Staffort

Ortsteil von Stutensee, Baden-Württemberg, Deutschland
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Staffort ist ein kleiner Ort zwischen Karlsruhe und Bruchsal. Zum 1. Januar 1975 wurde er zusammen mit drei Nachbarorten Spöck, Friedrichstal und Blankenloch zur Gemeinde Stutensee zusammengeschlossen, welche zum 1. Januar 1998 zur Großen Kreisstadt erhoben wurde. In Staffort leben ca. 1940 Einwohner (Stand April 2006).

Lage und Namen

Staffort liegt 111 Meter ü.NN ca 10 km nördlich von Karlsruhe. Die Großherzogliche Flurkarte von Anfang des 20. Jahrhunderts zeigt für die Stafforter Gemarkung eine maximale Höhendifferenz von 17 Badischen Fuß, was 5,10 Meter Niveauunterschied entspricht. Der Boden ist aluvialer Herkunft; er entstand durch Ablagerung bei Überschwemmungen von Pfinz, Saalbach, Murg und Rhein. Die Böden der Stafforter Gemarkung sind sehr unterschiedlich, sie bestehen zu 80 % aus Sand, zu 14,3 % aus sandigem Lehm und zu 5,7% aus Lehm oder Ton. Der Grundwasserspiegel hat sich mit der Rheinregulierung durch Tulla erheblich (regional bis zu 2 Meter) abgesenkt; seitdem bleiben die früher üblichen Frühjahrsüberschwemmungen einiger Gemarkungsteile aus. Durch die mit einem Wehr an der Grenze zu Spöck angestaute Pfinz hält sich der Grundwasserspiegel bei 1,5 bis 3 Meter. Der jahreszeitliche Temperaturverlauf liegt nur geringfügig unter demjenigen des wärmsten Ortes in Deutschland Ihringen am Kaiserstuhl (Baden). Das günstige Klima und die stete Furt durch die Pfinz dürften die Voraussetzungen der frühen Besiedlung sein bzw. sind die Grundlage des Dorfnamens dessen schreibweise sich im Laufe der Jahrhunderte mehrmals änderte: 1110 Stafphort, 1157 Staphurt, 1211 Staphord, 1213 Stafort, 1243 Staffurt, 1362 Staphurt, 1403 Staffert, 1418 Staffürd, 1424 Staffurth, 1800 Stafforth, seit 1905 Staffort.

Geschichte

Staffort wurde im Jahr 1110 in einer Urkunde Kaiser Heinrichs V. erstmals als „Stafphort“ erwähnt. Es kann davon ausgegangen werden, dass schon zur Römerzeit um 25 n. Chr. an der Handelsstrasse von Hochstetten zur römischen Station Stettfeld an der „steten Furt“, dem Übergang über den „Sumpfbach“ (der Pfinz) ein römisches Kastell bestanden hat. Immerhin 4 römische Teller mit dem Töpferstempel JUCUNDUS und DOMINA-TUS FE wurden hier gefunden. Auf den Grundmauern dieser römischen Befestigung wird wohl das steinerne Haus des „Ritters von Staphurt“ entstanden sein. Im Jahr 1157 wird Ruedegerus de Staphurt zum ersten Mal als Dienstmann des Bischofs von Speyer urkundlich erwähnt. Im Jahr 1377 stellt sich Gerhard von Stapfurt in den Dienst des badischen Markgrafen als Edelknecht. Nach mehreren Auseinandersetzungen zwischen dem Bischof von Speyer, Ruprecht von der Pfalz und Markgraf Bernhard I von Baden-Durlach verblieb ab 1424 Schloß und Dorf dann endgültig in badischem Besitz.

Den literarischen Höhepunkt erlebte das Schloss durch den Druck des „Stafforter Buches“ durch den Buchdrucker Albin im Jahr 1599. Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach, ab 1584 Herr der unteren Markgrafschaft und Calvinist, legte damit ein Kompendium der reformierten Lehre vor. Durch das so genannte „Weiße Regiment“, das mit 20.000 Mann 1622 vom Schloss und Dorf Staffort auf der Seite der Protestanten in den dreißigjährigen Krieg (1618–1648) zog, war die Stafforter Herrschaft letztmals militärisch bedeutend.

Das von einem Wassergraben umgebene Schloss Staffort bestand bis zum 19. August 1689, als es im Pfälzer Erbfolgekrieg von den Truppen Melacs zerstört wurde. Die zersprengten Gebäude des Schlossplatzes wurden zum Abbruch freigegeben. Über die Jahrhunderte wurde das Mauerwerk abgetragen und für Bauzwecke im Jagdschloss Stutensee und dem Dorf Staffort verwandt.

Bis zur Gründung des Großherzogtum Baden 1806 lag Staffort, Baden-Durlach zugehörig, im Dreiländereck mit der Kurpfalz und dem Hochstift Speyer. Eine Vielzahl von ehemaligen Grenzsteinen aus dieser Zeit, wie z. B. Landesgrenzstein, Schlossgemarkungstein, Geleitstein, Erblehensstein, Gültstein, Zehntstein und Gießbach Reinigungstein, sind sind bis heute gesichert.

Die alten Grenzsteine und das frühere Gemeindesiegel zeigen einen Sester im alten Ortswappen. Im Jahr 1895 nahm der Stafforter Gemeinderat den neuen Wappen-Vorschlag des badischen Generallandesarchiv an:

Datei:Ortswappen-Staffort.jpg
Ortswappen Staffort

Der Wappenschild in Rot eine silberne Schnalle mit goldenen Beschlägen und goldenem Dorn.

Die Aufgabe der Heraldiker, die Abweichung von den vorhandenen Siegeln und Grenzmarkierungen so gering wie möglich, aber die Unterscheidung zu allen anderen deutschen Wappen deutlich herauszuarbeiten, schien gut gelungen zu sein zumal ein gewünschter Hinweis auf die alte Stafforter Herrschaft gegeben war.

Die erste Angabe einer Einwohnerzahl findet sich 1706 bei Pfarrer Lindemann; er schrieb: Staffort hat sich vermehrt, 178 Personen, welche der Evangelisch lutherischen Religion zugethan, befinden sich hier. Im 18. und 19. Jahrhundert kam es zu zahlreichen Auswanderungen; 73 Personen teils mit Ehefrau bzw. Familie haben das Dorf in Richtung Amerika, Dänemark, Jütland, Preussen, Russland, Serbien, Steiermark, Ungarn und Westpreussen, verlassen.

Im Stafforter Bürgerbuch von 1837 sind folgende Familiennamen eingetragen: Amolsch, Brauch, Beideck, Dürr, Enderlin, Ernst, Gamer, Glaser, Hager, Hauck, Hauth, Hecht, Heidt, Kohler, Malsch, Maier, Mezger, Nagel, Oberacker, Raupp, Stahl, Stober, Schilling, Scholl, Schoppinger, Sickinger, Süß, Waidmann, Winnes.

Im ersten Weltkrieg 1914-1918 hatte das Dorf 31 Gefallene, im zweiten Weltkrieg 1939-1945 50 Gefallene zu beklagen. In der Nacht vom 2. zum 3. Februar 1945 wurde das Dorf durch eine britische Bomberflotte zu 65 % zerstört, 18 Einwohner wurden getötet. Die starken Südwestwinde hatten die Zielmarkierungen für die Bombardierung so verschoben, dass die Bombenlast die den Hauptbahnhof in Karlsruhe treffen sollte auf Staffort nieder ging.

Nach dem Krieg fanden viele Flüchtlingsfamilien in Staffort eine neue Heimat. Diese kamen zu einem erheblichen Anteil aus dem katholischen Jugoslawien, sodass die ehemals rein evangelische Gemeinde seitdem einen erheblichen katholischen Bevölkerungsanteil hat.

Sehenswertes

Sehenswürdigkeiten sind der Dorfplatz in der Ortsmitte, die historischen Fachwerkhäuser, das Dorfrathaus (heute Bürgerbüro) die evangelische Kirche, das Kriegerdenkmal und das Grenzstein-Refugium beim Friedhof. An das ehemalige Wasserschloss erinnert nur noch der „Schlossbuckel“ am Ortsausgang in Richtung Friedrichstal.

Im Jahr 2010 soll die erste Erwähnung des Dorfes vor 900 Jahren gefeiert werden. Ortsvorsteher Ludwig Wilhelm Heidt hat die Leitung des Organisationskommitees übernommen.

Wirtschaft

Die Landwirtschaft diente in Staffort bis ca. 1950 für mehr als 90 % der Familien als Selbstversorgungs- und Haupterwerbsquelle. Die dörfliche Lebens- und Arbeitsgemeinschaft war über Jahrhunderte das Leitbild des Dorfes. Die Betriebsstruktur war daher durch Kleinbetriebe gekennzeichnet, die überwiegende Betriebsgröße lag bis Mitte des 20. Jahrhunderts in Staffort wie überall in Baden bei weniger als 2 ha. In Staffort bewirtschafteten 135 Betriebe eine Fläche von 0,5-2 ha, 95 Bauern nannten zwischen 2 und 5 ha ihr Eigentum und nur drei Landwirte verfügten über einen Besitz zwischen 5 und 10 ha Fläche. Auf Grund der geringen Betriebsgröße waren die Familien auf Zuerwerb angewiesen. Eine Besonderheit Stafforts war die verbreitete Produktion von Holzschuhen - woran das traditionelle "Stafforter Holzschuhrennen" erinnert.

Haupterwerbsquelle waren neben der Viehhaltung der Anbau von Tabak, Spargel, Kartoffeln, Erdbeeren und Heilpflanzen. Eine Sonderstellung nimmt seit Jahrzehnten der Topinambur ein, der zu "Stafforter Erdgold" einem Schnaps verarbeitet wird.


Heute wird die Gemarkung von wenigen Landwirten mit Betriebsgrößen von jeweils mehr als 50 ha bewirtschaftet. Hauptkulturen sind Winterweizen, Winterroggen, Sommergerste und Mais.

Industrie- oder größere Dienstleistungsbetriebe gibt es in Staffort nicht, der überwiegende Teil der Berufstätigen ist im Forschungszentrum Karlsruhe und in Industrie und Verwaltung der angrenzenden Gemeinden sowie Karlsruhe beschäftigt.

Menschen aus Staffort

Literatur

  • Wilhelm Otto Hauck: Staffort - Schloß und Dorf an der steten Furt (Ortschronik). Gemeinde Stutensee 1993
  • Arnold Hauck: Duwaggbreche in Stutensee. Stutensee Hefte, Stadt Stutensee 2003
  • Hanna Heidt: Erinnerungen an die Vergangenheit. Eigenverlag, Schwanen Stutensee-Staffort 2003
  • Heiner Joswig: So ebbas. Stutensee-Hefte, Stadt Stutensee 2002 und Als unsere Kirche stehen blieb Stadt Stutensee 2004
  • Manfred G. Raupp: Die Stafforter Geschlechter 1669-1975; Sippenbuch Manuskript hinterlegt im Stafforter Bürgerbüro und in der Evangelischen Kirchengemeinde Staffort und Was der Großvater schon wusste - Gedanken zur Entwicklung der Landwirtschaft in Staffort; verfasst zum Andenken an Gustav W. Raupp (1905-1985). Eigenverlag, Lörrach und Stutensee-Staffort 2005.

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