Theodor Bergmann (* 7. März 1916 in Berlin) war bis 1981 Professor für international vergleichende Agrarpolitik an der Universität Hohenheim, ist Autor, Herausgeber und Übersetzer von über 50 Büchern zur Agrarpolitik und zur Geschichte der internationalen Arbeiterbewegung.
Jugend
Theodor Bergmann, siebter Sohn eines Berliner Rabbiners und jüngster Bruder von Alfred Bergmann trat 1927 dem Jungspartakusbund und dem Sozialistischen Schülerbund bei. 1929 schloss er sich der Jugendorganisation der soeben gegründeten KPO an. 1933, unmittelbar nach der Machtübernahme Hitlers, konnte er noch sein Abitur machen, musste aber im selben Jahr emigrieren.
Emigration
Er floh zunächst über das Saarland ins damalige Palästina, wo er u.a. in einem Kibbuz arbeitete, von dort ging er 1935 in die Tschechoslowakische Republik, wo er ein Studium der Agrarwissenschaften aufnahm und 1938 nach Schweden. Hier leitete er gemeinsam mit seinem 2005 verstorbenen älteren Bruder Josef Bergmann die Strukturen der KPO und war außerdem in der Landesgruppe Deutscher Gewerkschafter in Schweden aktiv.
Rückkehr
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland im Jahre 1946 schloss er 1947 in Bonn ein Studium der Agrarwissenschaften ab und promovierte 1955 an der Universität Hohenheim zum Strukturwandel in der Landwirtschaft Schwedens. 1965 konnte Theodor Bergmann, nachdem er in der Zwischenzeit in der Erwachsenenbildung und für die Landwirtschaftskammer Hannover tätig gewesen war, eine Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Hohenheim in Stuttgart aufnehmen, nach der Habilitation 1968 und einer Gastprofessur 1971-1972 an der University of New England in Armidale/Australien erhielt er hier 1973 eine Professur für international vergleichende Agrarpolitik.
Politische Tätigkeit
An der Universität Hohenheim zählte er in den Jahren um 1975 zu der kleinen Gruppe von Professoren, die sich für marxistische Studenten, die vom sog. Radikalenerlaß betroffen waren, einsetzte. Nach seiner Emeritierung 1981 widmete sich Theodor Bergmann verstärkt der Geschichte der Arbeiterbewegung im allgemeinen und der Geschichte der KPO im besonderen.
In der Nachkriegszeit gehörte er viele Jahre zu den leitenden Mitgliedern der KPO-Nachfolgeorganisation Gruppe Arbeiterpolitik (Arpo), von 1948 bis 1952 fungierte er als Herausgeber ihrer Zeitschrift Arbeiterpolitik. Theodor Bergmann lebt heute in Stuttgart und ist aktives Mitglied der Initiative zur Vernetzung der Gewerkschaftslinken und Redaktionsmitglied des Netzwerk-Info Gewerkschaftslinke sowie seit 1990 Mitglied der PDS, für die er 1990 bei den Bundestagswahlen kandidierte und derem Landesverband in Baden-Württemberg er 1990-1991 vorstand.
Werke
Zahlreiche Publikationen zur Geschichte der Arbeiterbewegung sind im VSA-Verlag erschienen.
- Wandlungen der landwirtschaftlichen Betriebsstruktur in Schweden Berlin 1956. ISBN B0000BGE3N
- Wiederaufsplitterung nach der Flurbereinigung in Unterfranken. Bielefeld 1958 (gemeinsam mit Ludwig Neckermann) ISBN B0000BLXGY
- Die landwirtschaftliche Bevölkerung im System der Sozialversicherung. (Ein internationaler Vergleich) Göttingen 1960. ISBN B0000BGE3J
- Stand und Formen der Mechanisierung der Landwirtschaft in den asiatischen Ländern. Teil 2. Südasien. Stuttgart 1966. ISBN B0000BTF99
- Funktionen und Wirkungsgrenzen von Produktionsgenossenschaften in Entwicklungsländern. Frankfurt/Main 1967. ISBN B0000BQ1HD
- Die Genossenschaftsbewegung in Indien. Geschichte, Leistungen, Aufgaben. Frankfurt/Main 1971. ISBN 3781924084
- 50 Jahre KPD (Opposition): 30.12.1928 - 30.12.1978; der Beitrag der KPO zur marxististischen Theorie und zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Versuch einer kritischen Würdigung. Hannover 1978 ISBN 3-88209-009-X
- Agrarpolitik und Agrarwirtschaft sozialistischer Länder. 2. überarbeitete Aufl. Saarbrücken 1979. ISBN 3881561153
- Sozialistische Agrarpolitik. Köln 1984. (gemeinsam mit Peter Gey und Wolfgang Quaisser) ISBN 3766308920
- Die Geschwister Thalheimer. Skizzen ihrer Leben und Politik. Mainz 1993 (gemeinsam mit Wolfgang Haible) ISBN 3929455129
- Von der Utopie zur Kritik. Friedrich Engels - ein Klassiker nach 100 Jahren. Hamburg 1996 (Hrsg., gemeinsam mit Mario Kessler, Joost Kircz und Gert Schäfer) ISBN 3879756880
- Der Widerschein der Russischen Revolution. Ein kritischer Rückblick auf das Jahr 1917 und die Folgen. Hamburg 1997. (Hrsg., gemeinsam mit Wladislaw Hedeler, Mario Keßler und Gert Schäfer) ISBN 3-87975-704-6
- Friedrich Westmeyer. Von der Sozialdemokratie zum Spartakusbund – eine politische Biographie. Hamburg 1998. (gemeinsam mit Wolfgang Haible und Galina Iwanowa) ISBN 3-87975-719-4
- Ketzer im Kommunismus. 23 biographische Essays. Hamburg 2000 (Hrsg., gemeinsam mit Mario Kessler)
- Im Jahrhundert der Katastrophen. Autobiographie eines kritischen Kommunisten. Hamburg 2000. ISBN 3-87975-784-4
- Gegen den Strom. Die Geschichte der KPD(Opposition). Hamburg 2001. ISBN 3-87975-836-0
- Geschichte wird gemacht. Soziale Triebkräfte und internationale Arbeiterbewegung im 21. Jahrhundert. Hamburg 2002. (Hrsg., gemeinsam mit Wolfgang Haible und Gert Schäfer) ISBN 3-87975-888-3
- Krise und Zukunft des Kibbutz. Weinheim/München 2002. (gemeinsam mit Ludwig Liegle) ISBN 3779910209
- Die Thalheimers. Geschichte einer Familie undogmatischer Marxisten. Hamburg 2004. ISBN 389965059X
- Rotes China im 21. Jahrhundert. Hamburg 2004. ISBN 3899650980
Weblinks
- Vorlage:PND
- Artikel von Mario Kessler zum 85. Geburtstag von Theodor Bergmann aus der Utopie Kreativ 3/2001, pdf-Datei, 60 kb
- http://vsa-verlag.de
- http://www.arbeiterpolitik.de
- [1] - Ein Film über Theodor Bergmann - (Über)leben eines kritischen Kommunisten im 20. Jahrhundert
Personendaten | |
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NAME | Bergmann, Theodor |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Agrarwissenschaftler |
GEBURTSDATUM | 7. März 1916 |
GEBURTSORT | Berlin |