Martin Löwenberg

deutscher Antifaschist und Gewerkschafter (1925-2018)
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Martin Löwenberg (* 12. Mai 1925 in Breslau/Schlesien) ist ein deutscher Antifaschist.

Martin Löwenberg auf einer antifaschistischen Kundgebung in München

Löwenberg war KZ Häftling und Zwangsarbeiter, Gründungsmitglied der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN-BdA) und des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB).

Leben

1939 zwangen ihn die NS-Rassengesetze seine landwirtschaftliche Lehre abzubrechen. 1942 schloss er seine neu begonnene Sattlerlehre mit der Gesellenprüfung ab. 1944 wurde er verhaftet und ins KZ Flossenbürg in Bayern und später Villerupt nahe Belgien deportiert.

Er wurde Gründungsmitglied der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) und des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB).

Aus politischen Gründen wurde er in der jungen Bundesrepublik verfolgt und verhaftet - wegen seines sozialistischen und antifaschistischen Engagements in einer Organisation, die vom Staatsschutz im Kalten Krieg als "Tarnorganisation" der verbotenen KPD eingestuft worden war. Zweimal stand er vor Gericht, zweimal wurde er zu jeweils 10 Monaten Haft verurteilt - allein wegen seiner gewaltlosen, linksoppositionellen Betätigung und Gesinnung.

Im November 2002 wurde der 79-jährige Löwenberg wegen Aufrufs zum Widerstand gegen einen Aufmarsch der Neonazis vom Amtsgericht München verurteilt. Das Urteil wurde durch das Bayerische Oberste Landesgericht bestätigt. Tausende Münchner hatten am 30. November 2002 versucht, einen Aufzug der Neonazis zu blockieren. Christian Ude, Oberbürgermeister von München, erklärte damals „sich in den Weg zu stellen, ist eine gute Sache“.

Löwenberg, dessen Verwandte zum Großteil im KZ ermordet wurden, rief am Odeonsplatz „es ist legitim, ja legal, sich den Totengräbern der Demokratie entgegenzustellen“. In der Urteilsbegründung wurde er als Kfz-Häftling bezeichnet; das Wort KZ war scheinbar nicht bekannt; Hitlers Propagandaminister wurde Göppel genannt. Löwenberg wurde damals zu 15 Tagessätzen a 20 Euro verurteilt. Die „Süddeutsche Zeitung“ titelte: „Ex-KZ-Häftling wegen Nazi-Protest verurteilt“. Das Urteil löste einen Proteststurm aus.

Er ist seit 55 Jahren Mitglied der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV), außerdem im Seniorenausschuss von ver.di, Betriebsratsvorsitzender sowie Fachgruppenvorsitzender des Groß- und Einzelhandels und in der Großen Tarifkommission.


Am 12. Dezember 2004 wurde ihm in Berlin gemeinsam mit Esther Bejarano, Percy McLean und Peter Gingold von der Internationalen Liga für Menschenrechte die Carl-von-Ossietzky-Medaille verliehen.

Zitate

  • „Es ist legitim, ja legal, sich den Totengräbern der Demokratie entgegenzustellen!“
  • „Wer sich nicht zur direkten Gegenwehr auf die Straße begibt, der leistet bewusst oder unbewusst der braunen Gewalt Vorschub.“

Ehrungen

  • „München leutet“ (2000)
  • Carl-von-Ossietzky-Medaille (2004)
  • Hans-Boeckler-Medaille des DGB (2005)