Gerald Rudolph Ford, Jr. (* 14. Juli 1913 in Omaha, Nebraska; eigentlich Leslie Lynch King, Jr., nach einer Adoption umbenannt) war der 40. Vizepräsident (von 1973 bis 1974) und der 38. Präsident (1974 - 1977) der USA. Er war der einzige Präsident der Vereinigten Staaten, der weder als Präsident noch als Vizepräsident durch vom Volk gewählte Wahlmänner gewählt worden war.

Leben
Ford wurde in Omaha, Nebraska geboren. Ursprünglich hieß er nach seinem biologischen Vater Leslie Lynch King, Jr. Als sich seine Eltern scheiden ließen, war er unter einem Jahr alt. Nachdem seine Mutter wieder heiratete, gab man ihm den Namen seines Stiefvaters, Gerald Rudolff Ford. Die Schreibweise des mittleren Namens änderte er später.
An der University of Michigan machte er seinen Bachelor, wo er American Football spielte. Darauf erwarb er einen Abschluss in Jura an der Yale University, bevor er während des Zweiten Weltkrieges in der United States Navy diente.
Weg zur Präsidentschaft
24 Jahre lang war Gerald R. Ford Mitglied des US-Repräsentantenhauses von 1949 bis 1973, gewählt für Grand Rapids (Michigan) und wurde „Minority Leader“ (Oppositionsführer) des Hauses. Als der Vizepräsident Spiro Agnew während der Präsidentschaft Richard Nixons zurücktrat, benannte Nixon ihn als Nachfolger. Der US-Senat stimmte mit 92 zu 3 Stimmen zu, Ford am 27. November 1973 in das Amt zu berufen. Am 6. Dezember stimmte das Repräsentantenhaus mit 387 zu 35 Stimmen zu.
Als Nixon schließlich im Zuge der Watergate-Affäre zurücktreten musste, übernahm Ford mit den Worten „our long national nightmare is over“ (unser langer nationaler Albtraum ist vorüber) die Präsidentschaft. Einen Monat später amnestierte er Nixon für alle Straftaten, die dieser während seiner Präsidentschaft begangen hatte. Nach Auffassung aller Beobachter kostete ihn dies die Wahl 1976.
Präsidentschaft
Unter seiner Präsidentschaft geriet die US-Wirtschaft ins Schlingern. Um der wachsenden Inflation Herr zu werden, hielt er im Oktober 1974 eine Fernsehansprache, in der er die Bevölkerung aufforderte, die Inflation mit dem Tragen von „whip inflation now“ (WIN)-Buttons zu bekämpfen. Die Inflation (zur damaligen Zeit 7%) ging dennoch nicht zurück. Die Kapitalflucht ins Ausland hielt an.
Gerade wegen Watergate gelang es den Demokraten, die Mehrheit des Repräsentantenhauses und des Senates bei den Wahlen 1974 zu erobern. In der Gesetzgebung brach ein Kampf zwischen Ford und dem Kongress aus.
Als das Land 1975 in der Rezession zu versinken drohte, wurde, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, die Einkommenssteuer gesenkt.
Auch auf dem internationalen Parkett wurde Ford von einer Krise überrascht: Beim Mayaguez-Zwischenfall 1975 wurde kurz nachdem die Roten Khmer die Macht in Kambodscha übernommen hatten, durch die Kambodschaner das amerikanisches Handelsschiff Mayaguez in internationalen Gewässern angegriffen. Ford sandte US-Marines in die Region, um die Besatzung zu retten. Die Einsatztruppe landete jedoch auf der falschen Insel und traf auf unerwartet heftigen Widerstand. Die Seeleute der Mayaguez waren - ohne dass die US-Regierung dies wusste - bereits freigelassen worden. Mehrere amerikanische Soldaten wurden bei den Kämpfen getötet.
In Sacramento, Kalifornien versuchte am 5. September 1975 ein Anhänger des inhaftierten Massenmörders Charles Manson namens Lynette „Squeaky“ Fromme, Ford zu töten. Der Secret Service konnte den Anschlag jedoch verhindern. Nur 17 Tage später, am 22. September 1975 versuchte Sarah Jane Moore Ford zu erschießen. Dies konnte jedoch von einem Passanten namens Oliver Sipple verhindert werden. Die Attentäterin wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.
Privates
Seine Ehefrau Betty Ford litt längere Zeit an Alkoholismus und vermochte sich schließlich therapeutisch von dieser Krankheit zu befreien. Später gründete sie die Betty-Ford-Kliniken, in denen Alkoholismus erfolgreich bekämpft wird und in denen sich auch Prominente - etwa Elizabeth Taylor - behandeln ließen.
Ford und seine Frau haben sich wiederholt und bis in die jüngste Vergangenheit für das Recht auf Abtreibung ausgesprochen und nehmen diesbezüglich in der Republikanischen Partei eine Außenseiterposition ein (Pro Choice). Als Präsident äußerte sich Ford auch positiv dazu, dass junge Menschen sexuelle Erfahrungen ohne allzu große moralische Einwände genießen sollten, und führte dazu als Beispiel seine eigene Tochter Susan an. Ford pflegt bis heute eine bemerkenswerte Freundschaft zu dem ehemaligen deutschen Bundeskanzler Helmut Schmidt, auch wenn dies aufgrund seines Alters und seines Gesundheitszustandes nur noch sehr eingeschränkt möglich ist.
1980 wurde Ford fast durch die Republikaner dafür nominiert, als Vizepräsident von Ronald Reagan zu kandidieren. Da er auf relativ weitreichenden Kompetenzen bestand und insbesondere Henry Kissinger als festen Bestandteil der neuen Regierung forderte, überlegte Reagan es sich im letzten Moment anders und wählte dessen größten Rivalen George H. W. Bush.
Trotz seiner Erfolge galt Ford stets als ziemlich linkisch und tollpatschig. Treppen stieg er eher stolpernd hinab, stieß mit seinem Kopf öfter gegen den Rahmen des Ausstiegs von Air Force One und rempelte Personen unabsichtlich an. Sein Verhalten wurde in zahlreichen Shows persifliert.
Ford ist der derzeit einzige lebende Ex-Präsident über 90. Die anderen drei waren John Adams (1735-1826), Herbert Hoover (1874-1964) und Ronald Reagan (1911-2004). Weiterhin ist er der bisher älteste US-Präsident. Ford hat am 12. November 2006 (Anzahl der Schaltjahre mit eingerechnet) Ronald Reagan eingeholt.
Fords zukünftige Grabstätte befindet sich in Grand Rapids im Bundesstaat Michigan auf dem Gelände des Gerald Ford Presidential Museum.
Freimaurerei
In die Freimaurerei wurde Gerald Ford am 3. September 1949 feierlich in der Malta Lodge No. 465 in Grand Rapids, Michigan aufgenommen, zusammen mit seinen Halbbrüdern Thomas Gardner Ford (1918–1995), Richard Addison Ford (* 1924) und James Francis Ford (* 1927). Den Gesellengrad und Meistergrad verlieh man ihm in der Columbia Lodge No. 3 in Washington, D.C. am 20. April und 18. Mai 1951.
Feierlich übertragen wurde ihm am 26. September in der Akademie der Musik in Philadelphia der 33. und höchste Grad des Souvereign Grand Inspector General des Alten und Angenommenen Schottische Ritus ((A.A.S.R.), einem weltweit am weitesten verbreitete Hochgradsystem der Freimaurerei. Im A.A.S.R. Nördliche Jurisdiktion war er damit Ehrenmitglied des Supreme Councils offizieller Repräsentant.
Am 6. bis 9. April 1975 wurde Ford in einer einstimmigen Wahl zum aktiven Mitglied und zum Großmeister im Ehrenamt des International Supreme Council des DeMolay-Ordens gewählt, einer Jugendorganisation der Freimaurerei. Diesen Posten hielt er bis Januar 1977 inne, wo man ihm zum Ehren-Alt-Großmeister ernannte. Für seine Arbeit erhielt er am 24. Oktober 1978 in Topeka, Kansas eine Auszeichnung überreicht durch Thomas C. Raum, dem Junior Großmeister des DeMolay-Ordens.[1]
Werke
Gerald R. Ford: Containing the public messages, speeches, and statements of the President, 1976-77. (in 3 Bänden), U.S. Gov. Print. Off., Washington (D.C.), 1975
Quellen
Literatur
- Edward L. Schapsmeier, Frederick H. Schapsmeier: Gerald R. Ford's date with destiny: A political biography. Lang, New York [u.a.] 1989, ISBN 0-8204-0961-8
- John Robert Greene: Gerald R. Ford: A bibliography. Greenwood Press, Westport, Conn. [u.a.] 1994, ISBN 0-313-28195-5
- John Robert Greene: The presidency of Gerald R. Ford. Univ. Press of Kansas, Lawrence, Kan. 1995, ISBN 0-7006-0639-4, ISBN 0-7006-0638-6
- Kenneth W. Thompson:
- Bernard J. Firestone (Hrsg.): Gerald R. Ford and the politics of post-Watergate America. Greenwood Press, Westport, Conn. [u.a.] 1993, ISBN 0-313-27974-8
- J. Edward Lee, H.C. Toby Haynsworth: Nixon, Ford, and the abandonment of South Vietnam, McFarland, Jefferson, NC [u.a.] 2002, ISBN 0-7864-1302-6
Weblinks
- www.whitehouse.gov - Biografie (engl.)
Personendaten | |
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NAME | Ford, Gerald Rudolph Jr. |
ALTERNATIVNAMEN | Gerald Ford, Leslie Lynch King, Jr. (eigentlich) |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Politiker, 38. Präsident der USA (1974-1977) |
GEBURTSDATUM | 14. Juli 1913 |
GEBURTSORT | Omaha, Nebraska, USA |