Teilraumtopologie

auf einer Teilmenge eines topologischen Raumes induzierte Topologie
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Im mathematischen Teilgebiet der Topologie versteht man unter der Teilraumtopologie (auch induzierten Topologie, relativen Topologie, Spurtopologie oder Unterraumtopologie) die natürliche Struktur, die eine Teilmenge eines topologischen Raumes „erbt“. Die Teilraumtopologie ist eine spezielle Initialtopologie.

Formale Definition

Es sei   die Grundmenge eines topologischen Raums   und   eine Teilmenge. Dann ist die Teilraumtopologie auf   die Topologie

 

Die offenen Teilmengen von   sind also genau die Schnitte der offenen Teilmengen   von   mit  .

Eigenschaften

  • Die Teilraumtopologie auf einer Teilmenge   eines topologischen Raumes   ist die gröbste Topologie, für die die Inklusionsabbildung
 
stetig ist.
  • Ist   eine offene Teilmenge eines topologischen Raumes  , so ist eine Teilmenge   genau dann offen in der Teilraumtopologie von  , wenn   als Teilmenge von   offen ist.
  • Ist   eine abgeschlossene Teilmenge eines topologischen Raumes  , so ist eine Teilmenge   genau dann abgeschlossen in der Teilraumtopologie von  , wenn   als Teilmenge von   abgeschlossen ist.
  • Ist   Teilmenge eines Hausdorff-Raums, dann ist auch   mit der Teilraumtopologie wieder ein Hausdorff-Raum.
  • Ist   überdeckungskompakt und   abgeschlossen in der Topologie von  , dann ist   als topologischer Raum mit der Teilraumtopologie ebenfalls überdeckungskompakt.
  • Ist   ein metrischer Raum, dann ist für eine Teilmenge   die Teilraumtopologie (bzgl. der von der Metrik induzierten Topologie auf  ) gerade die von der eingeschränkten Metrik   erzeugte Topologie. Anschaulich ist es (für die Topologie) also egal, ob man   als topologischen oder metrischen Teilraum von   betrachtet.

Beispiele

  • Man stelle sich ein Blatt Papier ohne Rand als zweidimensionales Objekt vor. Im   ist dies keine offene Menge. Betrachtet man aber die Topologie bezüglich der Ebene, in der sich das Blatt befindet, so liegt eine offene Menge vor.
  • Die Teilraumtopologie auf   ist die diskrete Topologie, d. h. alle Teilmengen von   sind offen als Teilmengen des topologischen Raumes  . Beispielsweise ist die Menge   eine offene Teilmenge von  , weil sie Schnitt der offenen Teilmenge   von   mit   ist.

Universelle Eigenschaft

Aussage

Seien   und   topologische Räume, und sei   ein Unterraum (mit der Teilraumtopologie). Sei   die Inklusion, d. h.  . Dann gilt für jede Abbildung  :

  ist genau dann stetig, wenn   stetig ist.

Motivation

Jedes   ist „offensichtlich“ (in der Intuition) auch eine Abbildung in die Menge  , da sie   enthält. Es liegt also nahe, topologische Eigenschaften, die   haben kann, entweder bzgl. der Zielmenge   oder der Zielmenge   zu überprüfen, je nachdem, was gerade einfacher erscheint: Für stetige Abbildungen müssen Urbilder offener Mengen offen sein, also bietet es sich hier an, den kleineren Raum   als Ziel aufzufassen; für offene Abbildungen dagegen müssen Bilder offener Mengen ihrerseits offen sein, also würde man hier praktisch lieber das Ziel   wählen.

Mathematisch gibt es dafür aber erst einmal keinerlei Rechtfertigung, weil es sich (bei   und  ) nicht nur um zwei Mengen handelt, sondern um verschiedene topologische Räume.   hat als Abbildung auch niemals tatsächlich die Zielmenge  ; diese (anschaulich vermeintlich offensichtliche) Neudefinition wird erst durch Komposition mit der Inklusion gerechtfertigt. Ob   dieselben Eigenschaften (stetig, offen etc.) hat wie  , ist also erst zu ermitteln. Die universelle Eigenschaft sagt aus, dass wenigstens für die Stetigkeit das Ziel „gewählt“ werden kann.

Insbesondere erlaubt das, auszusagen: Wenn eine Abbildung in den Teilraum   stetig ist, dann ist sie es auch in den Oberraum  , und (Rückrichtung) eine beliebige stetige Funktion   liefert sofort eine stetige, surjektive Funktion  .

Übertragung auf andere Eigenschaften

Betrachtet man andere Attribute, die eine Abbildung zwischen topologischen Räumen haben kann, stellt sich heraus, dass die universelle Eigenschaft keinesfalls trivial ist: Dieselbe Aussage gilt z. B. nicht für offene Abbildungen.   ist eine offene Abbildung, aber aufgefasst in den Oberraum ist   nicht offen, etwa da das Bild des gesamten Quellraums   nicht offen ist.

Beweis

Sei zunächst   stetig. Da die Inklusion immer stetig ist, ist dann auch   als Komposition stetiger Abbildungen stetig.

Umgekehrt nehmen wir jetzt an,   sei stetig. Zu zeigen: Urbilder offener Mengen sind offen unter  . Sei also   offen. Per Definition gibt es also eine offene Menge  , sodass  , also  . Damit ist  , was nach Annahme eine offene Menge ist. Also muss   stetig sein.

Literatur