Ursprünglich nur ein militärischer Titel wurde der Shogun zum Militärherrscher Japans aus der Kriegerkaste der Samurai, der anstelle des Kaisers (Tenno) die eigentliche Macht innehatte.
Es wird zwischen verschiedenen dynastischen Perioden, den einzelnen Shogunaten unterschieden.
Kamakura-Shogunat (1192-1333)
Etwa um 1150 war die Macht in Japan faktisch in Hand der Klosterkaiser, offiziell abgedankten Regenten, die den amtierenden Tennos aber nur repräsentative Aufgaben überliessen. Dies hatte Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Familien des Hochadels zufolge. Der Klosterkaiser griff auf die Unterstützung einiger Samurai-Familien zurück, erwies sich nach dem Sieg aber als weniger dankbar, als es sich diese Familien gewünscht hatten. Dies führte zum Gempei-Krieg (1180-1185), nach dessen Ende die Samurai der Region Kamakura faktisch die Macht in Japan übernommen hatten. Im Jahre 1192 wurde Yoritomo vom Tenno zum seii tai shogun ernannt, womit das Kamakura-Shogunat begründet war. Der Titel des Shogun (in etwa: Großer General und Besieger der Barbaren) wurde an die Nachfolger vererbt. Die Stadt Kamakura wurde Residenzstadt des Shogunats
In den Jahren 1274 und 1281 wehrten die Shogune zwei Invasionsversuche der Mongolen unter Kublai Khan ab, der Legende nach mit Hilfe eines von den Göttern gesandten Windes, dem Kamikaze. Die Shogune verwehrten aber vielen Samurai, die an den Kämpfen teilgenommen hatten, eine Belohnung. Im darauf folgenden Unmut wandten sich viele Samurai wieder mehr dem Kaiser zu. Dies machte sich schliesslich der Tenno Go-Daigo zunutze, um das Shogunat 1333 zu stürzen und eine Restauration der kaiserlichen Macht zu beginnen, die aber nur wenige Jahre Bestand hatte.
Muromachi- oder Ashikaga-Shogunat (1333-1573)
Das Amt des Shoguns ging auf Samurai der Familie Ashikaga über, die fortan im Kyotoer Stadtbezirk Muromachi residierten. Der Restaurationsversuch des Tenno Go-Daigo scheiterte 1336, und fortan waren die Kaiser nur noch Marionetten des Shogun.
Diese Zeit ist durch Machteinbussen der Zentralregierung charakterisiert, in deren Verlauf die ländlichen Samurai immer stärker wurden. Die Schwäche der Shogune führte 1467 zum Onin-Krieg, der 11 Jahre dauerte. Nach diesem Krieg waren sowohl das Shogunat als auch der Tenno politisch bedeutungslos geworden. Die auf den Krieg folgenden hundert Jahre tragen den Namen "Epoche der kriegführenden Provinzen".
Nachdem Portugiesische Missionare 1543 Gewehre nach Japan gebracht hatten, nutzte Fürst Oda Nobunaga diese neue Technik, um eine Reichseinigung zumindest Zentraljapans zu erzwingen. Nach der Befriedung seiner eigenen Provinz Owari erhob Nobunaga auch Ansprüche auf Nachbarprovinzen und marschierte 1568 in der Hauptstadt Kyoto ein. Zunächst unterstützte er den Ashikaga-Shogun, enthob ihn aber nach Illoyalitäten 1573 aller Ämter, womit das Shogunat erlosch.
Nobunaga einte 30 der damals 68 Provinzen, starb aber im Jahr 1582 durch Verrat, ohne ein neues Shogunat zu begründen.
Tokugawa-Shogunat (1603-1867)
Toyotomi Hideyoshi setzte sich gegen Tokugawa Ieyasu im Kampf um Nobunagas Nachfolge durch und reformierte das Reich zu Gunsten der Samurai. Nach Hideyoshis Tod setzte sich Tokugawa Ieyasu als dessen Nachfolger durch und wurde 1603 vom Tenno zum seii tai shogun ernannt. Er und seine Nachfolger vollendeten die Reichseinigung und bauten im vorher unbedeutenden Dorf Edo ein Verwaltungszentrum auf, das zur faktischen Hauptstadt des Shogunats wurde und dem Tokugawa-Shogunat auch den Namen Edo-Zeit verlieh.
Das Ende der Edo-Zeit wird durch die Ankunft eines amerikanischen Flottengeschwaders unter Kommodore Perry eingeläutet. Deren militärische Übermacht erzwingt eine Öffnung des Reiches für den Handel. Die scheinbare Nachgiebigkeit des Shogun rief Samurai auf den Plan, die sich für eine gewaltsame Vertreibung der Fremden einsetzten, wohingegen andere eine Reform des Herrscherhauses und der Gesellschaft befürworteten.
Die Reformkräfte setzten sich durch und der letzte Shogun, Tokugawa Yoshinobu, wurde 1868 gestürzt. Der Tenno Mutsuhito wurde als 16-jähriger in die alten Herrschaftsrechte eingesetzt. Die Devise seiner Regierungszeit lautete "meiji" (erleuchtete Regierung), weshalb die Zeit nach dem letzten Shogunat auch als Meiji-Restauration bekannt ist.
Literatur
- Wolfgang Schwentker: Die Samurai. München: CH Beck. ISBN 340647988X
Siehe auch: Geschichte Japans