Michael Denhoff (* 25. April 1955 in Ahaus) ist ein deutscher Komponist und Cellist.
Leben
Denhoff lebt und arbeitet seit 1982 in Bonn. Sein Studium absolvierte er an der Musikhochschule in Köln. Zu seinen Lehrern zählen u.a. Günter Bialas und Hans Werner Henze (Komposition), Siegfried Palm und Erling Blöndal Bengtsson (Violoncello) und das Amadeus-Quartett (Kammermusik). Als Komponist und Kammermusiker übernahm er diverse pädagogische Aufgaben, so etwa einen Lehrauftrag für Tonsatz an der Universität Mainz (1984-85) und eine Gastprofessur am Nationalen Konservatorium in Hanoi (1997/99).
Als Dirigent leitete er 1985-1992 das von ihm mitbegründete „Akademische Orchester Bonn“. Daneben hat er auch andere Orchester und Ensembles dirigiert, so etwa für CD-Aufnahmen das "Pro Nova Ensemble" der Duisburger Philharmoniker. Als Cellist bildete er zusammen mit seinem Bruder Johannes Denhoff (Violine) und dem Pianisten Richard Braun das „Denhoff-Klaviertrio“. Seit 1992 ist er Mitglied des „Ludwig-Quartetts Bonn“; zudem arbeitet er enger mit der Pianistin Birgitta Wollenweber zusammen.
Als Komponist erhielt er mehrfach Preise und Auszeichnungen, darunter u.a. Förderpreise des Landes NRW (1977) und des Landes Niedersachsen (1981), den Bernd-Alois-Zimmermann Preis Köln (1986), das Romstipendium „Villa Massimo“ (1986/87), den Annette von Droste-Hülshoff Preis (Westfälischen Musikpreis, 1989), sowie das Arbeitsstipendium „Villa la Collina“ (1996).
Musik
Denhoffs Musik zeugt von einer engen Beziehung zu Dichtung und bildender Kunst. Zahlreiche Orchester- und Kammermusikwerke wurden durch Lyrik oder Bilder angeregt. So gibt es Instrumentalwerke und -zyklen zu Bildern Chagalls, Klees, Kandinskys, Dürers und vor allem zu Goya (El sueño de la razon produce monstruos 1982, Desastres de la guerra 1983, Los disparates 1988). Zuletzt entstand in den Jahren 1996-2005 der fünfteilige Klavierzyklus Skulpturen, der als ein interdisziplinärer Dialog mit dem Bildhauer Wolfgang Ueberhorst angelegt war.
In der Literatur waren es vor allem Rilke, Paul Celan, Samuel Beckett und Mallarmé, die Spuren in seinem Werk hinterlassen haben (u.a. Atemwende - Klavierzyklus nach Paul Celan 1984-87, Two once so one – Beckett-Momente 1992, Mallarmé-Zyklus 1995/96).
Charakteristisch für sein kompositorisches Denken sind zudem Zyklen in Art eines musikalischen Diariums (Klangtagebuch 1984; Hebdomadaire 1990). Dazu zählt vor allem das fast dreistündige Klavierquintett "Hauptweg und Nebenwege" 1998, das die wesentlichsten Aspekte seiner Musik, ihr Bezugnehmen zur musikalischen Tradition, aber auch die Einflüsse aus Literatur und Bildender Kunst wie in einem vorläufigen Resümee enthält.
Denhoffs kompositorisches Vokabular zeugt von einem feinsinnigen Gespür für Harmonik und Form, dessen Wurzeln bei Komponisten wie Bernd Alois Zimmermann (über ihn schrieb Denhoff seine Diplomarbeit), Olivier Messiaen, Morton Feldman und auch György Kurtág zu finden sind. Nicht äußerliche Virtuosität, vielmehr introvertierte Nachdenklichkeit und manchmal geradezu irritierend schlichte Transparenz des Klangsatzes sind kennzeichnend für viele seiner jüngeren Werke, deren differenzierte Farbigkeit eine ganz eigene Gestalt von Schönheit zu definieren scheinen.
CDs mit Denhoffs Werken sind u.a. bei den Labels WERGO, COL LEGNO, CYBELE, MD+G und CONFIDO erschienen.
Werkauswahl
Musiktheater
- DER PELIKAN – Kammeroper nach Strindberg op. 64
Oratorium
- TRAUMBUCH EINES GEFANGENEN für Bariton, Sprecher, Chor und Orchester op. 51
- IN UNUM DEUM – Credo für Sopran, Bariton, Chor, Orgel und kleines Orchester op. 93
- MAGNIFICAT für Chor mit zwei Soloquartetten, Saxophonquartett und vier Schlagzeuger op. 98
Chor
- VOZ MIA, CANTA, CANTA op. 37 Liederzyklus nach Gedichten von Juan Ramón Jiménez
- THE DIMENSION OF STILLNESS op. 58
- CREDO op. 93a
Gesang
- WIE EINE LINIE DUNKELBLAUEN SCHWEIGENS op. 80 - Sieben Gesänge nach Gedichten von Selma Meerbaum-Eisinger für Mezzosopran und Akkordeon
- SILENCE, ET PUIS op. 101 - Fragmente nach letzten Notaten von Marguerite Duras für Altstimme und Viola
Orchester
- MELANCOLIA - Annäherungen an einen Kupferstich von Dürer op. 26
- EINSAMKEIT - in memoriam W. Buchebner op. 33
- DESASTRES DE LA GUERRA – Orchesterbilder nach Goya op. 36
- NACHTBILD (Mahler-Momente) op. 57
- INNENRÄUME…ERINNERND op. 71
- MATCH für Saxophonorchester und große Trommel op. 90
Konzert
- UMBRAE - in memoriam Bernd Alois Zimmermann - für Violine, Violoncello und Orchester op. 13
- OMAGGIO für Violine, Oboe und Orchester op. 40
- REMARKS AND REVIEWS für Saxophonquartett und Orchester op. 68
Kammermusik
- TWO ONCE SO ONE (Beckett-Momente) für Streichquartett, Viola und Violoncello op. 66
- MALLARMÉ-ZYKLUS – zwölf Quartette für zwölf Musiker op. 75
- HAUPTWEG UND NEBENWEGE – Aufzeichnungen für Streichquartett und Klavier op. 83
- IGITUR – Lesart für Kammerensemble op. 85
- SOUNDS AND SHADOWS für Klavier, Streichquartett und Fern-Klarinette op. 86
- 9 STREICHQUARTETTE (op. 1, op. 19, "Mystiques Barcarolles" op. 30 , op. 55, "Since atwain I" op. 66a, "frottages" op. 70, op. 73, "nel interno" op. 79, "Wenn aus der Ferne..." op. 83a)
- 5 KLAVIERTRIOS (op. 7, op. 27, "Schwarzes Ballett" op. 74-1, "Nachtstück" op. 74-2, "Cueillaison d’un Rêve" op. 83b)
- 4 SAXOPHONQUARTETTE ("gegen-sätze" op. 39, "svolgimenti" op. 46, "pnoxoud" op. 59, Fünf geistliche Gesänge op. 98a)
- LOS DISPARATES - Skizzen nach Goya für Trio basso op. 54
- SIEBEN BAGATELLEN für Violoncello und Klavier op. 92
- ...INS UNGEWISSE... (in memoriam Luigi Nono) für Kontrabaß und Violine (und Zuspielung von Kb. & Vl.) op. 97
- ...OUVERT... - Meditation für variable Besetzung op. 99
- MARAMBA (zur Erinnerung an Paula Köhlmeier) für Flöte (auch Baßfl.) und Celesta op. 100
Solowerke
- NACHTFANTASIEN (zu Rilke-Gedichten) für Gitarre op. 31
- AUS TIEFER NOT - Anrufung für Orgel op. 41
- ATEMWENDE – Klavierzyklus nach Paul Celan op. 49, 1-7
- MONOLOGE I – V für fünf Solisten op. 50, 1-5
- HEBDOMADAIRE – 52 Stücke vom Jahr für einen Pianisten op. 62
- SKULPTUREN I – V für Klavier op. 76, 1-5
- INVENTIONEN I – XII für Player-Piano(s) op. 88, 1-12
- ...AL NIENTE... für Klavier op. 95
- NACHTSCHATTENGEWÄCHSE - neun Stücke für Klavier op. 96
Schriften
Stille und Umkehr - Betrachtungen zum Phänomen Zeit, in: MusikTexte, Heft 24 (1988), S. 27 - 38
Rituel von Pierre Boulez - Anmerkungen zur Raum- und Zeitkonzeption, in: Festschrift zum 60. Geburtstag von Prof. Dr. Emil Platen, Bonn (1985), S. 208 - 219
Max Reger. Ein für die Musik des 20. Jahrhunderts zu Recht unterschätzter Komponist?! Eine Musikbefragung, in: REGER-STUDIEN 4, Breitkopf & Härtel (1989), S. 105 – 124, 233 – 253
Vom Bild-Klang zum Klang-Bild - zum Verhältnis von Bild und Musik in meinen Stücken, in: NZfM 1993 / 6, S. 14 - 19
Literatur
THOMAS SCHÄFER: Michael Denhoffs „Nachtbild”: Nähe als Hindernis; in: Modellfall Mahler - kompositorische Rezeption in zeitgenössischer Musik. Wilhelm Fink Verlag München 1999
Weblinks
- http://www.denhoff.de
- http://www.komponistenlexikon.de/content/komponisten.php?id=214
- http://www.klassika.info/Komponisten/Denhoff_Michael/index.html
- http://www.edition-gravis.business.t-online.de/Portraits/Denhoff-P/denhoff-p.html
- http://www.haiku-heute.de/Impressum/Mitarbeiterseiten_Haiku_heute/Michael_Denhoff/michael_denhoff.html
Siehe auch: Liste deutscher Komponisten
Personendaten | |
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NAME | Denhoff, Michael |
KURZBESCHREIBUNG | Deutscher Komponist und Cellist |
GEBURTSDATUM | 25. April 1955 |
GEBURTSORT | Ahaus |