Jesus von Nazaret

aramäischer Wanderprediger
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Jesus stirbt am Kreuz

Jesus von Nazareth oder Jesus Christus? Die kritische Theologie unterscheidet zwischen dem historischen Jesus von Nazareth und dem Christus des Glaubens. Die Namensform "Jesus Christus" ist an sich schon eine Zusammenstellung aus beidem in einem Nominalsatz und somit eigentlich ein Glaubensbekenntnis in Kurzform: "Jesus (ist der) Christus". Terminologisch könnte und sollte also genau unterschieden werden, ob man man gerade historisch oder "im Glauben" von Jesus redet.


Jesus Christus ist als "Sohn Gottes" und "Erlöser" die zentrale Person im und Stifter des Christentums. Mit der Reflexion und Diskussion christlicher Glaubensaussagen über Jesus Christus beschäftigt sich die Christologie. Jesus selbst war Jude. Das Judentum, in dessen Kontext er auftrat, versteht ihn nicht als göttlichen "Erlöser"; im Islam gilt er als ein Prophet.

Der Name Jesus ist die latinisierte Form des griechischen Ιησoυς vom hebräischen Jehoshua (Jahwe errettet). Der Titel Christus stammt vom griechischen Χριστoς (Christos), was der Gesalbte bedeutet. Dieser Begriff ist eine Übersetzung des hebräischen moschiach (Messias - Gesalbter), dessen Erscheinen im Alten Testament prophezeit wurde. Dabei werden unter anderem sein Geburtsort, die Umstände seines Todes und weitere Details genannt.

Der Name wird, besonders im traditionellen kirchlichen Gebrauch, oft lateinisch dekliniert, also Nominativ Jesus Christus, Genitiv Jesu Christi, Dativ Jesu Christo, Akkusativ Jesum Christum - die Endungen sind teilweise unterschiedlich, weil Jesus und Christus im Lateinischen unterschiedlichen Deklinationen angehören.

Historische Informationen über Jesus von Nazareth stammen hauptsächlich aus dem Neuen Testament der Bibel, insbesondere aus den Evangelien.

Historische Bezüge im Neuen Testament deuten auf eine Geburt zwischen 4-8 v. Chr. und die Kreuzigung um 30-33 n. Chr. hin. Die (historisch fragwürdigen, theologisch aber sehr interessanten) Berichte des Lukas- und Matthäusevangeliums über Jesu Geburt und frühe Kindheit legen eine Geburt in Bethlehem nahe. Demgegenüber ist es historisch wahrscheinlicher, dass Jesus in Nazareth geboren wurde. Er lernte Zimmermann, den Beruf seines Vaters Joseph (zur theologischen Aussage der Gottessohnschaft s. d.), übte ihn aber möglicher Weise nur kurz aus. Jesus hatte Geschwister, vier Brüder werden im Markusevangelium namentlich genannt. Die Muttersprache eines galiläischen Juden der Zeit war Aramäisch. Ob Jesus auch Griechisch sprach, ist unklar.

Von der Zeit ab seinem 30. Lebensjahr bis zu seinem Tod (mit ca. 33 Jahren) liegen die Berichte der Evangelien vor. Alle diese Texte sehen Jesus bereits durch die Brille der nachösterlichen Auferstehungserlebnisse, enthalten aber ohne Zweifel historisch zuverlässige Erinnerungen. Die Berichte setzten übereinstimmend den Beginn seines öffentlichen Auftretens in Bezug zu seiner Taufe im Jordan durch Johannes den Täufer. Jedoch wendet er sich vom Täufer ab, der zurückgezogen lebte und beginnt durch die Dörfer Galiläas zu ziehen. Dabei schart er eine Gruppe von Anhängerinnen und Anhängern um sich. Zentraler Kern seines Wirkens ist offenbar die eschatologische Rede vom Anbruch des "Reiches Gottes". Im Gegensatz zu anderen Wanderpredigern seiner Zeit war Jesus soweit bekannt der einzige, der behauptete, dass dieses "Reich Gottes" schon punktuell angebrochen ist. (Vgl. Lk. 11,20 ) Diese Aussagen verbunden mit einer deutlichen Kritik des vorfindlichen Tempelbetriebes rückten ihn vom der sadduzäischen Tradition ab. Der Vorwurf an ihn und seine Gefolgschaft, dass sie "Fresser und Weinsäufer" waren (Mt 11, 19), macht deutlich, wie unorthodox auch seine Auslegung der Tora war. Insbesondere der Prozess gegen Jesus, sein Tod am Kreuz und seine anschließende Auferstehung nehmen dann eine zentrale Stellung in den Evangelien ein. Aus der Art der Hinrichtung Jesu (Kreuzigung) ist zu ersehen, dass es sich offenbar um eine politische Verurteilung handelte. Religionsvergehen (Gotteslästerung) wurden durch die jüdische Gerichtsbarkeit verfolgt und mit Steinigung geahndet. Jesus von Nazareth wurde jedoch zur römischen Strafe durch Tod am Kreuz verurteilt. Das war die typische Strafe für politische Rebellen und Aufwiegler.

Erwähnung in außerbiblischen Schriften findet Jesus nur sehr knapp direkt oder indirekt bei dem jüdischen Geschichtsschreiber Flavius Josephus (Ant 18,63f), und den römischen Schreibern Tacitus (Ann 15,44,3) und Sueton (Claud 25,4).

Innerhalb der christlichen Kirchen gibt es ein breites Spektrum an Ansichten zur Person Jesu Christi. Sie reichen von der Ansicht, dass die Evangelien einen historisch exakten Bericht über das Leben Jesu darstellen, bis zu der Interpretation eines Jesus, der ein jüdischer Wanderprediger und (fast) wie jeder andere Mensch war.


Besonderen Stellenwert nimmt im Christentum die Dreifaltigkeit ein. Diese Lehre besagt, dass Gott der Schöpfer, Jesus Christus und der Heilige Geist eine Gottheit sind. Die klassische Vorstellung von der Trinität ist im Neuen Testament selbst noch nicht vorhanden, wenn auch triadische Formeln Verwendung finden. Die Ausarbeitung der Erklärungsmodelle für die Dreifaltigkeit (Trinität, Dreieinigkeit) ist im Laufe der Dogmengeschichte der frühen Kirche über längere Zeit hin erfolgt. Im allgemeinen wird die Entwicklung mit der Festschreibung der Formulierungen der Synode von Nicäa (bei Konstantinopel) aus dem Jahr 341 als abgeschlossen angesehen.

Außerchristliche Religionen oder Atheisten lehnen die christliche Auffassung ab. Sie bezweifeln die Korrektheit der biblischen Aufzeichnungen, die Existenz des historischen Jesus von Nazareth oder seine Rolle als Erlöser. Teilweise lehnen sie die Idee eines Gottessohnes oder eines Gottes prinzipiell ab. Manche akzeptieren Jesus als moralischen Lehrer.

Jesus im Alten Testament

(eine Auswahl von Stellen, die das Neue Testament auf Jesus bezieht.

  • 1. Mo 49,10: Aus dem Stamm Juda (NT: Lk 3,33)
  • Mi 5,1: Geburtsort (NT: Mt 2,1)
  • Jes 7,14: Von einer Jungfrau geboren (NT: Mt 1,18)
  • Ps 41,10: Von einem Freund verraten (NT: Mk 14, 10)
  • Ps 22,19: Soldaten werfen das Los um seine Kleider (NT: Mk 15, 24)

Jesus im Koran

Auch in der heiligen Schrift des Islam, im Koran, werden Passagen aus Jesu Leben erzählt. In sechs mekkanischen und neun medinischen Suren wird er unter dem Namen Isa erwähnt, in weiteren wird auf ihn Bezug genommen. Seine Rolle ist allerdings nicht die des Messias/Christus, sondern die eines Propheten. Siehe auch Barnabasevangelium.

Bücher

Klappentext: "Wer war Jesus wirklich und worin unterscheidet sich die historische Figur von dem Bild, das die Christen von ihm zeichnen? Wie sind die offensichtlichen Widersprüche zu erklären? Auf diese zentralen Fragen gibt Rudolf Augstein fundierte Antworten."
Darstellung Jesu aus christentumskritischer Sicht
Aus evangelikaler christlicher Sicht mit Schwerpunkt auf dem historischen Jesus. Viele biblische und ausserbiblische Quellenangaben.