Francesco Marmoro
Francesco Marmoro, auch Franz Marbl (* in Ponna, Provinz Como in der Lombardei[1]: † 7. Jänner 1594 in Pettau, begraben in Radkersburg, Herzogtum Steiermark) war ein österreichischer Architekt, landschaftlicher Baumeister, zuletzt Superintendent und oberster Baumeister



Leben
Familie
- Helmut Lackner, Die ehemalige Martinikirche in der Burg von Judenburg. Familie Marmoro/Marbl S. 174.[1]
Fürstenfeld (Befestigungsbauten), 1584 bis zu seinem Tod 1594 übernahm Marbl die Gesamtleitung der neuen Festungsbauten in Graz.
- Für seine Familie kaufte Marbl 1592 das ‚Steigerische Haus‘ am Grazer Hauptplatz, Ecke Sporgasse und Sackstraße. Das heutige ‚Staigeregg‘ (→ Foto) entstand 1740 durch die Zusammenlegung zweier gotischer Häuser.[2]
J. Wastler, Kunst und Künstler, S. 30, L. Toifl, Stadtbefestigung, S. 469 und Lisbeth Mikula online.
- Inquisitionsverfahren in Italien
Er und seine ganze Familie trat zum Protestantismus über. Da Francesco Marmolo auch Italiener war, wurden er und sein Bruder Anton 1593 wegen ihres Übertritts vor die Inquisition ihrer Vaterstadt geladen; die Stände verwendeten sich aber für ihre beiden Baumeister beim Hofkriegsrat und beim Erzherzog, so dass die Sache im Sand verlief.
Werdegang zum Superintendenten und obersten Baumeister
Baumeister Francesco Marmoro und sein jüngerer Bruder Antonio arbeiteten im Gefolge von Domenico dell’Allio und traten in die Dienste der steirischen Landschaft. Die Stände waren mit dem Festungsbaumeister Joseph Vintana[3] aus Görz nicht einverstanden, sie ernannten Franz Marbl 1584 zu ihrem Landschaftsbaumeister ‚über die Land– und Grenzgebeu‘, seinen Bruder Antonio zu seinem Polier Beide erhielten jährlich 300 Gulden Besoldung. Nach dem Tod von Erzherzog Karl 1590 wurde der oberste Baumeister Joseph Vintana in den Ruhestand versetzt und Franz Marmor erhielt dieses hohe Amt. Superintendent.
Werke (Auswahl)
- Stiftskirche und Stiftschule in Graz
Erbaut 1566 im Raum der ehemaligen Allerheiligenkapelle, das protestantische Zentrum der Steiermark, heute Paradeisgasse 1−3.
- Schloss Hollenegg beauftragte den Umbau der mittelalterlichen Burg durch Francesco Marmoro.
Friedrich von Hollenegg
- Ausbau des Grazer Landhauses
Nach dem Tod von Domenico dell’Allio[4] wurde das Grazer Landhaus um vier Flügel erweitert. Sein Mitarbeiter, der landschaftliche Baumeister Francesco Marmori führte die Arbeiten 1581-1584 weiter. Der Dachreiter mit noch funktionstüchtiger Uhr und kuppelbekrönter Laterne wurde 1586 von Valentin Wildauer nach einem Modell von Francesco Marmoro geschaffen. Die Windfahne in Form des steirischen Panthers, 1587 von Hans Zwigott erschaffen-
- Zeughaus und landschaftliches Provianthaus in Radkersburg
Francesco Marmoro zeichnete die Pläne für das Zeughaus von Radkersburg und das landschaftliche Provianthaus, Fertigstellung 1588. Der Renaissancehof mit den Arkaden und Steinsäulen sind aus dieser Zeit..[2]
Literatur
- Marmoro, Francesco, Artisti Italiani in Austria.
- Ursula Stevens: Francesco Marmori. In: tessinerkuenstler-ineuropa.ch. Tessiner Künstler in Europa .
- Marmoro (Marbl, Märbl) Baumeisterfamilie zu Graz. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 24: Mandere–Möhl. E. A. Seemann, Leipzig 1930, S. 124 (biblos.pk.edu.pl).
- Horst Schweigert: Marmoro Francesco, Architekt. In: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Graz. Verlag Ferdinand Berger, Horn/Wien 1979, ISBN 978-3-85028-401-1, S. 52, 53, 87.
- Kurt Woisetschläger, Peter Krenn: Marmoro Francesco, Marbl Franz, Architekt. In: Dehio-Handbuch. Steiermark (ohne Graz)D Verlag Anton Schroll & Co, Wien 1982, ISBN 3-85028-439-5, S. 39, 183.
- Josef Wastler, Die Baumeisterfamilie Marbl. Mitteilungen des Historischen Vereines für Steiermark Heft 34/1886. S. 147 ff.[3]
- Josef Wastler, Nochmals die Baumeisterfamilie Marbl.Heft 36/1888. S. 189 ff.[4]
- Francesco Marmoro. In: Rochus Kohlbach: Steirische Baumeister: tausendundein Werkmann. Grazer Domverlag 1961. S. 46 ff.
- Paulusvorstadt in Graz[5]
Einzelnachweise
- ↑ Ursula Stevens: Francesco Marmori. In: tessinerkuenstler-ineuropa.ch. Tessiner Künstler in Europa .
- ↑ Schweigert: Dehio Graz. S. 92.
- ↑ Federico Buffone Gransinigh, Die Vintanas, Militärarchitekten, Befestigungsanlagen in Innerösterreich im 16.–17. Jahrhundert. Dissertation der Universität Udine 2014, in italienischer Sprache. S. 35, 194, 196, 201.
- ↑ Ursula Stevens: Domenico dell’Allio. In: tessinerkuenstler-ineuropa.ch. 2016, abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ Birgit Androschin: Die Paulusvorstadt in Graz als urbanistische Manifestation der Gegenreformation. Masterarbeit Karl-Franzens-Universität Graz, 2018. [5]
- ↑ Angelika Halbedl-Herrich, Die Trauungs- und Sterbematriken der evangelischen Stiftskirche Graz im 16. Jahrhundert. Dissertation Karl-Franzens-Universität Graz 2015.[6]