Flecktarn ist das nach dem Bundeswehr Truppenversuch 76 für die Bundeswehr gewählte Camouflage-Muster.
Im Flecktarn werden kleine, zumeist rundliche Flecke in vier Farben dicht auf einem andersfarbigen Hintergrund angeordnet. In der Hauptausführung sind dies Schwarz, Dunkelgrün, Rostrot und Graugrün auf einem hellgrünen Hintergrund.

Vorläufer
Das heutige Muster zeigt Ähnlichkeiten zum M44-Erbsentarnmuster der SS.
Entwicklung
In der zweiten Jahreshälfte 1976 führte die Bundeswehr eine Reihe von Truppenversuchen durch, mit denen die Wirksamkeit verschiedener, teilweise in Zusammenarbeit mit der französischen Armee entwickelter, neuer Tarnmuster getestet werden sollte. Im Versuch befanden sich insgesamt fünf verschiedene Muster: das an Blätter erinnernde "Sägezahnmuster", das "Punkttarnmuster" und Flecktarn A (klein) sowie Flecktarn B (groß). Das ungewöhnlichste der fünf Muster war Flecktarn C, oder Schattentarn, bei dem es sich um die Umrisse von Flecktarn A in verschiedenen Grau- und Grüntönen handelte.
Das als Ergebnis des Tr.Vsu 1976 entwickelte Tarnmuster (Flecktarn B) wurde nicht direkt in Truppenverwendung gegeben, sondern tauchte erst in den Jahren 1987-1990 als Teil der Versuchsreihe "Kampfanzug 90" wieder auf. Ebenso wurde in den Jahren 1986-87 kurzzeitig ein Flecktarnmuster erprobt, welches etwas kleinere enger geclusterte, dafür aber insgesamt farblich hellere Flecken aufwies. Dieses Muster ist in einigen Fotos zu sehen und auch 'am Mann' in der Uniformsammlung des Panzermuseums Munster / Oertze zu besichtigen (hier allerdings nur am Tragesatz, pers. Ausr.)
Die weiter andauernde Verwendung einfarbiger Uniformen durch die Bundeswehr hatte wohl primär mit einer Orientierung an anderen NATO-Partnern zu tun, die ebenfalls olivgrüne Uniformen trugen (alle außer Großbritannien und Belgien, sowie in eingeschränkter Form die USA ab Anfang der 70er Jahre), kann aber auch finanzielle Beweggründe gehabt haben.
Wirkung
Durch die Anordnung der Flecken soll ein optisches Verschwimmen der Umrisse des Körpers bewirkt werden, wodurch es dem Feind erschwert wird, das Gesehene als camouflagierte Person zu identifizieren. Das Muster ist recht wirkungsvoll in bewaldetem Gelände mitteleuropäischen Typs (Mischwald) und war nicht als sogenanntes Multigeländemuster('all-terrain') konzipiert, wie dies beispielsweise beim britischen DPM sowie bei dem von der U.S.-Armee neu eingeführten ACU-Muster (Army Combat Uniform) der Fall ist. Flecktarn entstand vor dem Hintergrund der angenommenen Bedrohung durch den Warschauer Pakt, also zu einer Zeit, als der Heimatschutz der Bundesrepublik noch im Vordergrund stand, weshalb man die typischen mitteleuropäische Bewaldungsfarbe nachahmte. Mit dem erweiterten Aufgabenspektrum der Bundeswehr entwickelte man eine Variante für Wüstengebiete im Dreifarbdruck (gemeinhin "Wüstenflecktarn") in der Farbkombination hellbeige, beigebraun und flaschengrün.
Bei der Bundeswehr sind die Felduniform und die persönliche Ausrüstung mit dem Fünffarbtarndruck versehen. Feldbekleidung sowie Helmbezüge gibt es auch im Dreifarbdruck für die Tarnung in Wüstengebieten.
Häufig verwendet, aber falsch ist die Bezeichnung "Tarnfleck".
Flecktarn und Flecktarnvarianten im Ausland
Das Flecktarnmuster wurde in unveränderter Form auch von der belgischen Luftwaffe (Force Aérienne Belge) bei Objektschutz- und Flugabwehreinheiten von 1988 bis in das Jahr 2000 verwendet. Mittlerweile wird es dort durch das allgemein gebräuchliche Tarnmuster des Heeres ersetzt (sogenanntes Puzzletarn aufgrund der Ähnlichkeit der Flecken mit Puzzleteilen). Bemerkenswert ist hier, dass das in Deutschland entwickelte Muster bei der belgischen Luftwaffe knapp drei Jahre vor Einführung in die Bundeswehr schon in allgemeine Verwendung gegeben wurde. Die Force Aérienne Belge verwendete auch einen modularen Tragesatz sowie einen zweiteiligen Rucksack im Flecktarnmuster zur Vervollständigung der Uniform aus Feldhose, -bluse und -parka.
Dänemark verwendet ein auf dem Flecktarnmuster basierendes Tarnmuster für Bekleidung und persönliche Ausrüstung, bei dem die Farben der vorherrschenden Vegetation in skandinavischen Wäldern angepasst wurden. Das dänische Muster besteht lediglich aus drei Farben und zwar hellgrün, bronzegrün und schwarz. Ebenfalls verwenden die dänischen Streitkräfte ein auf dem deutschen Dreifarbtarndruck basierendes Tarnmuster für Tropenbekleidung zur Verwendung in Wüstengebieten.
Die chinesische Volksbefreiungsarmee verwendet ein direkt vom deutschen Flecktarnmuster kopiertes Tarnmuster für die Uniformen der in Tibet operierenden Gebirgstruppen. Diese Variante entspricht in Form und Aufteilung der Flecken dem deutschen Muster, besteht jedoch aus folgenden Farben: beige, hellgrün, mittelbraun, dunkelbraun und schwarz.
Ebenfalls von der chinesischen Armee verwendet wird ein Flecktarnmuster mit der Farbkombination mittelgrün, grünlich-beige, beige, mittelbraun und schwarz. Dieses Muster wird nur für ärmellose Sporthemden verwendet.
Das Heer der japanischen Selbstverteidigungskräfte verwenden ein dem deutschen Flecktarn ähnliches Muster in Farben, die denen des chinesischen Sporthemdes ähneln. Dieses "Jie-tai" genannte Muster ist dreifarbig hellgrün, braun und schwarz.
Eine gewisse Verwandtschaft zum Flecktarn weist das digitale Tarnmuster des US Marine Corps MARPAT auf, welches ähnliche Farben verwendet, die allerdings in digital gepixelter Form verwendet werden. Ähnliche Muster finden sich, als eigenständige Entwicklung, in Kanada (CADPAT), und Jordanien, wo eine urbane Variante verwendet wird, die von einem kommerziellen Hersteller in den USA entwickelt wurde.
CADPAT war das erste dieser modernen Digitaltarnmuster und MARPAT basiert auf diesem. Da CADPAT vom kanadischen Verteidigungsministerium (DND) urheberrechtlich geschützt ist, hat es anfangs Konflikte zwischen den kanadischen Entwicklern und den "Kopisten" des USMC gegeben, wobei letztere behaupten, das Muster völlig eigenständig entwickelt zu haben. CADPAT (Temperate Woodland) verwendet im Gegensatz zu MARPAT Farben, die denen der dänischen Flecktarnvariante ähneln und speziell auf die Fauna der kanadischen Wälder abgestimmt sind. Eine Wüstenvariante existiert ebenfalls und ist unter dem Namen CADPAT (Arid Regions) ebenfalls urheberrechtlich geschützt.
Von polnischen Polizeisonderkräften wird teils ein dem Flecktarn ähnliches, in Grautönen gehaltenes Muster verwendet. Das Muster wiederholt sich allerdings in verhältnismäßig geringen Abständen regelmäßig im Druck.
Von einer Quelle in Australien wird berichtet, dass die Staatssicherheitsorgane Weissrusslands (Комитет государственной безопасности Республики Беларусь) ebenfalls eine Kopie des deutschen Flecktarnmusters verwenden.
Kritik, Ausblick in die Zukunft
Seit seiner Einführung fand das Flecktarnmuster in Militärkreisen große Zustimmung, so war es bis zum Jahrtausendwechsel unangefochtener Vergleichssieger der Nato-Partner in Punkto Tarnwirkung im bewaldeten Gelände.
Mittlerweile steht das in die Jahre gekommene "Europamuster" jedoch in der Kritik. Experten für Wehrtechnik kritisieren das Flecktarnmuster oftmals als "Unangemessen für die Schlachtfelder der Zukunft" und "lebensbedrohlich, wenn am falschen Ort eingesetzt". Sie bemängelten die Universalität der Flecktarnmuster im wechselnden Gelände und -speziell für Bekleidung- die noch unterentwickelte Infrarot-Tarnung. Diese sollte zwar durch die ins Gewebe eingelassenen Remissions-Fäden gewährleistet werden, hat sich aber zur Unterdrückung der Wärmesignatur im Gelände angeblich nicht bewährt, sondern die Atmungsaktivität des Gewebes nur reduziert. In Zeiten immer besser werdender elektronischer Gefechtsfeldaufklärung sei aber die "Signaturunterdrückung" von immenser Bedeutung.
Gefordert wurde statt dessen eine völlig neue Serie eigenständig entwickelter Tarnmuster, die auf interdisziplinärer Forschung beruhen und für jede Geländeform und Beleuchtung geeignet sein soll. Derzeit entsprechen US-kanadische Digitaltarnmuster am ehesten diesen Anforderungen, die auch für die Entwicklung eines neuen Universal-Flecktarnmusters Pate stehen, das im Rahmen des Projektes "Infanterist der Zukunft" entwickelt wird. Dabei wird angeblich auch ein Schneetarnmuster entwickelt, das das bislang verwendete "Wintertarn" (lediglich eine mit gleichmäßig grau/grünen Farbsprenkeln versehene weiße Oberfläche) ablösen soll.
Die Zukunft der Tarnmuster wird im Nano-Technologie einbinden. Ziel ist die Entwicklung wandelbarer, langlebiger Tarnung, die dem Geländehintergrund und der Lichtsituation angepasst werden kann und Wärmeabstrahlung fast völlig unterdrückt. Industrie und Forschung halten eine Marktreife derartiger Projekte in Deutschland innerhalb der nächsten zehn Jahre für möglich.
Weblinks
- Vergleich des dänischen M/84 und des deutschen Flecktarn
- Sämtliche im Text erwähnten ausländischen Flecktarnmuster sowie andere Tarnmuster der ganzen Welt in Farbfotografien mit erklärenden Texten
- Verschiedene Entwicklungsvarianten des Flecktarn-Musters und Informationen zu Bundeswehr Truppenversuchen mit ausführlicher Bilddokumentation der erprobten Muster
- Detaillierte Seite eines australischen Sammlers mit allen weltweit verwendeten Tarnmustern und Hintergrundinformationen. Hier auch Bilder des Bw-Leibermusters und hochaufloesende Aufnahmen der im Artikel genannten Tr.Vsu. Tarnmuster aus der Sammlung Feldkamp