Müsli (in der Schweiz Birchermüesli oder Müesli [ ], verselbständigter Diminutiv von schweizerdeutsch Mues, standardsprachlich Mus) ist eine Zubereitung aus Haferflocken und anderen Produkten auf Getreidebasis (zum Beispiel Maisflocken) und Obst beziehungsweise Trockenobst, die mit Milch, Joghurt oder Fruchtsaft meist zum Frühstück gegessen wird.

Heute ist Müsli neben Schokolade und Fondue die einzige Schweizer Spezialität, die weltweit gegessen wird. "Müsli" ist wohl das einzige schweizerdeutsche Wort, das Eingang in nahezu alle Sprachen der Welt gefunden hat. Heute ist Müsli wesentlicher Bestandteil der europäischen Frühstückskultur.
International wird Müsli oft mit mixture (Englisch für Mischung) interpretiert.
In der Schweiz wird das Müsli eher als leichte Mahlzeit zum Abendessen als zum Frühstück gegessen - Birchermüesli complet ist Birchermüesli mit Butterbrot und Milchkaffee.
Das ursprüngliche Birchermus
Das ursprüngliche Birchermüesli wurde um 1900 vom Schweizer Arzt und Ernährungsreformer Maximilian Oskar Bircher-Benner entwickelt. Der Gründer des Sanatoriums „Lebendige Kraft“ am Zürichberg nannte seine Kreation „Apfeldiätspeise“. Ab 1902 versuchte er den Gästen in seinem Zürcher Sanatorium auf diese Weise eine Vollwertdiät mit frischem Obst näherzubringen – was ihm gelungen ist. Das Birchermus wurde als leicht bekömmliches Abendessen gereicht.
Bircher-Benner hatte das Müesli jedoch nicht eigenständig entwickelt, sondern dieses „recht seltsame Essen“ auf einer Bergwanderung in den Alpen entdeckt, als ihn eine Sennerin mit einer Rohkostmahlzeit bewirtet hatte, wie sie die Alphirten schon vor über 100 Jahren zu sich nahmen: aus Haferflocken, Äpfeln, Nüssen, Zitronensaft und gezuckerter Kondensmilch. Bircher-Benner war überzeugt, dass unbearbeitete pflanzliche Rohkost, wie sie für ein Müsli verwendet wird, „biologisch wirksame Lichtquanten“ enthält, aus denen der Körper „Lebenskraft“ gewinnen kann – eine Hypothese, die sich später als falsch herausstellte.
Dennoch gilt Bircher-Benner als eigentlicher Pionier der Vollwerternährung. Als überzeugten Vertreter einer vegetarischen Rohkosternährung waren für Bircher-Benner die mit Schale und Kerngehäuse frisch geriebenen Äpfel das Wichtigste, nicht etwa die Getreideflocken. Kondensmilch verwendete er, weil Frischmilch, zu seiner Zeit unpasteurisiert, ein hohes Tuberkulose-Risiko darstellte. Inzwischen haben sich auch die Herstellungsverfahren für Haferflocken verbessert. Die heute erhältlichen feinen Flocken müssen nur noch kurz eingeweicht werden.
Originalrezept „Apfeldiätspeise“ nach Dr. Bircher-Benner
Für eine Portion:
1 gestrichener Esslöffel Haferflocken
3 Esslöffel Wasser
12 Stunden einweichen
1 Esslöffel Zitronensaft
1 Esslöffel gezuckerte Kondensmilch beifügen und zu einer Sauce vermischen
2 Äpfel (400g), möglichst säuerliche Sorte
unmittelbar vor dem Servieren mit der Schale auf der Bircherraffel direkt in die Sauce hineinreiben und gelegentlich umrühren, damit sich das Apfelfleisch nicht bräunt
1 Esslöffel Haselnüsse oder Mandeln gerieben darüberstreuen
Birchermüesli zum Znacht
Das Müesli wurde innerhalb kurzer Zeit populär und wurde ab den 1940er und 1950er Jahren regelmässig zum Abendessen eingenommen. Auch in den Küchen von Gefängnissen, Heimen, Klöstern und des Militärs stand es regelmässig auf dem Menüplan. Zu seinem Durchbruch verhalfen dem Birchermüesli die unzähligen Kochbücher und Schriften von Mitgliedern der Bircher-Familie, aber auch die zahlreichen Vorträge, die der Ernährungsreformer hielt.
Bereits in den 1920er Jahren stand das Birchermüesli auf der Speisekarte von vegetarischen Restaurants wie dem legendären "Gleich" oder dem bis heute florierenden "Hiltl" in Zürich.
Vom Znacht zum Zmorge oder Snack
Mit der Popularität wichen die Rezepte schon bald vom Original ab. An Stelle der Haferflocken traten zunehmend die schon seit den frühen 1940er Jahren industriell hergestellten Trockenmischungen. Kondensmilch wird durch Joghurt, Zucker und Rahm (Sahne) ersetzt.
- „Birmus“ (Obsthalle AG in Romanshorn, 1942) ein komplettes Birchermüesli mit getrockneten Äpfeln, Milchpulver, Getreideflocken, Sultaninen und Haselnüssen.
- „Frutifort“, die „fertige Birchermüesli-Mischung nach Dr. Bircher“, der Thurgauer Schälmühle Zwicky AG enthielt dagegen keine Früchte, sondern nur verschiedene Getreideflockensorten. Auf der Verpackung wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass man der Mischung frische Früchte beigeben sollte.
Speziell in der Gastronomie werden die Müesli stark gesüsst und reichlich mit Schlagrahm garniert. Sogar im vegetarischen Restaurant Hiltl in Zürich findet es sich auf der Dessertkarte.
In der Romandie werden die Äpfel meist klein geschnitten und nicht gerieben. Das Aussehen geraffelter Äpfel wird als unappetitlich angesehen.
Protestspeise
In der 68er-Bewegung gehörte das Müesli zum alternativen, ökologischen Lebensstil. Als Müslis werden in Deutschland alternativ lebende Menschen bezeichnet. In England bezeichnet der muesli belt Siedlungsgürtel in der Agglomeration, wo sich begüterte und gesundheitsorientierte middelclass niedergelassen haben. Ende der 1960er Jahre schaffte das Müesli dank der Ökobewegung seinen weltweiten Durchbruch.
Functional Food
Gesundheits- und Fitnessbewusste sowie Ausdauersportler bevorzugen Müesli, weil es aufgrund des hohen Ballaststoffgehaltes gut sättigt und Kohlenhydrate nur langsam abgibt.
Viele Müesli werden heute mit zusätzlichen Vitaminen und Mineralstoffen angereichert. Diese mit künstlichen Zusatzstoffen versetzten Nahrungsmittel werden als Functional Food bezeichnet. Frühstückscerealien gehören zu den am meisten angereicherten Nahrungsmitteln, wie eine Studie des Projektes „Aufbau einer schweizerischen Nährwertdatenbank“ ergab.
Obwohl im eigentlichen Wortsinn (siehe oben) nicht richtig, wird der Begriff „Müsli“ heute umgangssprachlich auch für Haferflocken, Cornflakes und/oder ähnlichem mit Milch verwendet. Müsli wird heute von den wenigsten Personen mit Früchten zubereitet, und wenn, dann wird das entstandene Gemisch meist als „Müsli mit Früchten“ bezeichnet.
Siehe auch
Weblinks
- kindergesundheit-info.de Müsli, gesunde Ernährung, Frühstück: Das unabhängige Informationsangebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
- von Mäusen und Müesli
- Alpen Werbebotschaft mit Matterhorn
- 100 Jahre Birchermüesli