Gerd Bucerius

deutscher Verleger und Politiker (CDU), MdHB, MdB
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Dr. Gerd Bucerius (* 19. Mai 1906 in Hamm (Westfalen), † 29. September 1995 in Hamburg), deutscher Verleger und Politiker.

Ausbildung und Beruf

Nach dem Abitur 1924 in Hamburg studiert Bucerius Rechtswissenschaft in Freiburg im Breisgau, Hamburg und Berlin. 1928 besteht er das erste und 1932 das zweite juristische Staatsexamen. Er ist dann als Hilfsrichter in Kiel und Flensburg tätig. Von 1933 bis 1946 arbeitet er dann als Rechtsanwalt in der väterlichen Kanzlei in Altona. 1934 erfolgt seine Promotion zum Dr. iur. an der Universität Hamburg. Von 1941 bis 1945 war er Geschäftsführer der "Diago-Werke Moeller & Co." in Hamburg.
Am 14. Februar 1946 erhält er gemeinsam mit Lovis H. Lorenz, Richard Tüngel und Ewald Schmidt di Simoni von der britischen Besatzungsbehörde die Lizenz zur Herausgabe der Zeitschrift "DIE ZEIT". In den Jahren 1949 bis 1951 erwirbt er nach und nach die Mehrheit am Nannen-Verlag und wird damit auch Herausgeber des "stern".
In den Jahren 1950 bis 1957 finden unter den Gesellschaftern der ZEIT Auseinandersetzungen statt, an deren Ende Bucerius schließlich alleiniger Gesellschafter der ZEIT ist.
Am 1. Juli 1965 gründet er gemeinsam mit Richard Gruner und John Jahr die "Gruner + Jahr" GmbH, den damals zweitgrößten deutschen Pressekonzern.
Am 1. Januar 1973 überträgt er seine Anteile an "Gruner + Jahr" an die neugegründete Bertelsmann AG und wird deren Aufsichtsratsvorsitzender.
1975 wird DIE ZEIT aus der Bertelsmann AG herausgelöst, der neue ZEIT-Verlag wird gegründet; ab 1977 führt Bucerius' Lebensgefährtin Hilde von Lang die Geschäfte des Verlages.

Familie

Am 11. Oktober 1932 heiratet er Detta Goldschmidt. Seine jüdische Ehefrau emigriert im Dezember 1938 nach England. Am 19. Dezember 1945 wird die Ehe geschieden. Am 12. April 1947 heiratet er Gertrud Ebel geb. Müller (gen. Ebelin).

Partei

Von 1946 bis 1961 war Bucerius Mitglied der CDU.

Abgeordneter

1947/48 war Bucerius Mitglied des Zonenbeirates, 1948/49 Mitglied des Wirtschaftsrates für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet in Frankfurt am Main. Im Wirtschaftsrat war Vorsitzender des Ausschusses für den Lastenausgleich.
Von 1949 bis zur Niederlegung des Mandats am 22. März 1962 wegen seiner Verlegertätigkeit ist er Mitglied des Deutschen Bundestages. In der ersten Wahlperiode ist er Vorsitzender des Berlin-Ausschusses, von 1954 bis 1957 ist er Vorsitzender des Untersuchungsausschußes zum "Fall John".

Öffentliche Ämter

Von Februar bis November 1946 war Bucerius Bausenator der Freien und Hansestadt Hamburg.
Von 1952 bis 1957 ist er Bundesbeauftragter für die Förderung der Berliner Wirtschaft.

Gesellschaftliches Engagement

Am 2. November 1971 wird die Zeit-Stiftung gegründet, dem späteren Alleinerben des Vermögens von Gerd Bucerius. Die Stiftung betreibt unter anderem die "Bucerius Law School", die erste deutsche private Universität für Rechtswissenschaften in Hamburg.

Ehrungen

Am 15. Mai 1986 erhält Bucerius die Ehrenbürgerwürde der Freien und Hansestadt Hamburg.
Im November 1990 erhält er die Ludwig-Erhard-Medaille für Verdienste um die Soziale Marktwirtschaft.

Literatur

von Bucerius

  • Gerd Bucerius; Der Adenauer. Betrachtungen eines unbequemen Zeitgenossen, Hamburg, 1976.
  • Gerd Bucerius; Ratschläge für Einsteiger, in: Schmid-Burgk, Sonja (Hrsg.); Ein Leben für die Politik? Brife an jüngere Mitbürger, Freiburg im Breisgau, 1988, Seiten 9 - 13.

über Bucerius

  • Ralf Dahrendorf Liberal und unabhängig. Gerd Bucerius und seine Zeit, C.H.Beck Verlag, München, 2000.