Karl Kardinal Lehmann (* 16. Mai 1936 in Sigmaringen) ist ein römisch-katholischer Geistlicher und seit 1983 Bischof von Mainz. Seit 1987 ist er Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. 2001 wurde er von Papst Johannes Paul II. in den Kardinalsstand erhoben.

Leben
Studium, Priesterweihe, Professur
Karl Lehmann wurde in Sigmaringen geboren und verbrachte seine Kindheit in Veringenstadt, wo sein Vater Karl Lehmann Volksschullehrer war. Die Mutter Margarete war ausgebildete Buchhändlerin. Nach der Schule studierte Lehmann von 1956 bis 1964 Philosophie und Theologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau, an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom und lebte dort im Germanicum-Hungaricum. Er wurde 1963 in Rom durch Julius Kardinal Döpfner zum Priester geweiht.
1962 promovierte Lehmann an der Päpstlichen Universität Gregoriana im Fachgebiet Philosophie mit einer Dissertation zum Thema "Vom Ursprung und Sinn der Seinsfrage im Denken Martin Heideggers" [[1]].
Beim 2. Vatikanischen Konzil von 1962 bis 1965 war er als Mitarbeiter des Theologen Karl Rahner tätig, dessen wissenschaftlicher Assistent er zunächst (1964 - 1967) am Seminar für Christliche Weltanschauung und Religionsphilosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, später (1967) am Lehrstuhl für Dogmatik und Dogmengeschichte der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster war.
1967 promovierte Karl Lehmann schließlich an der Gregoriana im Fachgebiet Theologie mit einer Arbeit zum Thema "Auferweckt am dritten Tag nach der Schrift - Exegetische und fundamentaltheologische Studien zu I Kor 15, 3b-5"[[2]] und wurde durch den Freiburger Erzbischof endgültig für die wissenschaftliche Laufbahn freigestellt. In dieser Zeit plante er eine Habilitationsschrift "Der verborgene Gott und der Begriff der Offenbarung".
1968 erfolgte ein Ruf auf den Lehrstuhl für Dogmatik II der Katholisch-Theologischen Fakultät der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Da Lehmann nicht in Deutschland promoviert und habilitiert hatte, war die Berufung mit einem rechtlichen formalen Problem verbunden. Mit Hilfe eines externen Gutachtens des Tübinger Dogmatikprofessors Joseph Ratzinger konnte die Lehrbefähigung Lehmanns, die Venia Legendi, an der Mainzer Fakultät bestätigt werden.
Seit 1971 war Lehmann Professor für Dogmatik und Ökumenische Theologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau.
Bischof
Am 23. Juni 1983 wurde Lehmann zum Bischof von Mainz ernannt und am 2. Oktober desselben Jahres durch Hermann Kardinal Volk im Mainzer Dom konsekriert. Kokonsekratoren waren Wolfgang Rolly, Weihbischof von Mainz und Erzbischof Oskar Saier aus Freiburg. Sein Wahlspruch lautet: State in Fide (Stehet fest im Glauben).
Seit 1987 ist er Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und wurde 1993, 1999 und 2005 jeweils für weitere sechs Jahre in diesem Amt bestätigt. Die letzte Wahl erfolgte auf der Vollversammlung der Bischöfe am 20. September 2005 in Fulda.
Am 28. Januar 2001 wurde er von Papst Johannes Paul II. zum Kardinal im Rang eines Kardinalpriesters mit der Titelkirche San Leone I. ernannt und während des Konsistoriums vom 21.–23. Februar zusammen mit 44 weiteren neu ernannten Kardinälen feierlich in sein Amt eingeführt. Tatsächlich war Lehmann bereits seit dem 21. Januar Kardinal in pectore, sein Name wurde aber vom Papst zusammen mit weiteren zurückgehalten.
2003 kritisiert Kardinal Lehmann die Kardinäle Ratzinger und Meisner wegen deren Äußerungen zum Ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin.[1]
Er ist der 87. Nachfolger des hl. Bonifatius auf dem Mainzer Bischofsstuhl.
Titel
Der offizielle Titel Lehmanns seit seiner Ernennung zum Kardinal lautet:
- Seine Eminenz Karl Kardinal Lehmann, Kardinalpriester der Hl. Römischen Kirche durch Gottes Barmherzigkeit und des Heiligen Apostolischen Stuhles Gnade, Bischof des Heiligen Stuhles von Mainz.
Überdiözesane Aufgabe
- seit 1984 Mitglied des Kontaktgesprächskreises zwischen Vertretern der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und Vertretern des Rates der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD)
- 1985 - 1987 Stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK)
- Mitglied und Vorsitzender (auf katholischer Seite) des Evangelisch-Lutherischen/Römisch-Katholischen Gesprächs zwischen dem Lutherischen Weltbund und dem Sekretariat für die Einheit der Christen
- seit 1987 Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) - Wiederwahl 1993, 1999 und 2005 für jeweils weitere sechs Jahre
- 1988 - 1998 Mitglied der Glaubenskongregation
- 1991 Sondersekretär der Außerordentlichen Europa-Synode des Heiligen Stuhls in Rom
- 1993 Erster Stellvertretender Vorsitzender des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE)
- seit 1998 Mitglied der Kongregation für die Bischöfe
- Mitglied des Päpstlichen Rates für die Förderung der Einheit der Christen
- Mitglied der Kongregation für die Ostkirchen
- Mitglied in weiteren Vatikanischen Institutionen
Auszeichnungen
Ehrendoktorwürden
- 1991 - Universität Innsbruck [Dr. theol. h.c.]
- 1991 - Catholic University Washington, D.C. (Katholische Universität Washington, D.C.) [Dr. iur. h.c.]
- 1994 - Pontificial University St. Patrick's College, Maynooth (Ireland) (Katholische Universität Maynooth (Irland)) [Dr. theol. h.c.]
- 1997 - Akademia Teologii Katolickiej w Warszawie (Katholisch-Theologische Akademie Warschau) [Dr. s.c. hum. h.c.]
- 2000 - Karl-Franzens-Universität Graz (Katholisch-Theologische Fakultät) [Dr. theol. h.c.]
- 2002 - Uniwersytet Opolski (Universität Oppeln, Polen)
- 2004 - Universitatea Alexandru Ioan Cuza din Iaşi (Universität Iaşi, Rumänien)
Honorarprofessuren
Ehrenbürgerschaften
- 2001 - Landeshauptstadt Mainz
- 2006 - Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Mitgliedschaften
- 1987 - Akademie der Wissenschaften und Literatur in Mainz
- 1991 - Europäische Akademie der Wissenschaften in Salzburg
- 1995 - Mitherausgeberschaft in der Karl-Rahner-Stiftung (München) der Sämtlichen Werke von Karl Rahner SJ
- 1999 - Senat der Max-Planck-Gesellschaft
- 2005 - Ehrenmitglied der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt
Des Weiteren war Kardinal Karl Lehmann Botschafter der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft
weitere Auszeichnungen
- 1988 - Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland
- 1994 - Karl-Barth-Preis der Evangelischen Kirche der Union in Berlin
- 1995 - Goldene Blume von Rheydt, Umweltschutzpreis der Stadt Mönchengladbach
- 1996 - Kardinal-Döpfner-Preis der Katholischen Akademie in Bayern, München
- 2000 - Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland mit Stern und Schulterband
- 2001 - Ehrenring der Görres-Gesellschaft
- 2002 - Hans-Ehrenberg-Preis der Hans-Ehrenberg-Gesellschaft und des Kirchenkreises Bochum (zusammen mit Manfred Kock)
- 2003 - Goldenes Schlitzohr des Internationalen Clubs der Schlitzohren, Mülheim an der Ruhr
- 2003 - Paul-Schnitker-Preis der Paul-Schnitker-Stiftung Münster (Westfalen)
- 2004 - Apollonia-Preis der Stiftung Apollonia zu Münster - Stiftung der Zahnärzte in Westfalen-Lippe
- 2004 - Karl Rahner-Plakette der Deutschen Jesuiten und der Karl Rahner-Stiftung München
- 2004 - Deutscher Mittelstandspreis
- 2004 - Winfried-Preis für Völkerverständigung und Frieden der Dr.-H.-G.-Waider-Stiftung, Fulda
- 2004 - Orden für "Zivilcourage und Charakter" des Bürgervereins Thielenbruch
- 2005 - Aachener Orden wider den tierischen Ernst
- 2005 - Scheuplakette (nach Georg Scheu) in Alzey
- 2005 - Eugen Biser-Preis
- 2006 - Abraham Geiger-Preis
- 2006 - Kommandeur der französischen Ehrenlegion
Veröffentlichungen
(Auswahl)
- Vom Ursprung und Sinn der Seinsfrage im Denken Martin Heideggers. Versuch einer Ortsbestimmung. Diss. phil. (masch.). Pont. Univ. Gregoriana, Rom 1962; Ausgabe in 2 Bänden Mainz, Freiburg i. Br. 2003 (Volltext)
- Auferweckt am dritten Tag nach der Schrift. Früheste Christologie, Bekenntnisbildung und Schriftauslegung im Lichte von 1 Kor 15,3-5. 2., verb. Aufl., Freiburg i. Br. 1969 (Volltext)
- Gegenwart des Glaubens, Mainz 1974
- Jesus Christus, unsere Hoffnung. Meditationen, Freiburg i. Br. 1976
- Mit der Kirche leben Joseph Ratzinger, Karl Lehmann , Herder 1977
- Was heißt „ewiges Leben“? (= Antwort des Glaubens, Bd. 3), Freiburg i. Br. 1978
- Ehe als Lebensentscheidung (= Antwort des Glaubens, Bd. 15), Freiburg i. Br. 1979
- Geistlich handeln, Freiburg i. Br. 1982.
- Neuer Mut zum Kirchesein, Freiburg i. Br. 1982
- Signale der Zeit - Spuren des Heils, Freiburg i. Br. 1983
- Jesus hat die Kirche gewollt (= Antwort des Glaubens, Bd. 30), Freiburg i. Br. 1983
- Lehrverurteilungen- kirchentrennend? Rechtfertigung, Sakramente und Amt im Zeitalter der Reformation und heute Karl Lehmann und Wolfhart Pannenberg, Vandenhoeck & Ruprecht, Herder 1986.
- Lehrverurteilungen- kirchentrennend? II Materialien zu den Lehrverurteilungen und zur Theologie der Rechtfertigung, Karl Lehmann, Vandenhoeck & Ruprecht, Herder 1989
- Glauben bezeugen - Gesellschaft gestalten. Reflexionen und Positionen, 2 Bände, Freiburg i. Br. u. a. 1993
- Es ist Zeit, an Gott zu denken. Ein Gespräch mit Jürgen Hoeren, Freiburg i. Br. 2000
- Mut zum Umdenken. Klare Positionen in schwieriger Zeit, hrsg. von Beate Hirt, Freiburg i. Br. 2002
- Frei vor Gott. Glauben in öffentlicher Verantwortung, Freiburg i.Br. 2003
- Mensch, Gott! Geistliche Impulse für die Advents- und Weihnachtszeit, hrsg. von Michael Kinnen, 2. Aufl. Leipzig 2005, ISBN 3-7462-1905-1
- Auf dem Weg zum Leben. Geistliche Impulse für die Passions- und Osterzeit, hrsg. von Michael Kinnen, Leipzig 2005, ISBN 3-7462-1784-9
- Zuversicht aus dem Glauben. Die Grundsatzreferate des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz und die Predigten der Eröffnungsgottesdienste, Freiburg i.Br. : Herder, 2006
- Von der besonderen Kunst, glücklich zu sein, Freiburg i.Br. Herder, 2006
Literatur
- Daniel Deckers: Der Kardinal. Karl Lehmann. Eine Biographie. Pattloch, München 2002, ISBN 3-629-01637-5 (Taschenbuchausgabe: Knaur, München 2004, ISBN 3-426-77690-1)
- Barbara Nichtweiß (Hrsg.): Karl Kardinal Lehmann 2001. Dokumentationen, Erinnerungen und Informationen zur Kardinalserhebung des Bischofs von Mainz. Bistum Mainz, Mainz 2001. ISBN 3-934450-05-9
- Albert Raffelt: Karl Lehmann. Bibliographie. 1962–1983. Herder, Freiburg i. Br. u. a. 1983, ISBN 3-451-20063-5
- Albert Raffelt (Hrsg.): Weg und Weite, Festschrift für Karl Lehmann. Herder, Freiburg i. Br. u. a. 2001, ISBN 3-451-27572-4
Quelle
Weblinks
Zitate
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Hermann Kardinal Volk | Bischof von Mainz 1983 - ... | — |
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Joseph Kardinal Höffner | Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz 1987 - ... | — |
Personendaten | |
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NAME | Lehmann, Karl |
KURZBESCHREIBUNG | römisch-katholischer Geistlicher und seit 1983 Bischof von Mainz |
GEBURTSDATUM | 16. Mai 1936 |
GEBURTSORT | Sigmaringen |