Ove Høegh-Guldberg

dänischer Staatsmann
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Ove Jørgensen Høegh-Guldberg (* 1. September 1731 als Ove Jørgensen Guldberg; † 8. Februar 1808 in Dollerup nahe Viborg) war ein dänischer Staatsmann, Theologe und Historiker.

Ove Høegh-Guldberg

Der Sohn eines jütischen Kleinhändlers wuchs in Horsens auf und erhielt eine theologische und historische Ausbildung; 1761 wurde er zum Professor ernannt. 1764 erhielt er eine Anstellung als Hauslehrer des Erbprinzen Friedrich, dem Halbbruder des dänischen Königs Christian VII.. Friedrich ernannte ihn 1771 zu seinem Kabinettssekretär.

Er war der starke Mann hinter der Verschwörung, die 1772 zum Sturz und zur Hinrichtung Johann Friedrich Struensees führte. Anschließend führte er das dänische Kabinett, wenngleich nicht formell dazu ernannt, und trug durch zahlreiche Präsidialerlasse zur Restauration der absolutistischen Monarchie bei. Dazu zählen die Wiedereinführung der Pressezensur, die Rückforderung verkaufter Domänen und die Erneuerung der unbegrenzten bäuerlichen Hofdienstpflicht (1773). Durch die Bestimmung, dass im Heer ausschließlich Dänisch als Amtssprache zulässig sei (1773), und ein 1776 erlassenes neues Staatsbürgerrecht (Indigenatsgesetz, Zugang zu öffentlichen Ämtern nur noch für Dänen) drängte er zudem insbesondere den deutschen Einfluss in Kopenhagen entscheidend zurück. Namentlich davon betroffen war der 1773 ernannte und 1780 demissionierende Staatsminister des Äußeren und Direktor der deutschen Kanzlei, Andreas Peter von Bernstorff. 1777 wurde Guldberg nobilitiert und nannte sich fortan Høegh-Guldberg.

Im April 1784, kurz nach seiner auch förmlichen Ernennung zum Staatsminister, wurde er von dem aufgeklärten Thronprätendenten Friedrich VI. nach dessen Coup d'État zur Abdankung gezwungen – sein Nachfolger wurde Heinrich Wilhelm von Huth – und zum Präfekten (dän. amtmand) degradiert; dieses Amt übte er noch bis 1802 aus. Anschließend zog er sich auf sein Herrengut Hald in Dollerup zurück, wo er 1808, 76-jährig, verstarb.

Die Wirkung der Regierungszeit dieses „konservativen Emporkömmlings“ wird heute in der dänischen Geschichtswissenschaft vor allem darin gesehen, dass das „Selbstbewusstsein des dänischen Bürgertums gestärkt [wurde] und das Bewusstsein einer eigenständigen dänischen Kultur wuchs“ (Bohn, S. 82). Unter Høegh-Guldberg verstärkten sich die „Wurzeln zu jener bis heute nachwirkenden Distanz“ gegenüber Deutschland (Svend Cedergren Bech, zit. bei Findeisen, S. 168).

Literatur

  • Robert Bohn: Dänische Geschichte. C.H. Beck München 2001 ISBN 3-406-44762-7
  • Jörg-Peter Findeisen: Dänemark. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Friedr. Pustet Regensburg 1999 ISBN 3-7917-1630-1