Die Blutegelbehandlung ist ein ausleitendes Verfahren, das in der Alternativmedizin Anwendung findet. Dabei werden Blutegel (Hirudo officinalis oder Hirudo medicinalis) an geeigneter Stelle angelegt, so dass sie einen kleinen Aderlass von ca. acht bis zehn Milliliter Blut herbeiführen. Da er in seinem Speichel gerinnungshemmende Stoffe (Heparin und Hirudin) produziert, kommt es in der Regel zu einer weiteren Nachblutung von ca. 50 ml Blut.
Im Krankenhaus wird die Blutegeltherapie vor allem auf dem Gebiet der plastischen Chirurgie angewandt. Vor allem bei Replantationen von z. B. Ohren, Fingern, Zehen oder bei Hautverpflanzungen kann die positive Wirkung des Hirudins im Egelspeichel Komplikationen verhindern. Durch die gerinnungshemmende und gefässerweiternde beziehungsweise entkrampfende Wirkung des Hirudins kann der venöse Abfluss angestauten Blutes angeregt beziehungsweise überhaupt erst ermöglicht werden, so dass die Reimplantate nicht absterben und eine erfolgreiche Heilung ermöglicht wird.
In der Naturheilkunde werden Blutegel wieder verstärkt eingesetzt. Hauptanwendungsgebiete sind:
- Narben und schlecht heilende Wunden,
- entzündliche Prozesse, beispielsweise entzündete Gelenke bei Arthrose,
- chronische Schmerzen (Rückenschmerzen, Bandscheibenvorfall),
- Durchblutungsstörungen, Krampfadern, Thrombosen,
- Tinnitus, Migräne, Asthma,
- Prellungen, Stauchungen, Quetschungen,
- Depressionen.
In der Naturheilkunde werden die Blutegel oft zur Verstärkung der Wirkung an Akupunkturpunkten angesetzt, so dass neben den positiven Wirkungen durch die Wirkstoffe im Egelspeichel auch der Reiz des Egelbisses zur Stimulation und Beeinflussung im Sinne der traditionellen chinesischen Medizin genutzt wird. Außerdem soll durch die gezielte Applikation der Egel im Bereich der sogenannten "Headschen Zonen" eine positive Wirkung auf verschiedene innere Organe erzielt werden.
Es gibt auch Studien, nach denen Blutegel bei Kniearthrose besser helfen sollen als das häufig eingesetzte Diclofenac.
Schadwirkung
Da das von den Egeln aufgenommene Blut lange im Körper des Tieres flüssig bleibt und nur langsam durch Peptidasen abgebaut wird, kann der Blutegel viele Erreger beherbergen. Es wurden Protozoen (Toxoplasmose, Trypanosomen, Plasmodien) sowie Bakterien (Streptokokken, Clostridien, Aeromonas) nachgewiesen. Experimentell konnte auch eine theoretische Übertragung von AIDS nachgewiesen werden. In der Praxis ist jedoch noch immer strittig, inwieweit tatsächlich eine Übertragung stattfinden kann.
Das lange Nachbluten nach einem Blutegelbiss senkt das Infektionsrisiko zusätzlich, da die Bisswunde durch den ständigen Blutfluss auf natürliche Weise gereinigt wird.