Fußball-Weltmeisterschaft 2002

17. Ausspielung des bedeutendsten Turniers für Fußball-Nationalmannschaften
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 20. Dezember 2006 um 10:47 Uhr durch Kihosa (Diskussion | Beiträge) (Japan: Ōita). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Fußball-Weltmeisterschaft 2002 - Südkorea/Japan
2002 FIFA World Cup Korea/Japan™
Anzahl Nationen 198 (32 Endrunde)
Weltmeister Brasilien
Austragungsort Südkorea und Japan
Eröffnung 31. Mai 2002
Endspiel 30. Juni 2002
Zuschauer 2.705.134 (Ø 42.000 pro Spiel)
Tore 155 (Ø 2,4 pro Spiel)
Torschützenkönig Ronaldo (Brasilien) 8 Tore
Bester Spieler Oliver Kahn (Deutschland)

Die 17. Fußball-Weltmeisterschaft wurde vom 31. Mai bis zum 30. Juni 2002 in Südkorea und in Japan ausgetragen.

Teilnehmer

Die Gastgeber

Erstmals in der Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaften fand ein Turnier in Asien statt, und zum ersten Mal gab es zwei Gastgebernationen: Japan und Südkorea. Ursprünglich hatten sich beide Länder getrennt beworben. Etwas überraschend erhielten dann Japan und Südkorea gemeinsam von der FIFA den Zuschlag.

Koreas Beziehungen zu Japan sind durch die japanische Besatzungszeit (19101945) noch immer schwer belastet, und so gab es schon in der Planungsphase hitzige Diskussionen. Hauptstreitpunkte waren die Reihenfolge der Namen und die Vergabe des Endspiels. Man einigte sich schließlich darauf, dass die Eröffnungsfeier in Seoul und das Endspiel in Yokohama stattfindet und dass der koreanische Name zuerst genannt wird. Die offizielle Turnierbezeichnung lautete daher: 2002 FIFA World Cup Korea/Japan.

Austragungsorte

 
Der Sapporo Dome

Nie zuvor gab es bei einer Fußball-Weltmeisterschaft derartig viele Spielorte, die durchweg über modernste Stadien und Verkehrsanbindungen verfügten:

Japan

Austragungsort Stadion Kapazität Fertigstellung Baukosten
Kashima Ibaraki-Kashima-Stadion 42.000 Mai 2001 213 Mio. EUR
Kōbe Kobe-Wing-Stadion 42.000 Oktober 2001 206 Mio. EUR
Miyagi Miyagi-Stadion 49.000 März 2000 269 Mio. EUR
Niigata Niigata-Big-Swan-Stadion 42.300 März 2001 269 Mio. EUR
Ōita Ōita-Big-Eye-Stadion 43.000 März 2001 225 Mio. EUR
Ōsaka Osaka-Nagai-Stadion 50.000 Mai 1996 360 Mio. EUR
Saitama Saitama-Stadion 63.000 Juli 2001 319 Mio. EUR
Sapporo Sapporo Dome 42.000 Mai 2001 389,5 Mio. EUR
Shizuoka Shizuoka-Ecopa-Stadion 50.600 März 2001 269 Mio. EUR
Yokohama Yokohama International 70.000 Oktober 1997 538 Mio. EUR

Südkorea

Austragungsort Stadion Kapazität Fertigstellung Baukosten
Busan Busan-Asia-Main-Stadion 55.982 Juli 2001 195 Mio. EUR
Daegu Daegu-World-Cup-Stadion 68.014 Mai 2001 257 Mio. EUR
Daejeon Daejeon-World-Cup-Stadion 40.407 September 2001 128 Mio. EUR
Gwangju Gwangju-World-Cup-Stadion 42.880 September 2001 136 Mio. EUR
Incheon Incheon-Munhak-Stadion 52.179 Dezember 2001 216 Mio. EUR
Jeonju Jeonju-World-Cup-Stadion 42.391 September 2001 126 Mio. EUR
Seogwipo (auf Jeju-do) Jeju-World-Cup-Stadion 42.256 Dezember 2001 109 Mio. EUR
Seoul Seoul World Cup Stadium 69.961 Dezember 2001 180 Mio. EUR
Suwon Suwon-World-Cup-Stadion 43.188 Mai 2001 219 Mio. EUR
Ulsan Ulsan-Munsu-Stadion 43.550 Mai 2001 132 Mio. EUR

Qualifikation

Hauptartikel: Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft 2002

Insgesamt bewarben sich 198 Nationen um die 32 Endrundenplätze. Für die einzelnen Kontinente waren die Teilnehmerzahlen fest vorgegeben. In einigen Fällen gab es Entscheidungsspiele.

Europa stellte 15 Teilnehmer, davon war Frankreich als Titelverteidiger direkt qualifiziert. WM-Plätze gab es für die ersten vier der südamerikanischen Qualifikationsrunde, der Fünfte musste zwei Ausscheidungsspiele gegen den Sieger der Ozeanien-Gruppe bestreiten. Nord- und Mittelamerika stellte 3 Teilnehmer. Für Asien standen neben den als Gastgeberländern direkt qualifizierten Japan und Südkorea zwei weitere Plätze zur Verfügung, und Afrika schickte fünf Mannschaften ins Rennen. Die größte Überraschung der Qualifikation war das Ausscheiden der Niederlande, die hinter Portugal und Irland nur den dritten Platz in ihrer Gruppe belegte. Auch die stärker eingeschätzten Tschechen konnten sich nicht qualifizieren. Die Türkei erreichte erstmals seit 1954 ein Endturnier. Für China, Slowenien, Senegal und Ecuador war es die erste WM-Teilnahme überhaupt.

15 aus Europa   Belgien   Dänemark   Deutschland   England   Frankreich
    Irland   Italien   Kroatien   Polen   Portugal
    Russland   Schweden   Slowenien   Spanien   Türkei
5 aus Südamerika   Argentinien   Brasilien Datei:Ecuador flag 300.png Ecuador   Paraguay   Uruguay
3 aus Nord- und Mittelamerika   Costa Rica   Mexiko   USA    
5 aus Afrika   Kamerun   Nigeria   Senegal   Südafrika   Tunesien
4 aus Asien   China   Japan   Saudi-Arabien   Südkorea  

Spielergebnisse

Gruppe A Gruppe B Gruppe C Gruppe D
  Frankreich   Spanien   Brasilien   Südkorea
  Senegal   Slowenien   Türkei   Polen
  Uruguay   Paraguay   China   USA
  Dänemark   Südafrika   Costa Rica   Portugal
Gruppe E Gruppe F Gruppe G Gruppe H
  Deutschland   Schweden   Mexiko   Japan
  Saudi-Arabien   England   Kroatien   Belgien
  Irland   Argentinien   Italien   Russland
  Kamerun   Nigeria   Ecuador   Tunesien

Vorrunde

Spektakulärste Überraschung dieser Vorrunde und eine der größten Sensationen in der Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaft war das frühe Ausscheiden von Titelverteidiger und Top-Favorit Frankreich. Die Franzosen mussten zwar auf ihren verletzten Superstar Zinedine Zidane verzichten, hatten aber die Torschützenkönige aus drei europäischen Ligen im Aufgebot. Dennoch gelang es ihnen nicht, auch nur ein Tor zu erzielen. Eine weitere negative Überraschung war das Ausscheiden der Mitfavoriten Argentinien und Portugal. Von den fünf afrikanischen Teilnehmern qualifizierte sich erneut nur eine Mannschaft für die nächste Runde. Das zum weiteren Favoritenkreis zählende Nigeria wurde gar nur Gruppenletzter.

Zu den positiven Überraschungen gehörte das Abschneiden der Gastgeberländer Japan und Südkorea. Beide schafften zum ersten Mal den Einzug in die K.O.-Runde. Schweden setzte sich gegen England, Argentinien und Nigeria durch. Mexiko wurde Gruppenerster vor Italien und dem Dritten der WM von 1998, Kroatien.

Gruppe A

Rang Land Tore Punkte
1   Dänemark 5:2 7
2   Senegal 5:4 5
3   Uruguay 4:5 2
4   Frankreich 0:3 1
31. Mai 2002 in Seoul
  Frankreich -   Senegal 0:1 (0:1)
1. Juni 2002 in Ulsan
  Uruguay -   Dänemark 1:2 (0:1)
6. Juni 2002 in Daegu
  Dänemark -   Senegal 1:1 (1:0)
6. Juni 2002 in Busan
  Frankreich -   Uruguay 0:0 (0:0)
11. Juni 2002 in Incheon
  Dänemark -   Frankreich 2:0 (1:0)
11. Juni 2002 in Suwon
  Senegal -   Uruguay 3:3 (3:0)

Gruppe B

Rang Land Tore Punkte
1   Spanien 9:4 9
2   Paraguay 6:6 4
3   Südafrika 5:5 4
4   Slowenien 2:7 0
2. Juni 2002 in Busan
  Paraguay -   Südafrika 2:2 (1:0)
2. Juni 2002 in Gwangju
  Spanien -   Slowenien 3:1 (1:0)
7. Juni 2002 in Jeonju
  Spanien -   Paraguay 3:1 (0:1)
8. Juni 2002 in Daegu
  Südafrika -   Slowenien 1:0 (1:0)
12. Juni 2002 in Daejeon
  Südafrika -   Spanien 2:3 (1:2)
12. Juni 2002 in Seogwipo
  Slowenien -   Paraguay 1:3 (1:0)

Gruppe C

Rang Land Tore Punkte
1   Brasilien 11:3 9
2   Türkei 5:3 4
3   Costa Rica 5:6 4
4   China 0:9 0
3. Juni 2002 in Ulsan
  Brasilien -   Türkei 2:1 (0:1)
4. Juni 2002 in Gwangju
  China -   Costa Rica 0:2 (0:0)
8. Juni 2002 in Seogwipo
  Brasilien -   China 4:0 (3:0)
9. Juni 2002 in Incheon
  Costa Rica -   Türkei 1:1 (0:0)
13. Juni 2002 in Suwon
  Costa Rica -   Brasilien 2:5 (1:3)
13. Juni 2002 in Seoul
  Türkei -   China 3:0 (2:0)

Gruppe D

Rang Land Tore Punkte
1   Südkorea 4:1 7
2   USA 5:6 4
3   Portugal 6:4 3
4   Polen 3:7 3
4. Juni 2002 in Busan
  Südkorea -   Polen 2:0 (1:0)
5. Juni 2002 in Suwon
  USA -   Portugal 3:2 (3:1)
10. Juni 2002 in Daegu
  Südkorea -   USA 1:1 (0:1)
10. Juni 2002 in Jeonju
  Portugal -   Polen 4:0 (1:0)
14. Juni 2002 in Incheon
  Portugal -   Südkorea 0:1 (0:0)
14. Juni 2002 in Daejeon
  Polen -   USA 3:1 (2:0)

Gruppe E

Rang Land Tore Punkte
1   Deutschland 11:1 7
2   Irland 5:2 5
3   Kamerun 2:3 4
4   Saudi-Arabien 0:12 0
1. Juni 2002 in Niigata
  Irland -   Kamerun 1:1 (0:1)
1. Juni 2002 in Sapporo
  Deutschland -   Saudi-Arabien 8:0 (4:0)
5. Juni 2002 in Ibaraki
  Deutschland -   Irland 1:1 (1:0)
6. Juni 2002 in Saitama
  Kamerun -   Saudi-Arabien 1:0 (0:0)
11. Juni 2002 in Shizuoka
  Kamerun -   Deutschland 0:2 (0:0)
11. Juni 2002 in Yokohama
  Saudi-Arabien -   Irland 0:3 (0:1)

Gruppe F

Rang Land Tore Punkte
1   Schweden 4:3 5
2   England 2:1 5
3   Argentinien 2:2 4
4   Nigeria 1:3 1
2. Juni 2002 in Ibaraki
  Argentinien -   Nigeria 1:0 (0:0)
2. Juni 2002 in Saitama
  England -   Schweden 1:1 (1:0)
7. Juni 2002 in Kobe
  Schweden -   Nigeria 2:1 (1:1)
7. Juni 2002 in Sapporo
  Argentinien -   England 0:1 (0:1)
12. Juni 2002 in Miyagi
  Schweden -   Argentinien 1:1 (0:0)
12. Juni 2002 in Osaka
  Nigeria -   England 0:0 (0:0)

Gruppe G

Rang Land Tore Punkte
1   Mexiko 4:2 7
2   Italien 4:3 4
3   Kroatien 2:3 3
4 Datei:Ecuador flag 300.png Ecuador 2:4 3
3. Juni 2002 in Niigata
  Kroatien -   Mexiko 0:1 (0:0)
3. Juni 2002 in Sapporo
  Italien - Datei:Ecuador flag 300.png Ecuador 2:0 (2:0)
8. Juni 2002 in Ibaraki
  Italien -   Kroatien 1:2 (0:0)
9. Juni 2002 in Miyagi
  Mexiko - Datei:Ecuador flag 300.png Ecuador 2:1 (1:1)
13. Juni 2002 in Oita
  Mexiko -   Italien 1:1 (1:0)
13. Juni 2002 in Yokohama
Datei:Ecuador flag 300.png Ecuador -   Kroatien 1:0 (0:0)

Gruppe H

Rang Land Tore Punkte
1   Japan 5:2 7
2   Belgien 6:5 5
3   Russland 4:4 3
4   Tunesien 1:5 1
4. Juni 2002 in Saitama
  Japan -   Belgien 2:2 (0:0)
5. Juni 2002 in Kobe
  Russland -   Tunesien 2:0 (0:0)
9. Juni 2002 in Yokohama
  Japan -   Russland 1:0 (0:0)
10. Juni 2002 in Oita
  Tunesien -   Belgien 1:1 (1:1)
14. Juni 2002 in Osaka
  Tunesien -   Japan 0:2 (0:0)
14. Juni 2002 in Shizuoka
  Belgien -   Russland 3:2 (1:0)

Alle Spiele der Vorrunde: Statistik

Finalrunde

Achtelfinale Viertelfinale Halbfinale Finale
                                   
             
A          Erster    Dänemark  0(0)
 
F          Zweiter    England  3(3)  
     England  1(1)
     Brasilien  2(1)  
C          Erster    Brasilien  2(0)
 
H          Zweiter    Belgien  0(0)  
     Brasilien  1(0)
     Türkei  0(0)  
F          Erster    Schweden  1(1)(1)
 
A          Zweiter    Senegal  2(1)(1)¹  
     Senegal  0(0)(0)
     Türkei  1(0)(0)¹  
H          Erster    Japan  0(0)
  Yokohama, 30. Juni 2002
C          Zweiter    Türkei  1(1)  
     Brasilien  2(0)
     Deutschland  0(0)
B          Erster    Spanien  4(1)(1)(1)²
 
E          Zweiter    Irland  3(1)(1)(0)  
     Spanien  3(0)(0)
     Südkorea  5(0)(0)²  
D          Erster    Südkorea  2(1)(0)
 
G       Ecuador  Zweiter    Italien  1(1)(1)  
     Südkorea  0(0)
     Deutschland  1(0)   Spiel um Platz drei
E          Erster    Deutschland  1(0)
 
B          Zweiter    Paraguay  0(0)  
     Deutschland  1(1)    Türkei  3(3)
     USA  0(0)      Südkorea  2(1)
G       Ecuador  Erster    Mexiko  0(0)
  ¹ Sieg nach Golden Goal
² Sieg nach Elfmeterschießen
D          Zweiter    USA  2(1)  
 


Achtelfinale

Im Achtelfinale spielten die Ersten und Zweiten der verschiedenen Vorrundengruppen über Kreuz gegeneinander. Auf dem Papier ergaben sich, vom Spiel Mexiko gegen USA einmal abgesehen, keine brisanten Paarungen. Jedes Spiel hatte einen klaren Favoriten. Die größte Überraschung gelang Südkorea, das mit Kampfgeist und viel Glück Italien besiegte, wobei einige zweifelhafte Entscheidungen der Schiedsrichter eine Rolle gespielt haben mögen, aber auch das Scheitern der feldüberlegenen Italiener am eigenen Unvermögen, hochprozentige Torchancen zu verwerten. Schiedsrichter Moreno erkannte Italien ein Tor ab – eine Entscheidung, die bis heute umstritten ist. Damit war ein weiterer Top-Favorit ausgeschieden. England hatte wenig Mühe mit Dänemark, Deutschland gewann glanzlos gegen Paraguay. Am dramatischsten ging es beim Spiel Spanien gegen Irland zu. Die Spanier führten bis kurz vor Schluss mit 1:0, bevor die kampfstarken Iren mit einem Foulelfmeter ausgleichen konnten. Nach einer torlosen Verlängerung verschossen die Iren im abschließenden Elfmeterschießen drei Strafstöße in Folge und Spanien ging als Sieger vom Platz. Die starken Schweden schieden etwas unglücklich durch ein Golden Goal gegen Senegal aus, die Türkei setzte sich mit einem frühen Tor gegen Japan durch. Brasilien hatte unerwartet viel Mühe mit Belgien. Ein Treffer von Marc Wilmots wurde vom Schiedsrichter nicht anerkannt, eine umstrittene Entscheidung. Die beiden brasilianischen Tore fielen erst in der Schlussphase. Etwas überraschend und durch ein frühes Tor begünstigt setzten sich die USA gegen den leicht favorisierten Nachbarn Mexiko durch.

15. Juni 2002 Seogwipo   Deutschland -   Paraguay 1:0 (0:0)
15. Juni 2002 Niigata   Dänemark -   England 0:3 (0:3)
16. Juni 2002 Oita   Schweden -   Senegal 1:2 n.GG. (1:1,1:1)
16. Juni 2002 Suwon   Spanien -   Irland 4:3 n.E. (1:1,1:1,1:0)
17. Juni 2002 Jeonju Datei:Mexico flag 300.png Mexiko -   USA 0:2 (0:1)
17. Juni 2002 Kobe   Brasilien -   Belgien 2:0 (0:0)
18. Juni 2002 Miyagi   Japan -   Türkei 0:1 (0:1)
18. Juni 2002 Daejeon   Südkorea -   Italien 2:1 n.GG. (0:1,1:1)

Viertelfinale

Wie bei den vorherigen Endrunden auch hatte die FIFA den Spielplan so gestaltet, dass die Favoriten erst gegen Ende des Turniers aufeinandertreffen sollten. Da aber England in der Vorrunde hinter Schweden nur den zweiten Platz belegte, musste man bereits im Viertelfinale gegen Brasilien antreten. In einem dramatischen Spiel gingen die Engländer zunächst in Führung, als Michael Owen einen Fehler Lucios ausnutzte. Kurz vor der Halbzeitpause gelang Rivaldo der verdiente Ausgleich. Der Siegtreffer für Brasilien fiel eher unbeabsichtigt. Eine missglückte Flanke Ronaldinhos senkte sich unhaltbar hinter dem etwas zu weit vor dem Tor stehenden Seaman ins Netz. Ein paar Minuten später wurde der Torschütze wegen Foulspiels vom Platz gestellt. Die Engländer schafften aber in den verbleibenden 35 Minuten nicht mehr den Ausgleich.

Deutschland setzte sich etwas glücklich gegen die spielstärkeren Amerikaner durch. Das war vor allem Oliver Kahn zu verdanken, der mehrere exzellente Torchancen vereitelte. Noch vor der Halbzeitpause erzielte Michael Ballack per Kopfball nach einer Freistoßflanke den entscheidenden Treffer. Etwas überraschend setzte sich Südkorea gegen die ohne ihren Superstar Raul angetretenen Spanier durch. Der Schiedsrichter versagte 2 Toren der Spanier die Anerkennung, was im Nachhinein als Fehlentscheidung gewertet wurde. Die Entscheidung fiel erst im Elfmeterschießen, in dem sich die Koreaner als nervenstärker erwiesen und alle fünf Strafstöße verwandelten. Südkorea war im Halbfinale, sein Vorteil gegenüber anderer Mannschaften war vor allem Konditionsstärke und Einsatzwillen. Die Türken bezwangen Senegal durch ein Golden Goal, das sie bereits nach wenigen Minuten in der Verlängerung erzielen konnten.

21. Juni 2002 Shizuoka   England -   Brasilien 1:2 (1:1)
21. Juni 2002 Ulsan   Deutschland -   USA 1:0 (1:0)
22. Juni 2002 Gwangju   Spanien -   Südkorea 3:5 n.E. (0:0)
22. Juni 2002 Osaka   Senegal -   Türkei 0:1 n.GG. (0:0)

Halbfinale

Auf dem Papier schienen die beiden Halbfinal-Begegnungen eine klare Angelegenheit zu sein: Die beiden Favoriten Deutschland und Brasilien trafen auf die Außenseiter Türkei und Südkorea. Allerdings konnte Deutschland im bisherigen Turnierverlauf nicht wirklich überzeugen und die konditionsstarken Koreaner hatten immerhin Portugal, Italien und Spanien ausgeschaltet.

Zum tragischen Helden der Partie wurde Michael Ballack, der nach einem Fehler von Carsten Ramelow einen Südkoreaner nur mit einem Foul stoppen konnte und dafür mit einer gelben Karte bestraft wurde. Es war seine zweite in der Finalrunde, und damit war Ballack für das nächste Spiel gesperrt. Und es war ausgerechnet Michael Ballack, der in der 75. Minute den koreanischen Torwart im Nachschuss überwand und damit Deutschland ins Finale schoss. Das zweite Spiel endete ebenfalls 1:0 für den Favoriten. Auch ohne den gesperrten Ronaldinho hatten die Brasilianer wenig Mühe mit den Türken. Das Tor des Tages schoss nach einer sehenswerten Einzelleistung Ronaldo in der 49. Minute.

25. Juni 2002 Seoul   Deutschland -   Südkorea 1:0 (0:0)
26. Juni 2002 Saitama   Brasilien -   Türkei 1:0 (0:0)

Spiel um Platz 3

Das Spiel um den dritten Platz bestritten Gastgeber Südkorea und die Türkei. In einem torreichen Spiel gingen die Türken mit 3:2 als Sieger vom Platz. Die Tore für Südkorea schossen Lee Eul-yong (9. Min.) und Song Chong-gug (93. Min.). Für die Türkei trafen Hakan Sükür (1. Min.) sowie zweimal Ilhan Mansiz (13. und 32. Min.). Hakan Sükürs Tor zum 1:0 nach elf Sekunden war dabei das schnellste Tor in der WM-Geschichte.

29. Juni 2002 Daegu   Südkorea -   Türkei 2:3 (1:3)

Finale

Im Finale der Weltmeisterschaft 2002 standen sich die erfolgreichsten Mannschaften der WM-Geschichte, Deutschland und Brasilien, erstmals bei einer WM gegenüber (Es gab allerdings schon ein Spiel der DDR gegen Brasilien bei der WM 1974).

Das Endspiel konnte Brasilien mit 2:0 für sich entscheiden. In ihrem "besten Spiel des Turniers" (Marca) zeigte die deutsche Mannschaft eine beherzte Leistung, und konnte die gesamte erste Hälfte hindurch ein 0:0 Unentschieden halten. Nach dem Seitenwechsel gelang Oliver Neuville sogar mit einem Pfostenschuss aus 30 Metern (49. Min.) das erste Ausrufezeichen der zweiten Halbzeit. Im Endeffekt entschieden aber die herausragenden brasilianischen Einzelkönner das Spiel: Ronaldo erzielte in der 67. Minute nach einem Patzer Oliver Kahns, der einen Schuss von Rivaldo nicht festhalten konnte, das 1:0 und sorgte in der 79. Min. mit dem 2:0 auch für den Endstand.

30. Juni 2002 Yokohama   Deutschland -   Brasilien 0:2 (0:0)

Statistik

Beste Torschützen

Name Land Tore
Ronaldo Brasilien 8
Miroslav Klose Deutschland 5
Rivaldo Brasilien 5
Jon Dahl Tomasson Dänemark 4
Christian Vieri Italien 4

Die Stars der Weltmeisterschaft

Die FIFA wählte 16 Spieler in ein All-Star-Team, sieben Spieler davon waren Teilnehmer des Endspiels (vier Spieler von Weltmeister Brasilien, drei vom Final-Gegner Deutschland).

Torhüter Abwehr Mittelfeld Stürmer

  Oliver Kahn
  Rüştü Reçber

  Roberto Carlos
  Sol Campbell
  Fernando Hierro
  Hong Myung-Bo
  Alpay Özalan

  Michael Ballack
  Rivaldo
  Ronaldinho
  Claudio Reyna
  Yoo Sang-Chul

  Ronaldo
  Miroslav Klose
  El Hadji Diouf
  Hasan Şaş

Kritik

Rückblickend auf die Fußball-WM 2002 wurden einige unbefriedigende Schiedsrichterentscheidungen kritisiert.

Vor allem Anhänger der italienischen Nationalmannschaft empfanden sich als Opfer einer Schiedsrichter-Manipulation, da Italien in drei Spielen hintereinander angeblich mehrere reguläre Tore aberkannt worden seien und Südkoreas Vorstoß bis in das Halbfinale durch Fehlentscheidungen der Schiedsrichter gegen Portugal, Italien und Spanien begünstigt wurde. Dieser Argumentation zu Folge hatte die Teilnahme Südkoreas am Halbfinale und dem Spiel um den dritten Platz (in Seoul) für die Organisatoren finanziell ausgesprochen positive Auswirkungen.

Jedoch bleiben rückblickend eher andere Ereignisse im Gedächtnis: Beispielsweise das frühe Ausscheiden des Weltmeisters von 1998 Frankreich und des WM-Favoriten Argentinien, der Vorstoß der beiden Außenseiter Südkorea und Türkei ins Halbfinale sowie das Finale des Rekordweltmeisters Brasilien gegen Rekord-Finalteilnehmer Deutschland.

Beklagt wurde, dass während einer sportlich schlechten Weltmeisterschaft keine Impulse für die Entwicklung des Fußballs in der Zukunft ausgegangen waren. Das wird meist mit dem frühen Ausscheiden vieler Favoriten in Verbindung gebracht. Dieses Ausscheiden wiederum wurde auf die starke nationale und internationale Belastung der vielen internationalen Top-Spieler zurück geführt.

Bemerkenswertes

Frankreich stellte einen Negativ-Rekord auf. Der damals amtierende Weltmeister erzielte nicht ein einziges Tor. Das hatte es vorher noch nicht gegeben.

Unsportlicher Höhepunkt des Turniers war die Schauspieleinlage des Brasilianers Rivaldo, der im Vorrundenspiel gegen die Türkei durch Vortäuschung einer Kopfverletzung den Platzverweis seines Gegenspielers provozierte.

Mit Oliver Kahn wurde erstmals ein Torhüter zum besten Spieler des Turniers gewählt.

Hakan Sükür hat im Spiel um Platz drei gegen Co-Gastgeber Südkorea WM-Geschichte geschrieben. Noch nie traf ein Spieler bei einer WM-Endrunde eher als Sükür. Sein 1:0 fiel nach offizieller FIFA-Zeitmessung elf Sekunden nach dem Anstoß. Die Türkei gewann die Partie mit 3:2.

Siehe auch

Rekorde bei der Fußball-Weltmeisterschaft

Literatur

  • Wolf-Dieter Poschmann: Fußball WM 2002. Sportverlag, Juli 2002, ISBN 3328009507
  • Sven Simon: Fußball-WM 2002 Südkorea/Japan, Copress-Verlag, 2002, ISBN 3767905140
  • Süddeutsche Zeitung WM-Bibliothek: 2002 Japan/Südkorea, 2005, ISBN 3866151527