Internationale Brigaden
Die Internationalen Brigaden waren von der Komintern rekrutierte und ausgebildete Freiwilligenverbände, die im spanischen Bürgerkrieg auf der Seite der Spanischen Republik mit ihrer gewählten Regierung gegen die von Franco angeführten aufständischen Verbände (nationalspanische Koalition) kämpften.


Die Interbrigaden wurden ab dem 9. Oktober 1936 aufgestellt. An diesem Tag erreichten die ersten 650 Freiwilligen mit dem Dampfer "Ciudad de Barcelona" den Hafen von Alicante. Die Höchststärke der fünf mit XI. bis XV. bezeichneten Brigaden lag bei 18.000 Mann, welche aber durch die anhaltenden Verluste nie erreicht wurden. Mehr als die Hälfte der insgesamt 40.000 Interbrigadisten kam ums Leben - im Zuge der Kampfhandlungen, aber nicht selten auch im Zuge der durch die stalinistische PSUC vorgenommenen "Säuberungen". Ein Viertel dieser Brigadisten kam aus Frankreich, von welchen 3.000 fielen. Es waren aber auch 5.000 Deutsche (von denen 2.000 fielen, Thälmann-Bataillon, XI. Brigade, Bataillon Edgar André) und 1.400 Österreicher (Februar-Bataillon), 4.000 Italiener (Garibaldi Bataillon), 1.000 Kanadier (Mackenzie-Papineau Bataillon, XV. Brigade) und 3.000 US-Amerikaner (Abraham Lincoln Bataillon und Georg Washington Bataillon, XV. Brigade) in den Brigaden vertreten.
Mäßig bis schlecht ausgerüstet und zusätzlich durch das Sprachenproblem beschränkt, machen die Interbrigadisten, die sich als Elitetruppen begriffen, viele Unzulänglichkeiten durch Enthusiasmus wett. Bereits am 5. November 1936 griff das 1. Bataillon der Interbrigaden erfolgreich in den Kampf um Madrid ein. Am 3. März 1937 brachten die Interbrigaden dem von Mussolini nach Spanien geschickten Expeditionskorps bei Guadalajara eine vernichtende Niederlage bei.
Ein sehr dunkles Kapitel der Interbrigaden sind die stalinistischen Säuberungen, an denen die Internationalen Brigaden als Täter wie als Opfer beteiligt waren. Waren die Interbrigaden zu Anfang eine Sammlung von Antifaschisten unterschiedlichster politischer und religiöser Einstellung, wurden sie mit der Zeit durch die materielle und vor allem die ideologische Aufrüstung durch die Sowjetunion zu einem außenpolitischen Werkzeug Stalins. Anfang Mai 1937 begann der Kampf zwischen stalinistisch-kommunistischen Gruppen und Anarchisten um die Vorherrschaft in der Spanischen Republik. Die Stalinisten klagten die sogenannten "Linksabweichler" (Anarchisten, Trotzkisten, etc.), deren sie habhaft werden konnten, wegen "Feigheit vor dem Feind" an und führten Exekutionen durch. Dieses als "Genossenmord" in die Geschichte des spanischen Bürgerkriegs eingegangene Kapitel wurde bei der von antifaschistischem Heldenpathos geprägten DDR-Darstellung der Interbrigaden verschwiegen, die Erinnerung daran fast vollkommen ausgelöscht. Diese Hexenjagden waren für viele Linksintellektuelle - wie z.B. George Orwell - ein Schlüsselerlebnis, das ihre Einstellung zur Sowjetunion wesentlich änderte.
Die Auseinandersetzungen sind vor dem Hintergrund unterschiedlicher Strategien im Kampf gegen den europäischen Faschismus zu sehen. Während die kommunistische Partei Spaniens und die Sowjetunion auf ein partielles Bündnis auch mit bürgerlichen oder sozialdemokratischen Kräften setzten (Volksfrontpolitik), stand für linkssozialistische, anarchistische und trotzkistische Gruppen die soziale Revolution im Vordergrund.
1938 zwangen Briten und Franzosen die spanische Republik, diese Freiwilligenverbände aufzulösen. Die Kämpfer erhielten darum pro forma die spanische Staatsbürgerschaft und wurden in die reguläre spanische Armee aufgenommen.
Viele von ihnen, vor allem Deutsche und Österreich, versuchten die Flucht nach Frankreich. Dort wurden sie interniert, wo sie vor die Wahl gestellt wurden, im Internierungslager zu bleiben oder Heim ins Reich zurückzukehren. Die Rückkehrer wurden aber in Deutschland in Konzentrationslager, meist ins KZ Dachau geschickt, das aber viele von den roten Spaniern nicht überlebten.
Bekannte Persönlichkeiten
- Hans Beimler: deutscher Politiker, KPD-Mitglied, Kommissar, bekannt geworden durch die Lieder von Ernst Busch. Offiziell im Kampf gefallen, mehrten sich bald die Gerüchte, auch dieser bei allen Kämpfern anerkannte Antifaschist sei durch Stalinisten ermordet worden.
- Willi Bredel: deutscher Schriftsteller, KPD-Mitglied, Kriegskommissar des Thälmann-Bataillons
- Ernst Busch: deutscher Sänger, Komponist und Interpret der bei der Linken und den Gewerkschaften bis heute beliebten "Spanienlieder".
- Ernst Buschmann, deutscher Kommunist,Stabschef des Bataillons Hans Beimler, ab 1938 Kommandeur des Bataillons Edgar André.
- Julius Deutsch, österreichischer Sozialdemokrat, General der Internationalen Brigaden
- Ilja Ehrenburg: Sowjetischer Kriegskorrespondent und Propagandist
- Ernest Hemingway: US-amerikanischer Schriftsteller und Kriegsberichterstatter bei den Interbrigaden
- Hans Kahle: Divisionskommandeur
- Egon Erwin Kisch: deutsch-tschechischer Journalist und Schriftsteller
- Hermann Langbein: österreichischer Widerstandskämpfer
- Piet Larus: Kommandant der niederländischen Kompanie
- Erich Mielke: deutscher KPD-Funktionär (ca. 20 Jahre später, ab 1957 Minister für Staatsischerheit in der DDR)
- Pietro Nenni: führender Politiker der Sozialistischen Partei Italiens
- George Orwell: britischer Schriftsteller, Kämpfer in der POUM-Miliz
- Rudolf Prikryl: österreichischer Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime, unabhängiger Kommunist
- Josef Raab: deutscher Arbeiter und Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime, KPD-Mitglied
- Heinrich Rau: deutscher Arbeiter und Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime, KPD-Mitglied
- Ludwig Renn: deutscher Schriftsteller, Stabschef der XI. Brigade
- Heinrich Schürmann: Kommandeur des Bataillons "Edgar André"
- Augustin Souchy, deutscher Anarchist, leitete zeitweise die internationale Informationsstelle der anarchosyndikalistischen Gewerkschaft CNT in Barcelona.
- Toni Stemmler, KPD-Mitglied, Widerstandskämpferin, lebte nach dem zweiten Weltkrieg bis zu ihrem Tod in Kleinmachnow.
- Bodo Uhse: deutscher Schriftsteller und ehemaliger Freikorpsoffizier
- Erich Weinert, deutscher Lyriker und Schriftsteller, KPD-Mitglied
- Wilhelm Zaisser: deutscher Kommunistischer Politiker, Funktionär der Komintern, "General Gomez" der Internationalen Brigaden.
Lied der Internationalen Brigaden
- Wir, im fernen Vaterland geboren, / nahmen nichts als Hass im Herzen mit.
- Doch wir haben die Heimat nicht verloren, / uns’re Heimat ist heute vor Madrid.
- Doch wir haben die Heimat nicht verloren, / uns’re Heimat ist heute vor Madrid.
- Spaniens Brüder steh’n auf der Barrikade. / Uns’re Brüder sind Bauer und Prolet.
- Vorwärts, internationale Brigade! Hoch die Fahne der Solidarität!
- Vorwärts, internationale Brigade! Hoch die Fahne der Solidarität!
- Spaniens Freiheit heißt jetzt uns’re Ehre. / Unser Herz ist international.
- Jagt zum Teufel die Fremdenlegionäre, / jagt ins Meer den Banditengeneral.
- Jagt zum Teufel die Fremdenlegionäre, / jagt ins Meer den Banditengeneral.
- Träumte schon in Madrid sich zur Parade, / doch wir waren schon da, er kam zu spät.
- Vorwärts, internationale Brigade! …
- Mit Gewehren, Bomben und Granaten / Wird das Ungeziefer ausgebrannt.
- Frei das Land von Banditen und Piraten, / Brüder Spaniens, denn euch gehört das Land!
- Frei das Land von Banditen und Piraten, / Brüder Spaniens, denn euch gehört das Land!
- Dem Faschistengesindel keine Gnade, / keine Gnade dem Hund, der uns verrät!
- Vorwärts, internationale Brigade! ...
(Melodie nach Rafael Espinosal und Carlos Polacio, Text von Erich Weinert)
Siehe auch
Weblinks
- Über die österreichischen Teilnehmer gibt es genaue Daten im "Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes". http://www.doew.at unter der Adresse http://www.doew.at/thema/spanien/kurz.html
- Bibliographie (Schwerpunkt österreichische Brigadisten)
- Text und mp3-Datei: Lied der XI. Brigade von Ernst Busch, eines der bekannteren deutschen Brigadelieder mit Hintergrundinformationen