Flohzirkus

Jahrmarktsattraktion
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Ein Flohzirkus ist eine Jahrmarktsattraktion, bei der Flöhe kleine Kutschen oder Karussells bewegen, Bälle in Tore schießen und ähnliches. Wegen der Kleinheit der Tiere und der zugehörigen Bühne kann ein ganzer Flohzirkus in einem Handkoffer untergebracht werden. Schausteller mit Flohzirkussen gehörten früher zum Standardprogramm von Jahrmärkten und Volksfesten, heute gibt es nur noch sehr wenige, der letzte in Westeuropa ist der Flohzirkus Mathes, der seit Mitte des 19. Jahrhunderts besteht und seit 1948 auf dem Münchner Oktoberfest auftritt. Peter Mathes arbeitete beim Film Der Tod des Flohzirkusdirektors (1973) von Thomas Koerfer mit.

Da Flöhe nicht wirklich dressiert werden können, müssen sie durch Beobachtung in „Springer“ und „Läufer“ geteilt werden, die dann die verschiedenen Kunststücke vollführen. Die „Läufer“ werden mit einem feinen Silberfaden an z. B. eine Kutsche gebunden. „Springer“ taugen als Torschützen, da sie, geschickt auf eine kleine Kugel gesetzt, diese beim Sprungversuch von sich schleudern.

Geeignet für einen Flohzirkus sind nur Weibchen von Menschen- oder Igelflöhen – die Männchen sind zu klein, ebenso Hunde- und Katzenflöhe.

Bekanntlich gibt es Leute, welche durch Abrichten von Flöhen (Anspannen derselben an kleine Wägelchen usw.) sich ihren Lebensunterhalt verschaffen. Indem sie die Tiere längere Zeit in flache Döschen einsperren, wo sie sich bei Springversuchen jedesmal derb an den Kopf stoßen, gewöhnen sie ihnen diese Unart ab, und durch Ansetzen an einem ihrer Arme belohnen sie einen jeden nach der Vorstellung stets mit so viel Blut, als er trinken mag. Brehms Tierleben

Die Redensart „einen Flohzirkus bändigen“ meint „eine Schar lebhafter Kinder beaufsichtigen“ oder Vergleichbares.

Mittlerweile existiert eine weitere Form vom Flohzirkus, der ganz und gar ohne Flöhe auskommt. Auf einer kleinen Miniaturbühne scheint ein - mit dem bloßen Auge nicht sichtbarer - Floh seine Kunststückchen und Späße zu treiben.

Literatur

Bertolotto, L.: The History of the Flea. London o. J. (ca. 1835).

Kisch, Egon Erwin: Die Dramaturgie des Flohtheaters. In: ders.: Abenteuer in Prag. Prag, Leipzig, Wien 1920.

Lehane, Brendan: The Compleat Flea. London: John Murray, 1969.

Pohl, Eveline: Flohtheater. In: Der Querschnitt. 1926.

Weidner, Herbert: Beiträge und Bemerkungen zur Insektenfauna Unterfrankens. 10. Die Flöhe (Siphonaptera) Unterfrankens. In: Mitteilungen des Naturwissenschaftlichen Museums der Stadt Aschaffenburg. NF 13 (1973).