Vorsokratiker

Klassifizierung frühantiker Philosophen
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Als Vorsokratiker (altgr. "Vorlage:Polytonisch" - prosôkratikoì philósophoi - vorsokratische Philosophen) werden seit dem späten neunzehnten Jahrhundert innerhalb der Philosophie der Antike diejenigen antiken griechischen Philosophen bezeichnet, deren Leben und Werk überwiegend in die Zeit vor Sokrates (469399 v. Chr.) fällt. Einige waren auch Zeitgenossen des Sokrates, folgten aber einer früheren Tradition. Die Vorsokratiker stellen den Beginn der abendländischen Philosophie dar. Da von den wenigsten unter ihnen die genauen Lebensdaten bekannt sind, wird in der Regel die so genannte Blütezeit verzeichnet, das heißt die ungefähre Zeit ihres Wirkens. Von ihren Werken sind fast ausschließlich Fragmente überliefert, die zumeist in der Form von Zitaten oder Doxographien in Werken späterer Autoren zu finden sind.

Der Begriff Vorsokratiker gründet auf dem berühmten Diktum Marcus Tullius Ciceros, Sokrates habe die Philosophie vom Himmel auf die Erde geholt (s. Sokratische Wende). Die Einteilung der Philosophieschulen auf dieser Grundlage ist aus verschiedenen Gründen problematisch. Der wichtigste Grund besteht darin, dass der Weg von der Ontologie zur praktischen Philosophie, den Cicero in seinem Diktum umschreibt, nicht zuerst von Sokrates begangen wurde, sondern bereits von den Sophisten. Allerdings hat die Einteilung (insbesondere nach Hermann Diels' Die Fragmente der Vorsokratiker von 1903) eine derart große Resonanz erlangt, dass sie sich durchgesetzt hat und nach wie vor benutzt wird.

Die Vorsokratiker beschäftigten sich vor allem mit Naturphilosophie, Theogonie sowie Kosmogonie und formulierten die Grundfragen der Philosophie. Eine zentrale Frage, die - ähnlich den modernen Kosmologen – vor allem die älteren Vorsokratiker beschäftigte, war die nach der "ἀρχή" (arché), dem Urgrund oder Anfang, aus dem alles entstanden sei.

Die vorsokratischen Philosophen

Zu den Vorsokratikern werden folgende Schulen und Philosophen gerechnet:

Die Sieben Weisen

Mit den sieben Weisen beginnt die antike griechische Philosophie, allerdings waren nicht alle sieben Weisen auch Philosophen, es waren nicht einmal nur sieben, verschiedene Quellen sprechen von jeweils anderen sieben Weisen, insgesamt werden 22 genannt, die meisten Quellen nennen allerdings übereinstimmend Thales, Bias, Solon und Pittakos. Gebräuchlich ist die Zurechnung Platons:


Die drei Milesier (Ionische Philosophie)

Das frühe Zentrum der griechischen Philosophie war die ionische Stadt Milet an der Westküste Kleinasiens. Gemeinsames Motiv der milesischen Philosophen war die Suche nach einem Urstoff (Arché), aus dem letztlich die Welt bestünde und aus dem die Entstehung der Welt erklärt werden könne. Thales nahm als Urstoff das Wasser an. Sein Schüler Anaximander postulierte stattdessen das „Unendliche“ (Apeiron), eine Art unausgeprägte Materie, aus der heraus der Gegensatz von Warm und Kalt entstanden sei, aus dem alles weitere hervorgehe. Alle Dinge kehrten wieder in das Apeiron zurück, indem sie vergingen. Dieses Unendliche wird übrigens von den Naturphilosophen durchaus stofflich gedacht. Anaximanders Schüler Anaximenes wurde wieder konkreter und nahm als Urstoff die Luft an.


Die Pythagoräer

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Pythagoras von Samos

Pythagoras von Samos gründete in der griechischen Kolonie Kroton die erste philosophische Schule in Form einer Gemeinschaft. Die ionischen Naturphilosophen suchten nach einem materialen Urstoff. Demgegenüber interessierten sich die Pythagoräer für abstrakte Verhältnisse, insbesondere in der Musik und in der Mathematik. Der ontologische Status von Zahlen wurde dabei in der Geschichte des Pythagoreismus unterschiedlich aufgefasst. Drei Positionen lassen sich für uns unterscheiden: Die Prinzipien der Welt und ihrer Objekte sind durch Zahlenverhältnisse bestimmt. Die Prinzipien der Welt und ihrer Objekte sind die Zahlen. Die Welt und ihre Objekte bestehen (materiell) aus Zahlen. Die naturwissenschaftliche Beschreibung der Welt durch Formeln hat hier ihre Wurzeln. So war es auch ein Pythagoräer, Archytas von Tarent, der als erster die Umdrehung der Erde um die Sonne feststellte. Die pythagoreische Schule wird zwar wegen ihrer früheren Gründung zu den Vorsokratikern gerechnet, bestand aber noch lange weiter. So beziehen sich Platon und Aristoteles auf die Philosophie von Archytas und Philolaos von Kroton. Andere bekannte Pythagoreer waren Alkmaion von Kroton, Hippasos von Metapont, Kekrops, Petron, Brotinos, Kalliphon, Demokedes und Parmeniskos.


Heraklit und die Eleaten

 
Heraclitus (Heraklit von Ephesos), Gemälde von Johan Moreelse

Eine der interessantesten philosophischen Auseinandersetzungen der Antike war die zwischen Heraklit und Parmenides. Für Heraklit war das Prinzip der Welt (Logos) ein Streit der Gegensätze, eine ständige Veränderung, also nicht nur ein Sein, sondern auch ein Werden. Von ihm stammt der Satz: „Man kann nicht zweimal in denselben Fluß steigen.“ Parmenides hingegen hielt alles Werden für Schein, die wirkliche Welt selbst (aletheia) war für ihn und für die von ihm begründete eleatische Schule ein unvergängliches und unveränderliches Sein. Zur eleatischen Schule zählen auch noch Zenon, der vor allem für seine Paradoxa bekannt ist, und Melissos von Samos. Fälschlicherweise wird die Gründung der Schule oft Xenophanes von Kolophon zugeschrieben. Dieser hat sich zwar tatsächlich in Elea aufgehalten, nach heutiger Auffassung ist das aber kein hinreichendes Indiz für einen Zusammenhang mit den Eleaten. Xenophanes ist heute vor Allem bekannt für seine Kritik am griechischen Polytheismus: „Wenn die Pferde Götter hätten, sähen sie wie Pferde aus.“


Die Atomisten

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Demokrit von Abdera


Die Sophisten


Ferner


Literatur

  • Thomas Buchheim: "Die Vorsokratiker. Ein philosophisches Porträt". Beck, München 1994, ISBN 3-406-38535-4
  • Wilhelm Capelle: Die Vorsokratiker. Fragmente und Quellenberichte. ( Kröners Taschenausgabe; Bd. 119). Kröner, Stuttgart 1973, ISBN 3-520-11908-0
  • Hermann Diels, Walter Kranz: Die Fragmente der Vorsokratiker. 3 Bände. Berlin 1952 (Reprint: Weidmann, Zürich 1996, ISBN 3-296-12201-X, ISBN 3-296-12202-8 und ISBN 3-296-12203-6)
  • Olof Gigon: "Der Ursprung der griechischen Philosophie. Von Hesiod bis Parmenides". Schwabe, Basel und Stuttgart 1968
  • Theodor Gomperz: "Griechische Denker. Eine Geschichte der antiken Philosophie". 3 Bände. (4. Aufl.). De Gruyter & Co, Berlin u. Leipzig 1925
  • Christoph Horn, Christof Rapp: Wörterbuch der antiken Philosophie. Beck, München 2002, ISBN 3-406-47623-6 (Erläuterung zahlreicher Termini der antiken und auch der vorsokratischen Philosophie)
  • Geoffrey S. Kirk u. a.: Die vorsokratischen Philosophen. Einführung, Texte und Kommentare. Metzler, Stuttgart 2001, ISBN 3-476-01834-2 (zweisprachige Ausgabe mit hilfreichen Erläuterungen)
  • Jaap Mansfeld (Übers.): Die Vorsokratiker. Griechisch-deutsch. Reclam, Stuttgart 1999 (handliche Ausgabe mit einer Auswahl von Fragmenten und Einführung zu jedem Philosophen)
  • Christof Rapp: Vorsokratiker. Beck, München 1997, ISBN 3-406-38938-4 (sehr gut lesbare Einführung mit Literaturempfehlungen, Zeittafel und Index)
  • Wolfgang Schadewaldt: "Die Anfänge der Philosophie bei den Griechen. Die Vorsokratiker und ihre Voraussetzungen". (Tübinger Vorlesungen Bd. 1). Suhrkamp, Frankfurt 1978, ISBN 3-518-27818-5
  • Moth Stygermeer: "Während Sokrates schweigt. Der zweite Anfang der Philosophie in Platons Dialog Sophistes", S. 27-54. Tenea, Berlin 2005, ISBN 3-86504-149-3 (Entwickelt ganz neue Sicht auf Thales aus einer Theorie des Anfangs der Philosophie.)
  • Karl-Heinz Volkmann-Schluck: Die Philosophie der Vorsokratiker. Der Anfang der abendländischen Metaphysik. Königshausen & Neumann, Würzburg 1992, ISBN 3-88479-706-9