Linden-Limmer

Stadtbezirk in Hannover
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Karte
Hannover, Stadtbezirk Linden-Limmer hervorgehoben
Basisdaten
Stadtbezirk Linden-Limmer (10)
Fläche xx km²
Einwohner 43.387
Bevölkerungsdichte x Einwohner/km²
Postleitzahl 30xxx
Stadtteile
  • Limmer
  • Linden-Nord
  • Linden-Mitte
  • Linden-Süd
Webpräsenz hannover.de
Politik
Bezirksbürgermeisterin Barbara Knoke (SPD)
Stadtbezirksrat
(21 Sitze)
SPD: 9, Grüne: 6, CDU: 4, PDS: 2

Linden-Limmer ist der 10. Stadtbezirk in Hannover. Er untergliedert sich in die Stadtteile Limmer, Linden-Nord, Linden-Mitte und Linden-Süd.Der Stadtbezirk hat 43.387 Einwohner, wobei 6.060 auf Limmer, 16.592 auf Linden-Nord, 11.587 auf Linden-Mitte und 9.448 auf Linden-Süd entfallen (Stand 1. Januar 2004).

Lindener Rathaus

Geschichte

Linden

Geschichtsübersicht

Die einstige Industriestadt Linden wurde erstmals um 1100 urkundlich erwähnt und war ursprünglich wohl eine unter Linden gelegene Gerichtsstätte der Grafen von Roden. 1285 wird erstmals die Kirche des Heiligen Martin erwähnt, die 1328 dem Kloster Marienwerder eingegliedert wurde, und die (nach Zerstörung im Zweiten Weltkrieg 1957 wiederaufgebaut) noch heute besteht. In der Umgebung Lindens lagen Lehenshöfe zunächst der Herren von Roden-Wunstorf und Schaumburg, später der Welfen.

Linden war die einzige Industriestadt im ehemaligen Königreich Hannover, gegründet auf die Eisengießerei des Georg Egestorff, die ab 1846 auch Lokomotiven herstellte. Nach dessen Tod 1868 wurde die Fabrik durch den Eisenbahnkönig Strousberg riesenhaft erweitert und eine Arbeitersiedlung mit 144 Häusern gebaut, die nach der Herkunft der ausländischen Arbeiter "Rumänien" genannt wurde. Das Werk wurde 1871 an ein Konsortium weiterverkauft, das ab 1902 die Kurzbezeichnung "Hanomag" trug. Die Straßen für "Klein - Rumänien" waren damals in Werksnähe neu angelegt worden und hießen "Hammerstraße", "Feilenstraße" und "Zirkelstraße". 1937 wurden sie im Zuge der Vergrößerung der Hanomag abgerissen. An die große Bedeutung der Eisenbahn und des Werkes für Linden erinnern heute sie Straßennamen: "Egestorffstraße", "Strousbergstraße" und "Hanomagstraße".

Am Küchengarten siedelten sich Ende des 19. Jahrhunderts zahlreiche kleinere Firmen an, von denen sich einige zu einer gewissen Bedeutung entwickelten, wie etwa die Lindener Samtspinnerei, Baumwollspinnerei und Weberei sowie die Lindener Brauerei, zwei Gummifabriken und die Deutsche Asphalt.

Im Wesentlichen um die benötigte Kohle aus Barsinghausen am Deister zu beschaffen, wurde Linden ab 1872 durch die Hannover-Altenbekener Eisenbahn mit den Bahnhöfen Linden-Fischerhof und der Zweigstrecke nach Linden - Küchengarten verkehrlich angebunden. Während des 1. Weltkrieges wurde der Lindener Hafen mit Verbindung durch einen Zweigkanal zum Mittellandkanal fertiggestellt.

Linden war bis 1885 Landgemeinde und Vorort Hannovers und hatte 25.570 meist evangelische Einwohner. Von Hannover war es nur durch die Ihme getrennt. Linden wurde Stadt und Stadtkreis.

Nach Einmarsch Preußens in das Königreich Hannover 1866 war Linden das größte Industriedorf Preußens. Am 1. April 1885 wurden Linden die Stadtrechte verliehen. Der erste Bürgermeister wurde dann der hannoversche Senator Georg Lichtenberg.

Erst im Jahr 1920 wurde Linden mit damals rund 80.000 Einwohnern nach Hannover eingemeindet. 1934 bis 1936 waren viele Lindener Mitglieder der Sozialistischen Front, die als eine der größten Widerstandsbewegungen des Dritten Reiches gilt.

Alt-Linden

Das alte Dorf Linden reichte ursprünglich vom Lindener Berg bis zur Glocksee und Ohe am gegenüberliegenden Ufer der Ihme. 1829 wurden die Glocksee und die Ohe selbstständige Orte mit eigener Verwaltung, aber blieben bezüglich Kirche und Schule weiterhin Linden zugehörig.

Neu-Linden

Im Jahr 1688 erwarb der Oberhofmarschall Franz-Ernst von Platen für mehr als 12000 Reichstaler das Gut der Familie von Alten, die ein 20-jähriges Rückkaufrecht, das später verlängert wurde, erhielt, mit ca. 220 Morgen (entspricht ca. 56 Hektar) Land, Jagdrecht, Gerichtsbarkeit, verschiedenen Zehnten, dem Lindener Schäferhof sowie Ländereien und Berechtigungen in der Lindener Glocksee, der Neustadt und der Aegidienmasch. Nach dem Kauf zusätzlicher Höfe ließ von Platen einen 77 ha großen Barockgarten anlegen, den ab 1715 eine Mauer umgab.

Der Graf von Platen erwarb im Jahr 1700 weitere 79 Morgen (entspricht ca. 20 Hektar) Land und ließ eine neue Straße, die Leineweberstraße, mit 30 Häusern für die Weberzunft anlegen. Zudem ließ er eine Schmiede, Bierbrauerei, Branntweinbrennerei, Kalkbrennerei sowie eine Wachsbleiche mit Meister und Gesellen aus Italien einrichten. Der Graf ließ zudem in einer auf dem Gut errichteten Kapelle eigens für seine Hörigen Gottesdienste abhalten. 1796 wurde in einem Haus in der Weberstraße eine Schule für Neu-Linden eingerichtet.

Im Laufe der Zeit entwickelte sich aus dem Areal das vom alten Dorf Linden verwaltungsrechtlich getrennte Neu-Linden, das auch einen eigenen Nachtwächter, einen eigenen Vorsteher und eine eigene Schützengesellschaft erhielt. Zu Neu-Linden gehörten die Häuser der Weberstraße, Häuser und Speicher in der Blumenauerstraße, sowie Häuser in der Hohestraße und der Deisterstraße.

Nach dem Rückkauf des Gutes Linden im Jahr 1816 durch die Familie von Alten verließ die Familie von Platen Linden.

Neuordnung Alt-Linden und Neu-Linden

Mit Erlass verfügte 1826 die Königliche Landdrostei Hannover für die Gerichtszuständigkeit eine Grenzlinie zwischen Alt-Linden und Neu-Linden. Nach dem Erlass hatte Alt-Linden einen Bauermeister und 3 Vorsteher, Neu-Linden einen Vorsteher und 2 Nebenvorsteher. Zu Alt-Linden gehörten von da an Lindener Berg, Kirchstraße, Lindener Straße, Hohestraße, Posthornstraße, Blumenauerstraße, das Gut von Alten einschließlich Gerichtshof, der Bereich westlich der nördlichen Deisterstraße von der Allee (später von-Alten-Allee) bis zur Ihmebrücke. Zu Neu-Linden gehörten von da an der Bereich östlich der nördlichen Deisterstraße von der Allee (heute von-Alten-Allee) bis zur Ihmebrücke, der südliche Rest der Deisterstraße und die Weberstraße.

 
Wappen des Stadtbezirks Linden-Limmer

Landgemeinde Linden

1856 wurden die Dörfer Alt-Linden und Neu-Linden zur Landgemeinde Linden zusammengeschlossen. Die Gemeinde erhielt statt der bisherigen Bauermeister einen Gemeindevorstand.

Wappen

Linden erhielt 1889 durch königlichen Erlass die Erlaubnis für das Wappen mit dem roten Löwen vor der Linde auf einem Schild mit je 4 blauen und silbernen Querstreifen und mit einer dreitürmigen Mauerkrone. Die Linde erinnert an die Entstehung Lindens, als vom Grafen Wittekind bzw. Widukind von Schwalenberg unter einer Linde Gericht gehalten wurde. Der rote Löwe gehörte zum Wappen des Grafen von Roden.

Limmer

 
Die Nicolai-Kirche in Limmer

Limmer trägt seinen Namen vom Castrum Limbere des Grafen Konrad von Wunstorf, welches 1187 genannt wurde und dessen genaue Lage unbekannt ist. Der Name stammt vermutlich von der Bezeichnung Lehmberg. Es handelte sich um eine sehr wehrhafte Burg, die 1189 unter Graf Konrad sogar dem Ansturm König Heinrichs VI. standhalten konnte. In der Folge trug eine gräfliche Linie der Wunstorfer bis zu ihrem Aussterben den Namen Limmer, während die andere Linie nach ihrem Besitz, der Burg Lauenrode "von Roden" hieß. Die im Jahr 1268 genannte Limmerer Kirche St. Nicolai wurde im Jahr 1328 dem Kloster Marienwerder eingegliedert. Erst 1787 wurde das alte Gebäude durch die heutige Saalkirche ersetzt.

Limmer war im 14. bis 15. Jahrhundert ein armes, aber nicht besonders kleines Dorf. Während des Dreißigjährigen Krieges sank es wirtschaftlich auf einen Tiefstand, viele Bewohner mussten sich im nahen Herrenhausen verdingen. 1689 hatte Limmer 167 Einwohner. 1690 wurde von den welfischen Landesherren eine Ziegelei eingerichtet, die aber bereits 1735 wieder aufgegeben wurde. 1730 war in Limmer Asphaltkalk entdeckt worden, der seit 1843 im Tagebau und Tiefbau abgebaut wurde, dessen Vorkommen aber bis 1925 erschöpft waren. 1779 wurde von dem Chemiker Friedrich Ehrhardt eine Schwefelquelle wieder neu, über der 1792 ein Bad behuf der Invaliden und Armen errichtet wurde.

 
Jacobus Sackman in zeitgenössischer Darstellung

Ein Badehaus wurde 1794 auf dem Limmer Berg errichtet. Dieser Limmerbrunnen, der um 1800 gut besucht wurde, unterlag 1828 dem benachbarten hessischen Bad Nenndorf, der Badebetrieb wurde aber erst 1961 eingestellt. 1808 wurde das Dorf Opfer eines Großbrandes, welcher das Dorfbild deutlich veränderte. Unter dem Einfluß der im benachbarten Linden aufkommenden Industrialisierung verlor es mehr und mehr seinen ländlichen Charakter. 1825 hatte Limmer 365, 1871 über 1100, 1885 dann bereits 2307 Einwohner. Im Jahr 1899 erhielt die Hannoversche Gummi-Kamm-Fabrik ihren Sitz in Limmer, die 1912 unter ihrem neuen Namen Excelsior bereits 3500 Beschäftigte zählte und 1928 mit der Continental Gummi-Werke AG fusionierte. Zum 1. April 1909 wurde das Dorf nach Linden eingemeindet.

In den Jahren 1685-1718 wirkte an der St. Nicolaikirche der durch seine derben niederdeutschen Predigten bekannte Pastor Jacobus Sackman, der auch den Adel nicht verschonte. Die Echtheit der überlieferten Predigten ist allerdings teilweise umstritten. Ein Gedenkstein für den Predigers befindet sich heute vor der Nicolaikirche.

Stadtbild

 
Mündung der Ihme in die Leine (Linden-Nord)
 
Die "Drei warmen Brüder" (Linden-Nord)
 
Das Ufer der Leine und das Heizkraftwerk
 
Entspannen am Leineufer und Mündung der Ihme

Übersicht

Linden ist ein multikultureller und studentischer Stadtbezirk. Trotz dichter Besiedelung finden sich an der Leine, der Ihme und am Lindener Berg Grünanlagen. Der Stadtteil verfügt über einen Hafen, der über den Stichkanal Hannover-Linden mit dem 11 km entfernten Mittellandkanal verbunden ist.

Linden wird gelobt, aber auch oft schlecht beurteilt: Während viele diesen Stadtbezirk als bunt und lebendig erleben, finden vielleicht ebenso viele, dass Linden schmutzig und gefährlich sei. Der Stadtbezirk wirkt studentisch, hat viele Cafés und einen relativ hohen Ausländeranteil.

Während in Hannover angeblich das reinste Hochdeutsch gesprochen wird, ist in weiten Teilen des Stadtgebietes und so auch in Linden gerade bei älteren Bewohnern eine eigene Sprachfärbung zu finden, die den ostfälischen Mundarten angehört. Der wesentliche Unterschied zur Standardsprache besteht in langgezogen "ei"-Lauten (Zeit=Zat, keine=kane) und "harten" R-Lauten nach offenen Vokalen (Garten=Gachten, Party=Pachty). Überregionale Bekanntheit erreichte dieser traditionelle Arbeiterjargon durch das Comedy-Duo Siggi und Raner.

Linden-Nord

Am lebhaftesten ist es in Linden-Nord, rund um die Limmerstraße: Mit vielen Kneipen, dem Kulturzentrum FAUST, dem Bürgerfunk radio flora, Cafés, Kiosken und dem 1908 gegründeten Apollo-Kino - dem ältesten Vorstadtkino Deutschlands, in dem der spätere CinemaxX-Gründer Hans-Joachim Flebbe seine Karriere begann - ist die Limmerstraße das Zentrum von Linden-Nord.

Der Stadtteil Linden-Nord ist multikulturell. Neben Migranten der ersten zweiten und dritten Generation, häufig aus der Türkei, leben hier Studenten. Unter den Bewohnern Lindens gibt es das Sprichwort "Wer nicht in Linden lebt, lebt nicht".

Angeblich trifft man hier auf die höchste Kioskdichte weltweit.

Seit August 1983 findet alljährlich am Mündungsufer der Ihme das Fährmannsfest statt. Das Fest ist nach der Fähre benannt, die einst Linden mit Hannover verband. Dreitägig treibt hier Kleinwoodstock parallel mit einem Kinder- und Kulturfest.

Linden-Mitte

Linden-Mitte wird in Teilen durch viele Gründerzeithäuser geprägt (Wittekind-, Haasemann- und Beethovenstraße, Lindener Marktplatz, Pariser Platz und Lichtenbergplatz). Zentraler Punkt des einstigen bürgerlichen Teils des Viertels ist der Lindener Marktplatz mit Rathaus, Nachtwächterbrunnen, dem Geburtshaus der Philosophin und Politologin Hannah Arendt und einem der schönsten Wochenmärkte der Landeshauptstadt Hannover. In der Jacobstraße 10 befand sich nach 1945 das so genannte Büro Schumacher, von dem aus durch den dort wirkenden Sozialdemokraten Kurt Schumacher die SPD nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut wurde. Am östlichen Rand des Stadtteils befindet sich das Ihme-Zentrum, das in den 1970er Jahren als Einkaufszentrum, Wohn- und Bürostadt geplant und gebaut wurde. Auf dem Lindener Berg, der höchsten natürlichen Erhebung Hannovers im inneren Stadtgebiet, befindet sich die Volkssternwarte Hannover. Zu Linden-Mitte gehört auch das Industriegebiet Lindener Hafen am Stichkanal Linden.

Linden-Süd

Besonders günstige Wohnungen und "südliche" Lebensart gibt es in Linden-Süd. Dort ist das Ahrbergviertel der kulturelle Mittelpunkt der spanischen Gemeinde Hannovers. Hier ist jedoch auch gleichzeitig einer der sozialen Brennpunkte der Stadt, mit einem hohen Anteil von Arbeitslosen unter der deutschen Bevölkerung und an prekär Beschäftigten unter den Migranten.

Direkt neben dem Stadtteil liegt das Hanomag-Gelände, einst eine gigantische Industrielandschaft, heute eine Mischung aus Industriebrache und Neu-Nutzung. In kleinem Umfang werden dort allerdings immer noch Baumaschinen produziert.

Die Humboldtschule, 1899 gegründet und seit 1962 in Linden-Süd an der Ricklinger Straße ansässig, ist mit ca. 1.000 Schülern eins der größten und traditionsreichsten Gymnasien Hannovers.

Linden-Süd hat mit dem Bahnhof Linden/Fischerhof an der Grenze zum Nachbarstadtteil Ricklingen Anschluß an die S-Bahn Hannover.

Limmer

Limmer ist ländlich geprägt und liegt nordwestlich von Linden-Nord.

  • [1]Literaturliste über Linden

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