Cheerleading

Mannschaftssport aus Elementen des Turnens, der Akrobatik und des Tanzes
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Cheerleading (von englisch cheer ‚Beifall‘ und to lead ‚(an)führen‘, also sinngemäß „den Beifall anführen“) ist ein Mannschaftssport, der aus Elementen des Turnens, der Akrobatik, des Tanzes sowie aus Anfeuerungsrufen besteht. Betreiber dieser Sportart werden als Cheerleader bezeichnet.

Liberty Stunt
2 ½ high Pyramiden

Die primären Aufgaben der Cheerleader waren ursprünglich das Anfeuern der eigenen Sportmannschaft und die Animation des anwesenden Publikums bei Veranstaltungen und Wettkämpfen, beispielsweise beim American Football und Basketball und inzwischen auch bei vielen weiteren Mannschaftssportarten.

Heute wird Cheerleading überwiegend als selbstständiger Wettkampfsport betrieben. Das ganze Jahr über finden verschiedenste Cheerleading-Meisterschaften auf nationaler und internationaler Ebene statt. Nach festem Regelwerk können die Teams (auch „Squads“ genannt) eine aus den erwähnten Elementen bestehende, 2- bis 3-minütige Routine (Programm/Kür) präsentieren. Diese wird dann von Juroren nach Schwierigkeitsgrad und Ausführung bewertet. Die meisten Teams arbeiten konsequent auf die Meisterschaften hin und sehen darin inzwischen ihre Hauptaufgabe.

Geschichte

 
Erste weibliche Cheerleader traten sporadisch in den 1950er Jahren auf

Cheerleading entstand Ende des 19. Jahrhunderts in den USA, wo es am 2. November 1898 bei einem Endspiel zwischen den Teams der University of Minnesota und der Northwestern University im American Football mit organisierten Anfeuerungsrufen aus dem Publikum begann. Damals waren ausschließlich Männer als Cheerleader zu finden. Mit der Zeit wurden Tanzbewegungen, Hebefiguren und bereits Pompons eingeführt.[1]

In den 1930er Jahren wurde neben dem klassischen Cheering auch Einlagen zu Musik aufgeführt, um Zuschauer von Schulsportveranstaltungen zu unterhalten. Auch Frauen wurden nun zum Cheerleading zugelassen, waren aber noch die Minderheit. Erst im Zweiten Weltkrieg, als viele Männer Militärdienst leisteten, erhöhte sich die Anzahl weiblicher Athleten.[1]

In den 1970er erweiterte sich Cheerleading um weitere, vor allem athletische und akrobatische Elemente wie Stunts, komplexeren Pyramiden und Basket Tosses. Cheerleading differenziert sich in Performance Cheer mit einem Fokus auf Schautanz und dem modernen sportlichen Cheerleading. In beiden Ausrichtungen wurden nun Wettbewerbe ausgetragen.[1]

Mit ansteigender Popularität in den USA verbreitete sich Cheerleading und Performance Cheer ab 1980 auch in Japan, Chile, Deutschland, United Kingdom, Finnland, Schweden und Norwegen.[1]

Ausrichtungen

Im Cheer-Sport unterscheidet man zwischen folgenden grundsätzlichen Ausrichtungen:

Cheerleading

Im Mittelpunkt stehen hier die Cheer-Elemente Akrobatik (Stunts, Baskets, Pyramiden), das Bodenturnen (Tumbling) sowie die Anfeuerungsrufe (Cheer). Im Wettkampf wird eine 2- bis 3-minütige Routine vorgeführt, diese ist als Choreografie in ein Musik-Medley eingebunden, die jeweils passend zum jeweilige Cheer-Element variiert. Die Routines werden in den jeweiligen Alters- und Leistungsklassen von einer Jury mit Score Sheets[2] bewertet. Wettkampfcheerleading unterscheidet zwischen Allgirl-Teams mit nur Mädchen oder Frauen und Coed-Teams die als Mixed antreten.

Cheerdance/Performance Cheer

Im Mittelpunkt steht hier der Tanzsport. Es werden verschiedene Tanzstile angeboten, wie z. B. Freestyle Pom (CCVD), HipHop (CCVD), Jazz (CCVD) und Theme Dance (CVD). Cheerdance wird ebenfalls als Wettkampfsport betrieben oder als Einlage vor den Spielen und in der Halbzeitpause anderer Sportereignisse. Vor allem in den USA haben die meisten Football- und Basketball-Mannschaften im Profisport eigene Cheerdance Teams, die auch einer eigenständigen popkulturellen Aufmerksamkeit unterliegen, wie z. B. die Dallas Cowboys Cheerleaders.

Cheer-Elemente

Cheer

 
Cheer

Der Cheer ist ein dynamischer Anfeuerungsruf, um das Publikum zu animieren. Er ist optionaler Bestandteil einer Meisterschafts-Routine. Optimalerweise wird der Cheer durch Equipment wie Megaphone, Schilder und Pompon unterstützt. Auch Bewegungen, Ausstrahlung, Stunts und Pyramiden helfen dabei, das Publikum anzuleiten. Der Cheer kommt üblicherweise ganz am Anfang einer Routine und muss mindestens 30 Sekunden lang sein.

Tumbling

Unter Tumbling versteht man alle Elemente des Bodenturnens, wie zum Beispiel Radschlag, Flickflack, Salto. Tumbling-Elemente können auf zwei Arten gezeigt werden:

Standing Tumbling
Das erste Element wird aus dem Stand eingeleitet.
Running Tumbling
Das erste Element wird mit einer Radwende eingeleitet.

Jegliche Tumbling-Elemente können während der gesamten Choreographie gezeigt werden. Je mehr Elemente aneinander gehängt werden und je mehr Sportler diese synchron ausführen, desto höher ist die Schwierigkeit.

Stunts

Ein Stunt ist eine komplexe Hebefigur mit mindestens zwei (Partnerstunt) oder bis zu fünf Personen (Groupstunt). Stunts bestehen aus einem Aufgang, Übergang/Übergänge und Abgang. Ein Groupstunt besteht aus folgenden Positionen:

Main Base und Side Base
Sie stehen sich gegenüber und tragen sowie heben den Flyer auf den Handinnenflächen. Sie fangen den Rücken und die Beine des Flyers.
Back(-spot/-scoop)
Dieser hilft dem Flyer in den Stunt und umfasst die Fußgelenke des Flyers oder die Handgelenke der Bases. Je nach Grifftechnik wird den Bases Gewicht abgenommen und/oder der Flyer stabilisiert. Der Back fängt den Schulter-Kopf-Bereich des Flyers.
Flyer/Top
Ist die Person auf dem Stunt. Der Flyer benötigt viel Körperspannung und Körperkontrolle, um die entsprechenden Elemente auf den Händen der Bases auszuführen. Wichtig ist für Flyer auch, gut gedehnt/flexibel zu sein, um Bodypositions ziehen zu können. Beispiele für Bodypositions sind: Stretch, Scale, Arabesque, Bow n Arrow, Needle, Scorpion oder in hohen Levels auch ein Handstand.
Front
Sie unterstützt die Bases an den Handgelenken und fängt die Beine des Flyers. Diese Position wird oft nur am Anfang eingesetzt, bis der Stunt sicher steht.
Spotter
Spotter („Spot“ = save person on top) sind Personen, die einen Stunt absichern. Sie können sowohl aus dem auftretenden Team kommen (intern) oder zusätzliche Personen sein, die ansonsten nicht am Programm teilnehmen (extern). Externe Spotter dürfen im Gegensatz zu internen Spottern nicht aktiv eingreifen oder einen Beitrag zum Auftritt leisten. Die Hauptaufgabe des Spotters besteht darin, beim Zusammenbruch eines Stunts oder einer Pyramide Stürze abzufangen, um Verletzungen zu vermeiden.

Partnerstunts bestehen lediglich aus einem Flyer und einer Base (siehe Foto „Partnerstunt Stretch“).

Pyramiden

Setzt man mehrere Stunts zu einem größeren Gesamtbild zusammen, bezeichnet man dies als Pyramide. Hierbei unterscheidet man in 2 (Flyer stehen weiterhin auf den Bases und stützen sich gegenseitig) und 2 ½ High (Flyer haben keinen Kontakt mehr zu den Bases und werden von Flyer/n gehalten). Üblicherweise ist das komplette Team an einer Pyramide beteiligt.

Basket Toss

Die beiden Bases der Basket-Group umschließen hierbei ihre Handgelenke so, dass sich eine Art Korb bildet. Der Flyer steigt mit seinen Füßen hinein und wird hoch in die Luft geworfen. Am höchsten Punkt leitet der Flyer das Element ein. Beispielsweise: Rückwärtssalto, vertikale Drehungen, Jump-Variationen (z. B.: Toe Touch), Schraube. An einem Basket Toss sind vier bis fünf Leute beteiligt.

Jumps

 
Jump – Toetouch

Jumps, auf Deutsch Sprünge, sollten ursprünglich Freude zum Ausdruck bringen. Auch in Meisterschafts-Routines sind Sprünge ein fester Bestandteil. Es gibt Sprünge wie den Toe Touch (siehe Foto) und andere Sprünge wie Pike, Double Nine, Spread Eagle, Around the World (Kombination aus Toe Touch und Pike).

Dance

 
Performance Cheer

Dance, auf Deutsch Tanz, ist ein weiterer Bestandteil des Cheerleadings. Ein Tanz besteht aus einer Variation von Motions. Wichtige Faktoren sind Synchronität, Geschwindigkeit, Formationswechsel, Kreativität, Ausstrahlung, Energie, Technik und eine saubere Ausführung der Bewegungen. Im CCVD ist der Dance heute im Cheer-Bereich kein Pflichtelement mehr. Dafür gibt es die spezielle Ausrichtungsform des Performance Cheer (siehe Beschreibung der Ausrichtungen) mit eigenen Meisterschaften.

Motions

Motions sind fest definierte Armbewegungen, die mit Kraft und Spannung synchron ausgeführt werden. Sie finden Anwendung in Cheers, Chants, Stunts und Tänzen.

Verbreitung

Deutschland

Seit den 1980er Jahren wird Cheerleading auch in Deutschland immer populärer, das erste bekannte Cheerleader-Team waren die Cheerleader der Düsseldorf Panther. In Deutschland wird der Cheerleading-Sport derzeit von zwei Organisationen vertreten:

Bei Wettkämpfen unterscheidet man zwischen Teamkategorien (12 bis 24 Aktive) und Spezialkategorien (2 bis 5 Aktive).[9]

Es gibt drei Altersklassen, die für beide Ausrichtungen gültig sind:

Kinder/Peewees
CCVD bis 11 Jahre, CVD bis 12 Jahre
Jugend/Juniors
CCVD 9 bis 16 Jahre, CVD 12 bis 17 Jahre
Erwachsene/Seniors
CCVD ab 13 Jahren, CVD ab 16 Jahren

In den Altersklassen der Peewees, Juniors und Seniors werden bei den offiziellen Verbandsmeisterschaften die folgenden Teamkategorien unterschieden[9]

  • Peewee Cheer
  • Junior Allgirl und Coed
  • Senior Allgirl und Coed

Im Cheerleading werden innerhalb der drei Altersklassen verschiedene Level (0-7) unterschieden. Diese definieren den erlaubten Schwierigkeitsgrad der Routines.

Für die Ausrichtung Performance Cheer gelten die folgenden Kategorien:

  • Peewee Cheer Freestyle Pom / HipHop / Jazz
  • Junior Cheer Freestyle Pom / HipHop / Jazz
  • Senior Cheer Freestyle Pom / HipHop / Jazz

Zusätzlich zu den erwähnten Teamkategorien gibt es drei wesentliche Spezialkategorien:

  • Groupstunt (4 bis 5 Personen) Allgirl und Coed (Cheerleading)
  • Partnerstunt (2 Personen) (Cheerleading)
  • Double Freestyle Pom/HipHop (2 Personen) (Performance Cheer)

Bei offenen Meisterschaften, die von kommerziellen Unternehmen oder Vereinen ausgerichtet werden, werden oft weitere Kategorien angeboten.

Rekorde

Im Guinness-Buch der Rekorde wird ein 2018 aufgestellter Weltrekord mit 2.102 Teilnehmern aufgeführt.[10]

Siehe auch

Commons: Cheerleading – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Cheerleader – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. a b c d History of The Sport of Cheer. (PDF) International Cheer Union, 1. Januar 2018, abgerufen am 14. September 2020.
  2. cheerunion.eu- Score Sheets
  3. ccvd.de
  4. europeancheerunion.com
  5. cheerunion.org
  6. sportaccord.com
  7. afvd.de
  8. ecacheer.org
  9. a b CCVD Wettkampfordnung 2020/21 – Teil A / allgemeine Wettkampfrichtlinien. (PDF) CCVD e. V., 1. Juli 2020, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. September 2020; abgerufen am 14. September 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/ccvd.de
  10. https://www.guinnessworldrecords.com/world-records/largest-cheerleading-cheer