Viadukt
Viadukt kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Wegleitung. Als Viadukt bezeichnen wir heute mehr oder minder hohe und lange Brücken einer Straße oder Eisenbahn über ein Tal oder eine Senke mit Pfeiler und Torbögen. Viadukte werden aus Steinen, Ziegeln, Beton, Eisen oder Holz gebaut. Im engern Sinn versteht man unter Viadukt auch die kleinern Überführungen und Unterführungen von Straßen oder Eisenbahnen mit einer bis drei Öffnungen, welche überwölbt oder mit eisernen, auf steinernen Pfeilern ruhenden, massiv gewalzten oder aus Blech und Fassoneisen zusammengesetzten Trägern überspannt sind.
Steinerne Viadukte haben zumeist Halbkreisgewölbe, schlanke Pfeiler und mit zunehmenden Höhen zwei, drei und vier Stockwerke die durch Zwischengewölbe gebildet werden. Entweder sind die Zwischenpfeiler gleich stark oder schwächer. Gruppenpfeiler sind dann vorhanden, wenn mehrere Zwischenpfeiler sich mit stärkeren Pfeilern abwechseln.
Steinerne Viadukte:
- Der Desenzanoviadukt bei Verona ist einstöckig und weist eine Höhe von 60 m auf.
- Den Lockwoodviadukt in England zeichnen seine Pfeiler mit einer Schlankheit von 1/30 aus.
- Der Viadukt über das Gölthal bei Aachen ist zweistöckig.
- Der Viadukt über das Elsterthal in Sachsen ist zweistöckig und weist eine Höhe von 69,75m auf.
- Der Viadukt von Chaumont ist dreistöckig und weist eine Höhe von 50 m auf.
- Der Viadukt über das Göltzschthal bei Reichenbach in Sachsen ist teilweise vierstöckig und hat eine Höhe von 80,37.
- Einige Viadukte der Semmeringbahn weisen auch zusätzlich eine Krümmung im Grundriss auf.
- Die Viadukte der U6 entlang des Wiener Gürtels.
Eiserne Viadukte weisen meist steinerne Pfeiler auf wie der Viadukt bei Znaim oder eiserne Pfeiler auf steinernen Sockeln wie der Crumlinviadukt bei Newport in Southwales, der Saaneviadukt bei Freiburg, der Sitterviadukt bei St. Gallen, die Viadukte der Orleansbahn bei Baufseau d'Ahun und über die Cere, der Viadukt über die Gravine bei Castellanetta, der Viadukt über das Pfrimmthal bei Marnheim in der Rheinpfalz.
Auf der Linie Arnstadt-Ilmenau der Thüringer Bahn ist der eingeleisige Talübergang bei Angelroda mit einem gusseisernen Viadukt errichtet worden, sowie in der Linie Friedberg-Hanau der Viadukt über das Niddathal
Weiter Eiserne Viadukte:
- Der Viadukt über den Kentucky der Cincinnati- Southernbahn.
- Der Portageviadukt der New York-Buffalobahn, der an der Stelle eines abgebrannten hölzernen Viadukts in 86 Tagen über den Genesee erbaut wurde.
- Der über das Tal der Aqua de Varrugas bei Lima in Peru errichtete Viadukt mit einer Pfeilerhöhe von 76,8 m.
Die Viadukte aus Holz hatten eine geringe Bedeutung und waren meist nur eine Zwischenlösung, da sie leicht durch den Funkenflug der Dampflokomotiven Feuer fingen und abbrannten. Dennoch wurden sie gebaut, da sie kostengünstig in der Errichtung waren. Als historische Beispiele können die abgebrannten Viadukte über den Geneseefluss bei Portage in den Vereinigten Staaten mit 57,4 m hohen Holzfeilern und die Viadukte über die Msta in Russland mit 21,34 m hohen Holzpfeilern, beide auf gemauerten Sockeln, genannt werden.
Obwohl der Bau von Viadukten erst mit der Entstehung der Eisenbahnen 1830 verstärkt einsetzte, hatte er schon im Altertum, besonders bei den Römern seine Bedeutung. Neben den bedeutenden analogen Bauwerken der Aquädukte, gibt es noch die gewölbten Viadukte in der pränestinischen Heerstraße zwischen Rom und Gabii mit Halbkreisgewölben und Pfeilern aus Tuffquadern sowie die der Appischen Heerstraße bei Aricia.
Quelle:
Meyers Konversationslexikon