Bahnstrecke Freital Ost–Possendorf
Dresden–Possendorf | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Windbergbahn ist neben Sächsische Semmeringbahn und Possendorfer Heddel der Name für eine normalspurige Eisenbahnstrecke im Süden von Dresden. Erbaut als Anschlußbahn zu den Steinkohleschächten am Windberg gilt die Strecke als erste deutsche Gebirgsbahn. Aus diesem Grund steht die Trasse seit 1980 als Denkmal der Verkehrsgeschichte unter staatlichem Schutz.
Geschichte
Nach dem Bau der Strecke Dresden - Tharandt (1854/55) ließ die Albertsbahn AG für den Abtransport der Steinkohle aus den Schächten rechts der Weißeritz die Hänichener Kohlenzweigbahn errichten. Für die Planung und Bauleitung war der Eisenbahningenieur Karl Gustav Brescius zuständig.
Der Kostendruck und die Geländeverhältnisse zwischen Plauenschem Grund (Weißeritztal) und Gitterseer Hochebene im Süden von Dresden zwangen Brescius zu einer gewagten Linienführung mit Steigungen von 1:40 und Bogenradien von 85 m. So entstand 1856 die erste Gebirgsbahn in Deutschland. Als Ende des 19. Jahrhunderts viele Kohlegruben schlossen, wurde auf Drängen der Kommunen die Bahn 1907 zu einer öffentlichen Bahn umgebaut (Errichtung von Gebäuden und Anlagen für den allgemeinen Personen- und Güterverkehr). Wegen der vielen schönen Ausblicke erlangte die Strecke bei Ausflüglern einen hohen Beliebtheitsgrad. Ab 1908 verkehrten die Personenzüge von Dresden Hauptbahnhof bis zum neuen Endbahnhof Possendorf. Die Steigungen und die vielen extrem engen Bögen veranlassten die Königlich Sächsische Staatseisenbahnen zur Beschaffung von an die Gegebenheiten angepassten Lokomotiven (»Windberglok« der Gattung I TV (DRG Baureihe 98.0) und Wagen (Windberg-Aussichtswagen).
Im November 1957 musste der Personenverkehr eingestellt werden, da der Güterverkehr enorm zugenommen hatte. Da vor allem Uranerz transportiert wurde, wollte man zu Zeiten des Kalten Krieges die Bahnstrecke möglichst geheim halten. Darum wurde durch die DDR-Propaganda der Beiname Sächsische Semmeringbahn zur Sebnitztalbahn von Bad Schandau nach Neustadt/Sa. übertragen. Heimat- und Eisenbahnfreunde nutzten das Ende des Kalten Krieges, um die Windbergbahn wieder in die Erinnerung zu bringen. 1980 erhielt die Gesamtstrecke zwischen Freital Ost und Possendorf den Status eines Technischen Denkmals. Mit dem Ende der Deutschen Reichsbahn im Dezember 1993 endete auch der Güterverkehr. Aus einer 1980 gegründeten Arbeitsgemeinschaft im Modellbahnverband entstand nach der politischen Wende in Ostdeutschland der Sächsische Museumseisenbahn Verein Windbergbahn e. V.. Der Verein bemüht sich um die Pflege des Technischen Denkmals und die Aufnahme des Museumszugverkehrs in Anlehnung an die von 1991 bis zur Streckensperrung (wegen Oberbauschäden) 1998 durchgeführten Sonderfahrten.
Am 2. Mai 2002 lehnte das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) einen Antrag der Deutschen Bahn auf Stilllegung der Strecke ab. Die Behörde begründete diesen Schritt damit, dass sie DB AG einen Großteil der Kosten für eine Wiederanbindung der Windbergbahn an die Strecke Chemnitz--Dresden einem Konkurrenten aufbürden wolle. Der daraufhin entstandene Rechtsstreit endete am 2. November 2006 mit einer mündlichen Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht Dresden. Die DB AG zog ihren Einspruch im Laufe der Verhandlung zurück; der Bescheid des EBA erreichte damit Rechtskraft.
Entstehung des Namens
Der Name Sächsische Semmeringbahn geht auf den Sächsischen König Johann zurück. Dieser absolvierte am 15. April 1857 eine Inspektionsfahrt auf der Hänichener Kohlenzweigbahn. Im Anschluss an die Fahrt äußerte er in seiner Rede vor den Aktionären der Albertsbahn AG den Satz: „Nun meine Herren, jetzt stehen wir den Österreichern in nichts mehr nach. Auch wir haben nun eine Semmeringbahn, eine Sächsische Semmeringbahn.“
Da der Name weiterhin missbräuchlich im Bezug mit der Sebnitztalbahn genannt wird, so hat sich der Windbergbahn e. V. den Namen Sächsische Semmeringbahn im Jahr 2006 beim Deutschen Patent- und Markenamt als Wortmarke schützen lassen.
Literatur
- Jürgen Schubert: Die Windbergbahn. transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1982