Wikipedia:Artikelwerkstatt/Meister und Margarita/Arual Stiftung

Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 20. Februar 2025 um 08:12 Uhr durch 178.165.202.7 (Diskussion) (neu). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Die Arual Stiftung ist eine Stiftung nach liechtensteinischem Recht, gegründet Ende 2008 offiziell von der Laura Privatstiftung in Innsbruck, de facto vom österreichischen Immobilienspekulanten René Benko. Es handelt sich um eine Geheimstiftung, über die in öffentlich verfügbaren Quellen keine Informationen zu beziehen sind. Sie ist benannt nach Benkos ältester Tochter, wobei der Name in diesem Falle von rückwärts geschrieben wird. Die Stiftung verfügte im Jahr 2021 über einen physischen Goldbestand in Höhe von 7,8 Millionen Franken, sie ist – über eine luxemburgische Zwischenfirma – Eigentümerin der Villa Ansaldi in Sirmione.[1][2]

Aufgedeckt wurde die Existenz der Stiftung im April 2024 durch gemeinsame Recherche von zwei Investigativjournalisten des österreichischen Wochenmagazins News und der Kronen Zeitung, Rainer Fleckl und Sebastian Reinhart.

Gründung, Geschichte, Stiftungszweck

Im liechtensteinischen Handelsregister finden sich keinerlei Informationen über Stiftungen, die lediglich beim Firmenbuchgericht "hinterlegt", aber nicht eingetragen worden sind. Per 31.12.2023 gab es im Fürstentum Liechtenstein 1.774 registrierte Stiftungen, davon 1.391 gemeinnützige. Nicht eingetragene Stiftungen zählte man 7.662, darunter auch Familienstiftungen.[3] Die Arual Stiftung wurde Ende 2008 gegründet, aber nicht registriert. Daher sind in öffentlich einsehbaren Quellen wie dem liechtensteinischen Firmenbuch keine Informationen zu finden. Bei der Arual handelt es sich um eine Stiftung, deren Sitz, deren Funktionäre, deren Zweck und deren Vermögen der Öffentlichkeit über fast 16 Jahre in toto verborgen blieb.

Dem Stiftungsbeirat gehörten zumindest zeitweise zwei Vertraute von René Benko an: Heinz Peter Hager, langjähriger Präsident von Signa Italia und Vorstandsvorsitzender der Laura Privatstiftung, sowie Eduardo Leemann, langjähriger CEO der Falcon Private Bank mit Sitz in Zürich, die nach Geschäften mit der Signa Holding 2016 ins Wanken geriet und und in der Folge geschlossen wurde.[4]

Begünstigt ist als Gründerin die Laura Privatstiftung mit Sitz in Innsbruck. Diese ist allerdings nur so lange Begünstigte, als sie nicht selbst in Konkurs gerät oder exekutiert wird. In diesem Falle würden die Ausschüttungen an „natürliche Personen als Anwartschaftsberechtigte“ erfolgen.[5] Die Kronen Zeitung bezeichnete diese Regelung als „Schutzwall in Liechtenstein“ zwecks Vermögenssicherung innerhalb der Familie Benko.[4]

Vermögenswerte

Gold, Bargeld

Die Journalisten von Krone und NEWS konnten herausfinden, dass die Arual Stiftung immer wieder Goldbestände kaufte und verkaufte. Mit Vermögen und Gewinnen wurden Immobilien angekauft, beispielsweise im Jahr 2020. Damals wurde von der Laura Galene GmbH eine Luxemburger Firma namens Desno Participations Sarl angekauft. Die Laura Galene GmbH ist eine 100%-ige Tochter der Laura Privatstiftung. Aus der provisorischen Bilanz der Stiftung geht hervor, dass sie im Jahr 2021 über einen physischen Goldbestand in Höhe von 7,8 Millionen Franken verfügte. Im Folgejahr war der Bunker offenbar leer.

Villa Ansaldi am Gardasee

Der Wert der Immobilie wird auf bis zu 19 Millionen Euro geschätzt. Die Villa Ansaldi befindet sich in Sirmione am Ufer des Gardasees. Das schlossähnliche Gebäude steht in einem Park, der bis ans Seeufer reicht. Sie verfügt über einen großen Pool, einen Anlegeplatz und einen Hubschrauber-Landeplatz, welcher auf Google Earth zu erkennen ist.[6] Die zwischengeschaltete Firma in Luxemburg heißt Landgraf S.A. Das Konstrukt war ursprünglich zur Verschleierung der Besitzverhältnisse gedacht, wurde jedoch von den beiden Investigativjournalisten der Kronen Zeitung und des Wochenmagazins NEWS im April 2024 aufgedeckt.

Obwohl die Villa Ansaldi überwiegend für Privatzwecke der Familie Benko genutzt wurde, zahlte die Signa Holding eine Jahresmiete zwischen 240.000 Euro und 420.000 Euro. Offizieller Mietgrund war die Nutzung als Italien-Repräsentanz der Signa Firmen, wobei anzumerken ist, dass die Administration der Signa Italia stets in Bozen erfolgte, 188 km von der Villa Ansaldi entfernt. Aufgrund hoher Investitionen der Signa Holding in die Sanierung von Haus und Garten soll der effektive Mietzins auf den niedrigeren Wert reduziert worden sein.[7]

Ermittlungen der Strafbehörden im In- und Ausland

Bislang sind keine, explizit auf diese Stiftung abzielende Ermittlungen bekannt. Zwei Aspekte könnten jedoch Relevanz erlangen: Am 15. Juli 2017 fand im Garten der Villa Ansaldi ein Sommerfest anläßlich des 40. Geburtstags von Rene Benko statt. Es trat Xavier Naidoo auf, ein Feuerwerk beendete die Festivitäten. Zu den Gästen zählten Victoria Swarovski und Tina Turner, der Außen- und der Innenminister Österreichs, Sebastian Kurz und Wolfgang Sobotka sowie zahlreiche Unternehmer und Investoren. Verbucht wurden die Kosten von 650.000 Euro auf einem Konto einer Signa-Tochterfirma.[8] Der andere Aspekt betrifft die Ermittlungen der Oberstaatsanwaltschaft Trient zu den Mafia-und Bestechungsvorwürfen gegen René Benko, Heinz Peter Hager, Cristina Santi, Bürgermeisterin von Riva del Garda, sowie weiter Verdächtigte.[9]

Weitere Stiftung in Liechtenstein

Stiftungen in Österreich

Einzelnachweise

  1. Sebastian Reinhart: Benkos letztes Geheimnis. In: News.at, 10. April 2024, abgerufen am 20. Februar 2025 (mit: Faksimiles von stiftungsrelevanten Dokumenten; Artikel ursprünglich erschienen in News, Nr. 15/2024).
  2. Rainer Fleckl: Diskrete Stiftung: Benko errichtete einen Schutzwall in Liechtenstein. In: Kronen Zeitung, 10. April 2024, abgerufen am 20. Februar 2025
  3. fundraiso.ch: Stiftungen in Liechtenstein, abgerufen am 20. Februar 2025
  4. a b Kronen Zeitung: Benko errichtete einen Schutzwall in Liechtenstein, 10. April 2024
  5. Tages-Anzeiger: Weitere Benko-Stiftung in Liechtenstein entdeckt, 11. April 2024
  6. "Ösigarch" Benko versteckt sich in italienischer Villa. 4. Januar 2024, abgerufen am 20. Februar 2025 (österreichisches Deutsch).
  7. Sanierung der Wohnanlage Villa Ansaldi. Abgerufen am 20. Februar 2025 (österreichisches Deutsch).
  8. Benko feierte zu seinem 40er Protz-Party um 650.000 €. 30. April 2024, abgerufen am 20. Februar 2025 (österreichisches Deutsch).
  9. Haftbefehl gegen René Benko. 3. Dezember 2024, abgerufen am 20. Februar 2025 (österreichisches Deutsch).