Wildbiene

Bezeichnung für Bienenarten der Überfamilie Apoidea
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Als Wildbienen bezeichnet man sämtliche Bienenarten der Überfamilie Apoidea mit Ausnahme der Honigbienen und nicht etwa wildlebende Urformen oder verwilderte Stämme der Honigbiene. Der Begriff hat in der Biologie keinerlei systematische Relevanz, er trägt lediglich der Tatsache Rechnung, dass bei der umgangssprachlichen Bezeichnung Biene fast ausschließlich die bekannteste Bienenart, die Westliche Honigbiene gemeint ist. Um in Publikationen für die breite Öffentlichkeit, etwa Tipps zum Naturschutz, zu verdeutlichen, dass die gesamte Gruppe der Bienen gemeint ist und beispielsweise die Anlage von Nisthilfen nichts mit Bienenzucht im Sinne von Imkerei zu tun hat, wird deshalb meist der Terminus Wildbiene verwendet.

Mauerbiene (Osmia). Sehr gut sind die drei Punktaugen (Ocelli) zu erkennen.

In der Zoologie war auch schon der Name Blumenwespen als Bezeichnung für diese Gruppe der Bienen geläufig. Damit drückte man die Ähnlichkeit mancher Bienengruppen, z.B. Maskenbienen oder Blutbienen mit den verwandten Grabwespen aus. Für größere, pelzigere Arten, etwa Pelzbienen oder Hummeln, ist diese Bezeichnung aber gar nicht passend. Inzwischen wird diese Benennung auch kaum noch verwendet.

Lebensräume der Wildbienen

Es gibt etwa 30.000 unterschiedliche Wildbienenarten auf der Erde, in Deutschland laut der Themen-Website wildbienen.de 555 Arten. Sie unterscheiden sich optisch oft nur in winzigen Merkmalen voneinander, sei es die Färbung oder Musterung der Insektenkörper. Die verschiedenen Arten zeigen Längen zwischen zwei Millimetern und drei Zentimetern. Gravierend verschieden sind hingegen die bevorzugten Nahrungspflanzen und Nistplatzanforderungen. Viele solitär lebende Wildbienen sind auf eine einzige Pflanzenart symbiotisch angewiesen. Wenn sie diese nicht mehr bestäuben, geht manchmal auch die Pflanze an diesem Standort verloren, sagt Dr. Gerhard Laukötter von der Natur- und Umweltschutzakademie NRW im WDR5.

Fürchten vor Gestochenwerden muss sich bei ihnen eigentlich niemand. Sie sind weitestgehend friedlich.

Unterstützung der Ansiedlung dieser Nützlinge im Garten

Die Bestäubungsleistung der Wildbienen und Hummeln ebenso wie die Schadinsektenvertilgung durch Grab- und Solitärwespen (nicht zu verwechseln mit den staatenbildenden Pflaumenkuchenwespen) macht diese Insekten zu erwünschten Nützlingen. Um ihre längerfristige Ansiedlung im eigenen Garten oder Umfeld zu gewährleisten, kann man ihnen Wohnstätten und Nistgelegenheiten einrichten. Durch die in Deutschland ausgeprägte Neigung zu steriler Aufgeräumtheit, d.h. Beseitigung von Totholz, Trockenhalmen, Reisighaufen und Lesesteinhaufen selbst in den optisch nicht störenden toten Winkeln sind die natürlichen Lebensräume oft mitbeseitigt. Indem der Gärtner Trockenmauern für erdbewohnende Arten baut und z.B. aufgehängte Baumscheiben für die Totholzbewohner kann er bzw. sie viele neue, nützliche Insekten anlocken. Warum nicht mehr Großeltern und Biologielehrer solche interessanten Bauprojekte für die Anregung der Naturforscherneugier mit Grundschulkindern nutzen, lässt sich wohl nur mit Zeitnot, vollgestopften Lehrplänen oder Desinteresse erklären.

Die Baumscheiben werden mit der Bohrmaschine mit vielen unterschiedlich dicken Löchern versehen und dann in einen sonnigen Winkel des Baumes aufgehängt. Die meisten Bienen brauchen viel Wärme. Unbedingt erforderlich ist eine kleine Regenschutz-Vorrichtung. Manche Wildbienen-Arten benutzen markhaltige Holzstückchen ([Holunder]]), holen das Mark raus und nutzen den Hohlraum als Kinderstube. Es gibt Arten, die benötigen unbedingt vergrautes Holz, an frisches Holz gehen sie nicht. Verlassene Röhren von Käferlarven, ehemals bewohnte Gallwespenblasen oder Schneckenhäuser sind ebenfalls manchmal neue Wohnstätten für einzelne Spezies.

Unterteilung nach Sozialität der Lebensweise

Doch kann man alle Bienenarten grob in drei Großgruppen einteilen.

Bienen mit kollektiver Lebensweise

Die bekannteste Gruppe, bestehend aus Hummeln und den domestizierten Honigbienen, sind die Bienen mit kollektiver Lebensweise. Diese Bienen betreiben im Gegensatz zu Solitärbienen Brutpflege, d.h., dass sie ihre Nachkommen direkt versorgen und füttern, wenn diese schlüpfen und dann mit ihnen in Wechselwirkung treten. Mehrere Weibchen nutzen eine gemeinsame Nestanlage und schließen sich zu größeren Bienenvölkern zusammen. In diesen neu gebildeten Staaten herrschen unter einer Königin eine strenge Hierarchie und die Einteilung der Bienen in Kasten.

Ein Honigbienenvolk besteht kontinuierlich über mehrere Jahre, ganz im Gegenteil zu den anderen sozialen Bienen, den Hummeln. Hier ist dieses Verhalten nur in einem bestimmtem Zeitraum, in der Vegetationszeit zu finden. Danach löst sich der Staat auf und alle Tiere sterben ab, bis auf die jungen, bereits begatteten Königinnen. Diese fliegen aus und suchen sich geschützte Verstecke zum Überwintern, um dann im nächsten Frühjahr wieder ein neues Volk zu gründen.

Solitär lebende Bienen

Die solitär lebenden Bienen, so genannte Einsiedlerbienen, sind jedoch die größte dieser drei Gruppen. Diese Bienen sind Einzelgänger und das Weibchen, das als Larve überwintert hat, kommt im Frühjahr des nächsten Jahres aus der alten Brutröhre heraus, um für Nachkommen zu sorgen. Da die Individuen dieser Arten nur wenige Wochen zu leben haben, beginnt das Weibchen nach der Paarung sofort mit dem Nestbau und mit der Sammlung von Nektar und Pollen. Die eingeholte Nahrung dient nur zu einem kleinen Teil der Deckung des eigenen Bedarfes. Vielmehr lagert die Biene die Nahrung in einer Brutzelle an, in die sie, wenn ausreichend Nektar und Pollen angesammelt sind, ein Ei ablegt. Daraufhin verschließt die Biene das Gelege mit einer Trennwand aus Lehm u.a., um im Folgenden weitere Brutröhren anzulegen. Dieses Verhalten wird als Brutfürsorge bezeichnet. Die später schlüpfende Larve kann sich dann von dem angesammelten Proviant ernähren und entwickelt sich weiter zur ausgewachsenen Biene.

Kuckucksbienen

Die dritte und letzte Gruppe sind die Kuckucksbienen. Ihren Namen haben sie deswegen, da sie anders als ihre Verwandten aus den vorherigen Gruppen, keine Nester bauen. Vielmehr haben sie sich darauf spezialisiert, fremde Nester für die Aufzucht ihrer eigenen Brut zu nutzen. Sie nutzen die Gelegenheit, wenn die Nestbauerin (meist eine Solitärbiene) gerade auf Pollensuche ist, aus und legen ihre Eier in die fremde Brutzelle, die schon teilweise mit Vorrat gefüllt ist. " Nehmen die Schmarotzerbienen in einer Wirtspopulation überhand, so bricht diese im nächsten Jahr bei ungünstigen Verhältnissen zusammen, da nun die Anzahl der Schmarotzer die der Wirte übersteigt. Folgerichtig verschwinden dann auch alle Schmarotzer. Einzelne überlebende oder eingewanderte Solitärbienen bauen nach und nach von neuem eine Wirtspopulation auf, und bald ist auch wieder die Schmarotzerart zu finden. Interessanterweise bevorzugen Kuckucksbienen oft die gleichen Pflanzen als Nahrungsquellen wie ihr Wirt."

Literatur

Kurzgefasste, preisgünstige Einführung (Wildbienen und Honigbienen).
  • Andreas Müller, Albert Krebs und Felix Amiet: Bienen: Mitteleuropäische Gattungen, Lebensweise, Beobachtung. Naturbuch-Verlag, München 1997, ISBN 3-89440-241-5.
Stellt alle Gattungen Mitteleuropas mit ausgewählten Arten in Wort und Bild vor.
  • Paul Westrich: Die Wildbienen Baden-Württembergs. 2 Bände. Ulmer, Stuttgart 1989, 1990. ISBN 3-8001-3307-5.
Ausführliche Informationen zu Biologie, Lebensräumen, Schutz; jede Bienenart Deutschlands (alte Bundesrepublik) wird in einem eigenen Abschnitt vorgestellt.