Garri Kimowitsch Kasparow

russischer Schachspieler und Politiker, ehemaliger Schachweltmeister
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Garri Kasparow, eigentlich Garik Weinstein, (* 13. April 1963 in Baku, heute Aserbaidschan), ist ein sehr erfolgreicher Schachspieler armenisch-jüdischer Abstammung mit russischer und amerikanischer Staatsbürgerschaft.

Biographie

Kasparows Schach-Karriere begann kurz vor seinem sechsten Geburtstag: Er beobachtete seine Eltern, wie sie über eine Zeitung gebeugt vergeblich versuchten, ein Schachproblem zu lösen. GK: "Ich hatte noch nie Schach gespielt, aber ich sah gespannt zu, wie sie sich abmühten [...] und schließlich resigniert aufgaben. Am nächsten Morgen zeigte ich ihnen den zur Lösung führenden Zug." [zit. G. Kasparow: Politische Partie (1987) 27]. Ab dem siebten Lebensjahr erhielt Garri im Palast der Jungen Pioniere in Baku regelmäßig Schachunterricht.

Mit zehn Jahren kam er zum dreimaligen Schach-Weltmeister Michail Botwinnik in dessen Schachschule. Botwinnik wurde Kasparows schachlicher Ziehvater und zugleich Vorbild, Trainer und Kritiker. Mit 15 Jahren übernahm Garri in der Schachschule sogar eine Art Assistentenfunktion. 1980 wurde dem jetzt 17-jährigen Kasparow der Titel eines Großmeisters (GM) verliehen. Im gleichen Jahr gewann er in Dortmund die Junioren-Weltmeisterschaft.

Am 9. November 1985 wurde Garri Kasparow der 13. Schachweltmeister, zugleich jüngster Schachweltmeister aller Zeiten. Er gewann den Titel im zweiten WM-Kampf gegen Anatoli Karpow mit 13 : 11 (in 24 Runden). Der erste Wettkampf hatte am 10. September 1984 begonnen und war am 15. Februar 1985 nach 48 Runden beim Stand von 5 : 3 für Titelverteidiger Anatoli Karpow abgebrochen worden, nachdem Kasparow zwei Partien in Folge gegen den Weltmeister (WM) gewonnen hatte. (WM sollte werden, wer zuerst sechsmal gewann, Remis zählten im ersten Match also nicht). Der Match-Abbruch geschah unter bis heute ungeklärten Umständen auf Betreiben des damaligen FIDE-Päsidenten Florencio Campomanes. In seiner Biografie von 1987 ('Politische Partie') beschuldigte Kasparow Campomanes, seinen Kontrahenten Anatoli Karpow und die Schachverantwortlichen der UdSSR des Komplotts gegen ihn.

Garri Kasparow verteidigte den WM-Titel erfolgreich in drei weiteren Begegnungen mit Karpow 1986, 1987 und 1990.

1993 kam es zu Unstimmigkeiten mit der Weltschachorganisation FIDE, die ihm den WM-Titel daraufhin entzog. Kasparow gründete im Anschluss daran mit Nigel Short die PCA (Professional Chess Association) und gewann die PCA-Weltmeisterschaftskämpfe 1993 gegen Nigel Short (6 Siege, 1 Niederlage, 13 Unentschieden) und 1995 gegen Viswanathan Anand (4 Siege, 1 Niederlage, 13 Unentschieden). 2000 verlor er gegen Wladimir Kramnik (2 Niederlagen, 13 Unentschieden).

Großes Interesse riefen seine Wettkämpfe gegen Schachprogramme hervor. Während er 1996 gegen den von IBM gebauten Computer "Deep Blue" mit 4-2 siegreich blieb, verlor er 1997 den Rückkampf 2,5-3,5. Auch später stellte er sich immer wieder Vergleichen mit Schachcomputern. Seine Wettkämpfe 2003 gegen die Programme "Deep Junior" und "Deep Fritz" endeten jeweils unentschieden.

Kasparow gilt als einer der besten Schachspieler aller Zeiten. Seine 1999 erreichte ELO-Zahl von 2851 wurde bisher nicht übertroffen. Heutige Elo-Zahlen sind wegen ihrer inflationären Tendenz allerdings nicht direkt mit früheren Elo-Werten vergleichbar. Auch setzte sich das Elo-Rating erst nach dem FIDE-Kongress in Siegen, 1970, allmählich durch. Über die Elo-Zahlen von Bobby Fischer als aktiver Spieler oder früherer WM kann nur spekuliert werden. Allgemeiner Konsens besteht aber darin, dass Kasparows Wissen zur Eröffnungstheorie vergleichbare Kenntnisse anderer GM oder früherer WM deutlich übersteigt.

Kasparows Schachstil ist dynamisch und aggressiv - hier ähnelt er seinem schachlichen Vorbild WM Alexander Aljechin. Auch ist GK für seine hervorragende Eröffnungsvorbereitung bekannt - hier ähnelt er seinem zweiten Vorbild, WM Michail Botwinnik.