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Einar Holbøll (Foto um 1900)

Einar Holbøll (* 20. Dezember 1865 in Kopenhagen; † 23. Februar 1927 in Charlottenlund, Gentofte Kommune ) war ein dänischer Postmeister und Philanthrop. Auf Holbølls Initiative erschienen 1904 in Dänemark die weltweit ersten Weihnachtsbriefmarken für wohltätige Zwecke. In Dänemark ist Holbøll deshalb bis heute als „Vater der Weihnachtsbriefmarke“ (dän. julemærkets fader) bekannt.

Leben

Einar Holbøll war Sohn des Marineleutnants Johan Carlheger Holbøll (1828–1911) und der Johanne Mathilde, geb. Caspersen (1840–1912). 1880 ging er zur See und bereitete sich auf die Prüfung zum Steuermann vor, doch nach wenigen Jahren musste er seine maritime Karriere wegen eines Augenleidens, das ihn farbenblind gemacht hatte, aufgeben.[1] 1886 trat er in den Postdienst ein und war seit 1892 Schalterbeamter in Kopenhagen. 1905 wurde er Postmeister in Gentofte und 1909 in Charlottenlund. Holbøll war zweimal verheiratet.[2] 1927 starb er im Alter von 61 Jahren im Postamt von Charlottenlund an einer kardialen Embolie.[3] Am 1. März 1927 wurde er auf dem Friedhof von Ordrup in der Kommune Gentofte beigesetzt, wo sein Grab bis heute besteht.[4]

Erfindung der Weihnachtsbriefmarke

 
Die erste Weihnachtsbriefmarke der Welt (1904) mit dem Porträt der Louise von Hessen, Königin von Dänemark

Im Dezember 1903 ärgerte sich Holbøll über die viele Weihnachtspost, die den Postangestellten eine sehr stressreiche Weihnachtszeit bereitete. Allein in Kopenhagen wurden damals 2 Millionen Weihnachtsbriefe und -karten verschickt. Deshalb kam ihm zunächst der Gedanke, dass die Versender solcher – noch dazu oft recht inhaltsleerer – Grüße ein Strafporto oder eine Zusatzgebühr entrichten sollten. Doch entwickelte Holbøll dann seine Idee in Richtung einer Wohlfahrtsmarke weiter, deren Erlös kranken oder bedürftigen Kindern zugute kommen sollte.[5]

Mit seiner Entschlossenheit, für einen guten Zweck „Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen“,[6] wandte sich Holbøll gleich an mehrere höhere Stellen: An den Staatssekretär im Finanzministerium Peter Andreas Jerichau-Christensen (1859–1916), dem die dänische Post unterstellt war, an Rasmus Strøm (1842–1918), den Direktor der Dänischen Nationalbank, und an den damals bekannten wohltätigen Geschäftsmann Moses Melchior (1825–1912). Holbøll konnte alle für seine Idee gewinnen, und im November 1904 trat das Weihnachtsbriefmarken-Komitee zusammen. Neben den schon Genannten und Holbøll gehörten diesem u. a. die Kopenhagener Bürgermeister Jensen und Jacobi, der Besitzer der Ladenkette Magasin du Nord, Emil Vett, sowie die Medizinprofessoren Christian Gram und Leopold Meyer an. Es wurde beschlossen, die Weihnachtsbriefmarken für 2 Øre pro Stück in den Postämtern zu verkaufen.[5] Das normale Briefporto innerhalb Dänemarks betrug damals 3 Øre.[7]

König Christian IX. von Dänemark erlaubte, dass auf der ersten Weihnachtsbriefmarke ein Foto seiner 1898 verstorbenen Ehefrau, Königin Louise, abgebildet wurde. Ab dem 10. Dezember 1904 wurden die Weihnachtsbriefmarken in den dänischen Postämtern angeboten, und nach der Ende der Weihnachtssaison zeigte sich, dass der Erfolg alle Erwartungen übertraf: In ganz Dänemark, das damals nur 2,5 Millionen Einwohner hatte, waren 3,4 Millionen Weihnachtsbriefmarken verkauft worden,[5] wodurch Netto-Einnahmen von rund 67.000 Dänischen Kronen erzielt wurden.[2]

Anfängliche Rückschläge

 
Das 1911 in Kolding eröffnete „Weihnachtsbriefmarken-Sanatorium“ für tuberkulosekranke Kinder, heute Hotel Koldingfjord (Foto 2011)

Holbøll favorisierte ein Modell, wonach die Erlöse aus dem Weihnachtsbriefmarkenverkauf jedes Jahr für einen anderen wohltätigen Zweck verwendet werden sollten.[8] Als erstes Projekt sprach er sich für ein Neugeborenen-Hospital aus, bei dem ledige Mütter ihre ungewollten Babys abgeben konnten, damit sie nicht in Versuchung kamen, diese umzubringen. Mit diesen Ideen konnte er sich aber nicht durchsetzen. Das Weihnachtsbriefmarken-Komitee entschied stattdessen, in einem mehrjährigen Projekt ein bislang in Dänemark fehlendes Tuberkulose-Sanatorium für Kinder zu errichten.[2] Die Tuberkulose war um 1900 gerade in ärmeren Bevölkerungsschichten eine verbreitete Krankheit. Sanatorien, welche die Tuberkulose durch Berg- oder Seeluft kurieren sollten, waren damals neu und modern. Das erste dänische Tuberkulose-Sanatorium für Erwachsene war erst 1895 am Vejle Fjord eröffnet worden.

Die Kosten für den Bau und die Einrichtung eines entsprechenden Sanatoriums für Kinder wurden auf etwa 250.000 DKK geschätzt, was bedeutete, dass auch die Erlöse der nächsten Weihnachtsbriefmarken-Verkäufe noch für diesen Zweck investiert werden mussten. Am 1. August 1911 wurde schließlich das „Weihnachtsbriefmarken-Sanatorium“ am Fjord von Kolding eröffnet. Allerdings waren die Baukosten inzwischen auf fast 1 Million DKK „explodiert“, wovon das Weihnachtsbriefmarken-Komitee zudem 200.000 DKK durch einen Kredit finanzieren musste. Es kam zu öffentlicher Kritik und eine Untersuchungskommission wurde eingesetzt, die dem Weihnachtsbriefmarken-Komitee Mangel an detaillierter Planung und ausreichender Fachkenntnis für ein solches Projekt vorwarf. Dies führte zum Rücktritt des gesamten Komitees mit Ausnahme von Holbøll, da dieser offenbar als unantastbare Legende galt, die man nicht „opfern“ wollte.[9] Holbøll gelang es, innerhalb weniger Wochen das Weihnachtsbriefmarken-Komitee neu zu besetzen. Mit größeren Projekten hatte das Komitee seitdem mehr Glück, denn bis 1980 wurden durch die Einkünfte der Weihnachtsbriefmarkenverkäufe noch vier weitere Rekonvaleszenzheime für Kinder erbaut. Im Koldinger Tuberkulose-Sanatorium, das von einem Nationalfonds betrieben wurde, behandelte man bis 1960 15.000 tuberkulosekranke Kinder, von denen 85% geheilt wurden.[10]

1913 kam es schließlich zu einem künstlerischen Rückschlag: Auf den ersten Weihnachtsbriefmarken waren meist entweder Personen des dänischen Königshauses oder Fotos von Kindern abgebildet. Demgegenüber entschied man sich 1913 für eine künstlerische Gestaltung durch den Maler Joakim Skovgaard. Er zeichnete das Bild eines Weihnachtswichtels (dän. julenisse), der einem geflügelten Engel die traditionelle dänische Weihnachts-Hafergrütze (dän. julegrød) reicht. So sollte die Zwiesprache zwischen dem irdischen und dem himmlischen Weihnachten versinnbildlicht werden. Doch diese Vermischung heidnischer und christlicher Motive löste damals heftige Kritik aus, und das Weihnachtsbriefmarken-Komitee entschied, die Weihnachtsbriefmarke des folgenden Jahres erstmals durch eine Ausschreibung zu wählen.[11]

Literatur

  • Olaf J. Skjerbæk: Artikel Einar Holbøll (2011), in: Dansk Biografisk Leksikon Bd. 3, online (dänisch)
Commons: Einar Holbøll – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Koldingfjord.dk: Julemærkets opfinder
  2. a b c Vgl. Skjerbæk, Einar Holbøll, wie unter Literatur.
  3. Vgl. Ordrup Kirkebog, Døde 1927, S. 108, Nr. 9, online.
  4. Einar Holbøll auf gravsted.dk
  5. a b c Zum Abschnitt vgl. Koldingfjord: Det begyndte med et julemaerke
  6. So wörtlich bei koldingfjord.dk wie in der Anm. zuvor.
  7. Gunnar Hattesen: Julemærkets fader stammede fra Holbøl, Gråsten Avis o.J.
  8. Koldingfjord.dk: Da Koldingfjord blev bygget.
  9. https://100aar.koldingfjord.dk/da-koldingfjord-blev-bygget/en-svaer-foedsel/i-orkanens-oeje/
  10. Julemaerket.dk: Julemaerker 1904–1909.
  11. Julemaerket.dk: Julemaerker 1910–1919.