Hooligan

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Hooligan ist die Bezeichnung für eine Person, die vor allem im Rahmen bestimmter Sportereignisse durch aggressives Verhalten auffällt. Die abgekommene alte Bezeichnung dafür war Raufbold.

Nähere Bestimmung

Hooligans treten häufig in größeren Gruppen auf und zeigen eine hohe Gewaltbereitschaft, was allerdings nicht auf das alltägliche Leben eines Hooligans zutreffen muss, da es recht unterschiedliche Charaktere unter den Hooligans gibt. In der Regel sind sie auch fanatische Anhänger eines Sportvereins, unterscheiden sich aber von den normalen Anhängern. Vor allem bei und im Umfeld von Fußballbegegnungen treffen sie auf ebenso aggressive Hooligans des gegnerischen Vereins. Bei der Konfrontation der miteinander verfeindeten Fangruppen kommt es häufig zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Hooligans sind nicht nur von gewöhnlichen Fans und Ultras, sondern auch von anderen Gruppierungen, Szenen und Einzelpersonen zu unterscheiden, da sie eine bestimmte, charakteristische Art von Gewalt kultivieren.

Abweichend davon wurde in der Vergangenheit der Begriff Hooligan von Außenstehenden oft für alle Randalierer und Schläger in und um die Stadien benutzt.

Etymologie des Begriffes

Die genaue Herkunft des Begriffes Hooligan ist nicht bekannt. Eine Theorie lautet, die Bezeichnung gehe zurück auf den Iren Patrick Hooligan, der 1898 in London in einem Polizei-Bericht als Randalierer und Anführer einer Jugendbande auftaucht. Das Wort entstammt sonach dem Londoner Polizeijargon und ist zurückzuführen auf den Bandenführer mit dem Spitznamen Hooley, der die Bevölkerung des Londoner Stadtteiles Islington geraume Zeit terrorisierte. Das Wort „hooley“ stammt aus dem Irischen und bedeutet „wild“.

Das Wort wurde in der Sowjetunion (dann im Ostblock generell) früh für Schläger, aber auch für abweichende Jugendliche überhaupt benutzt. Nicht ausgeschlossen, dass es über die DDR in den deutschen Sprachschatz geraten ist.

Eine bekannte, häufig gebrauchte, Kurzform des Begriffs lautet "Hool" bzw. in der Mehrzahl entsprechend "Hools".

Herkunft und Verbreitung

Meistens sah man Hooligans bei Fußballspielen, aber es gab sie auch bei anderen Sportarten und in anderen Lebensbereichen. Die Hooligan-Bewegung stammt ursprünglich aus England und hat sich sehr schnell in alle Teile der Welt ausgebreitet. In den 1950er und 1960er Jahren war Hooliganismus in Großbritannien bei Tanzveranstaltungen in Großstädten weit verbreitet.

Hooligan-Philosophie und Hooligan-Kultur

Das Zelebrieren von Gewaltritualen und das Kultivieren einer Ästhetik der Aggressivität sind bestimmende Elemente der Hooligan-Kultur. Hooligans behaupten, der Beweggrund für ihr Handeln sei der Kick, den sie daraus zögen, mit physischer Gewalt zu zeigen, dass man stärker sei als der Gegner. Auch der Zusammenhalt in der Gruppe der "harten Männer" sei für viele der Grund, einer Hooliganbande beizutreten und sie auch nicht wieder zu verlassen.

Unter Hooligans gibt es laut eigener Aussage so etwas wie einen Ehrenkodex: Es werden im Normalfall keine anderen Zuschauer der Veranstaltungen, sondern nur gegnerische Hooligangruppen angegriffen. Personen, die auf dem Boden liegen, dürfen nicht weiter geschlagen werden, und der Gebrauch von Waffen und Gegenständen (Regenschirme, Stöcke, Flaschen, Steine, Bierdosen) ist nicht die Regel. Geschilderte Fälle normaler Sportveranstaltungsbesucher belegen jedoch z.T. das Gegenteil. Besonders in Ost- und Südeuropa, aber auch in Deutschland werden in letzter Zeit die Grenzen des angeblichen "Ehrenkodex" missachtet, und so kommt es teilweise zu blinder Gewalt mit vereinzeltem Einsatz von Hieb- und Stichwaffen.

Für die Hooligans spielt das Fußballspiel selbst dabei teilweise nur eine untergeordnete Rolle. Oft nehmen Hooligans nicht einmal als Zuschauer teil, sondern verabreden sich mit anderen Hooligangruppen außerhalb davon oder suchen den Konflikt im Umfeld des Stadions. Dies ist vor allem dadurch entstanden, weil rund um die Stadien der Bundesliga eine umfassende Videoüberwachung und erhöhter Polizeieinsatz Alltag geworden sind. Dies hat das Hooliganproblem jedoch nicht behoben, sondern nur verdrängt. Das Ausweichen auf untere Ligen und neutrale Plätze gehört mittlerweile zum Alltag - dies steht aber nicht mehr so häufig in der Presse.

Wie zwischen den Fanklubs der Vereine gibt es auch zwischen den Hooligans Freund- und Feindschaften. Je nach Verein sind die Hooligans politisch rechtsstehend - in wenigen Fällen vermischt mit rechtsradikalen Skinheads, oder sie grenzen sich davon ab. Hooligans, die sich bewusst als politisch linksstehend bezeichnen, sind seltener zu finden. Anhand der Namen der Hooligangruppierungen kann man (allerdings nicht immer) häufig schon erkennen, ob sie politisch motiviert sind oder nicht.

Hooligans stammen aus unterschiedlichen sozialen Schichten. Von Arbeitern über Angestellte hin zu Akademikern ist alles vertreten. Die Altersgrenzen reichen von etwa 14 Jahren bis Mitte/Ende 40.

Der klassische Hooligan ist als solcher im Stadion nicht so einfach zuzuordnen wie der traditionelle Fan, da er - im Gegensatz zum Fan einer Mannschaft - nicht die Devotionalien seines Vereins trägt, sondern eher unauffällige, aber prestige-trächtige Markenbekleidung bevorzugt, allerdings in der Regel in einem charakteristischen Stil. Bevorzugt werden meist weite, bauschige Schnitte: Blousons und schenkelweite Hosen. In den frühen neunziger Jahren etablierte sich ein relativ einheitlicher Stil aus z.B. Sweatshirts oder Pullover der Marken Best Company, Tesco, Fred Perry oder Iceberg, College-Jacken von Chevignon oder Replay, Nylon-Jacken im Jeansjackenstil von Blue System, Diesel oder Replay, sowie bananenförmige Jeans von Diesel (Modell "Saddle", oft auch in Cord) und teure Anzüge von Armani. Bis heute ist dieser Stil präsent, wird allerdings ergänzt durch Designerkleidung von Burberry, Stone Island, Henri Lloyd, Ralph Lauren, Lacoste und anderen bekannten Modeschöpfern, sowie durch Hosen oder Jeans der Marke Jet Lag. Auch Streetwear- und Sport-Marken wie Lonsdale, Pit Bull, Umbro oder New Balance (Schuhe) wurden und werden getragen. Hooligans bevorzugen oft nicht nur den beschriebenen Stil und bestimmte Marken, sondern auch ganz bestimmte Kleidungsstücke mit Kult-Status - die stereotyp von vielen getragen werden. Teilweise sind das "legendäre" Kleidungsstücke aus der Hooligan-History, die nicht mehr hergestellt werden und deshalb zu einer Ikone der Szene, zum begehrten Klassiker und zum raren Sammelobjekt mutieren (z.B. Best Company Sweatshirts). In Hooligan-Kreisen ist ein plakatives Zur-Schau-Stellen von Marken in Form großer Logos sehr verbreitet, sowie z.T. ein aggressives "pimp"-artiges Posing mit prestigeträchtigen Statussymbolen. Mit diesem Stil und dieser Haltung haben die Hooligans auch die jugendliche Massenmode in den letzten 15 Jahren nachhaltig beeinflusst. Interessant ist auch die stilistische Nähe des Kleidungsstils zur politisch meist ganz anders denkenden „Lan“-Szene.

Einer großen Öffentlichkeit wurde das schon lange vorhandene Hooligan-Phänomen anlässlich des Europapokalendspiels zwischen Juventus Turin und dem FC Liverpool im Brüsseler Heysel-Stadion am 29. Mai 1985 bekannt, bei dem 39 Menschen starben. Viele Hooligans distanzieren sich von diesem Ereignis und behaupten, dass solche Taten nicht von "wahren" Hooligans begangen würden.

Der Fall Nivel

Das wohl bekannteste Opfer randalierender Fußballhooligans ist der französische Gendarm Daniel Nivel. Am 21. Juni 1998 kam es im nordfranzösischen Lens nach dem Spiel Deutschland gegen Jugoslawien bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1998 zu Straßenschlachten zwischen Hooligans und der Polizei. Nivel erlitt damals schwerste Kopfverletzungen, fiel sechs Wochen ins Koma und ist seitdem schwerbehindert. Die Bilder der Prügelszene gingen um die Welt.

Großveranstaltungen

Für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 wurde eine besondere Schwere der Gewalttaten befürchtet, die aufgrund des großen Polizeiaufgebotes und der allgemein positiven Euphorie der Fans jedoch ausblieb. Hooligan-Übergriffe, wie 1998 in Frankreich, wurden nicht bekannt.

Die meisten Hooligan-Gruppierungen veranstalten ihre Aufeinandertreffen heute nicht mehr an bestimmten Spieltagen, sondern nur noch bei Wald-und-Wiesen-Treffen fernab von den Begegnungen. Hierzu verabreden und treffen sich die verschiedenen Gruppierungen zur selbstinszenierten "dritten Halbzeit" an ruhigen und verlassenen Orten, in Wäldern, auf Feldern oder auch in Gewerbegebieten. Dieses deviante Verhalten führt in der Regel zu Ermittlungsverfahren und Verurteilungen wegen Landfriedensbruchs und gefährlicher Körperverletzung.

Sicherheitsvorkehrungen gegen Hooligans

Die Polizei agiert in Deutschland mit szenekundigen Beamten in Zivil, die besonders gewaltbereite Personen an Spieltagen verstärkt beobachten oder gleich mit einem Stadionverbot belegen.

Zur Gewaltprävention werden vielfältige Maßnahmen angesetzt, durch die sich Hooligans und normale Zuschauer besser identifizieren und überwachen lassen. Dabei werden die Hooligans mitunter als Begründung für die Notwendigkeit neuer Sicherheitsmaßnahmen herangezogen, wie z.B. die Videoüberwachung in den Städten anlässlich der Fußball-WM 2006.

1992 wurde die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) beim Landeskriminalamt Düsseldorf eingerichtet. Die ZIS registriert und beobachtet bundesweit Fußball-Gewalttäter im Rahmen der Kartei und steht mit anderen Ländern über den internationalen Datenaustausch in Verbindung, um den Einlaß von Hooligans in Stadien zu verhindern. Der Jahresbericht 2002 führt 7.302 deutsche Fans der Kategorien B ("bei Gelegenheit gewalttätig") und C ("zur Gewalt entschlossen") an. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 10 Prozent weniger.

Bevorzugte Musik der Hooliganszene

Der Musikstil ist stark von Punkrock, Oi! und artverwandter Formen der Rockmusik geprägt. Die Texte handeln häufig von Kampfgeist, Stärke, Durchhaltevermögen, Freundschaft und dem Unverständnis Außenstehender. Im deutschen Raum eine der bekanntesten Hooligan-Bands ist die früher unter dem Namen Kategorie C bekannte Bremer Band VollKontaCt.

Sehr beliebt unter Hooligans ist außerdem Hardcore Techno. Vor allem in den Niederlanden und dort insbesondere in Rotterdam, arbeitet die Hooliganszene Hand in Hand mit der Gabber-Szene.

Literatur

Filme

Siehe auch