilensäule
- Gartenstadt Marga
- Schulgebäude von Bruno Taut (Walther Rathenau Grundschule)
- Schulgebäude von Max Taut (Dr. Otto Rindt Realschule)
- Städtebauliches Ensemble der Fachhochschule und angrenzendes Wohnviertel
- Neues Rathaus
- Schloßpark
- Bürgerhaus „Wendische Kirche“
- Kirchen
- Evangelische Peter-und-Paul-Kirche
- Evangelische Martin-Luther-Kirche OT Brieske
- Evangelische Kirche OT Großkoschen
- Katholische Kirche
Religion und Religionsgemeinschaften
- Evangelische Kirche
- Evangelische Freie Gemeinde
- Gemeinschaft der Siebententagsadventisten
- Katholische Kirche
- Landeskirchliche Gemeinschaft
- Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche
Sonstige Sehenswürdigkeiten
- Planetarium
- Tierpark
- Schlossanlage
- Parkanlage
Sport
Freizeit
- Senftenberger See
- Erlebnisbad Senftenberg
- Skihalle Snowtropolis
- Jugendhaus „Pegasus”
- Kunstschule Birkchen e.V.
Regelmäßige Veranstaltungen
- Senftenberger Kneipenfest (zweimal im Jahr)
- Peter-und-Paul Markt (Fr-So im Juli/August)
- Sommernachtskino im Amphitheater (Juli/August)
- Weihnachtsmarkt (November/Dezember)
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Senftenberg liegt an den Bundesstraßen 96 und 169. Die nächstgelegene Anschlussstelle Klettwitz zur A 13 befindet sich etwa 8 km westlich. Der Regionalbahnhof verfügt über Verbindungen nach Nauen (RB) über Großräschen, Calau, Königs Wusterhausen, Berlin, Falkensee; nach Dresden (RE) über Ruhland, Großenhain; nach Falkenberg (RE) über Lauchhammer, Elsterwerda, Bad Liebenwerda; nach Cottbus (RE) über Drebkau.
Wirtschaft
- Profilierung zum touristischen Zentrum der Niederlausitz
- die soziale Situation der Stadt Senftenberg ist geprägt durch eine überdurchschnittlich hohe Arbeitslosenquote (ca. 22 %)
Ansässige Unternehmen
- Bergbausanierung und Landschaftsgestaltung Brandenburg GmbH (BUL)
- ECOSOIL Ost GmbH
- Klinikum Niederlausitz GmbH
- Kommunale Wohnungsgesellschaft mbH Senftenberg
- Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV)
- Sparkasse Niederlausitz
- Stadtwerke Senftenberg GmbH
- Wasserverband Lausitz (WAL)
Medien
- Regionalfernsehen WMZ-TV Senftenberg
- Regionalzeitung „WochenKurier” Senftenberg
Bildung
- Fachhochschule Lausitz (FHL) University of Applied Sciences
- Oberstufenzentrum Lausitz
- Kreisvolkshochschule Oberspreewald-Lausitz
- Schulen
- Friedrich Engels Gymnasium
- Grundschulen
- Walther Rathenau Grundschule
- Regenbogen-Grundschule
- Grundschule "Am See"
- Grundschule Hosena
- Oberschulen
- Dr. Otto Rindt Oberschule
- 3. Oberschule
- Bernhard Kellermann Oberschule
- Förderschulen
- Allgemeine Förderschule für Lernbehinderte
- "Hand in Hand" Förderschule für geistig Behinderte
- Musikschulen
- Musikschule Oberspreewald-Lausitz
- Musikschule Matthias Schnurre
Persönlichkeiten
In Senftenberg sind geboren:
- Karl Wilhelm von Bormann (1796–1874), belgischer General
- Herbert Windt (1894–1965), Filmkomponist (NS-Propagandafilm)
- Horst Mönnich (*1918), Schriftsteller, Mitglied der Gruppe 47
In Senftenberg zeitweise wohnend oder arbeitend:
- Erwin Strittmatter (1912–1994), Schriftsteller, arbeitete als Zeitungsredakteur in Senftenberg
- Ernst Sauer (1923–1988), Bildhauer
- Werner Walde, (*1926), Kandidat des Politbüros des Zentralkomitees der SED in der DDR, erster Sekretär der SED-Kreisleitung Senftenberg
- Armin Mueller-Stahl (* 1930), am Theater der Bergarbeiter Senftenberg
- Annekathrin Bürger (*1934), Schauspielerin, u.a. am Theater der Bergarbeiter Senftenberg
- Heinz Lemanczyk (*1934), 2facher DDR-Fussballnationalspieler, 1948 bis 1963 beim SC Aktivist Brieske-Senftenberg
- Harald Lorscheider (*1939), deutscher Komponist, 1992-1993 Kapellmeister an der Neuen Bühne Senftenberg
- Prof. Gerhart Lampa (* 1940), Maler und Bildhauer, Direktor des Kreismuseums Senftenberg, Lehrauftrag für Gestaltung an der Fachhochschule Lausitz
- Klaus-Dieter Klebsch (* 1949), Darsteller der RTL-Seifenoper "Gute Zeiten – Schlechte Zeiten", Schauspieler an der Neuen Bühne Senftenberg
- Frank Castorf (*1951), Regisseur und Intendant der Volksbühne Berlin, u.a. am Theater der Bergarbeiter Senftenberg
- Róža Domašcyna (*1951), sorbische Lyrikerin und Übersetzerin, arbeitete als Wirtschaftsingenieurin in Senftenberg
- Manfred Möck (*1951), Schauspieler (u.a. Polizeiruf 110 und Elementarteilchen) und Preisträger des Silbernen Bären, an der Neuen Bühne Senftenberg
- Alexander Sternberg (*1973), Darsteller der Sat.1-Telenovela "Verliebt in Berlin", Schauspieler an der Neuen Bühne Senftenberg
Literatur
- Rösler, Isolde: Schloß und Festung Senftenberg (Der historische Ort Nr. 71), Kai Homilius Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-931121-71-2
- Dähmlow, Silke: Senftenberg. Stadtplanerische Aspekte von Bildungsbauten zur Zeit der Weimarer Republik. in: Brandenburgische Denkmalpflege, Heft 2, Jg. 10. Berlin 2001. Verlag Willmuth Arenhövel Berlin. ISSN 0942-3397.
- Jochinke, Ute: Senftenberg. Die Schulbauten der Brüder Bruno und Max Taut und ihre Stellung in deren Werk. in: Brandenburgische Denkmalpflege, Heft 2, Jg. 10. Berlin 2001. Verlag Willmuth Arenhövel Berlin. ISSN 0942-3397.
Videolektüre
- Heinrich, Christian: "Chronik der Stadt Senftenberg" (offizielle Filmchronik der Stadt; erhältlich in der Tourismus-Info am Markt)
Weblinks
Fußnoten
- ↑ Märkische Oderzeitung, 6. Nov. 2006, S. 9