Massaker von Katyn

Massenmord an polnischen Offizieren 1940
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Katyn (russisch: катынь polnisch: Katyń) ist ein Dorf 20 km westlich von Smolensk in Russland.

Während des Zweiten Weltkriegs entdeckten deutsche Soldaten im Februar 1943 im Wald von Kozy Gory bei Katyn Massengräber mit den Leichen tausender polnischer Offiziere, die nach Aussagen der einheimischen Bevölkerung im Frühjahr 1940 durch Genickschuss ermordet worden waren. Schon zu Kriegszeiten nutzte die NS-Propaganda das Massaker aus.

Die reichsdeutschen Rundfunkmeldungen über die Funde veranlassten die polnische Exilregierung in London, eine Untersuchung durch das Internationale Komitees des Roten Kreuzes zu beantragen. Gegen dieses Vorhaben wehrte sich die sowjetische Regierung heftig und brach unter dem Vorwurf der Komplizenschaft mit Hitler den Kontakt zur Exilregierung ab. So setzten die Deutschen eine eigene Untersuchungskommission von 12 Gerichtsmedizinern aus der Schweiz, von der Polnischen Exilregierung entsandt und aus von Deutschen besetzten Gebieten ein, die zwischen dem 28. und 30. April Katyn besichtigte.

Ein "amtliches Gutachten" (Amtliches Material zum Massenmord von Katyn; Deutscher Verlag, 1943) wurde erwähnt: "Die Leichen wiesen als Todesursache ausschließlich Genickschüsse auf. Aus den Zeugenaussagen, den bei den Leichen gefundenen Briefschaften, Tagebüchern, Zeitungen usw. ergibt sich, dass die Erschießungen in den Monaten März und April 1940 stattgefunden haben. ..." Weil die Massengräber sich auf einem Gebiet befanden, das von Frühjahr 1940 bis Juni 1941 von der Sowjetunion besetzt war, war die Täterschaft für alle an der Untersuchung Beteiligten klar.

Ende 1943, nach der Zurückeroberung des Geländes, ließ die Sowjetunion das Massaker durch eigene Fachleute untersuchen. Diese behaupteten, dass die Morde im Herbst 1941 (und somit unter deutscher Verantwortung) stattgefunden hätten.

Im Jahre 1989 hat Michail Gorbatschow die Schuld des sowjetischen NKWD am Verbrechen offiziell zugegeben.

Katyn bei den Nürnberger Prozessen

Die sowjetischen Ankläger vor dem Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher warfen die Verbrechen den deutschen Angeklagten vor. Der amerikanische Richter Francis A. Biddle bezeichnete die Eingabe der UDSSR als "maßlos" und gab seinem Mitarbeiter Herbert Wechsler den Auftrag, Klarheit in die Angelegenheit zu bringen. Da die westlichen Alliierten kein Interesse daran hatten, den Prozess durch sowjetische Propaganda in seiner Wirkung beeinträchtigen zu lassen, überstimmten sie den sowjetischen Richters Iona Timofeevich Nikitchenko und drohten mit dem Verlesen von Wechslers Erklärung sowie der Verhaftung des sowjetische Anklägers Roman A. Rudenko, wenn er weiterhin durch entsprechende Anträge das Gericht missachten sollte. Katyn blieb daher beim Urteilsspruch unbeachtet. Das sowjetische Bestreben, ihr Kriegsverbrechen den Nationalsozialisten anzulasten, wird in rechtsextremen Kreisen genutzt, um die Nürnberger Prozesse in Frage zu stellen.

Im Winter 1945/46 wurde in Leningrad mehreren deutschen Offizieren als angeblich für die Katyn-Morde Verantwortlichen der Prozeß gemacht, worüber die sowjetische Agentur „Tass“ am 30. Dezember 1945 berichtete. Zum Tode durch den Strang wurden verurteilt Karl Hermann Strüffling, Heinrich Remmlinger, Ernst Böhm, Eduard Sonnenfeld, Herberd Janike, Erwin Skotki und Ernst Geherer. Zwanzig beziehungsweise fünfzehn Jahre Zwangsarbeit erhielten Erich Paul Vogel, Franz Wiese und Arno Diere.

Erst im Jahre 1990 räumte die Sowjetunion offiziell die Verantwortung für dieses Kriegsverbrechen ein. Nach sowjetischen Dokumenten fanden dabei 21.857 Menschen den Tod. Für das Verbrechen verantwortlich waren nicht nur Stalin und Berija, sondern die ganze Staats- und Parteiführung der Sowjetunion.

Keiner der zehn dafür von den Sowjets zu Unrecht bestraften deutschen Soldaten wurde bis heute von der Bundesrepublik Deutschland für rehabilitierungswürdig befunden.

Katyn in der rechtsextremen Propaganda

Am Faktengehalt der Massenmorde in Katyn besteht kein Zweifel. Trotzdem kann man die Opfer wie dies Nazideutschland schon vorgeführt hat rechtsextremistisch instrumentalisieren. Katyn spielt in der rechtsextremen Propaganda eine erhebliche Rolle. Dabei ist es weder von Bedeut

Literatur

  • John P. Fox: Der Fall Katyn und die Propaganda des NS-Regimes. In: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte. (30) 1982 S.462-499
  • Joachim Hoffmann: Stalins Vernichtungskrieg. München 1999, Herbig Verlag, ISBN 377662079X. - Keine Spezialstudie zu Katyn, sondern Benutzung als Illustrationsmaterial zu Hoffmanns überzogenen Thesen.
  • Gerd Kaiser: Katyn, Das Staatsverbrechen - das Staatsgeheimnis. Aufbau Taschenbuchverlag, Berlin 2002, ISBN 3746680786. - Fortführung der Arbeit Madajczyks unter Einbeziehung weiterer Quellen aus russischen Archiven.
  • Czeslaw Madajczyk: Das Drama von Katyn. Dietz Verlag 1991, ISBN 3320016687. - Die erste wissenschaftliche Arbeit über Katyn durch den bedeutenden polnischen Historiker.

Katyn Ein Massenmord an polnischen Offizieren (Darstellung rechtsextremer Propaganda)