Stolberg (Rheinland)

Stadt in der Städteregion Aachen, in Nordrhein-Westfalen, Deutschland
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Stolberg (Rhld.) [ʃtɔlbeʀk] ist ein Mittelzentrum und eine kreisangehörige Stadt im nordrhein-westfälischen Kreis Aachen. Stolbergs Beiname Kupferstadt weist auf die lange Tradition seiner metallverarbeitenden Industrie hin, die Altlasten mit sich brachte. Weitere einschneidende Ereignisse waren der Contergan-Skandal und rechte Bewegungen. Andererseits hat Stolberg ausgedehnte Naturschutzgebiete und eine denkmalgeschützte Altstadt um die imposante Burg, bei der die Ursprünge des Ortes und seines Namens liegen. Vorlage:Infobox Ort in Deutschland

Geografie

Lage

Die Stadt Stolberg liegt in der Voreifel in einem vom Vichtbach durchflossenen Tal. Sie befindet sich in der Nähe zum Dreiländereck Deutschland-Belgien-Niederlande bei Aachen. Die Talsohle des Vichtbachs ist zwischen Hammerberg und Bauschenberg nur 300 m breit, zwischen dem Donnerberg, einer 287 m hohen Anhöhe zwischen Stolberg und dem Eschweiler Stadtwald sowie Burgstüttgen gar nur 250 m. Von der Talsohle, die 180 bis 200 m über NN liegt, beträgt der Anstieg bis zu den Höhenstadtteilen Donnerberg im Osten und Münsterbusch im Westen rund 90 m.

Aufschlüsselung der Fläche

  • Gesamtfläche 9.831 ha, davon:
    • Landwirtschaftlich genutzte Flächen 2.622 ha
    • Waldflächen 4.822 ha
    • Wasserflächen 130 ha
    • Gebäude- und Freiflächen 1.404 ha
    • Verkehrsflächen 414 ha
    • Flächen anderer Nutzung 439 ha
  • Größte Nord-Süd-Ausdehnung 13,35 km
  • Größte Ost-West-Ausdehnung 13,50 km
  • Höchster Punkt 483 m über NN (Stadtgrenze Stadt Stolberg - Gemeinde Hürtgenwald bis Raffelsbrand)
  • Tiefster Punkt 160 m über NN (Kläranlage Steinfurt)

Berge

  • Donnerberg (287 m über NN) (Aussicht)
  • südlich von Gressenich: Triffelsberg (292 m über NN) (bewaldet)
  • bei Mausbach: Weißenkopf (273 m über NN)
  • bei Vicht: Großer Kranzberg (300 m über NN) (teilweise bewaldet)
  • bei Vicht: Burgberg (308 m bzw. 333 m über NN) (bewaldet)
  • bei Breinigerberg: Schlangenberg (276 m über NN)
  • bei Venwegen: Brauneberg (284 m über NN), Schlaberg (285 m über NN)
  • bei Zweifall: Hedchensknepp (335 m über NN) (bewaldet)

Gewässer

Das bedeutendste Fließgewässer Stolbergs ist der Vichtbach, der das Stadtgebiet von Süden nach Norden durchfließt und beim Stolberger Stadtteil Steinfurt-Velau in die Inde mündet, die nach dem Eintritt auf das Stadtgebiet hinter Aachen-Freund den Stolberger Stadtteil Münsterbusch umflossen und die Stadtteile Kohlbusch und Hamm durchflossen hat. Sie heißt auf Stolberger Gebiet auch Münsterbach, da die von ihr durchflossenen Gebiete zum Münsterländchen gehörten (nach der Abtei Kornelimünster). Weitere Fließgewässer des Stadtgebiets sind der Omerbach, der durch Gressenich fließt, und der Mausbach, der durch Mausbach fließt, und der Wehebach, der nach seinem Austritt aus der gleichnamigen Talsperre durch Schevenhütte fließt. Die Wehebachtalsperre, deren Staumauer sich auf Stolberger Gebiet befindet, bildet das größte Standgewässer. Daneben gibt es noch künstliche Teiche an der Vicht aus der Zeit der frühneuzeitlichen Metallverarbeitung.

Geologie

Stolberg liegt am Rande des Rheinischen Schiefergebirges in der Niederrheinischen bzw. Kölner Bucht, einem von drei Haupterdbebengebieten in Deutschland neben dem Oberrheingraben und einer Zone von Stuttgart bis zu Bodensee (Intensität VIII). Die nächste Bruchlinie verläuft westlich der Rurscholle.

Das Stadtgebiet bietet von Südosten nach Nordwesten einen Aufriss durch die Erdgeschichte vom Tonschiefer des Kambrium vor ca. 500 Mio. Jahren in Schevenhütte, über die „bunten Schiefern“ aus dem Unterdevon vor ca. 400 Mio. Jahren in Zweifall, Vicht und Gressenich, den Massenkalk und Dolomit von der Wende vom Mittel- zum Oberdevon vor 380 Mio. Jahren bis zum Famenne-Schiefer und Condroz-Sandstein vom Ende des Devons, die dreimal aufgrund einer Faltung auf der Linie von Dorff, Breinig, Breinigerberg, Büsbach, Mausbach bis Werth mit den mächtigen Kohlenkalk-Steinbänken wechseln, die im Unterkarbon vor 350 bis 325 Jahren angelegt wurden. Die letzte Schicht bilden die Oberen und Unteren Stolberger Schichten, die im Ober-Karbon bis vor 280 Mio. Jahren entstanden und sich von Münsterbusch über Oberstolberg bis zum Donnerberg erstrecken.

Diese Sedimente, die in horizontaler Schichtenfolge während mehrfacher Meereseinbrüche abgelagert wurden, stellten sich mit der Auffaltung der Eifel zum Gebirge quer. Dabei stiegen dampfförmige Erzmineralien auf, die sich in Erzlagerstätten auskristallisierten.

Das Gedauer Konglomerat aus dem Ober-Karbon ist wie das Vichter Konglomerat aus dem mittleren Devon das Relikt der Ablagerungen eines großen Stromes. Letzteres ist wie die Kalkfelsen „Römerstein“, die in Werth am Hitzberg in der Nähe des Steinbruchs Vygen liegen, ein Naturdenkmal.

Diese Schichtenfolge ist gut im Tal der Vicht und in zahlreichen Steinbrüchen zu beobachten, so dem Kalksteinbruch im GLB Bernhardshammer, der das umfassendste erdgeschichtliche Standardprofil links des Rheins bietet. Führungen werden im Naturschutzgebiet Schlangenberg bei Breinigerberg angeboten.

Hauptartikel Geologie in Stolberg (Rhld.)

Biotope und Naturschutz

Die geologische und landschaftliche Vielfalt des Stadtgebiets bildet die Voraussetzung für eine Vielzahl natürlicher Lebensräume, die einen großen Artenreichtum beheimaten. 1979 wies der Botaniker E. Savelsbergh 370 verschiedene höhere Pflanzen nach. W. Vorbrüggen identifizierte 1981 rund 300 unterschiedliche Tag- und Nachtschmetterlinge. Viele der gefundenen Arten stehen auf der „Roten Liste“.

Diesen Reichtum versucht die öffentliche Hand seit dem ausgehenden 20. Jh. zu schützen. 1979 gab es erst ein Naturschutzgebiet in Stolberg (Werther Heide), zehn Jahre später bereits 18 Naturschutzgebiete oder geschützte Landschaftsbestandteile. Bis in die Gegenwart werden neue Schutzgebiete ausgewiesen oder alte erweitert. 80% des Freiraums stehen unter Landschafts- oder Naturschutz. Die Hälfte des Stadtgebiets ist als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Den Löwenanteil daran bildet der Naturpark Nordeifel, der in Stolberg Gebiete des Vennvorlands umfasst. Seine Nordgrenze verläuft auf dem Stadtgebiet von Südwesten nördlich von Venwegen, dann entlang der L 12 durch Breinig, Breinigerberg, Mausbach und Gressenich, wo sie sich entlang der K 23 nach Nordosten fortsetzt. Die Siedlungsgebiete von Venwegen, Zweifall und Schevenhütte liegen im Naturpark Nordeifel, von ihm sind sie die angrenzenden Orte Breinig, Breinigerberg, Mausbach und Gressenich ausgenommen. Ein weiteres Landschaftsschutzgebiet schließt sich östlich der L 238 an den Naturpark Nordeifel zwischen Mausbach, Diepenlinchen, Oberstolberg und Duffenter an. Es umfasst die NSG Binsfeldhammer und den GLB Bernhardshammer. Das NSG an Saubach und Lehmsief liegt in einem größeren Landschaftsschutzgebiet.

 
Galmeiveilchen

Stolbergs sechs geschützte Landschaftsbestandteile (GLB) und 14 Naturschutzgebiete schützen vielfältige Biotope mit zahlreichen Arten, die teilweise deshalb so selten sind, weil sie sich an die besonderen Bodenverhältnisse angepasst haben:

Die beiden wichtigsten Pedobiome in Stolberg sind die Galmeifluren, eine Pflanzengesellschaft, die nach dem Gelben Galmeiveilchen benannt ist, und deren Hauptverbreitung auf dem Schwermetallrasen um Stolberg ist. Daneben beherbergen die Kalkgebiete eine seltene Flora und Fauna. Sie unterscheiden sich in Orchideen-Buchenwälder und Trockenrasengebiete. Diese beiden Vegetationen finden sich auch in Steinbrüchen, die in Stolberg in großer Zahl renaturiert wurden und eine Ruderalvegetation mit seltenen Arten beheimaten. Daneben werden Heidegebiete im Norden Stolbergs, Feuchtgebiete im Würselener Wald und an der Inde, Feuchtwiesen in Tälern der Voreifel und ein Altbuchenwald bei Nachtigällchen sowie 19 Naturdenkmale geschützt.

Für ausführliche Informationen siehe den Hauptartikel Natur in Stolberg (Rhld.)

Klima

Stolberg liegt in der kühl gemäßigten bis ozeanischen Klimazone, in der außerhalb des Vichttales feuchte Winde aus westlichen und südwestlichen Richtungen von der Nordsee vorherrschen. Hier fallen zu allen Jahreszeiten Niederschläge. Die Winter sind vergleichsweise mild und die Sommer verhältnismäßig kühl. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 8 bis 10 °C. Die Durchschnittstemperatur im Januar beträgt 1,8 °C, im Juli 17,8 °C [1]. In Stolberg gibt es eine größere Häufigkeit von Nordost-, Ost- und vor allem Südostwinden (letztere sind am Südosteingang des Stolberger Talraums besonders häufig). Als weitere Besonderheit ist die Windgeschwindigkeit im Stolberger Tal stark verlangsamt. Sie beträgt im Durchschnitt im Zentrum nur 0,7 m/s und in Stolberg-Süd 1,2 m/s gegenüber 2,8 m/s in Aachen. Im Unterlauf des engen Vichttals kann es deshalb im Sommer zu einer drückenden Schwüle kommen, während die Wintertemperaturen im eifelnäheren Süden tiefer liegen. Mehrgeschossige Bebauung führt im Vichtbachtal dazu, dass sich gerade im Bereich der Innenstadt bei austauscharmen Wetterlagen ein Kaltluftsee bildet, der Emissionen festhält. Die Höhen und die Stadtränder sind dagegen gut durchlüftet.

Nachbargemeinden

Im Westen grenzt das Stolberger Stadtgebiet an Aachen, im Norden und Nordosten an Eschweiler, im Osten an Langerwehe und Hürtgenwald (beide Kreis Düren) und im Süden an Simmerath und Roetgen.

Stadtgliederung

Stolberg ist unterteilt in die 17 Stadtteile Atsch, Breinig, Breinigerberg, Büsbach, Donnerberg, Dorff, Gressenich, Mausbach, Münsterbusch, Oberstolberg, Schevenhütte, Unterstolberg, Venwegen, Vicht, Vicht-Breinigerberg, Werth und Zweifall.

Keine offiziellen Stadtteile sind Mühle (der frühere Name des größten Teils von Unterstolberg), die Velau, Steinfurt, Duffenter und Birkengang am Donnerberg, die Hamm und Kohlbusch bei Atsch sowie Ortsteile von Stadtteilen (die Liester zwischen Büsbach und Münsterbusch; in Büsbach der Bauschenberg; Breinigerheide in Breinig; in Gressenich Buschhausen; in Mausbach Fleuth, Krewinkel und Diepenlinchen; Münsterau und Stollenwerk in Vicht; Finsterau in Zweifall).

Einwohnerstand

Stolbergs 58.023 Einwohner verteilen sich wie folgt auf die Stadtteile (Stand: 31. Dezember 2005):

Ortsteil Einwohner
Atsch 4.090
Breinig 4.987
Breinigerberg  971
Büsbach 7.192
Donnerberg 5.610
Dorff  611
Gressenich 2.566
Mausbach 4.657
Münsterbusch 6.948
Oberstolberg 7.608
Schevenhütte  706
Unterstolberg 5.579
Venwegen 1.491
Vicht 1.879
Vicht / Breinigerberg  41
Werth 1.032
Zweifall 2.055

Geschichte

Stolbergs Geschichte ist durch die Lage in der Voreifel im engen Tal des Vichtbachs und seine Bodenschätze geprägt. Politisch beschränkte sich Stolberg bis ins 20. Jh. auf das untere Vichttal, während weite Teil des heutigen Stadtgebiets zur Abtei Kornelimünster, Eschweiler oder später auch selbständigen Gemeinden wie Büsbach und Gressenich gehörten. Die Geschichte dieser Gebiete wird ausführlich in eigenen Artikeln dargestellt und soll hier nur insoweit berücksichtigt werden, als sie für Stolbergs Gesamtentwicklung von Belang ist.

Für ausführliche Informationen siehe den Hauptartikel Wirtschafts- und Umweltgeschichte der Stadt Stolberg.

Überblick

Es lassen sich vier Phasen der wirtschaftlichen und vier Phasen der territorial-politischen Entwicklung unterscheiden.

Wirtschaftliche Entwicklung:

  • Landwirtschaft und Viehzucht im Mittelalter
  • Frühindustrialisierung durch die Kupfermeister in der Frühen Neuzeit (1600-1800)
  • Industrialisierung mit vorwiegend Schwermetallverarbeitung (1800-1960)
  • Wandel zur Dienstleistungsstadt mit Wohnsiedlung und Tourismus (ab 1960)

Politisch-Territoriale Entwicklung:

  • Vormoderne Herrlichkeit im oberen Vichttal
  • Stadt in Preußen, Angliederung der Mühle und Stadtrechte
  • Industriestadt im Deutschen Reich und Erweiterungen nach Süden, Westen und Norden
  • Stadt in der Bundesrepublik Deutschland und kommunale Neugliederung

Die vier politisch-territorialen Phasen lassen sich also nicht genau den vier wirtschaftlichen zuordnen. Landwirtschaft und Frühindustrialisierung fallen beide in die Zeit der Herrlichkeit Stolbergs. Umgekehrt erstreckt sich die Phase als Industriestadt über drei Stadien der politisch-territorialen Entwicklung.

Vorgeschichte, Kelten und Römer

Älteste Spuren menschlicher Besiedlung wurden um 1965 bei Büsbach auf dem waldfreien Brockenberg gefunden. Dort wurde eine Kulturschicht mit Kleingeräten der frühen Mittelsteinzeit (etwa um 10.000 v. Chr.) entdeckt. Weitere Funde am Brockenberg und bei Gut Tannenbusch stammen aus der Jungsteinzeit (um 5.000 bis 1.900 v. Chr.). Auch in Zweifall und Schevenhütte lassen Funde auf steinzeitliche Verweilplätze schließen. Aus dem Keltischen stammen in Stolberg die Gewässernamen Inde, Vicht und Wehe. In der Nähe der Staumauer der Wehebachtalsperre bei Schevenhütte wurden Reste einer keltischen Fliehburg aus der Eisenzeit gefunden. Es wird aufgrund der Namensähnlichkeit vermutet, dass die Eburonenfeste Aduatuca, die gemeinhin im heutigen Tongeren angesiedelt wird, mit dem Stadtteil Atsch identisch sei und dass sich die siegreiche Schlacht gegen eine Truppenabordnung Cäsars am Zusammenfluss von Inde und Vichtbach zugetragen habe. Wichtiger als solche Spekulationen sind Funde, die auf einen Ursprung der Stolberger Messing- und Eisenindustrie in der Kelten- und Römerzeit schließen lassen. In Atsch wurde in der Nähe des vermutlichen Schlachtfeldes eine Eisenschmelze ausgegraben. Wahrscheinlich betrieben die Römer die Anlagen mit keltischen Arbeitern weiter und übernahmen von den Kelten auch das Verfahren, aus Kupfer und Galmei das goldglänzende Messing herzustellen (lat. aurichalcum). Ausgedehnte Schlackehalden am Breinigerberg und zwischen Diepenlinchen und dem Römerfeld in der Mausbacher Heide lassen auf Metallverhüttung bereits in der Römerzeit schließen. Die bei Cuxhaven in einem germanischen Gräberfeld aus dem 2. und 3. Jh. gefundenen Hemmoorer Eimer wurden vermutlich in der Gegend um Gressenich gefertigt und heißen deshalb auch „Gressenicher Eimer“. Am Brockenberg – Hassenberg wurden Siedlungsspuren aus der Römerzeit, und zwar aus dem 1. bis 3. Jahrhundert n. Chr., gefunden. Eine Nebenstrecke der Römerstraße von Bavay (Nordfrankreich) über Kornelimünster nach Köln verlief über Dorff und Hassenberg südöstlich von Büsbach in Richtung Jülich. Auf dem heutigen Burgfelsen vermutet man eine römische Straßenwarte.

Vom Mittelalter bis zur frühen Neuzeit

 
Älteste überlieferte Darstellung der Burg Stolberg aus dem 16. Jahrhundert

Politisch

Stolberg wird urkundlich erstmals 1118 erwähnt, als Reinardus von Staelburg die Gründungsurkunde des St. Georgs-Stifts zu Wassenberg mitzeichnet. Der Sitz der Herren von Stalburg war die Burg Stolberg. Burgherren waren im 13. und 14. Jh. eine Linie des Geschlechts von Salm-Reifferscheid, dann Reinhard II. von Schönforst (der heutige Aachener Stadtteil Forst). Stolberg kam Anfang des 15. Jh.s zum Herzogtum Jülich. Die Herzöge belehnten im 15. Jh. das Geschlecht der von Nesselrode, im 16. und 17. Jh. das Geschlecht der von Efferen mit der Unterherrschaft Stolberg. Gemäß J. Fabricius war Stolberg im Jülicher Herzogtum „ursprünglich eine Burg und ein Rittersitz im Amt Eschweiler an der Grenze zum Amt Wilhelmstein und dem jenseits des Vichtbaches gelegenen Gebiet der Reichsabtei Kornelimünster“. Die Grenze der beiden Ämter markierte ein kleiner, in den Vichtbach mündender Wassergraben. Der zum Amt Wilhelmstein gehörige Teil hieß 'Berger Seite' und unterstand dem Gericht Nothberg. Er umfasste den Finkenberg. Am 28. Februar 1644 wurde dem Burgherrn erneut nach 1629 und diesmal definitiv die Jurisdiktion auf der Berger Seite nach jahrelangen Kompetenzstreitigkeiten mit dem Amt Wilhelmstein und dem Gericht Nothberg verliehen. Nur die Steuern sollten nach wie vor an das Amt Wilhelmstein gezahlt werden. 1777 wird die Berger Seite aufgrund eines kurfürstlichen Edikts vollständig in die Herrlichkeit Stolberg eingegliedert. Bis 1789 blieb die Herrlichkeit Stolberg in den verschwägerten Linien der Familien von Frentz und Von Beissel und bildete eine eigene Unterherrschaft im Oberamt Jülich bzw. Herzogtum Jülich, die nur von Binsfeldhammer bis zum Zusammenfluss von Inde und Vichtbach am Schnorrenfeld reichte und sich über ein Territorium von 318 ha erstreckte. Nördlich lag das jülische Amt Eschweiler, das später im Amt Wilhelmstein aufging, und östlich die jülischen Ämter Wilhelmstein und Wehrmeisterei, das die heutigen Stadtteile Schevenhütte und Zweifall umfasste (östlich von Vicht und Hasselbach, der übrige Teil des Ortes gehört zum Amt Montjoie) und sich Gressenich und teilweise Vicht und Mausbach mit der Reichsabtei Kornelimünster teilte, die sich westlich und südlich der Unterherrschaft Stolberg erstreckte und außerdem die heutigen Stolberger Stadtteile Münsterbusch, Büsbach, Breinig, Dorff und Venwegen umfasste.

1324 wird erstmals das „dorf Staylburg“ erwähnt, dessen jährlicher Zins sich auf 58 Kapaune und 8 Hühner belief. Im Schatten der Burg siedeln sich ab der Mitte des 15. Jahrhunderts Handwerker an, die Eisen, Kupfer, Blei, Gold und Silber verhütten. Im Jahre 1496 soll der Ort Stolberg nur aus zwei bis drei Häusern bestanden haben und selbst 1569 nur elf bis zwölf Häuser umfasst haben. Die farbige Karte, welche der Künstler Egidius Waschaple im Jahre für einen Rechtsstreit des Burgherrn mit dem Abt von Kornelimünster anfertigte, zeigt ebenfalls nur zwölf Häuser und drei Mühlen. Neben der Unterherrschaft entwickelte sich – wohl getragen durch das Selbstbewusstsein der Kupfermeister - bis zum Ende des 17. Jh. eine Ortsgemeinde mit Bürgermeister,[2] die als Anfang der kommunalen Selbstverwaltung in Stolberg angesehen werden können. Aus dem Jahre 1738 liegt das erste Protokoll einer Bürgermeisterwahl vor. Die Straßen und Gassen des Ortes waren Ende des 18. Jh.s die Hauptstraße (heute Burgstraße), die Katzhecke und die Enkerei.

Frühindustrialisierung durch Kupfermeister und Reitmeister

Um 1600 gestattete der Burgherr von Effern protestantischen Kupfermeistern aus Aachen, die teilweise dorthin Mitte des 15. Jh. aus dem belgischen Dinant gekommen waren, die Übersiedlung in sein Gebiet. Konfessionelle Spannungen und Zunftzwänge in der katholischen Reichsstadt Aachen, aber auch günstige Standortfaktoren in Stolberg bewogen sie zu diesem Schritt. Sie brachten Kenntnisse der Messingherstellung mit, bei der Kupfer mit dem örtlichen Galmei bzw. Zinkblende legiert und unter Ausnutzung der Wasserkraft des Vichtbachs weiter verarbeitet wurde. Da man sich noch nicht über die Rolle des Zinks, das erst Anfang des 19. Jahrhunderts als Element erkannt wurde, im Klaren war, nannte man Messing auch „gelbes Kupfer“. Daher rühren die bis heute gebräuchlichen Bezeichnungen „Kupfermeister“ und „Kupferstadt“.

 
evangelische (lutherische) Vogelsangkirche

Durch die Kupfermeister wurde ein wirtschaftlicher Aufschwung eingeleitet. Stolberg war eines von wenigen Zentren der Messingherstellung weltweit und hatte in Europa nahezu eine Monopolstellung. Seine Messingwaren wurden bis nach Kanada und Brasilien exportiert. Vor diesem Hintergrund nennt sich Stolberg heute gerne „älteste Messingstadt der Welt“. Von dieser Blütezeit der Frühindustrialisierung künden noch heute zahlreiche Baudenkmäler wie die Kupferhöfe. Sie dienten nicht nur als Produktionsstätten und in unruhigen Zeiten als kleine Burgen, sondern belegen den aristokratischen Repräsentationswillen der Kupfermeistergeschlechter, der sich außerdem in Familienwappen äußert. Ferner wurde in Stolberg 1647 die Vogelsangkirche als erste linksrheinische lutherische Kirche errichtet, während auf dem Finkenberg eine calvinistische Kirche entstand. Bei ihr befindet sich der sog. Kupfermeisterfriedhof mit zahlreichen herrschaftlichen Gräbern.

Am Oberlauf des Vichtbachs und an der Wehe in Schevenhütte betrieben die Reitmeister (von „(zu)bereiten“) in der frühen Neuzeit auf dem heutigen Stolberger Stadtgebiet Eisengewinnung und -verarbeitung. Ihre Produktionsstätten, die Reitwerke, sind teilweise noch heute erhalten (Junkershammer, Neuenhammer, Platenhammer), wobei die nördlicher gelegenen aus Holzkohlemangel im 18. Jh. zu Kupfermühlen umgebaut wurden (Bernardshammer). Ein Spross der bedeutendsten Reitmeisterfamilie des Vichttals, der Hoesch, gelangte über Düren ins Ruhrgebiet und begründete dort den gleichnamigen Stahlkonzern.

 
Stolberg um 1800 (Blick vom Kranensterz in Büsbach)

Franzosenzeit

Nach der Besetzung Aachens durch die französischen Generäle Desforest und Stengel hielt ein Truppenteil unter Fregeville Stolberg besetzt. Die Franzosen wurden zwar von den Österreichern in der Schlacht von Aldenhoven bis zur französischen Grenze zurückgedrängt, rückten dann aber 1794 erneut über Münsterbusch in Stolberg ein. Die Franzosen ernannten den „Bürger“ Hermann Peltzer zum General-Administrator. Im Namen der Zentralverwaltung in Aachen setzte er die beiden Bürgermeister Johann Peter Schmitz und Heinrich Beckers samt acht Beigordneten ab. Später wurde Johann Adam Schleicher zum „Maire“ ernannt und die vier „Bürger“ Laurenz Lynen Sohn, Johann Wilhelm Scheibler, Johann Graff und Johann Wilhelm Dahmen zu Bürgerräten. Doch schon 1795 bestimmte man Dahmen zum Maire und ernannte Johann Haahs und Jakob Braun zu Beisitzern. Während der Zugehörigkeit des linksrheinischen Gebiets zu Frankreich von 1794 bis 1815 bildete Stolberg eine Mairie, die – wie die Mairien Gressenich und Büsbach – zum Kanton Eschweiler im 1801 gegründeten Département de la Roer gehörte. Die französische Munizipalverfassung von 1800 war streng zentralistisch und beseitigte alte Formen der kommunalen Selbstverwaltung. Der Gemeinde- bzw. Munizipalrat hatte nur beratende Funktion gegenüber dem vom Staat eingesetzten Maire. Die Kontinentalsperre verhalf der seit der zweiten Hälfte des 18. Jh.s angeschlagenen Stolberger Messingindustrie zu einer Atempause und letzten Blüte.

Preußen und Kaiserzeit

 
Ehemalige Fabrik an der Zweifaller Str.
 
Jugendstilhaus (Kaesmacher)

Politisch

1814/15 fiel Stolberg nach dem Sturz Napoleons an Preußen und wurde 1816 eine Bürgermeisterei. Erster Bürgermeister wurde Conrad Esajas Michels. Stolberg war mit knapp 2600 Einwohnern in 334 Häusern die kleinste Gemeinde im Kreis Aachen, dem Stolberg seither angehört. Außerdem wurde es dem Regierungsbezirk Aachen zugeordnet, dessen Teil es bis zu dessen Eingliederung in das Regierungspräsidium Köln 1972 war. Der Regierungsbezirk Aachen und damit auch Stolberg kam zuerst zur Provinz Niederrhein, die 1822 mit Jülich-Kleve-Berg zur Rheinprovinz vereinigt wurde. Die beiden protestantischen Gemeinden vollzogen den vom preußischen König 1817 empfohlenen Zusammenschluss zu einer reformierten Gemeinde in Stolberg erst 1860.

1823 erhält Stolberg von Eschweiler den Stadtteil Mühle. Am heutigen Kaiserplatz wird 1837 ein neues Rathaus im klassizistischen Stil errichtet, das 1976 renoviert wird. Nach der Rheinischen Gemeindeordnung vom 23. Juli 1845 wurde das Stadtoberhaupt wie in der französischen Munizipalverfassung vom Staat auf Lebenszeit eingesetzt. Ein hohes Mindesteinkommen, das preußische Dreiklassenwahlrecht und die Ehrenamtlichkeit der Mandate beschränkten den Kreis der Gemeindevertreter auf die dünne Schicht des Besitzbürgtertums. Aufgrund der Rheinischen Städteordnung vom 15. Mai 1856 erhielt Stolberg, das zwar nicht die geforderten 10.000 Einwohner aufweisen konnte, in demselben Jahr auf Antrag die preußischen Stadtrechte, weil es wegen seiner gewerblichen Struktur Mitglied des Provinziallandtags wurde.[3] Stadtjubiläen werden bis heute nach diesem Datum gefeiert.

Industrialisierung

Durch den Anschluss an Preußen verlor die Stolberger Metallindustrie ihre französischen Absatzmärkte und geriet in eine schwierige Randlage, die jedoch durch den Einsatz moderner Techniken wie der Dampfmaschine und der neu entwickelten Zinkverarbeitung überwunden werden konnte. Blei und v.a. Zink lösten Messing als wichtigste Metalle der Stolberger Wirtschaft ab. Neben der Blei- und Zinkindustrie setzten die Glasindustrie und chemische Industrie die Diversifizierung der Wirtschaft fort, die bereits 1719 Mathias v. Asten mit dem Beginn von Tuchherstellung im Knautzenhof eingeleitet hatte. Im Rahmen dieses Strukturwandels wurden aus den Kupfermeisterfamilien Fabrikanten. Die Produktion verlagerte sich aus den Kupferhöfen, die aus Bruchstein gebaut waren, in ziegelgemauerte Fabriken. Die Industrialisierung wurde entscheidend durch die Gebrüder John und v.a. James Cockerill vorangetrieben. Man plante für Stolberg ein „zweites Seraing“. In Münsterbusch und Mühle entstand eine der ersten Industrielandschaften Deutschlands.

1841 wird Stolberg mit Eröffnung der Bahnlinie Aachen-Köln ans einen Eisenbahnnetz angeschlossen und erhält einen eigenen Haltepunkt auf Eilendorfer Gebiet („Station Stolberg“). Durch den Bau der Stolberger Talbahn im Vichtbachtal 1867, 1881 und 1889 wird die Eisenbahnanbindung der Stolberger Firmen verbessert und Anschluss an die Vennbahn hergestellt. 1888 wird ein Bahnhof mit Namen „Stolberg Bf.“ (später „Stolberg Hbf.“) auf Eschweiler Territorium errichtet.

Modernisierung

 
Ehemaliges Amtsgericht am Kaiserplatz
 
Ehemaliges Goethe-Gymnasium am Kaiserplatz

Der Aufschwung der Industrialisierung schlug sich auch im Stadtbild nieder. Im Steinweg und der Rathausstraße entstanden gründerzeitliche Bürgerhäuser und Villen der Fabrikbesitzer (Villa Lynen), während in den heruntergekommenen Teilen der Altstadt (Vogelsang) die Unterschicht und die Fabrikarbeiter lebten. In der zweiten Hälfte des 19. Jh. bemühten sich der evangelische, von Preußen eingesetzte Bürgermeister und Leutnant a.D. Friedrich von Werner und der katholische Pfarrer von St. Lucia Roland Ritzefeld, die sozialen Folgen der Industrialisierung abzumildern und die Modernisierung Stolbergs außerhalb der Wirtschaft voranzutreiben. Auf Betreiben Ritzefelds richtete die Pfarre St. Lucia 1866 im ehemaligen Kupferhof Steinfeld das Bethlehem-Krankenhaus ein. Um die Jahrhundertwende werden am Kaiserplatz ein Amtsgericht, eine Hauptpost und das Goethe-Gymnasium (1908) errichtet, ferner in unmittelbarer Nähe die Volksschule Grüntal. Ein Standbild des Kaisers Wilhelm I. aus dem Jahre 1897, das dem Kaiserplatz bis heute seinen Namen gab, wird im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen. Im Stadtteil Mühle entstehen die Pfarrkirche Mariä-Himmelfahrt und die Volksschule an der Herrmannstraße. 1913 kamen von der Gemeinde Büsbach die Gebiete Schneidmühle und Jordansberg zu Stolberg.

Weimarer Republik: Demokratisierung

Infolge des Versailler Vertrags war Stolberg von 1919 bis 1929 von Alliierten besetzt (Belgier und Franzosen). Wie dem übrigen Rheinland blieben ihm so die bürgerkriegsähnlichen Wirren zu Beginn der Weimarer Demokratie erspart. In Büsbach beendete die Bevölkerung ein separatistisches Intermezzo. Die Gründung der Weimarer Republik brachte es mit sich, dass die Bürgermeister nicht mehr von oben eingesetzt, sondern vom Stadtrat gewählt wurden. Das preußische Dreiklassenwahlrecht wurde zugunsten des gleichen Wahlrechts aufgegeben, das erstmals auch Frauen aktiv wie passiv ausüben konnten. Doch die Not ist drückend. In der Inflationszeit sieht Stolberg sich genötigt, zusammen mit Eschweiler Notgeld herauszugeben.

 
50 Billionen Mark - Der höchste Wert, der von den Städten Eschweiler und Stolberg ausgegeben wurde. (Ausgabe am 11. November 1923) (Privatbesitz NORLU)


Mitte der 1920er Jahre sind in Stolberg von ca. 17.000 Einwohner 1.800 erwerbslos. Die Stadt sucht mit Arbeiterwohnungsbau am Stadtrand Arbeit zu beschaffen. 1920 wurden von der Gemeinde Hastenrath das Gebiet Hammerberg und 1932 der Burgholzer Hof, Niederhof, Hochweger Hof und Steffenshof eingemeindet (sog. „Hastenrather Zipfel“). 1930 kann das Stadtbad in der Grüntalstraße eingeweiht werden.

NS-Zeit und Zweiter Weltkrieg

Der Weg ins „Dritte Reich

Die KPD, die im Vogelsang die meisten Stimmen bekam und deren Treffpunkt das ehemalige Hotel Scheufen (Steinweg 76, heute Sanitätshaus Bajus) war, wurde bei der Kommunalwahl 1929 mit sechs Sitzen im Stadtrat doppelt so stark wie die SPD. Der NSDAP gelang nicht der Sprung in den Stadtrat. Erst der Beginn der Weltwirtschaftskrise verschaffte ihr Zulauf. Ende 1931 wurde Stolberg aufgrund einer Anordnung der Gauleitung Köln-Aachen Sitz der NSDAP-Kreisleitung für den Kreis Aachen, während in den umliegenden Städten Ortsgruppen verblieben. An der Ecke Schellerweg/Rathausstraße (Rathausstr. 49) stand das sog. Braune Haus, das Haus Metropol (Rathausstr. 85) wurde der Sitz des „Westdeutschen Beobachters“. Bei den Kommunalwahlen am 12. März 1933 erzielte bei einer Wahlbeteiligung von 74,4% das Zentrum 10 Sitze (minus 2), die NSDAP 9 Sitze (plus 9), KPD 4 (minus 2), SPD 3 (unverändert), die Kampffront Schwarz-weiß-rot 1, und die Prehlerpartei (ein Zusammenschluss kleiner Einzelhändler und Handwerker) 1. Sieben Zentrumsstadtverordnete sowie die Mandatsträger der Kampffront Schwarz-weiß-rot und der Prehlerpartei treten der NSDAP als Hospitanten bei; die Zentrumsabgeordnete Christine Büngens nahm die Wahl nicht an, ebenso die beiden KPD-Abgeordneten Reinhard Schirbach und Juliane Decker. Für sie durften nach dem Runderlass des Ministers des Inneren vom 20. März 1933 keine Ersatzmitglieder nachrücken. Dieser Runderlaß verhinderte auch, dass die gewählten Ratsherren Peter Winterich und Jakob Radermacher für die KPD ihre Mandate antraten. Bis zum 14.7. legen ihre Stadtratmandate der Sozialdemokrat August Meurer und die Zentrumsabgeordneten Claus Robert, Matthias Souren und Louis Hülsen nieder. Ludwig Lude von der SPD darf aufgrund eines Runderlasses des Innenministers vom 23.6. nicht nachrücken, die übrigen Sozialdemokraten ihre Mandate gar nicht antreten. Hochrangige Vertreter des Zentrums verloren in der Stadtverwaltung und im Schulwesen ihre Stelle. Der Leiter der Stadtbücherei entfernte unaufgefordert dem Regime missliebige Literatur. Die HJ verbrannte öffentlich Bücher. Am 1. April 1933 rief die SA auch in Stolberg zum Boykott jüdischer Geschäfte auf. Am 1. Mai 1933 beschloss der Stadtrat umfangreiche Namensänderungen: Das Goethe-Gymnasium hieß fortan „Städtisches Langemarck-Gymnasium“ (1945 rückgängig gemacht), die Neustraße (heutige Salmstraße) Hindenburgstraße, die Oststraße Bismarckstraße, die Hastenrather Straße Horst-Wessel-Straße. Der Steinweg und Teile der Aachener Straße wurden in Adolf-Hitler-Straße umbenannt, dem neuen Reichskanzler und dem greisen Reichspräsidenten Hindenburg gar die Ehrenbürgerschaft verliehen. Walther Dobbelmann (DNVP), Bürgermeister 1906-1934, beantragte auf Druck der NSDAP seine Pensionierung, die am 1. Oktober 1934 erfolgt. Anton Braun, Leiter der Gaurevisionsabteilung, fungiert als Bürgermeister in Stolberg. Dr. Engelbert Regh (NSDAP), nach 1945 bis 1955 für die FDP in Stadtrat und Kreistag, wird am 25. Februar 1935 mit Genehmigung des Gauleiters Grohé von Regierungspräsident Eggert Reeder als Bürgermeister eingeführt. Der Stadtrat verlor nach der deutschen Gemeindeordnung seine Entscheidungskompetenzen an den Bürgermeister, die Ratsherren wurden für sechs Jahre ernannt.

Kommunale Neugliederung 1935

Stolbergs Einwohnerdichte pro 100 ha war seit 1825 von 967 über 1.401 im Jahre 1849 und 3.721 im Jahre 1885 auf 4.705 kurz nach der Jahrhundertwende gestiegen (1905). Dies war die höchste Einwohnerdichte, „… die zwischen 1825 und 1925 von einer Gemeinde im Regierungsbezirk Aachen eingenommen wurde. Der Siedlungsraum Stolberg war unnatürlich klein im Verhältnis zu der reichen Industrie der Stadt“, so eine 1933 bei der TH Aachen eingereichte Dissertation [4]. Vor diesem Hintergrund fand 1935 eine Erweiterung des Stadtgebiets statt, welche auch die Einwohnerzahl um 11.000 wachsen ließ:

Von Eschweiler erhielt Stolberg die Ortsteile Donnerberg, Duffenter, Birkengang, Velau, Steinfurt mit dem Hauptbahnhof Stolberg aus dem Jahre 1888 sowie den Südwesten des Propsteier Waldes (Steinbachshochwald). Dies waren rund 500 Hektar Gebiet mit rund 1.400 Einwohnern, zwei stillgelegten Zinkhütten und diversen Halden. Ferner erhielt Stolberg im Westen Atsch von Eilendorf und die Gemeinde Büsbach, die 9.000 Einwohner zählte und die Ortsteile Büsbach, Dorff, Münsterbusch und Kohlbusch umfasste.

Verfolgung und Widerstand

In Stolberg wurde die Pogromnacht 1938 der Nachbarorte organisiert. Am 9. November 1938 verwüsteten SA und SS, die sich am Alten Markt gesammelt hatten, die beiden verbliebenen jüdischen Geschäfte in Stolberg (Schuhgeschäfte Bernhard Wächter und Sigmund Zinader). Juden wurde in der Folge durch eine städtische Anordnung der Besuch von Stadtbad und Stadtbücherei und die Benutzung öffentlicher Parkbänke untersagt. Der Betsaal hinter Haus Steinweg 78, wo heute Garagen stehen, wurde Anfang 1939 aufgelöst. Jüdische Geschäfte, so das Textilgeschäft von Berthold Wolff im Steinweg, wurden „arisiert“. Durch Flucht und Deportation löste sich die kleine jüdische Gemeinde vollständig auf, die 1933 noch 76 Gläubige gehabt hatte. Zwei nichtjüdische Männer retten ihren jüdischen Frauen das Leben, weil sie sich nicht scheiden ließen (Hubert Faber, Amalia Faber, geb. Breuer, starb 24. September 1959, letzte jüdische Bestattung auf dem jüdischen Friedhof „Trockener Weiher“; Bock, verheiratet mit Else Bock, geb. Randerath). Nach dem Entzug der Lebensmittelkarten 1942 wurden sie von Stolbergern wie Ludwig Lude mitversorgt. Nachweislich sind unter der NS-Herrschaft mindestens 19 Stolberger Juden ermordet worden oder im Umfeld der sog. „Vernichtungslager“ im Osten verschollen.

Am 28. Februar 1933 sollten nach dem Reichstagsbrand im Rosenmontagstrubel Kommunisten verhaftet werden: Matthias Bonny, Josef Henges, Peter Wilms, Leo und Anna Offermanns. Arnold Janz, Hubert König und Christian S. rechtzeitig gewarnt und konnten im närrischen Treiben untertauchen. Reinhard Schirbach und Leo Offermanns überlebten ihre Inhaftierung im KZ 1944. Im KZ kamen die Kommunisten Matthias Dolfen, der kommunistische Widerstandskämpfer Jakob Radermacher ums Leben, ferner Oskar Pongartz. Ein Herr Radermacher aus Münsterbusch ohne feste weltanschauliche Zugehörigkeit bezahlte seine Kritik am Nationalsozialismus 1944 mit dem Leben. Er kam in einem Lager in Frankreich um. Der Widerstand von SPD, KPD, „Kampfbund gegen den Faschismus“ und Reichbanner „war in Stolberg keineswegs die Sache einer Minorität.“ [5] Illegale SPD-Parteizellen organisierten der Sozialdemokrat Ludwig Philipp Lude, der parteilose Gewerkschafter Mathieu Wilms sowie Peter Spiegelmacher und Paul Arentsen. Widerstand kam auch aus dem katholischen Milieu durch Pastor Keller und den Kaplan Dunkel.

Zwangsarbeit und Deportation

Die metallverarbeitende Industrie, v.a. die Firmen Prym und Stolberger Metallwerke, stellte im Zweiten Weltkrieg auf Rüstungsproduktion um. Zwangsarbeiter, die produktionsnah in Baracken untergebracht wurden, ersetzten nicht nur die eingezogenen Arbeitskräfte der Industrie, sondern sicherten auch die Erfüllung von Großaufträgen für die Rüstung. Nach dem EBV war die Stolberger Industrie mit ca. 2.500 Zwangsarbeitern (davon 600 Kriegsgefangene) der größte Einsatzort für Zwangsarbeiter im Kreis Aachen. Im Juni 1944, drei Monate vor der Ankunft der US-amerikanischen Truppen in Stolberg, erreichte die Zwangsarbeiterbeschäftigung mit über 2.200 Zwangsarbeitern und 800 Kriegsgefangenen ihren Zenit. Der Anteil ausländischer Arbeiter in den industriellen und handwerklichen Berufen lag in Stolberg damals bei 40 % (Reichsdurchschnitt 29 %). Insgesamt gab es mindestens 38 größere Zwangsarbeiter- und Kriegsgefangenenlager im gesamten Stadtgebiet.

Im November 1941 errichtete die Gestapo auf dem Gelände der Kali Chemie AG an der Rhenaniastraße ein Lager für 121 jüdische Zwangsarbeiter, die bis Juni 1942 in den benachbarten Fabriken 12 Stunden pro Tag Zwangsarbeit verrichten mussten und Schikanen der Aufseher ausgesetzt waren. Nur kurze Zeit bestand im Sommer 1942 ein Durchgangslager in RAD-Baracken in Mausbach, in dem ca. 300 Juden unter unmenschlichen Bedingungen auf ihre Deportation warten mussten. William Prym beschäftigte während des Zweiten Weltkrieges rund 500 Insassen der Gefängnisse Köln und Aachen in sogenannter Heimarbeit. Im Sommer 1942 wurden der Stolberger Industrie osteuropäische Zwangsarbeiter in großer Zahl zugewiesen. Eine Auflistung des Zwangsarbeitereinsatzes in den einzelnen Unternehmen findet sich hier. Die Betriebsfeuerwehr galt wegen der von ihr verübten Misshandlungen als „Werks-SS“. Am 25. April 1944 wurden drei polnische Jugendliche in der Nähe ihres Lagers am Stolberger Bahnhof vor den Augen zahlreicher deutscher Zeugen und Gäste sowie hunderter polnischer Zwangsarbeiter von der Aachener Gestapo hingerichtet, weil sie einige Lebensmittel aus einem Waggon am Aachener Westbahnhof entwendet haben sollten. Insgesamt kamen in Stolberg 52 Zwangsarbeiter zu Tode, davon einer von sechs Landarbeitern im damaligen Stadtgebiet, der 16. Dezember 1942 auf einem Bauernhof in Büsbach - ganz in Einklang mit den Empfehlungen der Landesbauernschaft Rheinland - wegen angeblich mangelnder Arbeitsleistung durch Nahrungsverweigerung starb[6].

Am 2. März 1943 wurden fünf Roma-Familien (insgesamt 37 Menschen) von Stolberg nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Insgesamt haben 152 bis 177 Menschen infolge des NS-Regimes in Stolberg ihr Leben verloren.

Alliierte Eroberung und Besatzung

Stollen unter der Burg und an der Zweifallerstraße dienten dem Luftschutz. Noch vor der alliierten Eroberung Aachens am 21. Oktober 1944 drangen US-amerikanische Truppen am 12. September 1944 bis Stolberg und Schevenhütte vor. Die Kämpfe um diesen sog. Stolberg-Korridor brachten Zerstörungen mit sich und erlegten der Zivilbevölkerung große Leiden auf. Evakuierungsbefehle der NS-Behörden wurden vom Bürgermeister weitgehend nicht befolgt. Etwa 10.000 Menschen blieben in Stolberg zurück. Ein Personenzug mit zahlreichen Evakuierten aus Stolberg geriet bei Jülich in einen britischen Tieffliegerangriff. Erst am 20. September wurde Stolberg nach heftigen Kämpfen ganz besetzt. Da die Front in der Nähe blieb, endeten die Beeinträchtigungen durch Kampfhandlungen erst nach dem Fall Eschweilers im November 1944.

Die von den Amerikanern eingesetzte Stadtspitze (Bürgermeister Dr. Friedrich Deutzmann), insbesondere der stellvertretende Bürgermeister Ludwig Philipp Lude, begann mit der Entnazifizierung der Stadtverwaltung.

Am Ende des Zweiten Weltkrieges kommt Marlene Dietrich mit den ersten amerikanischen Truppen wieder nach Deutschland. In Stolberg wird sie von einer Deutschen erkannt und zu ihrer großen Überraschung mit Freude begrüßt. Diese unerwartete Reaktion sollte kein Einzelfall bleiben, andere Frauen des Ortes sammeln Zutaten für einen Willkommenskuchen, der nach ihren Angaben die köstlichste Speise ihres Lebens war.

In Stolberg lebten bis zu ihrem Tode zwei bekannte Gegner des Nationalsozialismus, nämlich Ludwig Philipp Lude, stellvertretender Bürgermeister Stolbergs und der erste Regierungspräsident des damaligen Regierungspräsidiums Aachen nach dem Krieg, und Adolf Althoff, der die höchste Auszeichnung des Staates Israel bekam, weil er eine jüdische Familie in seinem Zirkus vor den Nazis rettete.

Nachkriegszeit

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Stolberg Teil der britischen Besatzungszone und gehört seit 1947 zum Land Nordrhein-Westfalen. Flüchtlinge und Vertriebene bauten mit teilweise selbst gebrochenen Steinen die Donnerberger Siedlung. Auch in der Velau entstand ein Neubaugebiet für Flüchtlinge und Vertriebene. Am 25. Oktober 1956 wird der Neubau des Bethlehem-Krankenhauses eingeweiht. 1956 wird ein neues Berufsschulgebäude Am Obersteinfeld seiner Bestimmung übergeben. Die Trägerschaft der dort zusammengefassten verschiedenen Berufs- Berufsfach- und Handelsschulen geht am 1. Januar 1970 gemäß den Bestimmungen des Schulverwaltungsgesetzes von der Stadt auf den Kreis über. Die Realschule (I), 1956 als erste Realschule des Kreises Aachen gegründet, zog 1962 aus dem ehemaligen Berufsschulgebäude in der Salmstraße auf die Liester um, wo sie 1970 einen Anbau erhielt. Am 1. September 1961 konnte das vormalige Lyzeum, der Mädchenzug des Goethe-Gymnasiums, einen Neubau an der Ritzefeldstraße beziehen und erhielt zum Schuljahr 1966/67 einen Anbau. Der Bau der Stadthalle (25. November 1961 offiziell eröffnet) und die funktionale Neubebauung des Areals um den Bastinsweiher, der auch der Kupferhof Ellermühle zum Opfer fiel, waren wichtige Etappen der innerstädtischen Entwicklung. Deutschlandweit in den Medien präsent war die Stadt in den 1960er Jahren durch das von der in Stolberg ansässigen Pharmafirma Chemie Grünenthal GmbH produzierte Medikament Contergan; die Anhörungen und Prozesse jedoch fanden in Aachen und Alsdorf statt.Das Bekanntwerden von Gesundheitsschäden bei Kindern und Weidevieh durch Schwermetalle gab nach 1965 den Anstoß zu jahrzehntelangen erfolgreichen Umweltschutzbemühungen. Im Verlaufe der 1960er Jahre wuchs Stolberg zur bevölkerungsreichsten Kommune im Kreis Aachen heran. Zeitweise wurde sogar die 40.000-Einwohnermarke überschritten.

Nach der kommunalen Gebietsreform 1972

Ende der 1960er Jahre sind ein Viertel der Schüler des Goethe-Gymnasiums und ein Drittel der Schülerinnen des Mädchengymnasiums Auswärtige. Bei der kommunalen Gebietsreform 1972 erfährt das Stadtgebiet entsprechend den Wünschen der Verwaltung eine beträchtliche Erweiterung nach Südosten und kann sich abermals mehr als verdreifachen. Eingemeindet wurden die Gemeinde Gressenich, welche auch die Orte Vicht, Mausbach (mit Diepenlinchen), Werth und Schevenhütte umfasste, sowie die Orte Breinig, Venwegen (von Kornelimünster) und Zweifall (von Roetgen) (Aachen-Gesetz § 6). Die Zuständigkeit für das Amtsgericht wurde am 1. April 1973 an das Eschweiler abgegeben (Aachen-Gesetz § 46 (4)).

In den 1970er Jahren entstand das neue Rathaus in Form eines Hochhauses neben dem Alten Rathaus am Kaiserplatz, ferner das Stadion und Hallenbad Glashütterweiher. Auf der Liester und in Breinig wurden Neubaugebiete eingerichtet. Die Realschule II konnte 1978 aus dem ehemaligen Kupferhof Schardt in das Gebäude des Goethe-Gymnasiums am Kaiserplatz umziehen, das in einem Neubau auf der Liester ein neues Domizil fand. Das Mädchengymnasium Stolberg an der Ritzefeldstraße wurde nach Einführung der Koedukation 1977 im Jahre 1980 in Ritzefeld-Gymnasium umbenannt.

In den 1980er Jahren konnten die Sanierung der Schwermetallhalden weitgehend abgeschlossen und die historische Altstadt in Oberstolberg restauriert werden. Im Steinweg siedelt sich ein Kaufhaus mit Läden an. Statt dem vierspurigen Ausbau der K 6 durch die Burgstraße die anliegenden historischen Häuser zu opfern, wie im politischen Raum diskutiert, schufen die Umgehungsstraße K 6n durch den Burgholzer Graben und die Rathausumgehung die Voraussetzung für die Verkehrberuhigung der Innenstadt: Der Steinweg wurde 1987 Fußgängerzone, die Salmstraße verkehrsberuhigt. Der ruhende Verkehr wurde vom Kaiserplatz in das Parkhaus Sonnental verlagert, auf dem Kaiserplatz ein steinerner Brunnen in Gestalt des Wappentiers der Stadt, des Löwen, angelegt. In der Innenstadt wurden viele Standbilder und Skulpturen unterschiedlicher Stile aufgestellt.

 
Museum Zinkhütter Hof
 
Dienstleistungszentrum Münsterbusch

Die Anzahl der von der Stadt Stolberg zu versorgenden Asylbewerber schnellte 1990 von 131 im Vorjahre auf 562 hoch. In den 1990er Jahren wurde in Buschmühle ein neuer Zentralfriedhof eingerichtet und 1996 das Museum Zinkhütter Hof eröffnet. Ferner wurde die L 238n fertiggestellt und unter dem Namen „Europastraße“ eingeweiht. Das Dienstleistungszentrum Münsterbusch und das Gewerbegebiet Steinfurt wurden ihrer Bestimmung übergeben. Auf dem Gelände des ehemaligen Schlachthofs siedeln sich Einkaufsmärkte an. Im umgebauten Gebäude der Brauerei Ketschenburg zieht 1998 die Verwaltung der EWV ein. Die Realschule II wird schrittweise vom Kaiserplatz nach Mausbach in das Gebäude der geschlossenen Hauptschule verlagert. In der geschlossenen Hauptschule Breinigerberg zieht der Jugendclub „Remember“ ein.

21. Jh.

Im Jahre 2001 ging die euregiobahn mit neuen und umbenannten Haltepunkten in Betrieb. 2004 kauft Stolberg ein südliches Stück des Propsteier Waldes der Stadt Eschweiler ab um dort auf dem ehemaligen Militärgelände Camp Astrid ein neues Gewerbegebiet für Kleinbetriebe anzusiedeln. Die Stadt feierte im September 2006 150 Jahre Verleihung der Stadtrechte und 888 Jahre urkundliche Ersterwähnung. Aus diesem Anlass wurde auch von der Sparkasse Aachen eine Gedenkmedaille aus Silber geprägt.

Überblick über die Gebietsentwicklung

  • Frühe Neuzeit: Herrlichkeit, Marie und Bürgermeisterei Stolberg 318 ha
  • 1823 Eingemeindung des Stadtteils Mühle (heute Unterstolberg) von Eschweiler
  • 1913 Schneidmühle und Jordansberg von der Gemeinde Büsbach
  • 1920 das Gebiet Hammerberg von der Gemeinde Hastenrath

1925 umfasst das Stadtgebiet 456 ha (bei ca. 17.000 Einwohnern)

  • 1932 Eingemeindung des sog. Hastenrather Zipfels (Burgholzer Hof, Niederhof, Hochweger Hof und Steffenshof, insgesamt 268 ha) von der Gemeinde Hastenrath
  • 1935 Eingemeindungen: Das Stadtgebiet verdreifacht sich auf 2.890 ha.
  • 1972 Eingemeindungen im Rahmen der kommunalen Gebietsreform
  • 1972 Grenzkorrekturen: Bayerhaus an Aachen und an Eschweiler unbewohntes Gebiet bei Steinfurt
  • 2004 Kauf eines Teils des Propsteier Waldes von Eschweiler

Entwicklung der Bevölkerung

Datum Quelle Einwohnerzahl
16. Jh. Schätzung ca. 150
1610 Zählung 78 „huldige Lehnsleut“
Ende 17. Jh. Schätzung ca. 600
1794 Zählung 1.540 in 270 Häusern
1800 Zählung im franz. Departement 1.900
1816 - 2.583
1825 - 3.076
1849 - 4.457
1856 - 6.581
1885 - 11.835
1905 - 14.963
1925 - ca. 17.000
1935 - 30.215
1939 Volkszählung 29.511
1950 Volkszählung 31.742
1. Januar 1956 - 35.512
1961 Volkszählung 37.462
31. Dezember 1971 vor der kommunalen Neugliederung 40.566
1. Januar 1972 nach der kommunalen Neugliederung 57.266
1987 Volkszählung 55.747
1. Januar 2002 Stadtverwaltung 60.286
31. Dezember 2005 Stadtverwaltung 58.023


Historische Erinnerung und Vergangenheitsbewältigung

 
Denkmal am Zinkhütter Hof

Historische Erinnerung ist auch in Stolberg ein Spiegel ihrer Zeit und selbst ein Stück Geschichte. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde in Stolberg ein Ehrenmal für die Gefallenen in Form eines Eisernen Kreuzes auf einem Steinquader errichtet. Heute steht es versteckt unter einer Kastanie an der Ellermühlenstraße. 1932 wurde auf dem Friedhof Bergstraße ein Denkmal für die Weltkriegsgefallenen in Form eines überlebensgroßen nur mit einem Feigenblatt bekleideten Mannes mit der Inschrift „Ich hatt’ einen Kameraden“ (Künstler: Walther Wolff aus Berlin) dank einer privaten Spende aufgestellt. In seiner Nähe steht auch ein quaderförmiges Denkmal für die Opfer einer Explosion in der Düngemittelfabrik Schippan 1920.

Am 1. Mai 1933 wurden das städtische Gymnasium und vier Straßen im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie umbenannt. Die neu errichtete Mühlener Brücke wurde am 30. Oktober 1937 als „Heinrich-Heimes-Brücke“ eingeweiht (benannt nach einem 1914 an der Ostfront gefallenen 17-jährigen Stolberger Gymnasiasten, der sich 16-jährig freiwillig gemeldet hatte). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in manchen Stadtteilen wie in Zweifall und auf dem Donnerberg nahe der Kirche Gedenkstätten für die Opfer von Krieg und Gewalt errichtet.

Im Jahre 1988 wurde vor dem ehemaligen Betsaal der jüdischen Gemeinde im Steinweg aus Anlass der 50jährigen Wiederkehr der Reichspogromnacht eine Gedenktafel in den Boden eingelassen. Eine Grünfläche an der Rhenaniastraße wurde zum Andenken an den namensgleichen jüdischen Textilhändler in Berthold-Wolff-Park umbenannt. Katholische Widerstandskämpfer ehrt die Namensgebung des Kaplan-Dunkel-Platzes hinter dem Kulturzentrum Frankenthal im Stadtteil Mühle und der Hauptschule Liester als Propst-Grüber-Schule. Der Rathausvorplatz heißt nach dem sozialdemokratischen Widerstandskämpfer und späteren ersten Regierungspräsidenten des Regierungsbezirks Aachen nach dem Zweiten Weltkrieg Ludwig Philipp Lude-Platz.

Auf dem Gelände des ehemaligen Zinkhütter Hofs wurde am 20. Januar 2001 ein Denkmal in Form eines aus Stacheldraht geschmiedeten Hakenkreuzes eingeweiht, das der Opfer des Nationalsozialismus gedenkt. Es wurde auf Initiative des ehemaligen SPD-Ratsherrn Matthias Breuer vom Kunstschmied Matthias Peters geschmiedet und durch Spenden von Privatleuten und Unternehmen finanziert. Die kunsthandwerkliche Arbeit gilt als umstritten, zumal sich Paul Spiegel bei einer Besichtigung zutiefst schockiert zeigte. An der Ecke Rhenaniastraße/Münsterbachstraße wurde im Berthold-Wolff-Park ein Gedenkstein mit einem Davidstern eingeweiht, welcher des Lagers an der Rhenaniastraße gedenkt und besonders die jüdischen Zwangsarbeiter erwähnt. Am Bahnhof steht ein Mahnmal in Form eines Rades mit der Inschrift „Vergesse nicht“ und „Mabister“ (auf Romanés), das an die Deportation der Sinti und Roma aus Stolberg erinnert und die Namen der Opfer nennt.

Auf Einladung der Stadt Stolberg kamen ehemalige Zwangsarbeiter aus Osteuropa nach Stolberg, wo sie u.a. an Schulen über ihre Erlebnisse berichteten und kleinere materielle Zuwendungen erhielten.

Historische Legenden, Originale und Fabelwesen

Dass die heutige Burg auf ein Jagdschloss Karls des Großen zurückgehe, ist eine Legende, die der Nähe zu Karls Pfalz in Aachen entspringt. Ins Reich der Sage gehört auch, dass Napoleon bei seiner überstürzten Rückkehr nach Paris nach dem Ende der Großen Armee in Stolberg mit seinem Pferd gehalten habe.

Ein Alt-Stolberger Original war „Jumbo“, der mit einer Pauke auf dem Rücken, einer Mundharmonika vor dem Mund und anderen Musikinstrumenten in der Hand eine Ein-Mann-Combo bildete und auf seinem Mofa mit dieser Pauke auf dem Rücken als Gaudi der Kinder von Kirmes zu Kirmes zog.

Eine Alt-Stolberger Figur ist der Vogelsänger, ursprünglich ein Bewohner des Viertels Vogelsang, dem das Zwitschern der Vögel am nahegelegenen Hammerberg den Namen gab (vgl. Finkenberg). Volksetymologisch wurde der Vogelsänger jedoch als jemand gedeutet, der mit Vögeln singt und auch in einem Standbild neben dem Rathaus so dargestellt. Auf die Sanges- und Lebensfreude des Vogelsängers spielt auch ein Lied an.

In den Gruben bei Gressenich und Mausbach-Diepenlinchen wurden die Quärrismännchen (von mittelhochdeutsch 'Querge' = Zwerg) oder Römermännchen angesiedelt, kleine Männchen, die der Sage nach in Stollen hausten und sich zu nächtlichen Feiern von den Menschen Geschirr ausliehen, das sie am nächsten Tag wieder sauber zurückbrachten.

Eine rezente Schöpfung der Museumspädagogik ist Galminus, der, ebenfalls zur Zunft der Grubengeister gehörig, die Erkundung von Stolbergs geologischer und metallurgischer Vergangenheit begleitet.

Politik

Wappen und Stadtfarben

Das Stadtwappen zeigt einen roten mit 12 goldenen rechteckigen Steinen bestreuten Schild, darin einen aufgerichteten, nach rechts springenden silbernen Löwen mit ausgeschlagener goldener Zunge, der mit einem schwarzen fünflätzigen Turnierkragen überlegt ist.

Stolberg führt dieses Wappen seit 1880. Es wurde dem damaligen Bürgermeister Friedrich von Werner vom Stadtarchiv vorgeschlagen, der auf der Suche nach einem Wappen in alten Dokumenten auf das Siegel des herzöglich-jülichen Schöffengerichts in Stolberg gestoßen war. Es zeigte die Dreifaltigkeit, die früheren Patronin der Pfarrkirche St. Lucia, ein Motiv, das als modernes Stadtwappen unüblich war. Das heutige Stadtwappen geht auf das Siegel und Wappen der einstigen Burgherren, der Edelherren von Stolberg-Frenz-Setterich, zurück. Sie übernahmen, da vom Limburgischen Herzoghaus abstammend, den Limburger Löwen als Wappentier.

Die Stadtfarben sind in Anlehnung an die Grundfarben des städtischen Wappens rot und gelb.

Weitere administrative Zugehörigkeit

Stolberg gehört zum Regierungsbezirk Köln, zum Bezirk des Amtsgerichts Eschweiler, zum Forstamt Hürtgenwald sowie innerhalb der Polizeiinspektion Kreis Aachen zum Bezirksdienst Südkreis. Seit 2004 gehört Stolberg zur Städteregion Aachen (siehe auch das zugehörige Portal).

Städtepartnerschaften

  seit 1989 mit Faches-Thumesnil (Frankreich)

  seit 1990/91 mit Valognes (Frankreich)

  seit 1990 mit dem namensgleichen sächsisch-anhaltischen Kurort Stolberg (Harz) (1985 von der DDR abgelehnt)

  seit 1968 Städtefreundschaft mit Grado.

Bürgermeister

Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat

  • ??-1979 CDU/FDP
  • 1979-1984 SPD/FDP
  • 1984-1989 SPD/Grüne
  • 1989-1994 CDU/FDP
  • 1994-1997 SPD/UWG
  • 1997-1999 CDU/FDP/UWG
  • 1999-2004 CDU
  • 2004- keine feste Koalition, aber informelle Ampelkoalition

Kommunalwahl 26. September 2004

  % Sitze im Stadtrat
CDU Stadtverband Stolberg 38,7 19
SPD Stadtverband Stolberg 36,8 18
FDP Stolberg  8,7  4
Bündnis 90 / Die Grünen Ortsverband  6,9  3
UWG (Unabhängige Wählergemeinschaft)  3,8  2
NPD Ortsverband  3,0  2
DVU Stadtverband  1,2  1
ABS (Alternative Bürgerliste Stolberg)  1,0  1

Bei der Wahl zum Bürgermeister setzte sich der Herausforderer Ferdinand Gatzweiler (SPD) mit 59% der abgegebenen gültigen Stimmen gegen Amtsinhaber Hans-Josef Siebertz (CDU) durch.

Außerparlamentarische Bewegungen, Bürgerinitiativen

  • Umweltverschmutzung, insbesondere Schwermetallbelastung, rief seit den 1970er Jahre die „Aktion besorgter Bürger - Stolberg“ auf den Plan. Konflikte zwischen Umwelt- und Landschaftsschutz einerseits und Ausbau der Infrastruktur und Wirtschaftsförderung andererseits haben in der Folgezeit zu verschiedenen Bürgerinitiativen geführt (gegen den Neubau der L 238 in der Innenstadt, gegen die Erweiterung der Steinbrüche bei Stolberg-Mausbach und Stolberg-Breinig).
  • Die in den 1980er Jahren gegründete Friedensinitiative wandelte sich in den 1990er Jahren in Gruppe Z um.
  • Das Anfang der 1990er Jahre aktive Bündnis gegen Fremdenfeindlichkeit, dem Gewerkschaften, politische Parteien, Verbände und Einzelpersonen angehörten, wurde 2005 auf Anregung des Bürgermeisters Ferdinand Garzweiler (SPD) wiederbelebt. Ihm schlossen sich Stolberger Vereine, Einrichtungen, Parteien, die evangelische und katholische Kirche sowie die Stadt Stolberg an. Das Bündnis firmiert mittlerweile als Stolberger Bündnis gegen Radikalismus und hat einen Aufkleber („Stolberg gegen Neonazis“) auf den Weg gebracht und veranstaltet Konzerte gegen Rechtsradikalismus.

Rechtsextremismus

Stolberg ist seit den 1950er ein Schwerpunkt rechtsextremistischer Aktivitäten in der Aachener Region und besitzt neben Aachen als einzige weitere Gemeinde einen eigenständigen NPD-Ortsverband. Antifaschistische Gruppen bezeichnen Stolberg als „Hochburg der Rechten“. [7] Überregionale Aktivitäten und öffentliche Präsenz rechtsextremer Einzelpersonen und Gruppierungen führten zu landes- oder gar bundesweiter Medienaufmerksamkeit und zu auswärtiger Verstärkung der örtlichen Protestveranstaltungen, etwa als die NPD, die Stolberg zu einer ihrer Hochburgen ausbauen will, am 16. April 2005 mit Prominenz aus Bundes- und Landespartei in der Stadthalle Stolberg ihr 40-jähriges Bestehen feierte. Eine Anfrage der NPD für eine weitere Großveranstaltung wurde vom privaten Pächter der Stadthalle abschlägig beschieden. Ende 2003 wurde in Stolberg ein neuer „Kreisverband Aachen/Heinsberg“ der DVU gegründet.

Seit Anfang der 1950er Jahre arbeitete in Stolberg eine Gruppe der Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS, deren Mitglieder bei Wahlen bald für die FAP, bald für die DVU kandidierten und für die Hans Rantz, ein ehemaliger Waffen-SS-Mann, arbeitete und die Freilassung inhaftierter Kriegsverbrecher der SS betrieb. Von 1967 bis zu ihrem Umzug 1991 nach Berlin betrieben Wolfgang und später Wolfram Narath von ihrem Privathaus in Stolberg-Büsbach aus zusammen mit Sascha Wagner die Bundeszentrale der Wiking-Jugend.

Erstmals in der Nachkriegszeit schaffte nach dem Fall der 5%-Klausel bei der Kommunalwahl 1999 mit Willibert Kunkel für die DVU ein Vertreter rechtsextremer Parteien den Sprung in den Stadtrat. Kunkel wechselte im Laufe der Wahlperiode zur NPD. Am 29. August 2000 fasste der Rat der Stadt Stolberg eine Resolution gegen Rassismus und Diskriminierung. Bei den Kommunalwahlen im September 2004 zogen mit dem mittlerweile wegen Körperverletzung verurteilten Willibert Kunkel und Oliver Harf zwei NPD-Mitglieder sowie mit Rudi Motter ein Vertreter der DVU in den Stolberger Stadtrat ein. Die konstituierende Ratssitzung am 19. Oktober 2004 fand unter Polizeischutz statt, weil Kunkel, Harf und Motter in Begleitung von 20 KAL-Skinheads erschienen. Bei der Wahl zum Stolberger Bürgermeister erhielt Kunkel vier Stimmen, also auch eine aus dem nicht rechtsextremen Lager.

Als Reaktion auf den Einzug zweier rechtsextremer Parteien bei der Kommunalwahl 2004 in den Stadtrat änderten CDU, SPD, FDP und Grüne die Hauptsatzung dahingehend, dass Gruppen unterhalb der Fraktionsstärke an den Ausschüssen nur mit beratender Stimme teilnehmen, was jedoch auch die Listen UWG und ABS trifft.

Wirtschaft und Infrastruktur

 
Euregiobahn beim Stolberger Rathaus

Tourismus und Gastronomie

Stolberg verfügte im Jahr 2005 über 10 Beherbergungsbetriebe mit insgesamt 399 Betten. Es wurden 42.179 Übernachtungen von 21.358 Gästen bei einer mittleren Aufenthaltsdauer von 1,97 Tagen verzeichnet.

Die Stadt zählt über drei Dutzend Speiselokale unterschiedlicher Richtungen (gut bürgerlich, gehoben, türkisch, griechisch, italienisch, chinesisch) sowie diverse Imbisse.

Die historische Altstadt in Oberstolberg verfügt über eine hohe Dichte von Wirtschaften.

Medien

Im Ortsteil Donnerberg betreibt der Westdeutsche Rundfunk seit den 1950er Jahren eine Sendeanlage für MW, die heute UKW und Fernsehen ausstrahlt. Als Antennenträger dient ein 1993 errichteter 231 Meter hoher, abgespannter Stahlfachwerkmast mit einem Querschnitt von 1,76 Metern anstelle des alten runden und kleineren Sendemastes. Ein Teil des ehemaligen Senderschuppens ist auch heute noch vor dem Gerätehaus der „Löschgruppe Donnerberg“ zu sehen.

Das Stadtgebiet durchzieht ein dichtes Netz von Mobilfunkanlagen, allein drei in Atsch, davon eine im Wald und zwei in 50m Entfernung von Kirche, Grundschule und Kindergarten, weiterhin (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) in Mausbach, auf der Parkapotheke in Unterstolberg und am Obersteinfeld 5.

Die Stolberger Nachrichten und Stolberger Zeitung haben seit einigen Jahren einen gemeinsamen Lokalteil für Stolberg. Ferner werden im ganzen Stadtgebiet „Os Ziedung“, „SuperSonntag“ und „SuperMittwoch“ sowie in seinem östlichen Teil die Eschweiler Filmpost kostenlos verteilt.

Öffentliche Einrichtungen

 
Verwaltungssitz der EWV in der ehem. Ketschenburg-Brauerei am Willy-Brandt-Platz

Der Verwaltungssitz der EWV ist seit 1998 auf dem Gelände der ehemaligen Ketschenburg-Brauerei am Willy-Brandt-Platz untergebracht.

Eine Geschäftsstelle der AOK Rheinland ist in der Frankentalstraße beheimatet.

Stolberg ist der Sitz der EUREGIO Verkehrsschienennetz GmbH (In der Rüst).

In der Rathausstraße ist die Nebenstelle Stolberg der Agentur für Arbeit Aachen angesiedelt.

In Stolberg befindet sich eine Stadthalle (ca. 1.000 Plätze), die ein privater Pächter betreibt. Der Zinkhütter Hof hat ebenfalls einen großen Versammlungssaal (ca. 200 Plätze), ebenso das Rolandshaus in der Steinfeldstraße. Die Stadtteile Büsbach und Mausbach verfügen über Bürgerhäuser, Atsch, Vicht und Breinig über Mehrzweckhallen.

Energie, Versorgung und Entsorgung

Erdgas und Strom liefert die EWV, Trinkwasser die Gesellschaft enwor, zu deren Gesellschaftern zwei ehemalige Aktionäre der Stolberger Wasserwerksgesellschaft AG zählen. Das aus ehemaligen Bergbaustollen im Kohlenkalk gewonnene Trinkwasser macht Stolberg als einzige Stadt unabhängig von der Rurtalsperre.

Eine moderne Kläranlage befindet sich in im Stadtteil Steinfurt.

Durch Stolberg verläuft die Ergasleitung TENP, die auf dem Stadtgebiet eine große Vedichtungsstation betreibt.

Bei Werth drehen sich drei Windkraftanlagen.

Sportstätten

Die Stadt Stolberg unterhält das Stadion und Hallenbad Glashütter Weiher und unterstützt oder trägt den Betrieb von über sieben Bolzplätzen, 13 Sportheimen, 19 Sport- und Turnhallen sowie 14 Sportplätzen, so den Rasenplatz in Venwegen sowie im Stolberger Stadtwald am Breinigerberg einen Trimm-Dich-Pfad. Privat finanziert und betrieben werden Fitneßstudios, eine Squashanlage im Gewerbegebiet Steinfurt, sechs Tennisanlagen, so Tennisplätze auf dem Hammerberg und der Liester, und Tennishallen nahe dem Museum Zinkhütter Hof. Dies gilt auch für einen Schießstand (DJV) im Hammerwald, eine Segelfluganlage und eine Bogenschießsportanlage in Mausbach sowie den Reitsportanlagen am Trockenen Weiher, in Schevenhütte, Süssendell (bei Mausbach), Gressenich und Büsbach.

Gesundheit und Pflege

 
Haupteingang des Bethlehem-Krankenhaus an der Steinfeldstraße/ Ecke Ritzefeldstraße

Das Bethlehem-Krankenhaus ist im ehemaligen Kupferhof Steinfeld untergebracht und wurde von Roland Ritzefeld aufgebaut. Es ist Akademisches Lehrkrankenhaus der RWTH Aachen. Trägerin ist die Katholische Kirchengemeinde St. Lucia. Es gliedert sich in Abteilungen für Innere Medizin, Allgemein-, Gefäß- und Unfallchirurgie, Orthopädie mit Rheumatologie und Sporttraumatologie, Gynäkologie und Geburtshilfe, Pädiatrie, Anästhesie, Schmerztherapie und operative Intensivmedizin, Radiologie, Kinderradiologie und Nuklearmedizin mit Computertomographie sowie Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Die angrenzenden Straßen sind verkehrsberuhigt. Die Buslinie 40 hält direkt vor der Tür. Ferner sind in Stolberg das ZAP – Zentrum für ambulante Physiotherapie und das ZANK – Zentrum für ambulante neurologische Komplextherapie (beide Am Obersteinfeld 5) sowie ein KfH Nierenzentrum für Dialysepatienten (Ritzefeldstraße) angesiedelt.

In der Steinfeldstraße 5 befindet sich das Bildungs- und Gesundheitszentrum (BGZ), das über eine gesunde Lebensweise informiert, und das Caritas-Pflegestations- und Servicezentrum (CPS), welche die Pflege älterer Menschen unterstützt.

Das Angebot zahlreicher Altentagesstätten flankiert im Stadtteil Mühle das Altenheim „Heim des guten Samaritan“, am Kupferhof Rosenthal ein Seniorenzentrum des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), auf der Liester das Senioren- und Sozialzentrum, in Venwegen das Seniorenheim „Haus Maria im Venn“, in Büsbach in der Bischofstraße 17 das Marienheim und in Schevenhütte das Seniorenheim Wehebachtal.

Der Verein „Menschenskind“ widmet sich der Förderung, Betreuung und Beratung kranker Kinder und ihrer Familien.

Soziales

Um die Linderung sozialer Notlagen bemühen sich die Arbeiterwohlfahrt, die Stolberger Tafel e.V., das Diakonisches Werk der evangelischen Kirchengemeinde sowie des Kirchenkreises Jülich, das Kirchliche Soziale Zentrum Rolandshaus mit TOT, die Sozialdienste kath. Frauen bzw. Männer e. V., die Sozialen Dienste für das Dekanat Stolberg-Nord bzw. -Süd, der Arbeiter-Samariter-Bund Landesverband NW e.V., der VdK Ortsverband Stolberg sowie die Caritas-WABe-Fachberatungsstelle für Menschen in bes. sozialen Schwierigkeiten.

Stolberg ist der Sitz des Kreisverbandes Kreis Aachen e.V. des Deutschen Roten Kreuzes (Mausbach) sowie des Kreisverbandes Sozialverband VdK (Vicht).

Kulturzentrum

Im Kulturzentrum Frankenthal, in dem früher das Waisenheim St. Vinzenz beheimatet war, wurden 1989 die Stadtbücherei (aus der Villa Lynen), die Volkshochschule (aus dem ehemaligen Amtsgericht) und eine Musikschule zusammengeführt, ferner finden in der umgebauten Kapelle des Waisenheims Konzerte, Kino- und Theateraufführungen statt. Die Stadtbücherei Stolberg bietet auf 1206 m² Publikumsfläche 62.375 Medien an und ist damit die größte Bibliothek im Kreis Aachen.

Bildung

Das Betreuungsangebot der Kindergärten, davon sieben in städtischer, fünf in katholischer und einer in evangelischer Trägerschaft, wird ergänzt durch zahlreiche Kindertagesstätten, vorwiegend in städtischer Trägerschaft. Wegen der Finanznot des Bistums musste die Stadt 2006 drei katholische Kindergärten übernehmen. Die Stadt unterhält außerdem vier Jugendclubs.

  • 8 Grundschulen in städtischer Trägerschaft, zwei katholischen Grundschulen in Büsbach und Atsch

Die weiterführenden Schulen sind alle in der Trägerschaft der Stadt:

  • Goethe Gymnasium Stolberg
  • Ritzefeld-Gymnasium Stolberg
  • Städtische Realschule 1
  • Realschule Mausbach „Im Hahn“
  • Ganztagshauptschule Kogelshäuserstraße
  • Gemeinschaftshauptschule Propst-Grüber-Schule

In der Trägerschaft des Kreises Aachen sind:

  • Gutenberg Schule (Schule für Sprachbehinderte)
  • Schule für Lernbehinderte
  • Schule für Geistigbehinderte
  • ein Berufskolleg, das sich Stolberg mit Simmerath teilt.

Sonstige Lehranstalten

Die Franziska-Schervier-Schule am Bethlehem-Krankenhaus (Am Obersteinfeld 5) ist eine staatlich anerkannte Kranken- und Kinderkrankenpflegeschule mit ca. 175 Ausbildungsplätzen.

In der Frankentalstraße 3 befindet sich eine Beratungsstelle des Kreises Aachen für Eltern, Kinder und Jugendliche.

Neben der Volkshochschule im Kulturzentrum Frankenthal bietet die Familienbildungsstätte Helene-Weber-Haus am Birkengang die Möglichkeit zum Erwerb praktischer oder künstlerischer Fertigkeiten.

 
Firma Peltzer
Datei:Stolbergs „Bankenmeile“ in der Rathausstraße.jpg
Stolbergs „Bankenmeile“ in der Rathausstraße im Gründerzeitstil

Banken

Die Sparkasse Aachen unterhält in Stolberg elf feste und drei fahrbare Geschäftsstellen. Die Hauptgeschäftsstelle ist in der Rathausstraße. Dort unterhalten auch die Deutsche Bank, die Postbank, die Volksbank, die Commerzbank, die Citibank und die Dresdner Bank Filialen.

Wirtschaft

Die Wirtschaft ist von alters her eher mittelständisch-produzierend, während in den 1972 eingemeindeten Gebieten verstärkt Land- und Forstwirtschaft betrieben werden. Stolberg ist mit rund 16.000 Arbeitsplätzen der bedeutendste Industrieort im Kreis Aachen. Die Kaufkraftkennziffer lag im Jahr 2004 in Stolberg bei 99,588 % des Bundesdurchschnitts (Aachen Stadt = 104,5 %, Eschweiler = 97,5 %), die Zentralitätskennziffer dagegen nur bei 59 %, d.h. das Geld, das in Stolberg verdient wird, wird nicht dort ausgegeben.

 
Werksgelände der Firma Prym an der Zweifaller Str.
 
Vegla

Ortsansässige Unternehmen

Allein wegen der beengten Tallage haben Unternehmensgründungen in Stolberg von alters her über die Stadtgrenzen hinausgeführt. So begann die Familie Hoesch als Reitmeister im heutigen Stadtteil Vicht, bevor ein Spross der Familie über Lendersdorf (heute Düren) ins Ruhrgebiet ging. Im Zuge der Globalisierung haben Stolberger Unternehmen im Ausland Produktionsstätten aufgebaut oder sind selbst Teil größerer Konzerne geworden.

  • Grünenthal
  • Prym
  • Mäurer & Wirtz / Dalli
  • Vegla
  • Stolberger Metallwerke
  • Peltzer Werke: Die 1861 von Johann Adolf Peltzer und Henry Walchenbach als Walchenbach & Peltzer gegründete Firma ist eine erfolgreiche Neugründung einer früheren Kupfermeister-Familie. Sie verlegte in den 1880er Jahren den Firmensitz vom Steinweg an den heutigen Standort in der Prattelsackstr. Außerdem stieg Moritz Kraus als Teilhaber in die Firma ein. Als Hersteller von Zinkornamentik genoss Kraus, Walchenbach & Peltzer jahrzehntlang weltbekannte Bekanntschaft. Im Jahre 1909, als die Gebrüder Julius, Karl und Ernst Peltzer alle Anteile von Henry Walchenbach und Moritz Kraus übernahmen, gelangte die Firma ganz in den Besitz der Familie Peltzer. Der drohende Konkurs konnte in den frühen 90er Jahren und nach erheblichen Investitionen und organisatorischen Veränderungen abgewendet werden. Mit unter 100 Beschäftigten und einem Jahrsumsatz unter 10 Mio. EUR zählt das Unternehmen zum mittelständischen Bereich. Heute bietet das Unternehmen vorwiegend auf dem deutschen Markt Formteile, Gehäuse und Schränke in Stahlblech und NE-Metalle und andere Produkte an.
  • Kerschgens Stahl: 1907 von Heinrich Kerschgens in der Kupfermeisterstr. gegründete Stahlbaufirma (heute befindet in der Atsch, am Rand des Atscher Waldes).
  • Kerpen Kabel
 
Stolberger Maschinenfabrik
  • Die Stolberger Maschinenfabrik GmbH & Co. KG an der Zweifaller Str. bei Nachtigällchen firmiert seit der Übernahme im Jahr 2002 durch die „Wilms-Gruppe“ unter dem neuen Namen Stolberger KMB-Maschinenfabrik GmbH. Sie fertigt mit 10-19 Beschäftigten Maschinen für die Stahlseil- und Kabelindustrie.
  • Schwermetall GmbH & Co.KG (zwischen Breinigerberg und Nachtigällchen): Das 1971 von den Willian Prym Werken und den Kupfer- und Messingwerken Langenburg mit jeweils 50%ger Anteilsbeteiligung gegründete Unternehmen mit derzeit ca. 250 Mitarbeitern ist auf die Herstellung von NE-Metall Halbfertigprodukten (v.a. extrem dünn ausgewalzte Blechbänder) durch Rückgewinnung aus Buntmetallschrott spezialisiert.
 
Stolberger Feinmetall
  • Stolberger Feinmetall Bransch GmbH: Das in der Eschweilerstraße ansässige Unternehmen wurde 2002 (neu) gegründet und erzielt durch die Herstellung von Metallwaren (Regenrinnen und Fallrohre, Stehfalzbleche Kaminhauben, Zimmerbrunnen und Wetterfahnen) mit unter zehn Beschäftigten einen Umsatz von 500.000 - 2,5 Mio. EUR.
  • Vereinigte Kettenfabriken GmbH: Das 1907 von Hubert Kever, Jakob Münch und Werner Fleuster in der Schartstraße gegründete Unternehmen verlegte 1912 die Betriebsstätten an den heutigen Standort kurz unterhalb des Bernardshammers.
  • Berzelius Bleihütte Binsfeldhammer
  • Sägewerke Krings in Zweifall

Neben das traditionelle produzierende Gewerbe tritt in jüngster Zeit verstärkt der Dienstleistungssektor, so im Gewerbegebiet Steinfurt und im Dienstleistungszentrum in Münsterbusch.

Verkehr

Straßenverkehr

Zu erreichen ist Stolberg mit dem Auto über die Autobahnanschlussstellen Eschweiler, Weisweiler und Eschweiler-Ost (A 4) sowie Aachen-Brand (A 44). Die L 238 führt den Durchgangsverkehr in Nord-Süd-Richtung. Stolberg gehört dem Aachener Verkehrsverbund (AVV) und der ASEAG an, die den Busverkehr gewährleistet. Der Mühlener Bahnhof ist ein Bus-Knotenpunkt.

Schienenverkehr

 
Hauptbahnhof

Straßenbahn

Heute gibt es in Stolberg keine Straßenbahn. Der ÖPNV wurde von der Aseag und ihren Vorgängerinnen betrieben. Sie richtet am 20. Oktober 1881 als erste Strecke außerhalb von Aachen eine Pferdebahn von Stolberg (Rh. Bf) nach Stolberg Hauptpost ein, die am 3. November 1881 bis Stolberg Hammer verlängert wird (Gesamtlänge: 4,4 Kilometer). Kurioserweise liegt der Bahnhof Stolberg (Rh. Bf) noch bis 1935 auf Eschweiler Stadtgebiet. Am 11. September 1897 wird die Pferdebahn bei der Elektrifizierung bis Stolberg Markt verlängert und im Norden an die Linie Eilendorf - Atsch Dreieck - Eschweiler Aue angeschlossen. Zu den einzelnen Linien siehe Straßenbahn Aachen. Der Linienverkehr wird nunmehr mit Omnibussen vom AVV und seinen angeschlossenen Unternehmen durchgeführt.

Zugverkehr

Der Hbf. Stolberg liegt auf der Bahnlinie Aachen-Köln.

Durch die RegionalBahn-Linie Euregiobahn ist die Stadt seit dem 10. Juni 2001 mit Aachen, Eschweiler und Herzogenrath, Alsdorf und Heerlen verbunden. Auf Stolberger Gebiet liegen die Haltestellen Hauptbahnhof, Schneidmühle, Mühlener Bahnhof, Rathaus und Altstadt (vormals: Hammer). Am 11. Dezember 1867 eröffnet die Rheinische Eisenbahn nur für Güterverkehr eine Strecke Stolberg - Stolberg-Spiegelmanufaktur mit 1,4 km Läge. Sie wird am 15. September 1881 von der Königlich Preußische Eisenbahn-Verwaltung bis Stolberg-Hammer (2,4 km), am 21. Dezember 1889 bis Walheim verlängert (11 km), wo sie mit der am 1. Juli 1885 eingerichteten Strecke (Rothe-Erde) - Walheim - Raeren - (Monschau) zusammentrifft. 1880 wird die Strecke Stolberg - Stolberg-Spiegelmanufaktur verstaatlicht. Am 31. Dezember 1962 wird der Personenverkehr Stolberg – Walheim und 1991 der Güterverkehr Stolberg-Hammer – Raeren eingestellt.

Seit dem 30. April 1994 finden Fahrten mit der Vennbahn von Stolberg über Raeren bis Monschau statt. Die euregiobahn nahm am 10. Juni 2001 den Personenverkehr auf der Strecke Stolberg Hbf – Stolberg-Altstadt wieder auf.

Religion

katholisch

Stolberg zählt 17 Pfarreien. 1925 wurde das Dekanat Stolberg eingerichtet. Erster Dechant wird der Pfarrer von St. Lucia Schmitz. Da der Eschweiler Bürgermeister gegen die Einbeziehung der Donnerberger Pfarre St.Josef protestiert, kommt sie erst 1935 nach der Eingemeindung des Stadtteils hinzu. Das Dekanat Stolberg wird 1973 nach der kommunalen Neugliederung in die Dekanate Stolberg-Nord und Stolberg-Süd innerhalb der Region Aachen-Land geteilt. Die Pfarrei Venwegen verbleibt jedoch im Dekanat Aachen-Kornelimünster in der Region Aachen-Stadt.

 
St. Luzia

Das Dekanat-Stolberg-Nord umfasst die Pfarreien des alten Stadtgebiets vor 1972:

In Atsch St.Sebastian, in Büsbach St.Hubert, auf dem Donnerberg St.Josef, in Dorff St.Mariä Empfängnis, auf der Liester St.Hermann Josef, in Münsterbusch Herz Jesu, St.Lucia in Oberstolberg, St.Mariä Himmelfahrt auf der Mühle (Unterstolberg) und St.Franziskus in der Velau.

Das Dekanat-Stolberg-Süd umfasst die Pfarreien der 1972 hinzugekommenen Gebiete:

In Breinig St.Barbara, in Mausbach St.Markus, in Gressenich St.Laurentius, in Vicht St. Johann Baptist, in Werth St.Josef, in Schevenhütte St.Josef und in Zweifall St. Rochus.

Das Bethlehem-Krankenhaus hat einen eigenen katholischen Seelsorger und eine eigene Kapelle.

Orden

Am Bethlehem-Krankenhaus, dessen Träger seit 130 Jahren die Pfarre St. Lucia ist, sind Schwestern der Ordensgemeinschaft vom hl. Franziskus, Franziska Schervier tätig, am Senioren-Heim des Guten Samaritan, dessen Träger das Bistum Aachen ist, der Orden der Christenserinnen. Er betreibt auch das Kloster Haus Maria im Venn in Venwegen, seit dem 16. September 1973 das Mutterhaus des Ordens, an das ein Seniorenzentrum, ein Kindergarten und ein Hallenbad angegliedert sind. In Zweifall befindet sich ein Karmeliterkloster Maria Königin aus dem Jahre 1954/55, in dessen Hostienbäckerei die Hostien für das gesamte Bistum Aachen hergestellt werden.

evangelisch

Die ev. Gemeinde Stolberg, zu der auch Aachen-Brand gehört, verfügt neben den historischen Kirchen in Vogelsang und auf dem Finkenberg über ein Gemeindezentrum Frankenthal. 1965 wurde in Mausbach ein Gemeindehaus eingeweiht, nachdem der Zustrom von Vertriebenen ein starkes Anwachsen von Evangelischen in diesem Gebiet mit sich gebracht hatte.

Im Ortsteil Zweifall befindet sich eine weitere evangelische Gemeinde mit einem historischen Gotteshaus aus dem Jahre 1683. Auch diese erstreckt sich über das Stolberger Stadtgebiet hinaus bis in die Aachener Stadtteile Kornelimünster und Walheim.

weitere

Im Schellerweg befindet sich eine neuapostolische Gemeinde, in der Wiesenstraße auf dem Donnerberg ein Königsreichsaal der Zeugen Jehovas. Verschiedene muslimische Vereine wie DITIB -Türkisch Islamische Gemeinde zu Stolberg e.V. in der Rathausstr. 62a und der Deutsch- und Türkische Kulturverein e.V. in der Eschweilerstr. 14 betreiben insgesamt acht Moscheen in entsprechend hergerichteten Räumlichkeiten. Auf dem Friedhof Buschmühle wird eine Möglichkeit zu islamischer Bestattung geschaffen.

Sehenswürdigkeiten

Zahlreiche Gebäude, v.a. in der Stolberger Altstadt, aber auch der historische Straßenzug Alt-Breinig im Stadtteil Breinig mit seinen Bruchsteinhäusern stehen unter Denkmalschutz. Stolberg ist mit der Altstadt und Alt-Breinig Mitglied im Arbeitskreis historischer Stadtkerne Nordrhein-Westfalens.

Altstadt

 
Die Burg Stolberg
 
Blick auf den Vierungsturm der Stolberger Burg vom Steinweg

Die historische Altstadt reicht bis zu den Ursprüngen der Stadt zurück und ist ein lebendiger Spiegel der Stadtgeschichte. Sie wurde in den 1970er und 1980er Jahren mit Unterstützung des Landes NRW saniert. Stolberg ist Mitglied im Arbeitskreis historischer Stadtkerne Nordrhein-Westfalens. Zahlreiche Gebäude stehen heute unter Denkmalschutz. Die Stolberger Altstadt zählt neben Burg und Kirchen noch 110 Baudenkmäler. Auf der Karte des aktuellen Baedekers für Deutschland (S. 33) ist Stolberg wie Monschau und Kornelimünster im Kreis Aachen vor allem aufgrund seiner historischen Altstadt mit einem Stern von zwei möglichen markiert.

Die Burg Stolberg dominiert die Altstadt. Ihre Ursprünge sind im 12. Jahrhundert zu suchen und sie liegt auf einem Kalkfelsen und ist das Wahrzeichen der Stadt. Sie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts vom Stolberger Fabrikanten Moritz Kraus im damals modernen neuromantischen Burgen-Stil wieder aufgebaut, erweitert und der Stadt als unveräußerliches Eigentum geschenkt. Nach Schäden im Zweiten Weltkrieg wurden die historisch authentischen Gebäude weitgehend in den Originalzustand versetzt.

Die ältesten Straßen und Gassen entstanden in der Nähe der Burg. Es sind die Hauptstraße (heute Burgstraße), der Vogelsang, die Klatterstraße, die Katzhecke und die Enkerei. Nur wenige Fachwerkhäuser im spätgotischen Stil sind erhalten (Burgstraße 25 und 36, In der Schacht 8), es dominieren Bruchsteinhäuser aus Dolomitkalk, deren Fenster- und Türreinfassungen, Eckquader und sonstige Schmuckelemente aus Blaustein ausgeführt sind. Erst im 19. Jh. wurde Backstein für Neubauten und Aufstockung der Altbauten eingesetzt. In der Klatterstraße steht Stolbergs ältestes Haus aus dem Jahre 1529 und außerdem der Stammsitz der Seifensieder Mäurer & Wirtz (Nr. 26). Stolbergs ältestes Steinhaus, die Adler-Apotheke, die 1575 als erster Kupferhof von dem Kupfermeister Leonhard Schleicher erbaut wurde, steht in der Burgstraße. Gegenüber der Vogelsangkirche liegt an der Burgstraße der Pley ("Platz"), ein kleines Plätzchen, weiter die Burgstraße abwärts der Alte Markt, von dem ein Aufstieg zur Torburg der Burg und St. Lucia führt. Am Ende der Burgstraße und hinter der Einmündung des Steinwegs liegt der Markt (heute Willy-Brandt-Platz und Heinrich-Böll-Platz).

Im renaturierten Steinbruch Gehlen informiert ein Lehrpfad über die Kalkbrennerei.

Impressionen aus der Altstadt:

 
Villa am Zinkhütter Hof

Museen

 
Torburg der Stolberger Burg

Das Museum Zinkhütter Hof - eine ehemalige Glashütte aus dem 19. Jahrhundert nebst Arbeitersiedlung - präsentiert Exponate zur Stolberger und teilweise Aachener Industrie-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Die Geschichte der Werkstoffe Messing und Zink sowie die Aachener Nadelproduktion bilden die Schwerpunkte der Dauerausstellung.

Die Burg Stolberg beherbergt das Museum in der Torburg, ein Heimat- und Handwerksmuseum, das von einem Verein betreiben wird. Auf vier Etagen sind Exponate zur Glas-, Kupfer-, Messing- und Seifenherstellung sowie Mineralien und Fossilien zu sehen. Außerdem beherbergt es einige historische Werkstätten wie Schusterei, Sattlerei oder Schmiede sowie eine Kaffeerösterei. Die Museumsbetreiber unterhalten im unteren, südlich gelegenen Burghof auch einen Kräutergarten, in dem für die Gegend typische Würz- und Heilkräuter angebaut werden.

Das Vennbahn-Museum in der Nähe des Stolberger Hauptbahnhofs präsentiert nicht nur die Dauerausstellung über die Geschichte der Vennbahn, sondern auch eine Sammlung der großen und kleinen Eisenbahn-Utensilien, Uniformen, Signale und historischen Urkunden.

Kirchen und Friedhöfe

 
St. Lucia

Die katholische Kirche St. Lucia steht in unmittelbarer Nähe zur Burg an der Stelle der einstigen Burgkapelle. Damals stand sie unter dem Patrozinium der Heiligen Dreifaltigkeit, 1802 wechselte das Patrozinium ganz zu St. Lucia, einer Jungfrau aus Syrakus. Der Pfarrer von Eschweiler klagte 1550 wegen der eigenmächtigen Einsetzung eines Pfarrers in Stolberg durch den Burgherren Hieronymus von Efferen, der 1554 auch einen Friedhof anlegen lässt. Das sind die ersten urkundlich erwähnten Bestrebungen zur kirchlichen Unabhängigkeit. Bis 1745 war St. Lucia ein Vikariat der Eschweiler Kirche St. Peter und Paul, seither ist sie eine eigenständige Pfarre. 1888 wurde St. Mariä Himmelfahrt auf der Mühle als eigenständige Pfarre ausgegliedert. Bekannte Pfarrer sind Roland Ritzefeld, der in der zweiten Hälfte des 19. Jh.s die Kirche erweiterte und für die Pfarre das nach ihm benannte Rolandshaus sowie das Bethlehem-Krankenhaus aufbaute, sowie Maximilian Goffart, der die Kirche mit einer konzertanten Orgel ausstattete und von 1978 bis zu seinem Tode 1980 Weihbischof in Aachen war. Bis 1945 hatte der Kirchturm St. Lucia einen Spitzturm, seither eine Zwiebelhaube.

 
evangelische (calvinistische) Finkenbergkirche in Stolberg

In der Burgstraße steht die lutherische Vogelsangkirche, auf dem Finkenberg eine calvinistische Kirche. Der Kupfermeisterfriedhof der lutherisch-reformierten Gemeinde wurde 1686 auf dem Finkenberg angelegt, nachdem eine gemeinsame Friedhofsnutzung mit den Katholiken zu vielen Streitigkeiten geführt hatte.

Das Gotteshaus der evangelischen Gemeinde in Zweifall aus dem Jahre 1683 zeichnet sich durch einen Kanzelaltar aus weißem Marmor und dunkelblau gestrichenem Holz sowie einen Posaunenengel auf dem Turm aus.

 
Hubertuskirche in Büsbach

Die neugotische Kirche St. Hubertus im Stolberger Stadtteil Büsbach, 1846 erbaut, wird von den Bewohnern als „Dom der Voreifel“ bezeichnet.

Im „Turmblick“, nahe des Steinbruchs Gehlen, befindet sich der kleine Friedhof der ehemaligen jüdischen Gemeinde mit Gräbern aus dem 19. und 20. Jahrhundert teils mit hebräischen Grabinschriften. Er wurde 1860 eingerichtet.

Der jüdische Friedhof „Am Bayerhaus“ vor der Grenze zu Aachen-Eilendorf ist geschlossen und wird von der Stadt Stolberg betreut.

Kupferhöfe und andere historische Produktionsstätten

Auf Stolberger Stadtgebiet finden sich mehrere ehemalige Produktionsstätten von Messing, die so genannten Kupferhöfe, wie Frankenthal (18. Jahrhundert), Grünenthal, Rosenthal, Schardt, Sonnenthal, „Steinfeld“, „Weide“ und Rose; darunter auch die Adler-Apotheke, Stolbergs ältestes Steinhaus, das 1575 als erster Kupferhof von dem Kupfermeister Leonhard Schleicher erbaut wurde. In der Klatterstraße steht Stolbergs ältestes Haus aus dem Jahre 1529.

 
Kupferhof Grünenthal

Im renaturierten Steinbruch Gehlen informiert ein Lehrpfad über die Kalkbrennerei.

Die renovierten historischen Schmelzöfen des ehemaligen Kupferhofes Atscher Mühle, betrieben bis 1873, in der Rhenaniastraße sind Teil des historischen Wanderwegs von Atsch bis Elgermühle.

Zwischen Stolberg-Vicht und Stolberg-Zweifall liegen die historischen Schmelzöfen der Reitwerke Neuenhammer und Platenhammer aus dem 17. und 18. Jahrhundert.

Stolberg ist Mitglied im Ring der Europäischen Schmiedestädte, der sich zum Ziel gesetzt hat, die regionale Vielfalt des Schmiedehandwerks und der Metallgestaltung in der globalen Einheit Europas auf allen Ebenen zu fördern.

Skulpturen

Moderne Metallskulpturen, die auf Stolbergs Tradition als Industriestadt anspielen

  • Königswagen am Ende des Steinwegs, bestehend aus Teilen von Arnolds Mühle (Werk des niederländischen Künstlers Lo van der Linden 1987)
  • Kupferbrunnen des Stolberger Kunstschmiede Matthias Peters (1987) an der Ecke Steinweg/Stielsgasse
  • Bohrwerk in der Klatterstraße
  • Bespielbare bewegliche Skulptur „Die Masken“ vor dem Steinweg 76
  • Bespielbare bewegliche Skulptur des Künstlers Stefan Schilling aus Nürnberg auf dem Geschwister-Scholl-Platz (1990)
  • Walzgerüst der Prym-Werke vor dem Rathaus (1928-1982 in Betrieb)
  • Vogel-Mensch aus Edelstahl (1985 im Bastinsweiher aufgestellt, von Albert Sous aus Würselen)
  • Tanzende Quadrate des Künstlers Bergrath (1989-1992 in Stolberg-Mühle, seitdem am Fettberg)
  • Ständebaum (seit 2005 in Stolberg-Mühle)
  • Steinskulptur „Dachziegel/Ziegeldach“ der Künstlerin Susanne Gerhards aus Simmerath (1987 In der Schart aufgestellt)

Skulpturen in traditionellem Stil

  • Figurenbrunnen auf dem Alten Markt
  • Eselsreiterin im Steinweg, eine private Stiftung
  • Vogelsänger auf dem Platz rechts neben dem alten Rathaus, ein Werk von Prof. Hennig Seemann, 1979 von Bürgermeister Kuckelkorn gestiftet
  • Bareschesser aus Kupfer in Büsbach (1994)
  • Skulptur, die einen Zinkschmelzer beim Anstechen und Ausschleudern der Kokillen zeigt, 1991 aufgestellt in Münsterbusch, Künstler Prof. Hennig Seemann

Alt-Stolberg in der Kunst

Die älteste bildliche Darstellung Stolbergs ist die farbige Karte des Vichttales, die der Maler und Zeichner Egidius von Walschaple in den Jahren 1546/48 anlässlich eines langjährigen Rechtsstreites um Landbesitz und Wasser- sowie sonstiger Nutzungsrechte zwischen den Herren von Stolberg und den Reichsäbten von Kornelimünster erstellte. Die Altstadt inspiriert bis heute Künstler. Der bedeutendste ist wohl der Maler und Radierer Alfred Holler, der in den 1920er und 1930er Jahren viele Motive Stolbergs auf seinen Werken festhielt. Sie sind noch heute als Nachdrucke oder preisgünstig auf Postkarten erhältlich.

Sehenswürdigkeiten der Außenstadtteile

Stolbergs Außenstadtteile, die zum Erweandern einladen, [8] haben neben einer ansprechenden Landschaft mit zahlreichen Naturdenkmälern oftmals traditionsreiche Gotteshäuser zu bieten. Zu nennen sind hier die neugotische Kirche St. Hubertus in Büsbach, 1846 erbaut, die von den Bewohnern als „Dom der Voreifel“ bezeichnet wird, St. Barbara in Breinig und das Gotteshaus der evangelischen Gemeinde in Zweifall aus dem Jahre 1683, das sich durch einen Kanzelaltar aus weißem Marmor und dunkelblau gestrichenem Holz sowie einen Posaunenengel auf dem Turm auszeichnet.

 
Altbreinig mit Barbarakirche

In etlichen Ortskernen wurde eine Skulptur aufgestellt. Der historische Straßenzug Alt-Breinig mit seinen Bruchsteinhäusern im Stadtteil Breinig steht unter Denkmalschutz. Etliche Orte, die früher zur Abtei Kornelimünster gehörten, verfügen über einen Rittersitz oder einen Zehnthof, die als Lehen an Ritter vergeben waren, welche der Abtei im Gegenzug Waffendienst schuldeten. Zu nennen sind hier das Gut Stockum in Breinig, die Schwarzenburg in Dorff, der Burghof in Gressenich und der Mausbacher Hof.

Parks, Naherholung und Naturerkundung

Der Schleicher-Park am Fettberg mit der mittelalterlich anmutenden Ummauerung fungiert wie das parkähnliche Gelände der renaturierten Halde Schlossberg und des ehemaligen Kupferhofs Blankenberg, der Friedhof Bergstraße und die renaturierten Steinbrüche Obersteinfeld und Gehlen grüne Lunge im engen Vichttal. Gleichzeitig dienen diese Gebiete der innerstädtischen Naherholung. Diese Funktion erfüllen auch der Wald, der über die Hälfte der Fläche Stolbergs bedeckt (51 von 98 ha), und die Wehebachtalsperre zwischen Schevenhütte und Langerwehe, deren Umgebung der Talsperre den hier angesiedelten Bibern, Mufflons und Uhus neue Lebensräume bietet. Auch auf dem Waldlehrpfad im Solchbach- bzw. richtiger Hasselbachtal bei Zweifall oder auf dem Naturlehrpfad Roggenläger zwischen Zweifall und Breinig lassen sich Naherholung und Naturbeobachtung verbinden. Bei Spaziergängen lässt sich die Vielfalt der an die Bodenverhältnisse angepassten, seltenen oder teils einzigartigen Flora und Fauna erkunden wie die Galmeifluren und die Orchideenarten der Kalk-Trockenrasengebieten.

Das Informationszentrum Schlangenberg in Breinig, in dem regelmäßig Führungen durchgeführt werden, bietet geologische und naturkundliche Einblicke in das Naturschutzgebiet.

Das Rundwanderwegenetz umfasst über 200 Kilometer. Hinzu kommen Radwege und Trimmpfade sowie über 60 Kilometer Reitwege.

Naturdenkmäler

Eine Verordnung des Kreises Aachen als Untere Naturschutzbehörde vom 8. November 1973 schützt 19 Naturdenkmäler:

In Unterstolberg stehen eine Kastanie am Ellermühlenweiher, eine Blutbuche in der Ellermühlenstraße 7 und vor Haus Rosenthal zwei Kastanien unter Schutz, in Oberstolberg zwei Blutbuchen in der Zweifallerstraße vor dem Eingang zur Fa. Dalli, in Büsbach eine Eiche am Ehrenmal Bischofstraße, in Dorff eine Eiche und eine Linde „Am Hahnenkreuz“, in Breinig eine Lindengruppe auf dem Friedhof an der Neustraße.

In Venwegen stehen vier Naturdenkmäler: Ein Feldahorn 300 m nördlich des Hönigerhofs, eine Linde in der Vennstraße, eine Kastanie vor der Vennstraße 24 und eine Lindengruppe auf dem Friedhof.

In und um Zweifall sind eine Esche auf dem evangelischen Friedhof und eine Gruppe Lagerfichten am Ufer des Hasselbachs geschützt (Im Jagen 113).

In Mausbach stehen auf dem Essinger Platz in vier geschützte Kastanien und zwölf geschützte Linden, außerdem an der Ecke Gressenicher Straße / „Am Franzosenkreuz“ ein Weißdornstrauch.

Geschützt sind in Vicht die Felsformation Kluckensteine und in Werth am Hitzberg in der Nähe des Steinbruchs Vygen die Kalkfelsen „Römerstein“.

Öffentliches und kulturelles Leben

Die Burg und die Kirchen der Altstadt sind beliebte Orte für Konzerte. Musiziert wird in über drei Dutzend Vereinigungen, wie Kinder- und Kirchenchören, Männergesangvereinen, zwei Akkordeonorchestern, der Stolberger Sing- und Spielgemeinschaft e.V., der Stolberger Spielschar 64 e.V., einem Mandolinenorchester sowie Trommler-, Pfeifer- und Fanfarenkorps. Zwei Vereine spielen Theater. Der Verein Burghaus '81 e.V. organisiert Dichterlesungen.

In der Burg, in der auch die Gemäldesammlung der Stadt eine Bleibe gefunden hat, werden Ausstellungen veranstaltet. Neben Künstlern der Aachener Region, wie Jo Bandau, Herbert Falken, die Eifelmaler oder Jupp Linssen (1988) sorgten vor allem zwei wichtige Ausstellungen für eine große überregionale Resonanz: eine Retrospektive des Stolberger Malers Karl Fred Dahmen im Jahre 1985 und eine Werkschau des informellen Malers Emil Schumacher im Jahre 1989. Der Rittersaal der Burg wird insbesondere für Konzerte genutzt. Neben dem Westdeutschen Rundfunk, der über lange Jahre von dort seine ‚Kammerkonzerte-Reihe’ ausgestrahlt hat, haben zwei Stolberger Musiker in den 1980er Jahren das internationale Gitarrenfestival „Saiten-Klänge“ , den EUREGIO -Kompositionswettbewerb sowie das Klangkunst-Festival „ ... KLÄNGE“ organisiert. Ateliers beherbergt der Kupferhof Alter Markt. Der Europäische Kunsthof Vicht zeigt Werke bekannter Künstler, so von Hartmut Ritzerfeld, Picasso und HAP Grieshaber. In Breinig fungiert ein ehemaliger Kuhstall in Win Brauns Bauernhof als Ausstellungs- und Veranstaltungsort.

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Jeden Sommer wird die Stadtkirmes gefeiert.
  • Die Stadt veranstaltet alljährlich ein Stadtfest mit einem Mittelaltermarkt auf dem Burgareal
  • Burgritterlagers der Interessengemeinschaft Stolberg im Mittelalter auf der Burg mit altem Handwerk, Lagerleben und Vorführungen.
  • Jedes Jahr findet in Stolberg ein Schülertheaterfestival statt.
  • Im Spätsommer findet in der Altstadt ein Tag des offenen Ateliers mit vielen Ausstellungen statt (2006 zum neunten Mal)
  • Der Weihnachtsmarkt auf dem Kaiserplatz und an Wochenenden auch am Alten Markt und auf der Burg mit Kunsthandwerkern und einer Ausstellung zur Stadtgeschichte („Kupferstädter Weihnachtstage“) findet seit mehr als 20 Jahren statt und ist über die Grenzen Stolbergs bekannt.

Vereine

Stolberg zählt mehr als 170 Vereine, darunter auch den Stolberger Heimat- und Geschichtsverein e.V. und zahlreiche Sport-, Schützen- und Karnevalsvereine, welche die Tradition der Stadtteile wachhalten.

Schützenvereine

Die ältesten von Stolbergs zwölf Schützenbruderschaften, die St. Hubertus-Schützenbruderschaften 1623 Büsbach bzw. Dorff, können ihre Ursprünge bis in die Zeit des Dreißigjährigen Kriegs zurückverfolgen. Sie dienten wie die St. Sebastianus-Schützen 1659 Stolberg-Stadtmitte dem Schutz der Bevölkerung in unruhigen Zeiten gegen militärische Aggressionen, Räuber und marodierende Soldaten. Die übrigen Schützenbruderschaften sind spätere Gründungen und stehen größtenteils unter dem Patrozinium des Hl. Hubertus.

Sportvereine

Die Sportvereine, wie der Stolberger SV, die Stolberger Turngemeinde oder der Stolberger Schachverein, stellen ein vielfältiges Angebot - auch in der Jugendarbeit - bereit, sehen sich jedoch in jüngster Zeit durch Nachwuchsmangel und den städtischen Druck zum Energiesparen zur Kooperation oder gar Fusion gezwungen. Insgesamt zählt Stolberg drei Angelvereine, vier Billardclubs, 16 Fußballvereine, vier Kampfsportvereine, fünf Motorsportvereine, drei Radsportvereine, zwei Reitvereine, vier Schwimm- und Tauchvereine, vier Tennisvereine, sechs Turnvereine, sechs Sportgemeinschaften, elf Betriebssportgemeinschaften sowie zehn sonstige Vereine. Seit einigen Jahren betreibt die Volleyballabteilung der Stolberger Turngemeinde ein eigenes Beachvolleyballfeld am Sportplatz Glashütter Weiher.

Stolberg ist Sitz des Profi-Radsport Teams Regiostrom-Senges. Die Mannschaft hat seit 2005 den Status eines Continental Teams und geht aus dem Team ComNet-Senges hervor.

Brauchtumstreibende bzw. Wandervereine

Zu den brauchtumstreibenden bzw. Wandervereinen zählen auch die Stolberger Hunnen und die Copper-City-Pioneers Country-Club Stolberg e. V.

Karnevalsvereine

Der älteste von Stolbergs 17 Karnevalsvereinen ist die Schevenhütter Carnevals-Gesellschaft 1882 e.V. 1929 wurde die Oberstolberger Traditionsgesellschaft „Erste Große“ gegründet. Als deren Verulkung wurde in den 1980er Jahren die eher alternative „Erste Kleine“ ins Leben gerufen. Die KG „Fidele Zunfthäre“ ist 1930 aus dem katholischen Umfeld der Kolping-Familie in Stolberg hervorgegangen.

Nahezu jeder Stadtteil verfügt über einen eigenen Karnevalsverein, so die „KG Mölle“ e.V. 1937 im Unterstolberger Stadtteil „Mühle“, die KG „Mönsterböscher Jonge“ e.V., die Karnevals-Gesellschaft 1935 Vicht e.V. und die Karnevals-Gesellschaft Büsbach 1928 e.V. Der Name der KG „Lustige Atschinesen 1949 e.V.“ interpretiert den Ortsnamen im Lichte von Karl Berbuers Trizonesien-Song.

Andere Karnevalsgesellschaften nehmen mit ihrem Namen Eigenheiten ihres Stadtteils aufs Korn:

  • De Wenkbülle [Windbeutel] Donnerberg e.V. 1952 spielen auf den Windreichtum ihres hochgelegenen Stadtteils an.
  • KG Löstige Wolleklös Mausbach
  • Fidele Bessemskriemer [Besenkrämer] beziehen sich auf den Gressenicher Besenhandel
  • Karnevalsvereinigung „De Vennkatze“ 1949 e.V. in Venwegen

Auch in der zweiten Hälfte des 20. Jh.s und selbst am Beginn des neuen Jahrtausends zeugen Neugründungen von der ungebrochenen Freude der Stolberger am Karneval:

  • IG Breiniger Kinderkarneval 1976
  • Kinder- Karnevalsgesellschaft Fleuth
  • KG „Teuflische Jecke“ 2005 e.V.
  • Narren- und Piratengarde 2000 Vicht e.V.
  • Karnevalsgesellschaft Kupferstädter Kameraden e.V.

Karneval

In Stolberg feiert man Karneval (Fasteloovend) auf rheinische Art. Viele Karnevalsvereine haben einen eigenen Kinderprinzen. Es gibt einen Stolberger Karnevalsprinzen. Der Narrengruß lautet „(Stolbersch) Alaaf“. Die Prinzenproklamation findet im Rittersaal der Burg statt, die Schlüsselübergabe Fettdonnerstag auf dem Kaiserplatz vor dem Rathaus, ein Rosenmontagszug verläuft durch die Innenstadt, durch Zweifall und durch Breinig. Umzüge finden am Veilchendienstag in [[Münsterbusch] ]und in Schevenhütte, am Tulpensonntag durch Büsbach und am Nelkensamstag durch Werth statt.

Dialekt

Stolberjer Platt, Stolberger Platt oder - in Rheinischer Dokumenta - Schtolberjer Plat ist eine lokale Varietät der Ripuarischen Dialektgruppe.

Merkmale

Den singenden Tonfall der Mundart weisen selbst Nichtdialektsprecher aus Stolberg auf. Das Stolberger Platt teilt jedoch nicht die markantesten artikulatorischen Merkmale der Hauptvertreter des Ripuarischen, den Aachener Endschleifton („Öcher Singsang“) und das Kölsche velare L. Allerdings kann es als Brückendialekt zwischen diesen beiden regionalen Großvarietäten angesehen werden. Gerade bei den Funktionalwörtern reichen nämlich die Gemeinsamkeiten mit dem Niederländischen über Aachen bis Stolberg und bilden eine klare Grenze zum Kölsch beeinflussten Sprachraum. Sie sind auch resistent gegen den Einfluss des Kölner Dialekts, der - anders als die Stolberger Mundart - über Rundfunk, Tonträger und Fernsehen bundesweit rezipiert werden kann.

Hochdeutsch Niederländisch Aachen Stolberg Köln
zwischen tussen tüsche(n) töösche(n) zwesche
von van van va(n) vun
oder of öf öf od(e)r
Herz haart Hatz Hätz Hätz
ich habe ik heb isch hau isch han isch han
ich hatte ik had isch houe isch hott isch hott
alt oud au au aal

Phonetik

Der Stolberger Dialekt weist eine westripuarische statt einer zentralripuarischen Phonetik auf. Anders als im Kölsch kürzt er Langvokale in Monosyllaba: Mach-et jott (Stolberg) vs. Mach-et joot (Köln) und lässt auslautendes n fort: fröi-isch misch (Stolberg) vs. fröin-isch misch (Köln). Die hochdeutsche Lautgruppe -cht erscheint als -t (Naat) statt wie in Köln als -ch (Naach).

Lexik

Bei der Lexik bestehen gewisse Übereinstimmungen mit dem Öcher Platt gegen den Kölner Dialekt: „mulle“ für „reden“ (Köln: kalle, schwade) „Jejoldene“ für „gekauft“, aber auch in manchen Fällen gegen das Eischwiele Platt: Oamelseke „Ameise“ (Stolberg und Aachen) vs. Sekoamel (EW). Typische Aquisgranismen fehlen dagegen, Abweichungen sind unverkennbar: Naatsbrasseler „Nachtschwärmer“ (Stolberg) vs. Naatsbräggeler (Aachen). Eine markante Eigenheit des Stolberger Platt ist die Versicherungspartikel „ömme?“, verschmolzen aus öff net? = oder nicht?, während man in Aachen „wa?“ und in Eschweiler „ne?“ sagt. Auch beim Präpositionalgebrauch gibt es Abweichungen vom übrigen Ripuarischen.

Wortbildung

Die Endung -es, die im übrigen Ripuarischen der Derivation von Lokalitäten dient, bezeichnet im Stolberger Dialekt auch Personen: Mulles (auch Mullejan) „Vielredner“.

Gliederung

Der ripuarische Dialekt des Stadtgebiets ist keinesfalls einheitlich, sondern durch die lange politische Sonderentwicklung erst im 20. Jahrhundert zu Stolberg gekommener Gebiete sehr vielseitig. Das Wort für „Frau“ lautet etwa im Stolberger Platt „Fromesch“ (Frau-Mensch), im Breiniger Dialekt, welcher dem Öcher Platt nähersteht, dagegen „Framinsch“.

Status

Verwendung findet der Dialekt heute noch in Gedichten in der Lokalpresse, in Geschichten und Erzählungen, die meist in Organen des Heimat- und Geschichtsvereins veröffentlicht werden, in Gaststättennamen, im Karneval und bei Musikgruppen. Seine Funktion als Umgangssprache hat der Dialekt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch Schulbildung, Massenmedien und den starken Zuzug von Nichtdialektsprechern eingebüßt. Die örtliche Umgangssprache bleibt neben dem rheinischen Akzent von Wortgut und syntaktischen Eigenheiten des Dialekts beeinflusst (rheinische Verlaufsform, Genitivumschriebung mit dem sein). Das weitere Schicksal des Stolberger Platts hängt nicht zuletzt von den „Laatzeseckern“ selbst ab, so die ironische (Selbst-)Bezeichnung der Stolberger im Dialekt („die mit der <Latte> urinieren= nicht ganz einfach“).

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Weitere Persönlichkeiten, die mit der Stadt in Verbindung stehen

Ehrenbürger

  • 1893 Pastor Roland Ritzefeld (*1808, † 1900)
  • 1922 Fabrikant August Prym (*1843, † 1927)
  • 1933 Adolf Hitler (*1889, † 1945)
  • 1948 Frau Josefine Wirtz (*1868, † 1957)
  • 1955 Generaldirektor Adam Lambertz (*1881, † 1973)
  • 1955 Fabrikant Hans Prym (*1875, † 1965)
  • 1988 Bernhard Kuckelkorn (*1913, † 1989), Bürgermeister 1952-1979

Literatur

  • Bierganz, Manfred: Die Leidensgeschichte der Juden in Stolberg während der NS-Zeit, Stolberg 1989.
  • Geschichte der Stadt Stolberg in Daten, herausgegeben von Dr. August Brecher und dem Stolberger Heimat- und Geschichtsverein e.V., Beiträge zur Stolberger Geschichte und Heimatkunde Bd. 17, Aachen 1990. ISBN 3-89124-100-3
  • „… nach Auschwitz verzogen“ Stolberg: Stationen des Nazi-Terrors und der Verfolgung in einer rheinischen Kleinstadt. Eine Dokumentation der Gruppe Z – Zukunft ohne Fremdenhaß, Faschismus und Krieg.
  • Haese, Ulrich, Stolberg - Naturschutz in einer Industriestadt, Rheinische Landschaften 31, Neuss 1987.
  • Holtz, Friedrich und Birgit Engelen, Galmeiveilchen, ein Stückchen Heimat zart und angepaßt. Meyer & Meyer Verlag Aachen 2000. ISBN 3-89124-684-6
  • Krebs, Stefan: Zwangsarbeit in Stolberg/Rhld : eine erste Bestandsaufnahme. Burg-Verl. Gastinger, 2003. (Beiträge zur Stolberger Geschichte Bd. 26). ISBN 3-926830-17-4 [[4]]
  • Kutsch Franz, Stolberg, Rhld., 2. Aufl. Stolberg 1978.
  • Lohmann, Gustav, Schleicher, Kurt, Geschichte der evangelischen Kirchen in Stolberg und des Finkenberger Friedhofes, Beiträge zur Stolberger Geschichte und Heimatkunde Bd. 10, Stolberg 1957.
  • Mätschke, Dieter, Stolberger Wanderungen. Bd. 1: Durch die Kupferstadt, Meyer & Meyer Verlag Aachen.
  • Mätschke, Dieter, Stolberger Wanderungen. Bd. 2: Im Naturpark Nordeifel, Meyer & Meyer Verlag Aachen 1991. ISBN 3-89124-105-4
  • Meyer, Christian, Unterwegs in Stolberg und Umgebung. Die schönsten Fahrradtouren. Eupen 2001. ISBN 90-5433-144-5
  • Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW (Hrsg.), Umweltprobleme durch Schwermetalle im Raum Stolberg, Düsseldorf 1983.
  • Nokixel (sprich: Nohkicksel – Anagramm von Lexikon) [[5]]: Nachschlagewerk zur Stolberger Mundart (Selbstverlag)
  • Rosenbrock, Gerd, Am Baum des Lebens – eine reformierte Gemeinde in Stolberg von 1571 bis zur Vereinigung mit der lutherischen Gemeinde im Jahr 1860, Beiträge zur Stolberger Geschichte Bd. 24, Stolberg 1999. ISBN 3-926830-14-x
  • Schauerte, Heinrich, Stolberg – Industriezentrum und Kulturstadt. Fotografie: Ursula Böhmer. Herausgegeben von Bettina und Wolfgang Krüpe. Heidelberg 1990.
  • Schleicher, Karl, Geschichte der Stolberger Messingindustrie, Stolberg 1956.
  • Schleicher, Karl, Feuersturm über Stolberg, die Leiden der Zivilbevölkerung von Anfang September bis Ende November 1944; nach Aufzeichnungen, Tagebüchern und persönlichen Erinnerungen, Beiträge zur Stolberger Geschichte Bd. 22, Stolberg 1994. ISBN 3-926830-09-3
  • Schleicher, Karl (Schriftleitung), Stolberg nach dem Kriege 1945-1949, Beiträge zur Stolberger Geschichte und Heimatkunde Bd. 16, Stolberg 1988.
  • Stolberg (Rhld.) 1945-1970. Bericht über den Wiederaufbau. Herausgegeben von Rat und Verwaltung. Stolberg 1971.
  • Stolberg, wie es einst war. Herausgeber Stadt Stolberg (Rhld) aus Anlaß des 125jährigen Jubiläums der Stadtwerdung 1981. Stolberg 1981.
  • Stolberg 1985-1991. Herausgegeben von Rat und Verwaltung. Stolberg 1991.

Fußnoten

  1. Aktuelle Daten bietet eine Internetseite vom Donnerberg: [[1]]
  2. Offergeld-Thelen, Beate, Die Entwicklung der Ortsgemeinde Stolberg unter Berücksichtigung des Verhältnisses zur Unterherrschaft Stolberg, Diss. Bonn 1983.
  3. Quelle für die Kommunalverfassungen: Birgitta Gruber, Stadterweiterung im Rheinland. Kommune, Bürger und Staat als Akteure im Entstehungsprozess der Bonner Südstadt 1855 bis 1890. Diss. Bonn 2001, S. 47-50 [[2]]
  4. Willems, Franz, Die geographischen und wirtschaftlichen Grundlagen der Volksdichte und Volksverschiebungen im Kreis Aachen von 1825-1925. 1934, S. 14f.
  5. Maria Hostert, Das Schicksal der Stolberger ‚Moorsoldaten’. Nazis machen Jagd auf ‚Rote’. Stolberger Nachrichten, 26. Februar 1986
  6. Zwangsarbeit in der Grenzzone. Der Kreis Aachen im Zweiten Weltkrieg. von Thomas Müller. Aachen 2003. Printversion einer vom Kreis Aachen in Auftrag gegebenen und finanzierten Studie an der RWTH Aachen: Zwangsarbeit im Kreis Aachen, bearbeitet von Thomas Müller, Aachen 2002. [[3]]
  7. Das Versagen der Anständigen bei heise.de vom 12. Mai 2006
  8. Mätschke, Dieter, Stolberger Wanderungen. Bd. 2: Im Naturpark Nordeifel, Aachen 1991. ISBN 3-89124-105-4
Commons: Stolberg (Rhld.) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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