Internationale Filmfestspiele von Cannes

jährliches Filmfestival in Cannes, Frankreich
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Die Internationalen Filmfestspiele von Cannes gelten als das weltweit bedeutendste und glamouröseste Filmfestival und gehören zusammen mit den Filmfestspielen von Venedig, der Berlinale und dem Internationalen Filmfestival von Locarno zu den A-Festivals. Sie werden seit 1946 jährlich im Mai in Cannes an der französischen Côte d'Azur veranstaltet. Die 59. Filmfestspiele fanden vom 17. Mai bis zum 28. Mai 2006 statt.

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Cannes, Palais des Festivals et des Congrès
Starlet in Cannes
Roman Polanski mit Adrien Brody (links) in Cannes 2002

Geschichte

Die Filmfestspiele wurden bereits vor dem Zweiten Weltkrieg konzipiert, 1939 zum ersten Male vom französischen linken Minister Jean Zay (Front Populaire) eröffnet,fanden nach dem Krieg erstmals 1946 statt. 1948 und 1950 fielen sie wegen Geldmangels aus. In Folge der Pariser Mai-Unruhen 1968 wurde das Festival am 19. Mai abgebrochen. Am Vorabend war Louis Malle als Mitglied der Jury zurückgetreten. Malle, François Truffaut, Claude Berri, Jean-Gabriel Albicocco, Claude Lelouch, Roman Polanski und Jean-Luc Godard drangen in den Großen Saal des Palais des Festivals und forderten die Unterbrechung der Vorführung als Solidaritätsbekundung mit den streikenden Arbeitern und Studenten. Zudem war diese Aktion auch als Zeichen gegen die kurz zuvor erfolgte Entlassung des in Cineasten-Kreisen hochgeschätzten Henri Langlois als Direktor der Cinémathèque française zu verstehen.

Wettbewerbe und Preise

Die Filmpreise der Internationalen Filmfestspiele werden von einer von Jahr zu Jahr neu zusammengestellten internationalen Jury vergeben, die hauptsächlich aus Filmschaffenden besteht. Der wichtigste Preis ist die Goldene Palme (Palme d'Or), mit der der beste Film des Wettbewerbs ausgezeichnet wird. Weitere von der Jury für den Gesamtfilm vergebene Preise sind (in absteigender Ordnung) der Große Preis der Jury (Grand prix du jury), der Preis der Jury (Prix du Jury) sowie der (nicht zwingend jedes Jahr vergebene) Spezialpreis der Jury. Daneben gibt es Preise in den Einzelkategorien weiblicher Darsteller, männlicher Darsteller, Regie und Drehbuch.

Weitere Filmkritiker-Instanzen zeichnen hier ebenfalls Wettbewerbsfilme aus. Am wichtigsten sind der FIPRESCI-Preis der internationalen Filmkritik (Prix de la FIPRESCI) sowie der Preis der Ökumenischen Jury (Prix du Jury oecuménique).

Neben dem Hauptwettbewerb gibt es von Festivalseite noch den Kurzfilm-Wettbewerb mit der Goldenen Palme für Kurzfilme (Palme d'Or du court métrage), den Wettbewerb Cinéfondation, in dem Arbeiten von Filmstudenten prämiert werden, sowie Un Certain Regard, eine Reihe, in der seit 1998 der Prix Un Certain Regard vergeben wird.

Schließlich führen im Rahmen der internationalen Filmfestspiele sowohl die Vereinigung der Regisseure Société des Réalisateurs de Films mit ihrer La Quinzaine des Réalisateurs als auch die Kritikerorganisation Syndicat français de la critique de cinéma mit ihrer La Semaine Internationale de la Critique eine eigene unabhängige Parallelveranstaltung durch, bei denen auch jeweils eine Reihe von Preisen vergeben werden. Die seit 1978 vergebene Goldene Kamera (Caméra d'Or) für ein Erstlingswerk dient dabei als Klammer, da der Preisträger von einer Jury aus Repräsentanten der drei Veranstaltungsträger aus den Wettbewerbsprogrammen aller drei Parallelveranstaltungen ausgewählt wird.

Goldene Palme

Die Goldene Palme wird seit 1955 vergeben, bis dahin hieß die wichtigste Auszeichnung Großer Preis der Internationalen Filmfestspiele (Grand Prix du Festival International du Film). Die Goldene Palme kann auch, zuletzt 1997 geschehen, ex aequo, also zu gleichen Teilen an zwei Filme vergeben werden.

Bisher konnten zwei deutsche Regisseure die Goldene Palme in Empfang nehmen: Volker Schlöndorff 1979 für Die Blechtrommel und Wim Wenders 1984 für Paris, Texas.

Die Trophäen werden vom Schweizer Juwelier Chopard in Genf hergestellt und gestiftet. Chopard leiht ebenfalls den Schmuck für die Prominenten.

Ehrungen

In Cannes werden auch große Künstler geehrt. So 1985 der Meisterregisseur François Truffaut. Dieser wurde 1958 als Kritiker in Cannes ausgeschlossen, da seine Berichte zu kritisch waren. Ein Jahr darauf erhielt er den Regie-Preis für sein Erstlingswerk Sie küssten und sie schlugen ihn. Nach den Pariser Mai-Unruhen boykottierte Truffaut mit Kollegen die Filmfestspiele, die deshalb 1968 nicht stattfinden konnten. Ein Jahr nach Truffauts Tod versammelte Jeanne Moreau in Cannes seine Stars (Jean-Pierre Léaud, Claude Jade, Catherine Deneuve, Gérard Depardieu, Fanny Ardant) auf der Bühne und präsentierte eine "Hommage à François Truffaut", die Claude de Givray als "Vivement Truffaut" verfilmt hat.

Goldene Palme

Siehe auch die die offizielle Liste der Festival-Organisatoren

Jahr Goldene Palme Regisseur Land
2006 The Wind That Shakes the Barley Ken Loach Frankreich, Irland
2005 Das Kind Luc & Jean-Pierre Dardenne Belgien
2004 Fahrenheit 9/11 Michael Moore USA
2003 Elephant Gus Van Sant USA
2002 Der Pianist Roman Polański USA
2001 Das Zimmer meines Sohnes Nanni Moretti Italien
2000 Dancer in the dark Lars von Trier Dänemark
1999 Rosetta Luc & Jean-Pierre Dardenne Belgien
1998 Die Ewigkeit und ein Tag Theo Angelopoulos Griechenland
1997 Der Geschmack der Kirsche Abbas Kiarostami Iran
Der Aal Shohei Imamura Japan
1996 Lügen und Geheimnisse Mike Leigh Großbritannien
1995 Underground Emir Kusturica Jugoslawien
1994 Pulp Fiction Quentin Tarantino USA
1993 Lebewohl, meine Konkubine Chen Kaige Hongkong
The Piano (Das Piano) Jane Campion Neuseeland
1992 Die besten Absichten Bille August Schweden
1991 Barton Fink Ethan und Joel Coen USA
1990 Wild at Heart () David Lynch USA
1989 Sex, Lies and Videotapes (Sex, Lügen und Video) Steven Soderbergh USA
1988 Pelle der Eroberer Bille August Schweden
1987 Die Sonne Satans Maurice Pialat Frankreich
1986 The Mission Roland Joffé Großbritannien
1985 Papa ist auf Dienstreise Emir Kusturica Jugoslawien
1984 Paris, Texas Wim Wenders Deutschland
1983 Die Ballade von Narayama Shohei Imamura Japan
1982 Vermißt Constantin Costa-Gavras USA
Yol - Der Weg Şerif Gören/Yılmaz Güney Türkei
1981 Der Mann aus Eisen Andrzej Wajda Polen
1980 Hinter dem Rampenlicht Bob Fosse USA
Kagemusha - Der Schatten des Kriegers Akira Kurosawa Japan
1979 Apocalypse Now Francis Ford Coppola USA
Die Blechtrommel Volker Schlöndorff Deutschland
1978 Der Holzschuhbaum Ermanno Olmi Italien
1977 Padre Padrone (Mein Vater, mein Herr) Paolo Taviani Italien
1976 Taxi Driver Martin Scorsese USA
1975 Chronique des anneées de braise (Chronik der Jahre der Glut) Mohammed Lakhdar-Hamina Algerien
1974 Der Dialog Francis Ford Coppola
1972 Il caso Mattei Francesco Rosi
1969 If Lindsay Anderson
1967 Blow Up Michelangelo Antonioni
1963 Il gattopardo (Der Leopard) Luchino Visconti Italien
1962 O Pagador de Promessas (Fünfzig Stufen zur Gerechtigkeit) Anselmo Duarte Brasilien
1961 Viridiana Luis Bunuel Spanien
Noch nach Jahr und Tag Henri Colpi Schweiz
1960 La dolce vita Federico Fellini Italien
1959 Orfeu Negro Marcel Camus Frankreich/Brasilien
1958 Wenn die Kraniche ziehen Michail Kalatosow UdSSR
1957 Lockende Versuchung William Wyler USA
1956 Le monde du silence (Schweigende Welt Jacques-Yves Cousteau/Louis Malle Frankreich
1955 Marty Delbert Mann USA
1953 Le salaire de la peur Georges Clouzot
1952 Othello Orson Welles
1951 Miracolo a Milano (Das Wunder von Mailand) Vittorio De Sica Italien
1949 The third Man Carol Reed

Großer Preis der Jury

Jahr Großer Preis der Jury Regisseur Land
2006 Flandres Bruno Dumont Frankreich
2005 Broken Flowers Jim Jarmusch USA
2004 Oldboy Park Chan-wook Südkorea
2003 Uzak Nuri Bilge Ceylan Türkei
2002 Der Mann ohne Vergangenheit Aki Kaurismäki Deutschland/Finnland/Frankreich
2001 Die Klavierspielerin Michael Haneke Frankreich/Österreich
2000 Guizi lai le Jiang Wen China
1999 Humanität Bruno Dumont Frankreich
1998 Das Leben ist schön Roberto Benigni Italien
1997 Das süße Jenseits Atom Egoyan Kanada
1996 Breaking the Waves Lars von Trier Dänemark, Schweden, Frankreich, Niederlande, Norwegen, Island
1995 Der Blick des Odysseus Theo Angelopoullos
1994 Leben! Zhang Yimou China/Hong Kong
Die Sonne, die uns täuscht Nikita Mikhalkov Frankreich/Russland
1993 In weiter Ferne, so nah! Wim Wenders Deutschland
1992 Gestohlene Kinder Gianni Amelio
1991 Die schöne Querulantin Jacques Rivette
1990 The Sting of Death Kohei Oguri Japan
Tilai Idrissa Ouédraogo
1989 Zu schön für Dich Bertrand Blier Frankreich
Cinema Paradiso Giuseppe Tornatore Frankreich/Italien
1988 A World Apart Chris Menges
1987 Pokayaniye
1986 Opfer Andrei Tarkovsky Frankreich/Großbritannien/Schweden
1985 Birdy Alan Parker USA
1984 Kisvilma - Land der Hoffnung Marta Meszaros Deutschland/Polen/Ungarn
1983 Monty Python's - Der Sinn des Lebens Terry Gilliam & Terry Jones Großbritannien
1982 Die nacht von San Lorenzo Paolo Taviani & Vittorio Taviani Italien
1981 Lichtjahre entfernt Alain Tanner Schweiz
1980 Mein Onkel aus Amerika Alain Resnais
1979 Sibiriade Andrei Konchalovsky Sowjetunion
1978 Affentraum Marco Ferreri Frankreich/Italien
Der Todesschrei Jerzy Skolimowski Großbritannien
1977
1976
1975
1964 Die Regenschirme von Cherbourg Jacques Demy Deutschland/Frankreich
1962 Prozeß der Jeanne d'Arc Robert Bresson Frankreich
Liebe 1962 Michelangelo Antonioni Frankreich/Italien
1961 Mutter Johanna von den Engeln Jerzy Kawalerowicz Polen
1960
1959
1958
1957
1956
1955
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