Halle (Architektur)
Als Halle bezeichnet man in der Architektur im Allgemeinen einen sehr großen Raum.
Es kann ein Raum gemeint sein, der in einem Gebäude liegt. Eine Halle ist oft einfach gestaltet und dient eher profanen Zwecken. Wenn sie aufwändiger gestaltet sind, bezeichnet man solche Hallen auch als Saal, Aula oder Foyer. Eine eindeutige Abgrenzung ist jedoch nicht möglich.
Der Begriff Halle wird aber auch für ganze Gebäude benutzt, sowohl für Gebäude, die lediglich aus einem großen Raum bestehen (zum Beispiel Fabrikhallen) als auch für komplexere Gebäude, deren wichtigster Raum eine Halle ist (zum Beispiel Veranstaltungshallen).
Auch ein offenes oder halboffenes Gebäude oder Gebäudeteil, welche nur Schutz vor Regen und Sonne bietet, kann eine Halle sein. Hier sind die Begriffe Wandelhalle (Stoa) und Vorhalle zu nennen. In England wird der Hauptraum des Hauses hall, also Halle genannt. Hiervon kommt auch der Begriff Hotelhalle.
Historische Hallen
Da es einen hohen konstruktiven Aufwand erfordert, große Räume zu überdecken, waren Hallen lange Zeit besonderen Gebäuden vorbehalten wie Tempeln, Palästen und Klöstern. Da die Bautechnologie erst geringen Spannweiten ermöglichte waren die Hallen der Vergangenheit für heutige Verhältnisse eher bescheiden. Die ersten großen Hallen waren daher Säulenhallen.
Als ein Beispiel einer antiken Halle kann die kaiserliche Palastaula in Trier dienen: Die Konstantinsbasilika (sie wurde erst später zur Kirche umfunktioniert und nur wegen ihres Ranges als eine Basilika bezeichnet, obwohl sie dem Bautypus einer Basilika nicht entspricht). Es handelt sich dabei um den größten heute noch existierenden umbauten Raum der Antike.
Hallenhaus
Es handelt sich um ein Haus, das im Wesentlichen aus einem großen Raum besteht. Bodenbefunde zeigen, dass bereits Altsachsen und Langobarden im Elbraum Hallenhäuser bewohnten. Im speziellen ist ein Hallenhaus ein Fachhallenhaus. Dies ist die Bezeichnung für die im Mittelalter aufgekommenen "Einraumhäuser" im Nord- und Ostseeraum zwischen den Niederlanden und der Danziger Bucht, wobei die Mittelgebirge die südliche Grenzlinie bildeten. Es prägt noch heute das Erscheinungsbild vieler Dörfer des vorgenannten Raums.
Diese Bauweise von landwirtschaftlich genutzten Bauernhäuser ist volkstümlich besser bekannt als "Niedersachsenhaus" oder auch als "niederdeutsches Hallenhaus". Am oft reich geschmückten Fachwerkgiebel führt ein Scheunentor in den großzügigen Hauptraum (die "Diele oder niederdeutsch Deele"), so daß man mit dem Heuwagen hineinfahren konnte. Zu beiden Seiten waren Verschläge für das Vieh und in der Mitte gab es eine Luke zum Heuboden. Am Ende der Diele bilden zwei Seitentüren die Querachse des Hauses. Hier befand sich in der Mitte einer Querwand die Feuerstelle. Davor, und zur Diele offen, lag der zentrale Lebens- und Arbeitsraum der Bauernfamilie, das "Flett". Im rückwärtigen Bereich fand man dann die gute Stube sowie Schlafkammern und Alkoven.
Der große Vorteil dieses Haustyps war, dass das Vieh mit seiner Körperwärme zur Heizung des Wohnhauses im Winter beitrug. Allerdings war das Flett nur schlecht beleuchtet und von den Ausdünstungen der Tiere geprägt - und verräuchert, denn ursprünglich hatten die Feuerstellen keinen Kamin, sondern der Rauch zog durch das Reetdach ab.
Hallenkirche
Neben der Basilika bilden Hallenkirchen den wichtigsten Typus im mittelalterlichen Sakralbau in Europa. In der Romanik sind es niedrige Kirchen mit annähernd gleich hohen Schiffen und einem simplen Satteldach. Auch in der Gotik sind die Schiffe gleich hoch, es entsteht ein einheitlicher Raum mit ruhiger und übersichtlicher Raumwirkung. Die starke Ausrichtung (horizontal und vertikal) der Basilika wird zugunsten eines lichten, schlichten Großraumes reduziert. Weiteres siehe Artikel Hallenkirche.
Rathaushalle
Moderne Hallen
Durch die Industrielle Revolution änderte sich der Einsatz von Hallen grundlegend. Fortschritte in der Bautechnologie – die Entwicklung des Stahls und Stahlbetons, die Erfindung der Fachwerkträgers – ermöglichten es, große Flächen Stützenfrei zu überspannen. Ein Nachteil der Fachwerkträger ist ihre große Höhe und die aufwendige Herstellung. Trotzdem ist ihre Verwendung nicht zu umgehen, da sich durch kein anderes Tragwerkssystem größere Distanzen überbrücken lassen.
Eindrucksvolle Demonstration war der Crystal Palace auf der Weltausstellung 1851 in London. Heute dienen Hallen verschiedensten Zwecken.
Fabrik- oder Industriehalle
Für die Fabriken wurden immer größere Räume benötigt, mit dem Fagus-Werk des Architekten Walter Gropius in Alfeld (Leine) entstand 1911 ein Leitbild einer modernen Industriehalle. Auch die AEG-Turbinenhalle in Berlin von Peter Behrens (1909) setzte Maßstäbe für die Neudefinition des Gebäudetypus "Halle".
Die größten Industriehallen sind die Montagehallen der Werften, Flugzeug-Hersteller und der Nasa. Hallen für Flugzeuge aller Art werden Hangar genannt.
In den Industriegebieten sieht man die sogenannten Gewerbehallen, die produzierenden Betrieben Raum bieten und oft in standardisierter Bauweise errichtet werden.
siehe auch: Produktionshalle
Lagerhalle
Dienen der Lagerung von Rohstoffen und Gütern aller Art. In der modernen Logistik spielen strategische günstig gelegene Lagerhallen für Speditionen eine zentrale Rolle. Eine morderne Form ist das vollautomatisierte Hochregallager.
Markthalle
Viele Märkte finden in großen Markthallen statt. Einige der bekanntesten sind:
- die Markthalle in Hannover
- die Marheinekehalle in Berlin
- die Markthalle in Stuttgart, siehe hier
- die Schrannenhalle in München
- der Mercat de la Boqueria in Barcelona (Spanien)
- Forum des Halles in Paris
- der Zentralmarkt Riga (Lettland)
Eine Sonderform von Markthallen sind Großmarkthallen, die der Versorgung regionaler Großverbraucher und Einzelhändler mit Frischware dienen.
Veranstaltungshalle
Als Veranstaltungshalle oder Multifunktionshalle bezeichnet man eine Halle, in der bei Konzerten oder Sportereignissen eine große Anzahl von Menschen Platz findet. Diese Hallen sind überdacht, aber nicht unbedingt klimatisiert. Sie können unterschiedlich genutzt werden, indem der Innenraum-Belag in verschiedenen Ebenen z.B. für Hallensport, Eishockey u.a. geeignet ist. Neue Bezeichnung im 21. Jhdt.: Arena. Beispiele sind:
- VELTINS-Arena, Gelsenkirchen 2001
- Kölnarena, Köln, zwischen 18.000 und 20.0000 Plätzen 1998
- Jahrhunderthalle, Breslau 1913
- Westfalenhallen in Dortmund 1952
- Grugahalle, Essen 1958
- Festhalle, Frankfurt am Main 1908
- Jahrhunderthalle, Frankfurt am Main 1965
- König-Pilsner-Arena, Oberhausen, 13.000 Plätzen, 1996
- SAP-Arena, Mannheim, 15.000 Plätzen, 2005
- TUI Arena, Hannover, 14.000 Plätzen, 2000
- AWD-Dome, Bremen, 14.000 Plätzen, 2005
- Color Line Arena, Hamburg, 16.000 Plätzen, 2002
- Mittelhessen-Arena, Wetzlar, 6.500 Plätzen, 2004
- Hanns-Martin-Schleyer-Halle 1984, Porsche Arena 2006, beide Stuttgart
- Kultur- und Kongress-Zentrum Liederhalle, Stuttgart 1958
- LTU-Arena in Düsseldorf, 51.500 Plätzen 2004
- ISS-Dome in Düsseldorf, zwischen 12.500 und 13.400 Plätzen, 2006
- Anhalt-Arena in Dessau, bis 3.700 Plätze, 2006
Auch Messehallen sind große Veranstaltungshallen, die verschiedenen Fachmessen temporär Raum bieten. Beispiele sind:
- Die Hallen der Frankfurter Messe
- Die Messehallen der Hannover Messe, bekannt von der Expo 2000
- die neue Kölnmesse in Köln
- Neue Messe in Leipzig
Sporthallen
Turnhalle, Reithalle, Hallenbad
Bahnhofshalle
- Im Hauptbahnhof von Leipzig
- Im Hauptbahnhof von Stuttgart
- Im Hauptbahnhof von Berlin
Umnutzung alter Hallen
Mit den strukturellen Entwicklungen in der Wirtschaft und Industrie der letzten Jahrzehnte wurden viele leerstehende Fabrik-, Industrie- oder Lagerhallen zu Veranstaltungshallen umgebaut.
- Rote Fabrik in Zürich
- Dampfzentrale und die Reithalle in Bern
- Jahrhunderthalle in Bochum
Rekorde
Die größte Halle der Welt (der Grundfläche nach) ist die Montagehalle des Flugzeugbauers Boeing in Everett (USA), in der u.a. die Boeing 747 gebaut wird. Sie ist 39,8 Hektar groß.
Die größte freitragende Halle der Welt ist das Aerium, welche ursprünglich für die Cargolifter AG als Werfthalle gebaut wurde. Dieses Bauwerk ist 360 Meter lang, 210 Meter breit, 107 Meter hoch und umschließt 5,5 Millionen Raummeter.
Siehe Auch
Literatur
- dtv-Atlas Baukunst, ISBN 3-423-03021-6