Plauener Spitze

Art, Marke und Qualitätssiegel von Stickereierzeugnissen
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Plauener Spitze ® ist die weltweit geschützte Premium-Marke des Branchenverbandes Plauener Spitzen und Stickereien e.V. in Plauen. Mitglieder und zugleich Lizenznehmer sind die führenden Stickereifabrikationen der Region Plauen.

Die Marke steht heute weniger für eine bestimmte Art der Spitze, sondern fungiert vorrangig als Qualitätssiegel und Dachmarke für alle regional erzeugten Stickereierzeugnisse der Verbandsmitglieder.

Auf der Basis des bereits seit der frühen Neuzeit etablierten Tuchmacher- und Wollweberhandwerks entwickelte sich in Plauen Anfang des 19. Jahrhunderts die Handplattstich-Stickerei und wenige Jahrzehnte später die Tüll-Stickerei. Tüll- und Ätzspitze (auch Luftspitze oder Vollspitze genannt) fanden bemerkenswerterweise beide ihren Ursprung in Plauen (zwischen 1880 und 1885).

Die Entwicklung der Schiffchenstickmaschinen (1883) ermöglichte die maschinelle Herstellung von Ätzspitze unter dem Namen "Plauener Spitze". Sie wurde 1900 mit dem Grand Prix auf der Weltausstellung in Paris ausgezeichnet und hat es seitdem zu weltweitem Ruhm gebracht.

Die Spitzenfabrikation ermöglichte den Aufstieg der Stadt Plauen zur Großstadt und wird nach schweren Krisen in den 1920er und 1990er Jahren noch heute betrieben. In Plauen und dem Vogtland sind derzeit über 40 klein- und mittelständische Unternehmen in dieser Branche tätig. Die Region Plauen ist seit mehr als 125 Jahren das Zentrum der Deutschen Stickerei.

Hauptprodukte: Raumtextilien (Gardinen, Tischwäsche), Brautkleider, Accessoires für die DOB und DUB (Lingerie und Dessous)


Geschichte der Plauener Spitze

Im Jahr 1881 wurde in Plauen, im Zentrum der deutschen Spitzen- und Stickereiindustrie, die Maschinengestickte Tüllspitze erfunden. Sie ist durch die unternehmerische Leistung des Plauener Stickereifabrikanten Theodor Bickel eine Domäne Plauens geworden. Unter den Namen "Dentelles de Saxe", "Saxon Lace", "Plauen Lace" oder "Dentelles de Plauen" wurde dieses Erzeugnis auf den internationalen Märkten bekannt und bewirkte, dass das Schweizer Marktmonopol gebrochen wurde. Plauen und das Vogtland wurde als selbstständiges Stickereizentrum bekannt. Seither zählt die Plauener Spitze zu den erlesenen Kostbarkeiten anspruchsvoller Raumkultur und modischer Kleidung. Der rasante wirtschaftliche Aufschwung der Spitzen- und Stickereibranche Ausgang des 19. Jahrhunderts fand am 18. August 1900 seinen krönenden Höhepunkt, als Plauener Stickereifabrikanten den Grand Prix der Weltausstellung in Paris für das Wunder der Plauener Musterung erhielten. Einer lang anhaltenden Prosperation bis in die zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts folgte ein nachfrage- und kriegsbedingter Niedergang der Stickereiindustrie. Im Ergebnis des 2. Weltkrieges waren nahezu alle Stickereikapazitäten und Musterkollektionen zerstört.

Ab 1945 begannen die Spitzen- und Stickereiindustrie, zunächst bestehend aus privaten Industrie- und Handwerksbetrieben, erneut auf den Märkten Fuß zu fassen. Trotz des Fehlens eines direkten Zugangs zum Weltmarkt wurde die Plauener Spitze im Zeitraum von 1963 bis 1989 mit 33 Goldmedaillen der Leipziger Messe für ihr vorzügliches Design und die technologische Meisterschaft ausgezeichnet.

1989 wurde Plauener Spitze auf 1400 Stickmaschinen produziert und in über 40 Länder exportiert. Im Ergebnis der 1990 beginnenden Umwandlung und Privatisierung sind im Jahr 2006 über 40 Unternehmen, überwiegend Familienbetriebe in der Branche tätig und verkörpern damit ihre Konsolidierung.