Kurt Heißmeyer

deutscher Mediziner, Arzt im Konzentrationslager Neuengamme
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Dr. Kurt Heißmeyer (* 26. Dezember 1905 in Lamspringe bei Hildesheim; † 1967 in Bautzen) war Arzt im Konzentrationslager Neuengamme in Hamburg.

Lebenslauf

Dr. Kurt Heißmeyer war Oberarzt für Tuberkulose in der Heilanstalt in Hohenlychen. Er fühlte sich durch seinen Chefarzt Dr. Gebhard in den Schatten gestellt. Der Ehrgeiz Professor zu werden, trieb Heißmeyer an, sich medizinischen Studien zu widmen, die seine fachliche Kompetenz deutlich überschritten. Er hatte gute Beziehungen zur SS, da er mit dem General der Waffen-SS Oswald Pohl befreundet war. Jener war zuständig für Konzentrationslager durch seinen Posten im Wirtschaftsverwaltungshauptamtes der SS. Sein Onkel, August Heißmeyer, war ebenfalls General der Waffen-SS. So erklärt sich seine spätere Karierre in Neuengamme. Um seinen Traum der Professur verwirklichen zu können, musste Heißmeyer eine wissenschaftliche Arbeit verfassen. So wandte er sich an Dr. Leonardo Conti, Reichsärzteführer. Er wollte Tbc-Versuche durchführen, um eine wirkungsvollere Bekämpfung zu entwickeln. Dabei vertrat er eine These, die schon zu damaligen Zeit widerlegt worden war, die er aber nicht kannte, da er sich nie mit der Materie beschäftigt hatte.

Arbeit in Neuengamme

Um Zeit zu sparen, sollte gleich an Menschen expirimentiert werden. Als Ort für die Experimente entschloss man sich für das Konzentrationslager Neuengamme, wo Heißmeyer ab April 1944 mit seinen Experimenten begann. Es wurde eine Baracke eingerichtet, die "Sonderabteilung Heißmeyer" hieß.

Die Versuche wurden zuerst an Erwachsenen durchgeführt, später an Kindern. Man verwendete dazu die Tuberkelbazillen, womit Heißmeyer die Tötung der Probanten in Kauf nahm. Um die Experimente geheim zu halten, wurde die Baracke abgeschottet und ein eigenes Häftlingspersonal verwendet.

32 Russen, die sich aufgrund der besseren Verpflegung freiwillig gemeldet hatten, wurden für die Versuche ausgewählt. Sie wurden nicht darüber in Kenntnis gesetzt, was mit ihnen geschah.

Vier der Häftlinge wurden im Anschluss gehängt und von Heißmeyer seziert. Er stellt fest, das sich der Gesundheitszustand verschlechtert hatte und stellte danach die Versuche ein. Heißmeyer entschloss sich, 20 jüdische Kinder aus Auschwitz anzufordern. Zuerst nahm er allen Kindern die Lymphdrüsen heraus, bevor er sie infizierte. Die Versuche wurden mit dem gleichen Serum durchgeführt. Die Kinder trafen am 29. November 1944 in Neuengamme ein. Noch vor Weihnachten waren alle Kinder erkrankt.

Als die Engländer näher an Hamburg heran rückten, befahl man Heißmeyer am 20. April, alle Kinder und Pfleger zu töten, um Spuren zu vernichten. In der Nacht vom 22. April auf den 23. April 1945 wurden sie in Neuengamme abgeholt und in die Spaldingstraße nach Hamburg gebracht, später in die Schule am Bullenhuser Damm. Heißmeyer ließ ihnen Morphium spritzen und sie danach an Heizungsrohren im Keller der Schule erhängen, ebenso die Pfleger. Noch am selben Abend wurden die Leichen in Neuengamme verbrannt.

Trotz Untersuchungen gegen SS-Ärzte wurde kein Haftbefehl gegen Heißmeyer erlassen. Er kehrte in sein Elternhaus zurück und arbeitete in der Praxis seines Vaters in Sandershausen. Da er sich sicher fühlte, eröffnete er unter richtigem Namen die einzige Tuberkulose-Privatpraxis der DDR in der Gellertstraße in Magdeburg und war Direktor der privaten Magdeburger Klinik des Westens.

1959 wurde man durch einen Zeitungsartikel zufällig auf ihn aufmeksam. Aber erst vier Jahre später wurde er verhaftet.

Er hatte nach Kriegsende in Hohenlychen eine Kiste vergraben, in der sich neben persönlichen Materialien auch seine Arbeit und Bilddokumente verbargen. Als in der Berliner Charité festgestellt worden war, das ihn diese Dokumente nicht entlasteten, gestand Heißmeyer. Nach zweieinhalbjähriger Untersuchungshaft wurde Dr. Kurt Heißmeyer am 21. Juni 1965 vor dem Bezirksgericht Magdeburg der Prozess gemacht. Er wurde wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt und zu lebenslanger Strafe im Zuchthaus verurteilt. Die Strafe verbüßte er in Bautzen. Nach einem Jahr verstarb Heißmeyer dort an einem Herzinfakt.

Literatur

  • Wolfgang Schulz, in Magdeburger Biographisches Lexikon, Magdeburg 2002, Scriptum Verlag, ISBN 3-933046-49-1, Seite 284
  • Günther Schwarberg, "Der SS-Arzt und die Kinder vom Bullenhuser Damm", erschienen im Steidl-Verlag Göttingen, ausgezeichnet mit dem Anne-Frank-Preis 1988. Günther Schwarberg: "Der SS-Arzt und die Kinder vom Bullenhuser Damm", Taschenbuch, 174 Seiten, Steidl- Verlag Göttingen 1994, ISBN 388243306X,