Als Arschgeweih werden umgangssprachlich Tätowierungen auf dem Rücken kurz oberhalb des Steißbeins bezeichnet. Sie sind eine Folgeerscheinung der Bauchfreimode. Eine förmlichere, aber weniger gebräuchliche Bezeichnung ist Steißbeintattoo.

Allgemein
Es handelt sich vorwiegend um geschwungene, verzweigte Fantasiesymbole (sogenannte Tribals). Die ornamentale Lineart ist spiegelsymmetrisch zur Wirbelsäule. Die horizontale Ausdehnung ist etwa zwei- bis viermal breiter als die vertikale, und die Form entspricht grob der eines Kreuzes, eines Ts oder eines Vs.
Diese Tätowierungsform wird fast ausschließlich von Frauen getragen und dient neben dem Körperschmuck zum Teil auch der Unterstreichung der sexuellen Attraktivität (Erotik) und soll die Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe signalisieren (Distinktion). Diese Tätowierungen kamen in den späten 1990er Jahren in Mode, als bauchfreie Oberteile modisch wurden. Der Begriff „Arschgeweih“ wird mitunter nicht nur pejorativ, sondern mangels einer treffenderen Bezeichnung auch in nicht abwertender Weise gebraucht. Bekannt wurde der Begriff vor allem durch den Komiker Michael Mittermeier. In seinen Shows bezeichnet er das Arschgeweih manchmal auch als „Schlampenstempel“, wobei er behauptet, dass dieser Begriff aus der Schweiz stamme. Ebenfalls von Mittermeier stammt die von seiner Tour durch Österreich mitgebrachte Bezeichnung "Oarsch-Vignette" (Arsch-Vignette). Ein anderer weit verbreiteter Spottname lautet "Bürzelpalme", aber auch "Landehilfe" wird oft als Synonym verwendet.
Der Kräuterlikörhersteller Jägermeister wählt seit 2004 jährlich die „Miss Arschgeweih“ während einer bundesweiten Diskothekentour.
Weitere Verwendungen des Wortes gibt es in einigen Liedern, wie z. B. Bye Bye Arschgeweih von Ina Müller und Arschgeweih von Mickie Krause (beide aus dem Jahre 2006).
Erscheinungsformen
Arschgeweihträgerinnen sind gleichzeitig auch häufig am Bauchnabel gepierct. Teilweise wird dazu ein bauchfreies Oberteil und eine tief angesetzte Hüfthose oder ein Whale Tail kombiniert, so dass der Nieren- und Bauchbereich frei liegt. Gynäkologen und Urologen bestätigen, dass der sprunghafte Anstieg der Eierstock-, Blasen- und Nierenentzündungen bei jungen Frauen auf diese Mode zurückzuführen sei.[1]
Manche Frauen wollen ihren Rücken nur zu bestimmten Anlässen mit einem Arschgeweih versehen und lassen sich dieses daher als Henna-Tattoo aufmalen oder ähnlich einem transparenten Abziehbild aufkleben, anstatt es permanent tätowieren zu lassen.
Literatur
- Wilfried Ferchhoff: Jugend an der Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert. Lebensformen und Lebensstile. Opladen 1999, ISBN 3810023515
- Elke Gaugele: S-HE Mades. Mode, Gender und Konsum. Frankfurt/Main 2000
- Elke Gaugele und Kristina Reis: Jugend, Mode, Geschlecht. Frankfurt/Main 2003, ISBN 359337255X
- Karin Mann: Jugendmode und Jugendkörper. Hohengehren 2002, ISBN 3896766481
- Kurt Starke, Fit for SexPower?. Frankfurt/Main 2001, ISBN 363136721X
Quellen
- ↑ Pfleider, Albrecht (et al.), Gynäkologie und Geburtshilfe. Stuttgart, 2001. ISBN 3131189037