Dalmatien

kroatische Küstenregion
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Dalmatien (Serbokroatisch: Dalmacija) ist eine Region auf dem Balkan an der adriatischen Küste.

Geschichte

Bis zum 11. Jahrundert

Die Geschichte von Dalmatien beginnt mit der Unabhängigkeitserklärung der Dalmatiner gegenüber dem illyrischen König Gentius. Sie errichteten eine Republik mit der Hauptstadt Delminium. Das Gebiet erstreckt sich nordwärts von der Neretva (italienisch Narenta) bis zur Cetina und später bis zur Kerka, wo es die Grenzen von Liburnien traf. Im Jahre 156 v. Chr. wurden die Dalmatiner zum ersten Mal von einer römischen Armee angegriffen und unterworfen. Sie wurden tributpflichtig, aber erst unter Augustus (31 v. Chr.-14 n. Chr.) wurde das Land annektiert, nachdem die letzte von zahlreichen bemerkenswerten Revolten durch Tiberius im Jahre 9 unserer Zeitrechnung niedergeschlagen wurde. Dem folgte die vollständige Unterwerfung und die Übernahme der lateinischen Zivilisation, welche auf ganz Illyrien übergriff.

Der Zusammenbruch Westroms überließ 476 bis 535 diese Region den gotischen Herrschern Odoaker und Theoderich dem Großen. Die Gotenherschaft endete als Justinian Dalmatien Ostrom einverleibte. Die große Wanderung der Slawen nach Illyrien in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts war ein weiterer Wendepunkt in der Geschichte des Landes: während in anderen Teilen des Balkans die Invasoren (Serben, Kroaten oder Bulgaren) keine Schwierigkeiten hatten, die Urbevölkerung zu vertreiben oder einzugliedern, trafen sie hier, völlig überrascht, auf die mächtigen maritimen Stadtstaaten, hochentwickelt und mit dem Rückhalt ihrer Landsleute in Italien. Während also die anderen Bereiche durch die Slawen besiedelt wurden, zog die lateinische oder italienische Bevölkerung in die Schutz bietenden großen Städte wie Ragusa (dem heutigen Dubrovnik), Zara (heute Zadar) oder andere. So ward das Land aufgeteilt unter zwei feindseligen Völker, welche durch das große Schisma zwischen der östlichen und westlichen Kirche 1054 nur noch schlimmer wurde. Die Slawen wählten die orthodoxe oder seltener auch die bogomile Glaubensrichtung, während die Bevölkerung der Städte treu zum Papst hielt. Erst im 15. Jahrhunder gelang es den beiden Völkern in Ragusa eine erste Form einer gemeinsamen Kultur zu entwickeln, was sich in der Literatur niederschlug. In Dalmatien entwickelten sich durch diese Spaltung bemerkenswerte kulturelle Leistungen: während alle umliegenden Völker - Bosnier, Serben, Bulgaren - ihre staatliche Blütezeit erlebten, aber kulturell rückständig blieben, war es in Dalmatien umgekehrt: es mißlang vollständig, politische Einheit zu erreichen, aber die dalmatinischen Stadtstaaten, isoliert und dennoch stets nach dem Mutterland Italien blickend, erreichten Höhepunkte in Kunst, Wissenschaft und Literatur. Die geographische Lage Dalmatien erklärt den relativ schwachen Einfluss byzantinischer Kultur während der sechs Jahrhunderte der Herrschaft durch Ostrom (535-1102), die zum Ende hin mehr und mehr nur noch nominell war. 806 wurde Dalmatien dem Heiligen Römischen Reich zugeschlagen. 829 plünderten Sarazenen die Küste. Eine Republik serbischer Piraten entstand an der Mündung der Neretva, denen es gar gelang, 887 eine Flotte Venedigs vernichtend zu schlagen und bis zu ihrer Vernichtung durch den Dogen Pietro Orseolo II. 998 Tribut von Venedig selbst einzufordern. Mit diesem Sieg nahm der Doge den Titel Fürst von Dalmatien an. Währenddessen erweiterten die Könige von Kroatien ihre Herrschaft über das nördliche und mittlere Dalmatien, forderten Tribut von den italienischen Städten wie [[Zara]} ein und konsolidierten ihre eigene Macht in den slavischen Städten. Auch die Kirche spaltete die Völker weiter, indem sie in der Synode von Spalato (heute Split) 1059 forderten, dass die Liturgien auf Latein oder Griechisch zu halten seien und so die Unterschiede zwischen den Lateinern und den Slawen noch deutlicher machten. Ein Raubzug der Normannen 1073 konnte nur mit Mühe und der Hilfe der Venedischen Flotte aufgehalten werden.

Die Rivalität zwischen Venedig und Ungarn (1102-1420)

Unfähig dem Sturm der Zeiten alleine zu widerstehen, ohne dem Schutz Ostroms und durch die internen Querelein daran gehindert, ein Verteidigungsbündnis zu errichten, bitten die Stadtstaaten Venedig und Ungarn um Unterstützung. Die Venezianer waren im Gegensatz zu den Ungarn nicht an der territorialen Ausbreitung ihres Landes interessiert, sondern wollten lediglich das Aufblühen einer gefährlichen politischen oder wirtschaftlichen Macht an der östlichen Adriaküste verhindern, und halfen deswegen großzügig. Doch auch Ungarn hatte seine Unterstützer - was hier wirtschaftlich zu begründen ist: wie in fast allen Stadtstaaten kam es auch hier meist zu dem Entstehen zweier entgegengesetzter Parteien, die kaum zu einander fanden. Während die Bauern und Binnenhändler eher zu dem mächtigen Nachbar Ungarn standen, warben die seefahrenden Händler um die Unterstützung durch Venedig. Viele der Städte zahlten somit faktisch Tribut an eine der beiden Mächte, doch hielten sie stets an ihre Stadtrechte fest. Selbst nachdem 1102-1105 Koloman von Ungarn Dalmatien eroberte, wurden die Rechte der Städte bestätigt: sie wählten ihre eigenen Magistrat, Bischof und Richter; das römische Recht blieb in Kraft; sie durften gar weiterhin eine eigene 'Außenpolitik' führen'; kein Fremder, nicht einmal ein Ungar, durfte sich in einer Stadt niederlassen, ohne willkommen zu sein; derjenige, der die ungarische Herrschaft ablehnen, konnte jederzeit mit seinem gesamten Besitz auswandern; die Zolleinkommen wurden zwischen dem Ungarischen König, dem Magistratsherren, dem Bischof und der Bürgerschaft aufgeteilt. Die Venezianer boten den Städten, die zu ihnen gehörten, prinzipiell die selben Freiheiten und Rechte.

Nicht überraschend blieben die weiterhin sehr eigenwilligen dalmatinischen Städte ihren Herren nur treu, wenn es ihnen passte, und es kam häufig zu Aufständen. Zwischen 1180 und 1345 kam es sogar in Zara zu vier Aufständen, obwohl die Stadt durch ihre venezianischen Herren mit besonderer Obacht behandelt wurde, da diese den Besitz der Stadt als grundlegend für ihre maritimen Aufstieg betrachteten. Die Verbreitung der bogomilen Häretiker, die Konkurrenz zwischen Venedig und Ungarn und die vagen, fast in Vergessenheit geratenen Ansprüche Ostroms trugen nicht zum Frieden in der Region bei.

1202 unterstützte Dalmatien die Armee Venedigs im Vierten Kreuzzug. 1242 brachen Tartaren in das Land ein.

Die Slawen wurden nicht mehr als Feinde betrachtet, sondern die Macht gewisser kroatischer Magnaten - insbesondere der Grafen von Bribir - konnte im Norden Dalmatiens gar die Ungarns übertreffen. Stephan Tvrtko begründete das bosnische Königreich und annektierte 1389 die gesamte adriatische Küste zwischen Cattaro (heute Kotor in Monenegro) und Fiume (heute Rijeka), abgesehen von dem venezianischen Zara und seinem unabhängigen Alliierten Ragusa.

Als schließlich die Macht Bosniens und sogar Ungarns durch den Ansturm der Türken zerbrach, konnte Venedig einen leichten Sieg feiern: 1420 war abgesehen von Almissa (dieses erst 1444) und Ragusa (die ihre Unabhängigkeit wahrten) ganz Dalmatien gefallen. Da die neue Herrschaft Frieden versprach, hießen viele Städte den Wechsel willkommen.

Die Herrschaft Venedigs und der Türken (1420-1797)

Kurz herrschte Frieden im Land, dorch die Türken zogen weiter vorwärts. Konstantinopel fiel 1453, Serbien 1459, Bosnien 1463 und die Herzegowina 1483. Die Grenzen Venedigs und Ottomans trafen aufeinander und der Krieg brach aus. Ragusa suchte Schutz in der Freundschaft mit den Invasoren. Nachdem 1508 Venedig seine Truppen nach Hause abzog und Ungarn 1526 sich mit Dalmatien überwarf, eroberten die Türken mit Leichtigkeit den größten Teil Dalmatiens. Der Friede von 1540 ließ Venedig nur wenige Küstenstädte, während der Rest zu einer türkischen Provinz unter der Leitung eines Schanjakbegam - eines Verwalters mit militärischem Oberbefehl - von der Festung Clissa aus regiert wurde.

Christliche Slawen aus dem umliegenden Land zogen nun in die Städte und bildeten bald schon den größten Teil ihrer Bevölkerung. Zwar brachten sie ihre eigene Sprache mit, doch übernahmen sie die katholische Religion der Städte. Die Piratengemeinschaft der Uskoken bildeten sich ursprünglich aus diesen Flüchtlingen. Deren Taten führten zu einer Wiederauflage des Krieges zwischen Venedig und den Türken von 1571-1573.

Ein Bericht eines venezianischen Agenten malt ein überräschendes Bild dieser Kämpfe: der Krieg erinnert sehr an einen mittelalterlichen Ritterroman, voll von Einzelkämpfen, Turnieren und anderen ritterlichen Abenteuern. Sie zeigen auch deutliche, dass die dalmatinischen Söldner die italienischen in Mut und Fähigkeiten übertrafen. Viele dieser Truppen dienten außerhalb, etwa in Lepanto (heute Naupaktos), als 1571 eine dalmatinische Schwadron die allierte Flotte der Spanier, Venedigs, Österreichs und des Kirchenstaates beim Sieg gegen die türkische Marine unterstützten.

Ein neuer Krieg brach 1645 aus, und dauerte - mit Unterbrechungen - bis 1699 als in der Frieden von Karlowitz (serbisch Sremski Karlovci) beendete. Der Friedensvertraf gab Dalmatien an Venedig, einschließlich der Küste der Herzegowina aber ohne Ragusa und dem umegebenden Land, welches durch dass Ottomanische Reich beschützt wurde.

Nach weiteren Kämpfen wurde der Friede 1718 durch den Vertrag von Passarowitz ersetzt, in welchem Österreich-Ungarn auf das Spielfeld Dalmatiens trat.

Dalmatien nach 1797

Nach dem Untergang der Republik Venedig 1797 gab der Vertrag von Campo Formio Dalmatien an Österreich. Die Republiken Ragusa und Poglizza behielten ihre Unabhängigkeit, und Ragusa wuchs durch seine Neutralität in den Napoleonischen Kriegen. Mit dem Frieden von Pressburg 1805 kam das Land an Frankreich, aber die Besatzung wurde durch Russland in Frage gestellt, welche die Bucht von Cattaro besetzte und Montenegro zur Unterstützung gegen die Franzosen gewann.

Ab 1919 gehörte es größtenteils zu Jugoslawien, bis 1944 gehörten Teile (Fiume) zu Italien. Im 2. Weltkrieg wurde die Küste durch die Achsenmächte besetzt. Als 1992 Jugoslawien zerbrach, fiel es an Kroatien.

weitere Quellen