Ataraxie

philosophischer Begriff
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. Mai 2004 um 12:31 Uhr durch 84.128.108.68 (Diskussion) (Die Ataraxie in der pyrrhonischen Skepsis). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Ataraxie („Unerschütterlichkeit“, altgriechisch ataraxía, von a-tárachos: „unerschütterlich“) ist die Bezeichnung der Epikureer und Pyrrhoneer für das Ideal der Seelenruhe. Sie bezeichnet als seelischen Zustand die Affektlosigkeit und die emotionale Gelassenheit gegenüber Schicksalsschlägen u.ä. Außeneinwirkungen, die das Glück (Eudaimonie) des Weisen gefährden.

Die Ataraxie in der epikureischen Ethik

Das Ziel (télos) menschlichen Daseins besteht laut der Ethik Epikurs in der gelassenen Freude (hedoné). Diese besteht aber nicht, wie etwa in der tatsächlich 'hedonistischen' Ethik der Kyrenaiker, in körperlichen Genüssen, sondern gerade in der von Übermaßen der Lust wie des Leides freien Ataraxie des Weisen, da positive wie negative Emotionen die Seele erschüttern (taráchein [?]), aus dem Gleichgewicht reißen und so Leid verursachen. So muss sich der Weise von äußeren wie inneren Einflüssen, die seine Seelenruhe bedrohen, von Begierden, Lüsten und Trauer, befreien und so zur innerlichen Autarkie gelangen.

Die Ataraxie in der pyrrhonischen Skepsis

Für das Ziel der wegen der spärlichen Überlieferung nur schwer greifbaren Lehre des Pyrrhon von Elis ist neben dem stoischen Terminus Apatheia auch der Begriff der Ataraxie überliefert. In der neupyrrhonischen Skepsis, die uns v.a. in den Schriften des Sextus Empiricus entgegentritt, bezeichnet die Ataraxie zwar eigentlich das Ziel der Ethik, das jedoch nicht direkt erstrebt werden kann, da jedes Streben danach, ja schon jede dogmatische Lehre über das Wesen der Ataraxie eben eine Erschütterung und damit Zerstörung der Seelenruhe bedeuten würden. Daher sagen die Neupyrrhoneer, die Ataraxie folge der Urteilsenthaltung (epoché) „wie der Schatten“. Man gelange „zufällig“ zur Seelenruhe, indem man sich in allen Entscheidungen des Urteils enthalte und so dem Hin- und Hergerissensein entkomme.

Literatur

  • Malte Hossenfelder: Stoa, Epikureismus und Skepsis = Wolfgang Röd (Hrsg.): Geschichte der Philosophie, Bd. 3. C. H. Beck: München 1985. Mehrere Stellen, siehe Register.
  • Gisela Striker: Ataraxia: Happiness and Tranquility. In: Monist Nr. 73 (1990), 97–110.