Bistum Konstanz

ehemaliges römisch-katholisches Bistum in Deutschland
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Erste Glaubensboten

Als erste Glaubensboten kamen bereits im 6. Jahrhundert die Mönche Fridolin, Landolin, Trudpert und Gallus zu den Alemannen an Rhein und Bodensee. Säckingen am Hochrhein und Schuttern in der Ortenau sind wohl die frühesten Klostergründungen. Dazu zählt auch das Kloster auf der Bodenseeinsel Reichenau, das um 724 der Wanderbischof Pirmin gegründet hat. Weitere Klöster, die nicht zuletzt durch ihre Schulen sehr bald zu Zentren christlichen Lebens wurden, entstanden in Gengenbach, Schwarzach, Mosbach und Ettenheimmünster.

Ebenfalls im 7. und 8. Jahrhundert kam das Christentum in die mainfränkischen Gebiete. Dort waren es insbesondere der Heilige Kilian und der Heilige Bonifatius mit ihren Helfern, die den Boden für die Kirche bereiteten. Eine große Ausstrahlung gewann in dieser Zeit das Benediktinerinnenkloster in Tauberbischofsheim durch die Heilige Lioba, die es seit etwa 750 als Äbtissin leitete.

Alemannenbistum

Um die Alemannen zu missionieren, war bereits im 6. Jahrhundert, vermutlich 585 durch Verlegung von Vindonissa, das Bistum Konstanz gegründet worden. Es erstreckte sich vom St. Gotthard bis zum mittleren Neckar, vom Rhein bis an die Iller. Hier wirkte von 934 bis zu seinem Tod 975 der "Alemannenbischof" Konrad.

Als im 11. Jahrhundert die Abtei Cluny in Burgund zum Ausgangs- und Mittelpunkt einer radikalen Reform des Klosterlebens wurde, breitete sich die Erneuerungsbewegung der "Cluniazenser" vom Kloster Hirsau aus auch im südwestdeutschen Raum aus und führte unter anderem zur Gründung des Klosters St. Peter im Schwarzwald, in dem heute das Priesterseminar des Erzbistums Freiburg untergebracht ist. Im Gefolge der zweiten, noch radikaleren Reformbewegung der Zisterzienser im 12. Jahrhundert entstanden außerdem weitere Klöster in Salem am Bodensee, in Tennenbach und in Lichtenthal bei Baden-Baden.


Ins Zentrum des kirchlich-politischen Geschehens rückte Anfang des 15. Jahrhunderts die damalige Bischofsstadt Konstanz, als dort von 1414 bis 1418 das nach ihr benannte Konzil tagte. Es war von Kaiser Sigismund einberufen worden, um nach der Rückkehr der Päpste aus Avignon die umstrittene Frage nach dem rechtmäßigen Papst zu klären. Die Wahl fiel auf Kardinal Colonna, der sich als Papst dann Martin V. nannte. Die kirchlichen Bischöfe waren auch weltliche Herren des Fürstbistums Konstanz.


Gegenreformation

Die in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts mit Martin Luther anbrechende Reformation breitete sich sehr schnell auch im südwestdeutschen Raum aus. Der Markgraf von Baden-Durlach und der in Heidelberg residierende Kurfürst der Pfalz gehörten zu den bedeutendsten Regenten, die die Reformation in ihren Gebieten einführten. Nach der Reformation musste die Residenzstadt der Bischöfe nach Meersburg verlegt werden und blieb es bis 1827. Für die bald darauf einsetzende Gegenreformation, die insbesondere von den Jesuiten und den Kapuzinern gefördert und vorangetrieben wurde, ist die "Jesuitenkirche" in Mannheim bis heute ein bleibendes Zeugnis, nicht zuletzt für die mit der Gegenreformation verbundende Barockkultur.

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Beschreibung

Aufbruch und Säkularisation

Die rationalistische Geistesströmung aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und der vor allem durch Kaiser Franz Joseph II. geförderte aufgeklärte Absolutismus wirkten über das zu Vorderösterreich gehörende Freiburg in den südwestdeutschen Raum hinein.

Einen sich bis heute auswirkenden grundlegenden Umbruch brachten dann die Napoleonischen Kriege und die Säkularisation von 1803. Die politische Neuordnung im Südwesten Deutschlands hatte auch eine Neuordnung der kirchlichen Gebiete zur Folge. Das traditionsreiche Bistum Konstanz wurde 1821 von Papst Pius VII. aufgelöst, da es eine sehr liberale und aufgeklärte Diözese war. Trotzdem blieben weite Teile des Bistum Konstanz modern und die süddeutschen und deutschschweizerischen katholischen Kirchen bis auf den heutigen Tag äusserst liberal. Das Bistum war am Ende seines Bestehens sehr aufgeklärt und liberal; auch fünfzig Jahre nach seiner Auflösung bildete sich so Widerstand gegen das Erste Vatikanum, und es bildet heute noch das Kernland der altkatholischen und christkatholischen Kirche in Deutschland und der Schweiz. Viele Kirchenlieder und Traditionen in den heutigen römisch-katholischen Bistümern Freiburg, Rottenburg, Chur und St. Gallen stammen aus der Blütezeit unter Bischof Karl Theodor von Dalberg und Bistumsverweser Ignaz Freiherr von Wessenberg.

Auflösung

Nach dem Tod des letzten Bischofs von Konstanz, Dalberg (im Amt seit 1799) im Jahre 1817 wurde von Wessenberg zum Kapitularvikar und Bistumsverweser gewählt. Die Wahl wurde vom Papst allerdings nie anerkannt. Er übte sein Amt bis 1827 aus, da die Nachfolgebistümer Freiburg und Rottenburg erst nach langen politischem Ringen zwischen Baden und Vatikan 1828 besetzt werden konnten.

Wie überstürzt das größte Bistum der römisch-katholischen Kirche jenseits der Alpen aufgelöst worden ist, um einen beim Volk beliebten seelsorgerisch aktiven Bischof (von Wessenberg) loszuwerden, zeigt die Tatsache, dass die schweizerischen Kantone Glarus, Ob- und Nidwalden, Uri und Zürich bis auf den heutigen Tag als Gebiete des ehemaligen Bistums Konstanz vom Bischof von Chur provisorisch administrativ verwaltet werden. --Eruedin 00:29, 3. Aug 2004 (CEST)

Bischöfe von Konstanz

siehe auch: Liste der Bischöfe von Konstanz