Friedrichstadt

Stadt in Schleswig-Holstein
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Stadt an der Treene im Kreis Nordfriesland in Schleswig-Holstein. Die Stadt gehört zum Amt Friedrichstadt.

Geschichte

 
Marktplatz

Friedrichstadt wurde 1621 unter Herzog Friedrich III. von Schleswig-Gottorf als Exulantensiedlung von niederländischen Remonstranten gegründet, die in ihrem Heimatland wegen ihres Glaubens verfolgt wurden. Neben wirtschaftlichen Privilegien, die helfen sollten, die Stadt zu einem bedeutsamen Handelszentrum zu machen, wurde Religionsfreiheit gewährt. Verfassung und Verwaltung der Stadt wurden nach niederländischem Vorbild organisiert, bis in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden die Ratsprotokolle auf Niederländisch verfasst.

Mitglieder verschiedener Religionsgemeinschaften siedelten sich in Friedrichstadt an: Remonstranten, Lutheraner, Mennoniten, Quäker, Katholiken und dänische Lutheraner bilden noch heute Gemeinden. Das jüdische Leben in der Stadt jedoch wurde in der Zeit des Nationalsozialismus ausgelöscht.

 
Große Brücke im Jahr 1895

Die durch den aufkommenden Nationalismus ausgelösten Konflikte in der Mitte des 19. Jahrhunderts sollten in der Stadt der religiösen Toleranz zu einer Tragödie führen. Bis zum Herbst 1850 hatte der Bürgerkrieg um das Herzogtum Schleswig den Südwesten des Landes verschont. Nach der Schlacht von Idstedt am 25. Juli 1850 war der Krieg praktisch entschieden, und die verbliebenen schleswig-holsteinischen Truppenverbände zogen sich nach Holstein zurück. Vom 29. September bis zum 4. Oktober 1850 versuchten sie jedoch in einer letzten Kraftanstrengung, die mit dänischen Truppen belegte Stadt zurückzuerobern, was jedoch misslang. Durch die Bombardierung der Stadt wurden viele Gebäude zerstört, darunter das Rathaus und die Remonstrantenkirche. Zahlreiche Friedrichstädter kamen ums Leben, wurden verletzt oder verloren zeitweise ihre Heimat.

 
Pferdemarkt im Jahr 1895

Im zweiten Krieg um Schleswig 1864 wurde Friedrichstadt kampflos besetzt. Das gesamte Herzogtum kam unter preußische Verwaltung und wurde 1867 Teil der einheitlichen Provinz Schleswig-Holstein. Nach der Kommunalreform 1869 kam Friedrichstadt, das wie alle Städte des Landes bis dahin außerhalb der Ämter und Landschaften gestanden hatte, zum neu geschaffenen Kreis Schleswig, dessen westlichste Spitze es bildete.

Seit 1970 gehört Friedrichstadt zum Kreis Nordfriesland.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Gracht
 
Häuserzeile am Markt

Der ältere, von der holländischen Renaissance geprägte Teil der Stadt wird von einer Gracht namens Mittelburggraben durchzogen. Eine weitere Gracht, die Norderburggracht, wurde bereits 1705 zugeschüttet. Die Wasserarme der Stadt bieten Lebensraum für unzählige Enten, deren Fütterung wegen der Überpopulation mittlerweile verboten wurde.

Durch ihr einmaliges holländisches Flair ist sie beliebter Anlaufpunkt für Touristen und Tagesausflügler.

Bei Regen besonders beliebt ist die Minieisenbahnanlage auf 100 m² namens „Modellbahn-Zauber“.

Kirchen

Es gibt in Friedrichstadt fünf Glaubensgemeinschaften. Die Remonstrantenkirche (1852-1854) beherbergt die einzige Remonstranten-Kirchengemeinde in Deutschland. Ferner existieren die evangelisch-lutherische Kirche St. Christopherus (1649) am Mittelburgwall und die katholische St. Knuth-Kirche (1854) am Fürstenburgwall. In der Alten Münze findet sich der Betsaal der Glaubgensgemeinschaft der Mennoniten. Diesen nutzt auch die Gemeinde der dänischen Lutheraner. Die ehemalige Synagoge beherbergt heutzutage keine jüdische Gemeinde mehr.

Politik

Von den 17 Sitzen in der Stadtvertretung hat die CDU seit der Kommunalwahl 2003 sieben Sitze inne, die SPD sechs, die Wählergemeinschaft FBV drei und der SSW einen.

Wirtschaft und Verkehr

Der Tourismus stellt den weit überwiegenden Hauptwirtschaftszweig der Stadt dar.

Die Stadt wird durch die Häfen an Eider und Treene, die Eisenbahnlinie HamburgWesterland, sowie die Bundesstraßen B 5 und B 202 erschlossen. Die Eisenbahnverbindung nach Schleswig durch die Schleswiger Kreisbahn wurde bereits 1934 stillgelegt.

Sprachliche Relikte

Aus der niederländischen Sprache sind im Friedrichstädter Sprachgebrauch noch einige Begriff erhalten geblieben. Fudjes nennt man das vor allem zu Silvester gegessene Schmalzgebäck. Als Frikandellen (ndl. frikandel) werden Frikadellen (Buletten) bezeichnet.

Literatur

  • Jürgen Lafrenz: Friedrichstadt. In: Deutscher Städteatlas. Band II, 3 Teilband. Dortmund-Altenbeken 1979, ISBN 3-89115-314-7
  • Marie Elisabeth Rehn: Juden in Friedrichstadt. Die Vorstandsprotokolle einer israelitischen Gemeinde im Herzogtum Schleswig 1802–1860. Hartung-Gorre, Konstanz 2001, ISBN 3-89649-646-8 (Quellenedition des Protokollbuchs auch online: Volltext)
  • Christiane Thomsen: Friedrichstadt. Ein historischer Stadtbegleiter. Boyens, Heide 2001, ISBN 3-8042-1010-4
Commons: Friedrichstadt – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Friedrichstadt – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen